Wenn die Liebe hinfällt.... Christian Friedrich Schultze

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Wenn die Liebe hinfällt... - Christian Friedrich Schultze

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bin Sue“, erwiderte sie und ignorierte seine Hand. Sie legte ihr Frottiertuch an seine Decke und gab ihm das Buch. 'Geliebtes, dunkles Land' las er. Er erklärte ihr die Funktionsweise seines MP3-Players. Sie bugsierte den linken und den rechten Ohrhörer wie angewiesen in ihre Ohrmuscheln. Sie hat zierlich anliegende Öhrchen, konnte er dabei feststellen. Der Zombie freute sich und röhrte. Winzige Ohrstecker, Brillianten?, glänzten an ihren Ohrläppchen. Sie hatte sich schon auf ihr Tuch gelegt und mit dieser unnachahmlichen Bewegung, die das andere Geschlecht ausmacht, ihre langen, blondierten Haare in den Nacken geworfen. Sie schloss die Augen. Es sah aus, als ignorierte sie ihn.

      Sie gibt dir Zeit, sie in Ruhe zu betrachten, flüsterte der Zombie.

      Ihre Haut war im Gegensatz zu seiner glatt und sportlich gebräunt. Sie hatte feste, nicht große Brüste und einen flachen Bauch. Sie hatte schöne Füße. Sie hatte wunderschöne gepflegte Hände. Lippen, Finger- und Fußnägel waren mit einem kaum merklichen Rouge belegt. Er schätze sie Anfang dreißig, halb so alt wie er. Er drehte sich weg von diesem Bild und nahm sich ihr Buch vor. Zwei Reporter, eine Frau und ein Mann, waren durch Afghanistan gereist, um der Leserschaft einen Eindruck von diesem Land am Hindukusch, in welchem gerade die westliche Kultur verteidigt wurde, zu vermitteln. Sie interessiert sich also für sowas, dachte er erstaunt.

      Es war inzwischen hoher Mittag geworden. Sie lag mit geschlossen Augen da und hörte seinen Mozart. Er packte seine Brote und seine umfunktionierte Colaflasche aus. Sie bemerkte es.

      „Ich hab auch was mit. Wollen wir picknicken?“, fragte sie.

      „Haben sie ein Trinkgefäß, ich gebe ihnen was ab“, sagte er.

      „Also, Cola trinke ich bestimmt nicht“, entgegnete sie. Sie ging zu ihrem Platz und kam mit zwei Brötchen, verschiedenem Obst, einer Flasche Mineralwasser und einem Plastikbecher zurück.

      „Kosten sie mal!“, sagte er und goss ihr den Becher halb voll mit seinem Rotwein. „Schmeckt bestimmt gut zu ´ner Käsesemmel.“

      „Ziemlich früh am Tag“, sagte sie, nachdem sie festgestellt hatte, dass es sich nicht um Cola handelte.

      „Rotwein geht immer. Beim südlichen Nachbarn bekommt man ihn schon früh am Morgen“, erwiderte er ohne jegliches Schuldbewusstsein.

      „Ist schon gut“, sagte sie und stieß mit ihm an. „Ist ja ein guter.“

      „Verstehen sie was davon?“, fragte er.

      „Eigentlich nicht, aber trockenen Rotwein trinke ich auch ganz gern.“

      Er sagte ihr nicht, wo er ihn her hatte und wie preiswert er war. Teuren leistete er sich eher selten. Sie trank den Becher ziemlich schnell aus und legte sich, mit seinem Mozart im Ohr und geschlossenen Augen, wieder hin. Ihre Wimpern waren gepflegt und die Lider leicht grünlich getönt. Er blätterte in ihrem Buch und las das erste Kapitel. War schon merkwürdig, dass sie sich für sowas interessierte. Dann schaute er wieder in die Berge.

      Sein Gleichgewicht war im Arsch. Soweit er sich erinnerte, war es das erste Mal in seinem Leben, dass ihn eine Frau so direkt angesprochen hatte. Welchen Wahn sein Zombie aber auch erzeugen mochte, es war offensichtlich, dass sie nicht zusammen passten. Was mochte sie angetrieben haben, auf seine Decke, also - genauer gesagt, an seine Decke, zu kommen und ihm seinen Mozart abzuluchsen? Wahrscheinlich wollte sie nur seinen Platz. Es war der Beste.

      „Also, ich kann nicht einschlafen bei solcher Musik. Ist einfach zu schön“, sagte sie nach vielleicht einer dreiviertel Stunde und richtete sich dabei halb auf. Sie gab ihm den Player zurück. Er schaltete ihn aus, packte ihn in die Hülle und steckte ihn in seinen Rucksack.

