Cross-Skating Magazin Jahrbuch 2013 - 1. Halbjahr. Frank Röder
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Schon oft gab es Sportler, die im Training wahrscheinlich alles richtig gemacht haben, obwohl sie keine „Ahnung“ von Sportwissenschaft haben. Sie haben ein Gefühl für ihren Sport entwickelt und einfach intuitiv fast alles richtig gemacht. Ein Nachmessen und darauf basierendes folgerichtiges Beweisen der Zusammenhänge würde dann Ursachen und Wirkungen der Trainingsmethoden und der überprüften Faktoren belegen. Ein bisher fast unmögliches Unterfangen, da der Faktor Mensch sehr individuell ist und die Erfassung fast aller Leistungs- und Stoffwechselparameter eine Untersuchung fast unbezahlbar machen würde. Trotzdem bin ich als Trainer auf Messungen und Interpretationen angewiesen, um bestimmte Zusammenhänge und Wechselwirkungen zu erklären. Oft kann durch fast sicheres Ausschließen bestimmter Schlussfolgerungen (alles was einfach nicht sein kann oder unlogisch ist) die Wahrscheinlichkeit, dass eine andere Schlussfolgerung zutrifft, erhöht werden. Hier gelten nach wie vor die Prinzpien des Wissenschaftlers und Philosophen René Descartes (siehe „Discours de la méthode„). Auf solche „logischen“ Beweise müssen wir derzeit im Cross-Skating Sport noch überwiegend setzen, dazu können durchaus auch subjektive Eindrücke zur Präzisierung der Schlussfolgerungen hinzugenommen werden, wenn uns andere Parameter nicht zur Verfügung stehen.
Cross-Skating ist schon sehr „speziell“
Zu den Eigenheiten des Cross-Skating Sports gehört vor allem eine ganz spezielle Art sich zu bewegen und auf den Sportgeräten zu halten. Wer den Sport ohne Vorkenntnisse in ähnlichen Sportarten erlernt, wird irgendwann gar nicht viel darüber nachdenken müssen, denn es verbindet sich eine sportart-eigene Logik mit der Art wie wir uns bewegen – die man sich allerdings zunächst aneignen muss. Diese „spezielle Art“ geht einem, mit entsprechendem Hintergrundwissen und einer geeigneten Übungsmethodik, recht schnell in Fleisch und Blut über. Vorkenntnisse in verwandten Sportarten sind zwar nicht notwendig, aber gewisse Vorteile bringen sie trotzdem mit sich. Rollskiläufer werden die geringsten Umstellungsprobleme haben. Nordic-Skating auf Inlinern ist dagegen schon deutlich anders, ebenso wie Ski-Skating auf echtem Schnee. Wir werden in anderen Artikeln speziell auf die Unterschiede zwischen Cross-Skating, Skilanglauf und Rollskilauf eingehen.
Es geht hier heute allerdings nicht darum, die Stilunterscheide zu zeigen, sondern mit den Folgen der Stilunterschiede, also mit den etwas anderen Belastungen als in den genannten Sportarten, umzugehen. Cross-Skating unterscheidet sich vor allem durch…
eigene Bremstechnik, meist durch Wadenbremsen
mittlere bis hohe Arbeitswiderstände, die mit zunehmendem Tempo deutlich ansteigen, sogar etwas stärker noch als auf Kunststoffrollen oder auf perfekter Schneepiste
mittlere bis grobe Erschütterungen treten auf, keine Vibrationen, wie auf Kunststoffrollen, aber Cross-Skating ist auch nicht so erschütterungsarm, wie Ski-Skating. Das ist gewöhnungsbedürftig, hat aber auch Vorteile.
