eat. M. Fernholz
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Читать онлайн книгу eat - M. Fernholz страница 3
Da hat Ronny vollkommen recht. Denn Alexander war als Kind und Teenager sehr schüchtern; zumindest was Frauen betrifft. Zwar kannte er Yvonne schon seit ihrer Einschulung, und sie waren ab diesem Zeitpunkt befreundet, doch als er 15 war und feststellte, dass mehr da war als nur eine Freundschaft, verhielt er sich äußerst schüchtern und zurückhaltend. Mindestens dreimal sagte er ein Einzeltreffen mit ihr ab, stets mit irgendwelchen idiotischen Ausreden.
Einerseits wollte er ihr näherkommen, aber andererseits traute er sich einfach nicht, weshalb er manchmal auch ganz schön frustriert war. Doch er konnte einfach nicht über seinen Schatten springen.
Yvonne aber ist ja nicht doof und merkte schnell, dass Alexander einfach nur einen Rückzieher machte. Eigentlich fand sie sein Verhalten sogar ganz niedlich; ein Grund mehr, weshalb sie sich in ihn verliebte.
Eines Tages arrangierten Ronny und Vivian, die zu dieser Zeit schon ein Pärchen waren, unter einem Vorwand ein Treffen, wovon die Blonde und der Dicke natürlich nichts wussten. Letztendlich trafen die beiden Unwissenden dann aufeinander und mussten miteinander klarkommen. Schlussendlich hat es zwischen den beiden dann ja auch gefunkt.
Kaum hat Ronny ihren Namen ausgesprochen, ruft sie auch schon: »Hey, Jungs!«
Beide am Fahrzeug Stehenden schauen zum Altbauhaus. Mit zwei Taschen in den Händen und Schlafsack unter den Arm geklemmt, zwängt sich Yvonne durch den engen Zauneingang. Sie hat einen fülligen Körperbau, ist wohlgenährt. Auffallend ist ihr strahlendes Lächeln, was sie niedlich erscheinen lässt. Das dunkelblonde, leicht lockige Haar hat die 17-Jährige heute zu einem einfachen Zopf gebunden. »Ihr seid mir ja vielleicht gut«, meint sie. »Wir dürfen uns abrackern und ihr gönnt euch ´ne Pause …«
Ronny und Alexander schauen sich frech grinsend an. Tun so, als würden sie im Recht sein und ziehen auf coole Art die Schultern hoch. »Ähm, also … wir müssen nachher fahren«, redet sich Ronny raus. Und Alexander gibt seinen Senf dazu: »Genau, das ist genug Anstrengung. Wir müssen uns schonen und uns moralisch drauf vorbereiten.«
»Außerdem«, fügt Ronny hinzu, »haben wir unsere Klamotten schon verstaut. Ihr habt nur noch euer Frauenzeug.«
Die junge Frau stellt die Taschen auf dem Gehweg ab. Legt den Schlafsack oben drauf. »So, bitte schön! Das Verstauen ist euer Part.«
Nun erscheint Vivian, die zwei Gestänge sowie einen Gummiball in den Händen hält. »Von wegen Frauenzeug …!« Mit Wucht wirft die schlanke Dunkelhaarige den Ball in Richtung der beiden jungen Männer.
Vivian ist genauso alt wie Yvonne, hat aber einen modernen, frech fransigen Haarschnitt.
Mit lockerer Sicherheit fängt Ronny den ihn zugeworfenen Ball und schmunzelt lässig.
»Ihr als Ballfanatiker wolltet tatsächlich ohne ihn los?!«, erkundigt sich Vivian auf spaßig ironische Art. »Und hier …«, ergänzt sie die Gestänge hochhaltend, »ihr wolltet wohl auf dem Baum schlafen oder wie!? Hätte ich nicht nochmal nachgesehen, wäre dies für euch beide mit Sicherheit Realität geworden.« Den Mund leicht geöffnet, wobei die Zungenspitze zur linken Seite ein Stück herausragt, blickt sie zu Yvonne.
Diese bestätigt nickend und lächelt. »Du sagst es.« Im Anschluss wendet sie sich Ronny und Alexander zu. »Und nun macht eure Arbeit, ihr Sklaven!« Eine zeigende Kopfbewegung in Richtung Gepäck folgt.
»So kennt man euch beide«, reagiert Alexander. »Ihr foltert uns nur zu gern.«
»Wenn ihr euch nicht benehmt, werdet ihr noch viel schlimmere Folter erleben!«, kontert Vivian geschickt und zwinkert Ronny zu.