      „Ich muss jetzt los. Ich bin auf ´ne Feuerwehrparty in Steinbach eingeladen. Wollen sie nicht vielleicht auch hinkommen. Ist ja nicht weit von hier“, sagte sie. Das Dorf war ungefähr fünfzehn Kilometer von Unterbach, wo er wohnte, entfernt, und gehörte zur Verwaltungsgemeinschaft.

      Er sagte: „Glaub nicht, dass mich Feuerwehrfeste interessieren.“

      „Na ja, ist schon klar. Kann ich aber ihre Nummer haben? Sie könnten mich ja mal durch die Gegend fahren. Ich bin noch nicht sehr lange hier. Sie sehen so aus, als ob sie sich auskennen.“

      „Ich hab kein Auto, ich fahre Fahrrad oder wandere“, knurrte er.

      „Mountainbike und Bergwandern sind okay, mache ich auch manchmal“, sagte sie. „Kriege ich nun ihre Nummer?“

      „Nur, wenn sie mir ihre auch geben“, sagte er.

      Sie schnappte sich ihr Badetuch und ihr Buch und ging zu ihrem Platz. Dann rannte sie runter zum See, tauchte kurz unter und schwamm eine Weile herum. Danach ging sie zu ihrem Platz, frottierte sich und zog sich an. Sie machte dabei wenig Umstände, stellte sich dicht an die junge Lärche und er sah sie kurz nackt von hinten. Der Zombie war zufrieden. Nachdem sie ihre Sachen in ihre Umhängetasche gepackt hatte, kam sie mit einem Zettel zu ihm herüber. Sie gab ihm das Papierstück mit der Telefonnummer und hielt ihm ein kleines Notizbuch hin, in das er seine hineinschrieb. Dann verabschiedete sie sich, ohne ihm die Hand zu geben.

      „Na, dann tschüs, vielleicht kommen sie doch noch nach Steinbach, es ist im Saal des Bürgerhauses.“

      Er steckte den Zettel in die Seitentasche seines Rucksacks. Als sie verschwunden war, ging er ohne Hast hinunter zum See, schwamm eine große Runde, bis ihm kalt wurde und setzte sich dann, nachdem er sich abgetrocknet und seine Shorts angezogen hatte, auf seine Decke. Wieder schaute er lange in die Berge, die inzwischen deutliche Schatten in die Schluchten warfen, und versuchte, den Zombie anzuketten, der in ihm rumorte. Was mochte diese Sue geritten haben, dass sie einfach so auf seine Decke - okay, es war nur bis an seine Decke gewesen – gekommen war?

      Früh um drei wachte er auf. Er hatte geträumt, dass er mit Claire geschlafen hatte. Er hatte ins Bett ejakuliert und hatte immer noch einen Steifen. Das war ihm lange nicht mehr passiert. Im Allgemeinen masturbierte er, wenn er merkte, dass es notwendig wurde, seine Sexualhygiene zu steuern. Dabei half es ihm, wenn er an heiße Szenen dachte, die er mit einer seiner Verflossenen erlebt hatte. Oder er legte sich einen Porno in den Videoplayer.

      Er konnte sich über sein vergangenes Liebesleben nicht beschweren. Es hatte wilde Zeiten gegeben! Und er hatte erfahren, dass die Frauen, mit denen er liiert gewesen war, stets auch selber ihre Höhepunkte gesucht hatten. Mit der Zeit hatte der Drang bei ihm aber nachgelassen. Ob das nun am zunehmenden Alter lag oder an abnehmender Neugier, konnte er sich nicht richtig beantworten. Bis zur zölibaten Enthaltsamkeit hatte er es freilich noch nicht geschafft. Aber er war gottseidank doch viel ruhiger geworden in den letzten Jahren. Die Leidenschaft hatte deutlich nachgelassen! Wie machten das die katholischen Würdenträger, die Eremiten und solche? Und nun das! Er säuberte sich und das Bett. Pheremone, die geheimen Düfte?, dachte er.

      Am Montag erschien eine SMS auf seinem Handy: „schade dass du nicht da warst, wollen wir mal radfahren? lb gr sue.“ Der Zombie knallte aus der Kette. Oskar wusste, dass es nur Chemie war. Er hatte sich mit Neurologie beschäftigt. Er kannte einiges über die Zusammenhänge zwischen Bewusstsein, Instinkten, Trieben, Gefühl und Verstand. Und den noch unbewussteren Tiefen des Gehirns. Neuerdings fürchtete er sich vor diesen Gefühlen.

      Er schrieb eine SMS zurück, in der er einen Treffpunkt vorschlug. Sie funkte Einverständnis zurück.

      Er war mit dem Bus rüber nach Steinbach gefahren und hatte sein altes Fahrrad mitgenommen,

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