Flieger für Frankreich. James R. McConnell

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Flieger für Frankreich - James R. McConnell

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vorgeschlagen, die höchste Auszeichnung, mit der ein Unteroffizier oder Soldat ausgezeichnet werden kann.

      Nachdem ein Flieger sein Training abgeschlossen hat, seinen Militärflugschein erhalten hat und den Flugzeugtyp beherrscht, den er an der Front nutzen soll, wird er zum Hauptquartier der Reserve, nahe Paris, beordert und wartet dort auf seinen Marschbefehl. Kiffin Rockwell und Victor Chapman warteten dort für Monate und ich war gerade angekommen, als am 16. April die Befehle kamen, dass die Amerikaner ihrer Escadrille bei Luxeuil in den Vogesen beitreten sollten.

      Die Eile war atemberaubend. Niemals zuvor wurden in derartiger Eile Fliegerkleidung und Felljacken vom Quartiermeister angefordert, Habseligkeiten gepackt und so viel Wirbel in den Verwaltungsbüros gemacht. In ein paar Stunden befanden wir uns im Zug, schnaufend, aber glücklich. Unsere Gruppe bestand aus Sergeant Prince und denen, die zu diesem Zeitpunkt lediglich Corporals waren: Rockwell, Chapman und mir. In Luxeuil stießen Lieutenant Thaw und die Sergeants Hall und Cowdin dazu.

      Für die Veteranen war unsere Ankunft an der Front frei von Überraschungen, für die drei Neophyten[7] – Rockwell, Chapman und mich – war es der Anfang einer neuen Existenz, der Eintritt in das Unbekannte. Natürlich hatten Rockwell und Chapman viel vom Krieg auf dem Boden gesehen, aber der Krieg in der Luft war für sie genauso neuartig wie für mich. Für uns alle hielt dies unbegrenzte Möglichkeiten zum Ergreifen der Initiative und den Dienst für Frankreich bereit, und für sie musste es ebenfalls bedeutet haben, die Menschlichkeit zurückzuerhalten, die sie in den Gräben mit der Fremdenlegion verloren hatten. Rockwell resümierte bezeichnend: »Tja, nun lässt man uns auf’s Rennen los«, bemerkte er.

002

      Links nach rechts: Victor Chapman (getötet), Elliot Cowdin, Bert Hall, Lieut. William Thaw, Capt. Thénault, Lieut. de Laage de Mux, Norman Prince (getötet), Kiffin Rockwell (getötet) und James McConnell

      DAS LEBEN DER PILOTEN AN DER FRONT

      Das Leben eines Piloten ändert sich beträchtlich, wenn er die Front erreicht. Während seines Trainings ist er an Regeln und Regulierungen, ähnlich strikt wie in Kasernen, gebunden. Aber sobald er zum Dienst über der Schusslinie eingeteilt ist, wird er behandelt, wie es einem Offizier zusteht, egal welchen Rang er bekleidet. Er verfügt über seine Zeit, wie es ihm beliebt, ausgenommen die Zeit, während er fliegt oder zu der er Wache hält. Es gibt keine Appelle oder anderen militärischen Schnickschnack und anstatt eines Feldbetts besitzt er ein richtiges Bett in seinem eigenen Zimmer und er verfügt über die Dienste eines Ordonnanzoffizieres. Sogar Männer mit einem höheren Rang, die der Escadrille angehören, aber keine Piloten sind, behandeln ihn mit Respekt. Seine beiden Mechaniker handeln auf seinen Befehl. Da wir freiwillig dienen, erhalten wir Amerikaner mehr Anerkennung der äußerst wohlwollenden französischen Regierung, die dafür sorgt, dass wir von allem das Beste erhalten.

      Bei unserer Ankunft in Luxeuil wurden wir von Captain Thénault begrüßt, dem französischen Kommandanten der amerikanischen Escadrille – übrigens offiziell als No. 124 bezeichnet –, und wurden mit einem der Dienstwagen zum Flugfeld gefahren. Ich genoss diese Fahrt. Ich räkelte mich gegen die weichen Lederpolster und erinnerte mich, dass ich während meiner Ausbildungstage bei Pau nur für meine Wäsche sechs Meilen zu Fuß gehen musste.

      Die Ausrüstung, die uns beim Flugfeld erwartete, war sogar noch beeindruckender als das Automobil. Alles, von den fünfzehn Fiat-Lkws bis hin zum Büro, dem Magazin und den Erholungszelten, war brandneu. Und dann die Männer, die der Escadrille zugeteilt worden waren! Auf den ersten Blick übertrafen sie zahlenmäßig die nicaraguanische Armee – Mechaniker, Chauffeure, Waffenschmiede, Motorradfahrer, Telefonisten, Funker, Rotkreuz-Sanitäter, Schreiber! Später lernte ich, dass es insgesamt 70 waren, und alle von ihnen freuten sich, zur amerikanischen Escadrille zu gehören.