Und Ronny ist währenddessen schon in Gedanken versunken. Kopfkino! Kein Wunder, bei dieser Frau. Er begehrt sie, liebt sie abgöttisch. Niemals würde er sie eintauschen wollen. Er weiß genau, was er von ihr hat.
Zu seiner Freundin schauend, nickt er. Und seine Hand gleitet auf sexuelle Art über den Ball.
KAPITEL 3
Heiko hält die Augen geschlossen, als er Marianne umarmt. Mut machend streichelt er ihren Rücken, denn ihm ist bewusst, dass sie es für gewöhnlich nicht lange ohne ihn aushält. Das ist natürlich auch kein Wunder; schließlich hat sie ihren einzigen Sohn seit Jahren mindestens zweimal die Woche zu Gesicht bekommen. Dass ihr der Abschied nun schwer fällt, ist also nicht verwunderlich.
Die anderen drei Familienmitglieder hatten sich bereits verabschiedet, wobei die Phase ähnlich lange andauerte wie jetzt bei Heiko. Damit die Abschiedszeremonie jedoch nicht durch Gaffen beeinträchtigt wird, sind Jessica, Tim und Melanie schon zum Wohnmobil gegangen, um dort zu warten.
Die Türen des Fahrzeugs sind weit geöffnet. Kühler wird es so zwar nicht werden, aber der leichte Wind versorgt das Innere mit frischer Luft; die stickige wird somit nach draußen befördert, so dass die baldigen Insassen nicht schon gleich zu Beginn ihrer Reise völlig erschöpft und ausgelaugt sind.
Melanie springt spielend auf einem Bein und Tim rollt den Basketball mit den Händen um seine Hüften. Er wartet schon ganz gespannt darauf, dass es endlich losgeht. Er und seine Schwester werden die Großeltern vermissen, doch momentan können sie noch nicht einschätzen, wie lange es dauern wird, bis es zu einem Wiedersehen kommt. Somit ist der Schmerz des Abschieds nur gering. Und derzeit überwiegt die Freude des Aufbruchs in eine für sie neue Welt einfach.
Anders ergeht es natürlich den Erwachsenen. Sie wissen, dass sie tausende Kilometer voneinander entfernt sein werden und sich nicht einfach mal spontan besuchen können. Theoretisch ist zwar alles möglich, aber wer kann die dann aufkommenden finanziellen Ausgaben schon stemmen, vor allem in der heutigen Zeit, in der jeder darauf achten muss, sein Geld beisammenzuhalten.
Eine Hand hat Heiko auf Mariannes Schulter abgelegt. Aus ihren Augen rinnen ein paar Tränen, woraufhin er zu ihr spricht: »Sei nicht traurig, Mutter! Wenn die Kinder ihre nächsten Ferien haben, kommen wir euch besuchen. Und zum Jahreswechsel seid ihr bei uns herzlich willkommen; wir laden euch ein. Dann könnt ihr in Venedig endlich mal mit den Gondeln fahren.« Die Mundwinkel zieht er freudig hoch. Dadurch will er seiner Mutter ebenfalls ein Lächeln entlocken, zumindest aber die gedrückte Atmosphäre lockern.
Marianne nickt, wobei ihre Lider vor Traurigkeit zucken. Noch einmal entweicht ihr ein Schwall kullernder Tränen, die sie zitternd mit einem Taschentuch wegwischt. Am liebsten würde sie ihren Sohn samt Jessica und die Kinder hierbehalten wollen, doch ihr ist vollkommen klar, dass sich die Zeiten geändert haben und Chancen, die sich bieten, genutzt werden sollten. Schweren Herzens muss sie die junge Familie gehen lassen.
»Also, macht´s gut«, wünscht Heiko nochmals. »Ist ja kein Abschied auf Ewig.« Er wendet sich Anton zu, umarmt ihn und klopft ihm kumpelhaft auf die Schulter, um die sentimentale Stimmung ein wenig zu lösen.
Anton hat die Geste seines Sohnes verstanden. Beherrscht reagiert er: »Viel Glück, euch! Fahrt vorsichtig und passt auf euch auf!« Seinen Arm legt er Trost spendend um Marianne, drückt sie fest an sich.
Heiko geht aufs Wohnmobil zu und winkt. Auch Jessica und die Kinder verabschieden sich auf diese Art und Weise nochmal. »Tschüs …, Oma und Opa«, rufen Tim und Melanie, bevor sie einsteigen.
Nun entweicht auch Anton eine Träne. Zusammen mit seiner Frau winkt er zurück. Beide lehnen die Köpfe seitlich aneinander, als die Türen des Wohnmobils zuknallen und der Motor anspringt.