der Sprunggelenkbereich wird auf eine ganz spezielle Art und Weise stabilisiert
anderes Beinabdruckverhalten, das sogar mitunter einen kurzfristig geringeren Leistungseinsatz der Beine zur Folge haben kann als auf Schnee
eine spezielle Führung des Sportgerätes, die eine andere Belastung der beteiligten Muskelgruppen verursacht
„harter“ Stockeinsatz, viel härter als im Schnee, aber dadurch ist in der Regel die Oberkörperbelastung höher
grundsätzlich andere geometrische Verhältnisse durch andere Abmessung der Sportgeräte (auch durch längere Stöcke) und andere ergonomische Grundlagen
kein Kanten- und Flächeneinsatz gegenüber dem Skating-Skilauf, überhaupt benötigt man Bodengefühl statt Schneegefühl
etwas andere Haltung und Schwerpunktlage als auf ähnlichen Sportgeräten
Für und wider „Grundlagen-Ausdauertraining“
Im Ausdauersport wird eigentlich fast immer vom Grundlagenausdauertraining gesprochen. Beinahe schon zu oft, denn Kilometer sind längst nicht alles, korrekte Kilometer aber fast alles. Das bedeutet, dass kein Kilometer in schlechtem Stil oder nach einer wenig effizienten oder sinnvollen Trainingsmethode gefahren werden sollte, weil dies kontraproduktiv für das Trainingsergebnis wäre. Wenn es also einmal gar nicht richtig läuft, ist ein Abkürzen des Trainings keine Schande, sondern vernünftig. Es leuchtet daher ein, dass die eigentliche Grundlage des Cross-Skating-Trainings, das Techniktraining ist. Die „Basis“ der Leistung, unter der so oft die Grundlagenausdauer verstanden wird, ist also nicht vorrangig die reine Ausdauer, sondern ein bis zum Ende des Trainingsreizes korrekt durchgehaltener Stil. Dieser Trainingsreiz kann beim Intervalltraining einige Sekunden bis Minuten lang dauern, beim Ausdauertraining aber mitunter Stunden lang. Ohne Technikgrundlage ist aber ein reines Ausdauertraining, wie auch Tempotraining recht ineffizient und sollte gar nicht erst begonnen werden. Technik und Stil sind aber nicht Thema des Beitrages und ein vorhergehendes Üben wird hier dem Training unbedingt vorausgesetzt. Auch die so genannte Grundlagenausdauer, die man möglicherweise in anderen Sportarten erworben hat, nutzt einem beim Cross-Skating nicht allzu viel, denn die Fehler (Fehlbelastungen/Überlastungen, Ineffizienz = Tempoverlust, Sicherheitrisiken) passieren überwiegend auf Grund einer nicht ausreichend durchgehaltenen sportartspezifischen Ausdauer. Und diese spielt sich, nicht allein in den Muskeln, sondern sogar zum großen Teil im Kopf ab – nein, nicht eingebildet, sondern motorisch.
Warum hier im Folgenden nicht vorrangig Grundlagen-Ausdauertraining aufgeführt wird? Weil Ausdauertraining die leichteste Trainingsmethode auf Cross-Skates überhaupt ist, sie ergibt sich praktisch automatisch und muss kaum speziell forciert werden. Bei ehrgeizigen Cross-Skatern ist sogar eher das Gegenteil der Fall, es wird dann oft zu viel und zu gleichförmig in diesem Grundlagen-Ausdauerbereich trainiert. Doch Monotonie ist der natürliche Feind der sportlichen Weiterentwicklung. Daher muss man nur ganz am Anfang zusehen, dass man eine bestimmte Belastungsdauer im Training erreicht. Wenn man einmal so weit ist – und das geht schnell – ist das eigentliche Ausdauertraining, kaum noch ein wirkliches Problem. Wichtig ist sogar oft das setzen von gezielten Trainingspausen und trainingsärmeren Phasen, wenn man sonst mit viel Lust und Leidenschaft trainiert. Diese Trainingsmotivation darf man auch nicht verpulvern indem man immer so viel wie möglich trainiert. Es ist auch nicht so, dass die Trainingswirkung und die Gesundheit ins unendliche steigern lassen, wenn nur immer mehr und mehr trainiert, auch dabei sollte man sich vernünftige Grenzen setzen.
Fortsetzung in Artikel 199
Kurz-Ski-Skating – die Spaß-Alternative
Artikel 148, 26. Januar 2013 von Frank Röder
Abb.: Kurz-Ski-Skating auf Skateslidern
Zu Anfang sei gleich gesagt, dass Kurzski der verschiedensten Bauarten niemals mit echten Langlaufskiern konkurrieren können. Dafür wurden Langlaufski viele Jahrzehnte lang zu konsequent weiterentwickelt um Kurz-Skier als Ausdauersportgeräte auch nur annähernd vergleichbar wären. Aber Kurzski sind gegenüber den Cross-Skates in der Handhabung gar nicht so viel anders, besonders die ähnliche bis etwas größere Länge fühlt sich für uns