Drei Monate in Dixie. Arthur James Lyon Fremantle
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Nach der Parade fanden wir uns bei Colonel Luckett ein, mit dem wir auf das Wohl des Regiments tranken. Hiernach nahmen wir ein sehr schmackhaftes Abendmahl mit General Bee ein; die Colonels Luckett und Buchel waren ebenfalls zugegen. Letzterer ist ein waschechter Glücksritter. Er hat in den französischen und türkischen Heeren gedient, ebenso in den Carlistenkriegen und den mexikanischen Revolutionen und mir wurde gesagt, er habe sich schon in so manchem Ehrenhandel seinem Kontrahenten gestellt. Trotzdem ist er ein stiller und bescheidener kleiner Mann und obgleich er ein überzeugter Südstaatler ist, begegnet er den Yankees mit weitaus weniger Hass als Luckett.
Gegen 22.00 Uhr begaben Kapitän Hancock und ich uns zu einem Ball, den die Würdenträger der "heroica y invicta ciudad de Matamoros" (wie sie ihre Stadt zu nennen pflegen) zu Ehren der französischen Niederlage veranstalteten. General Bee und Colonel Luckett wohnten der Festivität ebenfalls bei und ihre Einladungen stellten die erste höfliche Geste dar, die ihnen seit der Grenzverletzung in der Davis-Montgomery-Affäre erwiesen wurde. Sie trugen unauffällige Kleidung und führten verborgene Pistolen mit sich, um auf mögliche Unannehmlichkeiten vorbereitet zu sein.
Wir alle nahmen eine Kutsche von Brownsville zum Konsulat und betraten den Ballsaal als Gruppe. Die Fassade der Stadthalle war prächtig geschmückt und ein riesiges Plakat prangte an ihr, auf dem die liebenswerte Parole "Muera Napoleon – viva Mejico!" geschrieben stand. In Abständen wurden Feuerwerkskörper und Knallfrösche gezündet, die jedoch nicht immer planmäßig explodierten. Auf dem Vorplatz hatte man einen Triumphbogen errichtet, der eine Inschrift des ungefähren Wortlautes "Die schwächlichen Nationen Europas mögen erzittern" trug. Ich freundete mich mit dem Gobernador und dem Administrador an, welche beide bestrebt waren, mich zum Tanzen zu verleiten. Ich lehnte allerdings taktvoll ab mit der Begründung, dass wir Europäer nicht in der eleganten Art der Mexikaner zu tanzen verstünden. Kapitän Hancock war entsetzt, als der verschwitzte Gobernador (der nebenbei noch einen kleinen Laden führt) seine Absicht kundtat, mit sechsen seiner Freunde die Immortalité zu besichtigen und einige Nächte an Bord zu verbringen.
Die Tänze ähnelten einer Art langsamem Walzer und zwischen den einzelnen Tänzen reihten sich die Mädchen entlang einer Wand auf und es war niemandem gestattet, sie anzusprechen. Die meisten von ihnen waren unscheinbare, übermäßig geschminkte Dinger, die in lächerlichen Kleidern steckten.
09. April 1863 (Donnerstag): Kapitän Hancock und Mr. Anderson brachen zur Mittagszeit in Mr. Behnsens Kutsche nach Bagdad auf.
Um 11.30 Uhr setzte ich nach Brownsville über und dinierte gegen 13.00 Uhr mit den Colonels Luckett, Buchel und Duff. Da wir alle Colonels waren und uns gegenseitig tout court mit "Colonel" ansprachen, war es recht mühsam, den jeweiligen Gesprächspartner zu identifizieren. Man gestand freimütig ein, dass Brownsville wohl als das turbulenteste Städtchen in Texas gelten könne, welches wiederum der gesetzloseste Staat der Konföderation sei, jedoch beteuerte man mir auch, dass noch niemals ein Mann beleidigt oder belästigt worden sei, der nicht selbst ein Schurke war. Trotzdem erfreut sich hier die Rechtsprechung durch Niederschießen und Aufhängen großer Beliebtheit und scheint in einem dermaßen spärlich bevölkerten Staate auch tatsächlich eine Notwendigkeit zu sein, da sich hier all jene Desperadoes sammeln, die aus den zivilisierteren Landstrichen vertrieben wurden.
Colonel Luckett überreichte mir ein Schreiben an General Van Dorn, den man hier als das hehre Idealbild eines Kavalleristen betrachtet. Ich erfuhr, dass die Südstaatler die Yankees seit jeher als eine an Mut und Ehrgefühl unterlegene Rasse verachten.