      In ihren Hangars standen unsere gepflegten Nieuports. Ich kontrollierte meine, und mit einem neuen Gefühl von Bedeutung gab ich meinen Mechanikern Befehle, mit der reinen Befriedigung, dass ich es konnte. Sich als der Besitzer eines Kampfflugzeugs wiederzufinden, ist ein großes Vergnügen, kann ich Ihnen sagen. Man gewöhnt sich aber daran, wenn man zwei oder drei – auf Kosten der französischen Regierung – verbraucht hat.

      Zimmer wurden uns in einer Villa zugeteilt, die an die bekannten heißen Bäder von Luxeuil angrenzte, wo Cäsars Kohorten waren, aber die wir nicht ausprobieren werden. Wir aßen mit unseren Offizieren, Captain Thénault und Lieutenant de Laage de Mieux, im besten Hotel in der Stadt. Ein Automobil war immer bereit, um uns zum Flugfeld zu bringen. Ich begann mich zu wundern, ob ich ein Sommerurlauber oder ein Soldat war.

      Unter den Piloten, die uns mit offenen Armen willkommen hießen, erkannten wir den berühmten Captain Happe, Kommandant der Bombergruppe bei Luxeuil. Der furchtlose Bombenwerfer, auf dessen Kopf die Deutschen einen Preis ausgesetzt haben, war in seinem Quartier. Nachdem wir vorgestellt worden waren, zeigte er auf acht kleine Boxen, die auf dem Tisch angeordnet waren.

      »Sie enthalten die Croix de Guerre für die Familien der Männer, die ich auf meinem letzten Flug verloren habe«, erklärte er und fügte hinzu: »Es ist eine gute Sache, dass Sie hier sind, um uns zu begleiten und uns zu beschützen. Es gibt hier viele Boches[8] im Sektor.«

      Ich dachte an den Luxus, den wir genossen: unsere komfortablen Betten, Bäder, Automobile, und dann erinnerte ich mich an den alten Brauch, dass man einem Opfer eine fürstliche Zeit vor dem festgelegten Termin bescherte.

      Um uns mit den sicheren Landeplätzen vertraut zu machen, wurden wir durch die Berge in den Vogesen und ins Elsass gefahren. Es war eine herrliche Gelegenheit, diese großartige ländliche Gegend zu sehen, und wir schätzten es mehr, da wir wussten, dass uns der Charme entging, während wir sie aus dem Himmel beobachteten. Aus der Luft besitzt der Boden keine malerische Wirkung. Die atemberaubende Schönheit der Val-d’Ajol, die steilen Berghänge strotzen mit einer soliden Masse aus großen Kiefern, unzählige glitzernde Kaskaden[9] stürzen herunter, am Fuße eines Abhangs wälzen sich tosende Sturzfluten durch märchenhafte grüne Wege – von einem Flugzeug aus einer Höhe von 12.000 Fuß gesehen, verblasst diese Schönheit zu flachen grünen Flecken mit einem kleinen silbernen Streifen.

      Die amerikanische Escadrille wurde nach Luxeuil gesannt, hauptsächlich, um ein Team zu beschaffen, dessen Arbeit für eine Fliegereinheit notwendig war. Außerdem brauchten die neuen Piloten eine Kostprobe der Flugabwehrkanonen, um sie mit der Arbeit über einem Schlachtfeld vertraut zu machen. Sie schossen in dem Sektor auch noch sehr gut. Thaws Maschine wurde in einer Höhe von 13.000 Fuß getroffen.

      DER ERSTE LUFTEINSATZ DER ESCADRILLE

      Die Erinnerung an den ersten Lufteinsatz, den wir als eine Escadrille machten, wird mir immer frisch im Gedächtnis bleiben, weil er auch gleichzeitig mein erster Abstecher über die Frontlinie war. Wir sollten um sechs Uhr morgens abfliegen. Captain Thénault zeigte uns auf seiner Luftbildkarte die Route, der wir folgen sollten. Da ich noch nicht über diese Region geflogen war, hatte ich die Befürchtung, mich zu verlieren. Da es leichter ist, andere Flugzeuge im Auge zu behalten, wenn man über ihnen fliegt, stieg ich so schnell wie möglich hoch, um meinen Gefährten am Heck zu folgen. Wenn jemand nicht erfahren darin ist, in Formation zu fliegen, ist es freilich schwer, in Kontakt zu bleiben. Die kleinen avions de chasse sind gerade einmal Stecknadelköpfe, wenn sie über die Landschaft darunter und den endlosen Himmel darüber dahinsausen. Die Luft war neblig und es bildeten sich Wolken. Es wirkte, als befände sich vorne eine Barriere von ihnen. Als ich jedoch nach unten sah, war der Erdboden deutlich zu erkennen, in der Distanz war alles verschwommen. Als ich über den Nebel stieg, in eine Höhe von 7.000 Fuß, verlor ich die anderen komplett aus den Augen. Selbst wenn sie nicht zusammenhängen, direkt von oben gesehen wirken die Wolken wie eine solide weiße Wolkenbank.

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