Man stirbt nur einmal. Bernhard Giersche
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Nun ist es leider so, dass mir die ersten Menschen unterstellen, ich wolle nun aus meiner Krankheit Kapital schlagen und mich wichtiger machen, als ich bin. Denen entgegne ich jetzt schon: Stimmt. Wir unbekannten und kaum wahrnehmbare Autoren verkaufen alle so unglaublich viele Bücher, dass wir in Zaster schwimmen und keiner anderen Arbeit mehr nachgehen müssen. Ironie off. Sollte doch tatsächlich irgendetwas von den Tantiemen hängen bleiben, so wandert dies Geld auf mein Sparkonto. Dort spare ich Geld zusammen, um die Kosten für meinen Abgang zurückzulegen. Das letzte Hemd hat nämlich keine Taschen. Außerdem ist die Herausgabe meiner Facebook-Texte etwas, was viele Leser, Freunde und Bekannte angefragt hatten. Heidi Christina Jaax, die Herausgeberin und ich folgten damit dem Wunsch vieler Leser und haben den Preis für das e-Book so klein gehalten, wie es vertretbar ist. Von den Einnahmen werden natürlich zuerst die Kosten für den kommenden Print bestritten und erst wenn es da schwarze Zahlen geben sollte, käme was bei mir an.
Halte ich da meine erwartete Lebenszeit gegen, muss ich davon ausgehen, dass ich selbst das nicht mehr erleben werde. Soviel noch zum Thema "Reich werden mit der Krankheit". Ich gehe da jetzt mal einen Schritt, den ich in dieser Öffentlichkeit nie gegangen wäre, wenn es um meine eigenen Bücher geht. Ich bitte förmlich darum, dass die Werbung für das Büchlein geteilt und verbreitet wird. Ich bitte alle Blogger/innen darum, etwas zu dem Buch zu schreiben und zu veröffentlichen. Und noch eines. Alle Texte in dem Buch sind für alle Interessierten frei zugänglich. Sie sind frei lesbar in meiner Timeline, quasi eine Leseprobe, die das gesamte Buch umfasst. Dort ist das Buch also kostenfrei lesbar.
Die erste Lesung aus dem Buch findet am fünften November ebenfalls vollkommen kostenlos für alle Zuhörer im brennenden Theater Second-Life statt. Ohne das ich es mitbekomme, schreibe ich daran täglich weiter. Alles, was seit Dienstag der vergangenen Woche hier von mir geschrieben wurde und was noch geschrieben wird, wird in vielleicht drei Monaten als 2. Teil erscheinen. Das machen wir solange es geht, solange ich noch schreiben kann. So, das dazu. Heute Nachmittag wird die erste Real- Lesung aus dem Buch in Lippstadt geplant und festgeklopft. Dann wird es für dieses "Event" einen festen Termin geben.
Was mir fast noch wichtiger ist: Heute kommt JOSCHKA für einige Tage zu Besuch. Joschka ist eine grüne Ente und ich darf mit ihm fahren. Ich hatte in der Zeitungskolumne und auch hier einmal in einem Nebensatz erwähnt, dass ich so gerne noch einmal Haggis essen würde. Das ist eine Art schottisches Nationalgericht und absolut sündhaft lecker. Leider ist es in Deutschland nicht zu kriegen. Das Selbermachen dieser Delikatesse ist absurd schwierig und langwierig und so musste ich damit rechnen, nie wieder Haggis essen zu können. Eine Leserin des Patrioten brachte gestern einen komplett in Schafsmagen gefüllten, tiefgefrorenen original schottischen Haggis vorbei. Dazu noch die unentbehrliche Steckrübe. Ist das nicht der Hammer? Ich werde berichten, wie Gisela und ich die Haggis-Orgie begangen haben.
Karl lässt mich weitestgehend in Ruhe und mir geht es recht gut. Die kleinen Anzeichen der Krankheit spüre ich kaum noch, denn man gewöhnt sich auch an solche Dinge. Gisela und ich freuen uns auf den geplanten Urlaub, werden Mitte des Monats der Tristesse des deutschen Herbstes entrinnen und uns an einen Ort begeben, an dem die Sonne auch garantiert scheint. Euch allen wünsche ich einen sanften und guten Start in die Woche.
