Man stirbt nur einmal. Bernhard Giersche

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Man stirbt nur einmal - Bernhard Giersche Krebstagebücher von Bernhard Giersche

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das Daumen drücken nicht geholfen. Volle Packung an Nebenwirkungen. Oberbauch zerreißt es. Ist heftige und leider vorkommende Sache. Spritzen Morphium dagegen bis nix mehr weh tut. Kacke. Muss da durch und werde da durch kommen. Karl du Arsch,...Wehr dich nicht so!

      29. September 2017

      Tja, da hat mir Heidi Christina Jaax die Katze aus dem Sack gelassen. Alles, was ich seit der Diagnose hier abgelassen habe und noch einiges mehr, ist seit heute in Buchform erhältlich. Viele Menschen fragten danach, ob es denn nicht ein Buch als Zusammenfassung geben würde, gibt es bald überall im Handel. Heidi hat sich unheimlich viel Mühe in der Herausgeberschaft gemacht und das Ganze ohne jegliche Gewinnabsicht. Sie will damit etwas Gutes bewirken und ich danke Dir, liebe Heidi für die viele Arbeit mit dem Buch.

      Es hatten im Laufe der Zeit einige Verlage deswegen angefragt, Heidi war die Erste. Das Buch gibt es bald auch als "echtes" Buch und aus Papier und natürlich wird es öffentliche Lesungen geben. Der Erlös aus dem Verkauf fließt auf ein Sparkonto. Es dient dazu, die hohen Kosten, die leider durch mein Sterben entstehen, abzumildern. Zu all dem wird es noch Informationen geben. Mir geht es heute morgen wieder ganz passabel. Wenn es so bleibt bin ich zufrieden.

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      Ursprüngliches Cover Band 1

      30. September 2017

      Vorgestern hat der Sozialdienst des Soester Klinikums eine Begutachtung für den Pflegegrad bei mir vorgenommen und beim medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) die Einstufung beantragt. Kaum vierundzwanzig Stunden später teilte der MDK per FAX mit, dass ich mindestens im Pflegegrad zwei bin. Nun bin ich also offiziell auch Pflegefall. Das macht mir durchaus komische Gefühle. Doch hinter dieser Einstufung steht auch die Tatsache, dass uns die Pflegekassen nicht im Stich lassen, sondern ungeheuer schnell, unbürokratisch und pragmatisch finanzielle und materielle Hilfe anbieten. Wer über dieses System meckert, gehört geohrfeigt. Dass ich nun erwerbsunfähiger, zu einhundert Prozent behinderter Pflegefall bin, liest sich erschreckend, ist aber nun mal so. Innerhalb von nur drei Monaten bin ich also da angekommen. Take it, like it is….

      Bereits um neun Uhr konnte ich heute das Krankenhaus verlassen. Der erste Tag der Chemotherapie, also vorgestern, war eine wahrliche Hölle. Alles, was sonst im Zeitraum von drei oder vier Tagen eintrat, das passierte nun innerhalb einer Stunde, wirklich heftig. Zwanzig Milligramm Morphium schafften Abhilfe. Danach ging es besser und die Befürchtung, dass nach dem Abklingen des Morphiums alles von vorne losgehen würde, hat sich nicht erfüllt.

      Und so sitze ich jetzt, etwas benebelt und klapprig auf den Beinen, aber guter Dinge auf dem heimischen Sofa und erfreue mich meines Lebens. Das Buch und anstehende Lesungen, die FB Beiträge und die Kolumne in der Tageszeitung halten mich auf Trab und geben mir das nachhaltige Gefühl, zum Sterben keine Zeit zu haben. Und das ist auch gut so.

      Nächste Woche habe ich etliche Termine und mehr Stress, als ein gesunder Mensch hat. Und Pläne habe ich massenweise. Kleine und Große. Nein, ich werde mich nicht überfordern, aber fordern schon. Stillstand ist doof.

      1. Oktober 2017

      Keine Zeit zum Sterben. Ich weiß nicht, in welche Richtung nun mein "Prozess" derzeit galoppiert....aber ich weiß, dass mir die Richtung gefällt. Nahezu stündlich reifen in meinem Kopf neue Pläne und Ideen zu neuen Vorhaben und ich beabsichtige, sie alle zu realisieren. Die letzte Chemotherapie war zwar am ersten Tag wahrlich ein Höllentrip, aber jetzt geht es mir fast schon fantastisch. Grundschmerz und Thrombose mal außer acht gelassen.