Um 15.00 Uhr ritten Colonel Buchel und ich zu Colonel Duffs Lager, welches etwa 20 Kilometer entfernt liegt. Man gab mir einen mexikanischen Sattel, dessen Form einen zwingt, nahezu aufrecht stehend zu reiten. Die Steigbügel hängen sehr tief und direkt unter dem Reiter, was die Position der Füße nach hinten verlagert.
Duffs Regiment nennt sich die "Partisan Rangers". Obgleich es aus prächtigen Burschen besteht, bietet es bei einer Parade einen enttäuschenden Anblick, da die Männer nur unzureichend gedrillt und gänzlich uneinheitlich gekleidet sind. Ihre Bewaffnung besteht aus Karabinern und Sechsschüssern.
Ich sah einige Männer, die von einem 500 Kilometer langen Erkundungsritt gegen die Indianer zurückkehrten. Sie sagten mir, dass sie für gewöhnlich jeden Indianer skalpierten, der ihnen in die Hände falle und dass sie noch keinen verschont hätten, da die Indianer eine vollkommen unzivilisierbare und grausame Rasse seien. Von den Indianern haben sie die Gewohnheit übernommen, sich auf eine höchst sonderbare Art auf ihre Fersen niederzusetzen. Sie bieten einen kuriosen Anblick, wenn mehrere von ihnen dergestalt in einer Reihe oder einem Kreis beisammen sitzen.
Zuvor war das Regiment dazu eingesetzt worden, einen Aufstand der Unionisten in Texas niederzuschlagen. Ihr tiefer Hass trat deutlich zutage, wenn sie von den "Renegadoes" (wie sie die Aufständischen nennen) sprachen, welche hauptsächlich aus Deutschen bestanden. Als ich anmerkte, man hätte wohl daran getan, den Leichnam von Montgomery ein wenig sorgsamer zu vergraben, widersprachen sie mir mit Nachdruck und sagten, man hätte ihn überhaupt nicht begraben, sondern als Abschreckung für andere Tunichtgute baumeln lassen sollen.
Hinsichtlich der Zufriedenheit ihrer Sklaven zeigte mir Colonel Duff etliche von ihnen, die ihren Herren in den Krieg gefolgt waren und die lediglich den Fluss überqueren müssten, wenn sie die Freiheit wünschten.
Colonel Buchel und ich schliefen in Colonel Duffs Zelt und während der Nacht brachte man uns ein Ständchen dar. Die Offiziere und Männer sangen wirklich ausgesprochen harmonisch und sie beschlossen ihre Darbietung mit "God save the Queen"!
Colonel Duff stammt aus Perth. Er war einer der Hauptakteure bei der Sezession des Staates Texas und erzählte mir, sein Bruder sei Bankier in Dunkeld.
10. April 1863 (Freitag): Bei Tagesanbruch erhoben wir uns von unserem Nachtlager und bald darauf ließ Colonel Duff einige seiner besten Männer ein Spektakel aufführen, in dem sie jene texanische Reitkunst zur Schau stellen sollten, auf die sie so stolz sind. Ich sah, wie sie Rinder mit dem Lasso einfingen, sie in vollem Galopp am Schwanz packten und sie dann niederwarfen, indem sie sie auf die Seite wirbelten. Diesen Kniff nennen sie "tailing". Sie können aus dem vollen Galopp heraus kleine Gegenstände von der Erde aufheben und sind auf ihre eigene, seltsame Art zweifellos hervorragende Reiter, aber sie gestanden mir, nicht auf englischen Sätteln reiten zu können und Colonel Duff erzählte mir, dass sie es nicht fertigbrächten, einen Zaun zu überspringen. Sie waren alle begierig, mein Urteil über ihre Kunststückchen zu hören und die Selbstverständlichkeit, mit der die ihr unerschütterliches Selbstvertrauen zur Schau stellen, ist ausgesprochen amüsant.
Um 09.00 Uhr ritten Colonel Buchel und ich zurück nach Brownsville. Wir kamen zweimal vom rechten Wege ab und waren von einer Staubwolke umhüllt, weswegen es kein sonderlich angenehmer Ritt war. Der arme Kapitän Hancock ist gezwungen, die Annehmlichkeiten Bagdads noch etwas länger zu genießen, denn unter den gegenwärtigen Windverhältnissen ist die Sandbank selbst für den kühnsten Seemann unpassierbar.
Am Abend offenbarte uns im Konsulat ein an dieser Stelle ungenannter Herr (ein texanischer Unionist oder Renegado) seine Ansichten, während er sich ungehemmt aus der Brandyflasche bediente. Er schloss jedoch mit dem Trinkspruch: "Wer auch immer kämpfen will, möge dies tun – ich gehöre nicht dazu."
11. April 1863 (Samstag): Heute Morgen suchte uns der namenlose Unionist auf und bekannte reuevoll: "Colonel,