4. Oktober 2017
Gestern: Heute nur Kurznachricht. Bin mit Notarzt ins Krankenhaus. Illeus...
Klinikum Soest. Es ist das zweite Mal, dass mich Karl in die Knie gezwungen hat. Mir geht es beschissen, gelinde gesagt. Immerhin bin ich die Magensonde los, die wahrlich eine Quälerei war aber sinnvoll. Meine Zigaretten schmecken noch nicht, was kein gutes Zeichen ist. Mal sehen was wird. Ein Illeus ist kein Kindergarten... Ich will so gerne wieder wie auf dem Bild sein. Der Mann der besten Frau der Welt und kein Bild des Elends wie heute morgen. Von gestern ganz zu schweigen. Habt unendlich Dank für eure Wünsche und Gesten. Das hilft mir sehr wieder auf die Beine zu kommen.
Urlaubserinnerung
5. Oktober 2017
Die schlimmsten Momente dieser Krise scheinen überwunden zu sein. Gut geht es mir noch nicht aber wenigstens besser als gestern noch. Die Nacht war grausam aber ab drei Uhr trat dann Besserung ein. Heute werden noch verschiedene Dinge getan, um meinen Verdauungsapparat wieder in Gang zu kriegen. Die Chemotherapie haben wir erst einmal ausgesetzt und ich werde das Morphium erheblich reduzieren und ersetzen damit so etwas nicht mehr passiert.
Am 17.10. 2017 werde ich mit Gisela in einen Airbus 330 steigen. Daran gibt es nichts zu rütteln.
Am 5. November gibt es die Onlinelesung und am 15. November die große Lesung in Lippstadt unter der Schirmherrschaft der hiesigen Tageszeitung. Basta.
Santa Muerte muss sich gedulden. Ich kann mich nur bei euch allen bedanken. Ihr ahnt nicht, wie viel es hilft, soviel Beistand zu haben in meiner derart beschissenen Lage.
Update am Abend:
Leider ist es so, dass mein Bauchraum voller Metastasen ist, die den Dünndarm verkleben. Akuter Illeus also wegen Karl. Das ist das Ergebnis des heutigen CT. Morgen wird operiert wobei erst bei der Operation feststellbar ist, was es für Optionen gibt. Alles ist möglich. Lesungen finden statt, Reise leider nicht. Ob Daumen drücken reicht...habe Zweifel. Ich packe das!
Gisela Fischer übernimmt ab morgen, bis ich wieder handlungsfähig bin, die Tagebucheintragungen. Die ärztlichen Aufklärungen sind gelaufen. Wird eine Mörderparty....
6. Oktober 2017
Ich habe Angst. Noch liege ich hier, das OP-Hemdchen und die Kompressionsstrümpfe an und warte auf das Legen der Magensonde. Danach geht es dann in den OP. Wenn die mit mir fertig sind, werde ich sehr viel dünner sein, sagt der Chirurg. Bin aufgebläht wie ein Ballon. Aufwachen werde ich wohl auf der Intensivstation... Oh Mann, es gab bessere Tage in meinem Leben. Also Leute...Bis dann.
Update am Abend von Gisela Fischer:
Mein Bärenliebling hat die heutige Operation soweit gut überstanden. Er wird bis morgen noch auf der Intensivstation überwacht. Seine große Angst war, nicht mehr aufzuwachen oder auch noch zu ARSCHLOCH KARL einen künstlichen Darmausgang als Geschenk zu bekommen. Nein KARL,DAS HAST DU NICHT GESCHAFFT! Bernhard ist noch schwach und müde, aber er lässt Euch ganz lieb grüßen. Morgen dann wieder mehr. Und danke für eure große Anteilnahme und euren lieben Zuspruch!!!
7. Oktober 2017
Zu sagen, es ginge mir gut wäre stark übertrieben. Aber man hat mich mitsamt meiner gefühlten hundert Schläuche von der Intensivstation auf die Innere verlegt. Die Schwestern dort sind sehr lieb. Die Operationsstelle ist heftig, man hat den Dünndarm und den Dickdarm aufgeschnitten und längs miteinander vernäht. Ich habe eine Schmerzpumpe und werde