      Eine gute Phase bahnt sich an und natürlich macht mich das froh und glücklich. Jede Minute in dieser Qualität ist ein Riesengeschenk des Schicksals und meines neuen und guten Freundes, dem Sensenmann. Dem gebe ich jetzt mal einen Namen..."Santa Muerte" wäre ein cooler Name oder vielleicht doch lieber "Ankou", dem keltischen Begriff. Die Griechen nennen ihn "Thanatos"...klingt auch nicht übel. Mal sehen...mir fällt schon ein passender Name ein, vielleicht habt ihr ja noch Ideen? Frei heraus damit!

       Ich werde noch in der nächsten Woche beginnen, unser Badezimmer behindertengerecht umzubauen. Ich habe im Laufe meines Lebens fast jedes Handwerk ausgeführt, immer wieder dazu gelernt und ganze Häuser entworfen und gebaut, bzw. umgebaut und saniert. Da werde ich doch wohl noch einen Lokus hinkriegen, verdammt noch mal. Die ganzen involvierten Behörden haben mir attestiert, dass ich ein pflegebedürftiger Behinderter bin. So what? Ich mache es trotzdem. Vielleicht nicht so schnell wie früher und sicher brauche ich mehr Unterstützung und Leutchen, die mir beim Tragen helfen und so...aber ich werde das schaffen.

      Überhaupt muss in unserem Häuschen noch einiges gemacht werden und wenn nicht jetzt, wann dann, soll ich das erledigen? Wenn Karl mich umgerissen hat, steht Gisela alleine mit dem Renovierungsstau da, das geht GAR NICHT!!! Ergo nutze ich meine verbleibenden Ressourcen und bringe das, was wir hier im letzten Jahr begonnen haben, zu Ende. Dabei fällt mir ein: Ist jemand von Euch Klempner oder kennt jemand einen Klempner aus dem Raum Lippstadt, der mir bei verschiedenen Dingen helfen könnte? Natürlich gegen Bezahlung!

       Und noch ein Projekt: Ich habe mich entschlossen, doch noch den Motorradführerschein zu machen. Und das so schnell wie möglich. Ich hörte von "Crash-Kursen", bei denen man in kurzer Zeit intensiv auf die Führerscheinprüfung vorbereitet wird. Hat jemand einen Tipp für mich, wo ich anfragen sollte hier im Raum Lippstadt? Ich besitze die Fahrerlaubnis der Klassen B,C,D,E, habe also entsprechend fahrerische Erfahrung aus fünfzehn Jahren Reisebusverkehr, fahre seit dreißig Jahren Auto.

      Was noch? Das Buch ist ja seit zwei Tagen im Handel und es gibt bereits zwei sehr konkrete Planungen für Lesungen. Eine alte Tradition ist es, die erste Lesung eines neuen Buches aus meiner Feder in der "virtuell Reality" anzubieten. Mein Freund Thorsten Küper, ist da der unschlagbare Gastgeber und SL-Nerd. Jedes meiner Bücher wurde sozusagen in seinem Wohnzimmer durch die Lesung geadelt. Diese Live-Lesungen erlauben es jedem Menschen mit Internetanschluss überall auf der Welt dabei zu sein. Man kann durch die Lesungen in Second Life live dabei sein und natürlich auch mit den den Akteuren interagieren. Das ist besonders für die Menschen ein Segen, die weit weg wohnen oder gehandicapt sind. Am 5. November findet also die erste Lesung aus dem Buch "Kampf dem Karl" statt. Alle Informationen folgen natürlich und auch jedwede Hilfestellung für diejenigen, die sich mit Second Life nicht so auskennen. Es kann wirklich JEDER dabei sein, den es interessiert. Und das Ganze natürlich wie immer vollkommen kostenfrei.

       Zusammen mit unserer Tageszeitung "Der Patriot", für die ich seit Juli zweimal wöchentlich eine Kolumne schreibe ("Trotz Todesangst"), wird ebenfalls im November in Lippstadt eine große Lesung aus dem Buch und aus den Beiträgen der Kolumne stattfinden, möglicherweise an zwei Terminen, je nach dem, wie viel Interesse daran vorhanden ist. Bis dahin wird natürlich das Buch auch als Printversion überall erschienen sein.

      Ich glaube, befürchte fast, dass Gisela mit meinem Tatendrang etwas überfordert ist. Schatzilein, alles wird gut...!

      2. Oktober 2017

      Hammer. Erst seit kaum zwei Tagen im Handel...und seitdem Platz eins in der Liste der verkauften Bücher in der Kategorie "NONFICTION". Dazu eine erste Rezension, die trotz ihrer kurzgefassten Aussage viel ausdrückt. Ich würde mich so freuen, wenn der Entschluss, meinen letzten Lebensabschnitt mehr oder weniger "öffentlich" zu machen, anderen Menschen dabei helfen würde, mit diesen so derartig

      tabuisierten

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