Aus den Tagebüchern eines Inka Priesterschülers und Xervantes Indianers. Owawe Manitu
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-Auszug aus dem Artikel "True Greed", Newsweek vom 1. Dezember 1986, S. 48-
„Greed is all right, by the way. I want you to know that. I think greed is healthy. You can be greedy and still feel good about yourself.“
Wie Gekko im Film, setzte ich Vermögen mit Anerkennung gleich und Anerkennung hieß für mich einen großen und bedeutsamen Freundeskreis zu haben. Mein Gespür für das Gute, meine Intuition und mein innerer Sensor – das „Bauchgefühl“ - hatten dem Streben nach der Gewinnmaximierung Platz gemacht und ich wurde im Geiste zu einer Marionette der Gier. Ich lebte zu dieser Zeit ganz ohne ein spirituelles Bewusstsein und hielt es für erstrebenswert, ein Leben im materiellen Überfluss auf Hawaii oder den Bahamas zu führen.
Tja, mein Tagebuch, was ich damals nicht ahnte, kam sehr unerwartet und plötzlich in mein Leben: Die Frage nach dem Sinn meines Lebens. Die Ahnung darüber, was Menschen wirklich antreibt und wie viel ich von meinem materiellen Reichtum wirklich einmal „mitnehmen“ würde können, kam in mein Leben wie ein Windzug, der eine Wohnungstür zuschlagen lässt. Ich mochte einen Luftstrom gespürt haben, eine leichte Bewegung der Tür, aber niemals hätte ich erwartet, dass sich daraus eine solche Energie entwickeln könne. Sicherlich hinkt der Vergleich mit der zuschlagenden Tür auf den ersten Blick ein wenig, denn selbstverständlich trug auch ich schon sehr früh eine Gabe in mir, aber die Zeichen wurden von mir nicht einmal in einem Hauch von Empathie wahrgenommen und auch sonst nicht gedeutet.
Heute, mein blitzblankes Tagebuch, sitze ich vor Dir als ein bekennendes Medium und folge der Energie, die mich ständig umgibt auf einer Reise, wo nicht das Ziel, sondern der Weg die Erfüllung ist. Wer weiß schon, wohin mich meine Reise hinführt, mein liebes Papier? Das Schöne daran ist: ich möchte es nicht wissen! Ich möchte meinen Impulsen folgen, wohin immer sie mich weisen. Ich frage mich im Moment, wie viele dieser Impulse mir wohl erlaubt sind und wie weit ich diesen Impulsen freien Raum geben kann und soll? Wir werden es gemeinsam herausfinden!
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Es ist warm. Ein Wassertropfen fällt auf Dich, mein schönes Tagebuch. Ein Weiterer folgt. Mein Blick schweift in Richtung Balkon über mir. Ein nächster Tropfen erwischt das kleine „a“ von dem gerade geschriebenen Wort „Tagebuch“. Ja, ich war gerade dabei zu beschreiben, wie Du, mein kleines Tagebuch, wieder bereitstehst und wie ich Dir, wie eine Person, die mir gegenüber sitzt, Dinge anvertraue, die ich so in der Öffentlichkeit nur schwer aussprechen könnte. Tja, und jetzt wird dieses Vorhaben durch meinen Nachbarn gebremst, der wohl wieder seine Balkonpflanzen ertränkt.
Wer mag schon gern in der Öffentlichkeit sagen, dass er Angst verspürt? Will sich ein Mann nicht eher als letzter Krieger darstellen, der angstlos wie ein Panther auf sein nächstes Opfer lauert? Tja, ich habe meine Angst! Das klingt nach mir, ich beginne am besten damit, über meine Angst zu schreiben oder über die Angst vor der Angst. Die Angst. Sie ist allgegenwärtig, klein, GROSS, DICK oder dünn. Sie wird verleugnet und beseitigt oder einfach nur wegdiskutiert. Stelle ich mich der Angst, sage ich einmal: „Hallo Angst, wie geht es dir?“
Ich bin fest entschlossen, die ANGST zu beschreiben. Ich möchte damit beginnen, zu erklären, warum ich beispielsweise Angst habe, schlechter oder nicht gut genug als die anderen zu sein. Der logische Schluss wäre, dass ich versuche, besser als ein anderer zu sein. Aber ich folge nicht der Logik. Zumindest nicht in diesem Punkt, denn „Es ist nicht wichtig, besser zu sein als alle anderen in meinem Umfeld, aber es ist wichtig, besser zu sein als ich es gestern war“.
Diese Weisheit versuche ich täglich zu leben und versuche damit, dem Ideal – ein glasklarer Kristall zu sein – etwas näher zu kommen. Dabei verschwindet die Angst, denn sie bekommt ab jetzt keine Nahrung durch die Vergleiche mit anderen Personen mehr. Es steckt so viel in diesem Satz, der schon verschiedene Varianten erfahren hat und den wohl jeder kennt in der einen oder anderen Poster Variante am Arbeitsplatz: „Wer aufhört, täglich besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein!“ Im Prinzip geht es um das Gleiche, denn es scheint die angstlose Motivation und die Reflexion der eigenen Leistung zu sein, die uns bewegen soll. Die ständige Vervollkommnung der Einstellung, Toleranz, des eigenen Verhaltens, der Erinnerung an die wichtigen Körperfunktionen und deren Signale des Geistes.
Es geht nicht darum, mit diesem Satz das Anhäufen von materiellem Wohlstand zu rechtfertigen, besser zu sein im Sinne von Haben, denn das hat mit besser sein gar nichts zu tun. Ja, wenn ich es mir richtig überlege, dann kann ich den Satz auch für mich zusammenfassen mit: „Ich tue es auf meine Weise, also tue ich es ohne Angst.“ Ich darf mich somit nicht mit anderen vergleichen, sondern nur mit mir selbst um das Glück zu erfahren. Und so überprüfe ich täglich, ob ich dem „besser als gestern sein“ schon etwas nähergekommen bin. Es ist nicht so leicht, wie es sich anhört. Oder ist es doch ganz einfach? Was wäre, wenn ich unendlich viel Zeit hätte, also keinerlei zeitlich motivierter Druck entstünde, diese Aufgabe zu lösen? Ja, das wäre etwas Tolles. Ich könnte einen total falsch gelaufenen Tag einfach beiseiteschieben mit dem Kommentar: „Was für ein Scheißtag! Morgen oder in 10000 Jahren wird es besser bzw. dieser Tag Geschichte sein!“ Ich hätte mich damit der Angst entledigt, es nicht „rechtzeitig“ zu schaffen. „Es“ und „rechtzeitig“ im Sinne von „vor dem Tod“? Oh je, der Tod. Was für ein Wort in hartem Gewand. Da ist die liebe Angst wieder da: „Guten Tag, liebe Angst, ich habe Dich vermisst!“
Ich habe mir diese Frage sehr lange gestellt. Die Frage, warum die Angst denn ständig um mich herum war und ist, und es wäre das Ende dieses Tagbucheintrags, wenn ich schon jetzt das Ergebnis wüsste. Aber eines lässt sich schon jetzt sagen: Ich muss immer und immer wieder das HIER und das JETZT begreifen. Was für ein kluger Spruch: das Hier und Jetzt begreifen. Was sollte daran denn so schwer sein? Für mich ist es jedenfalls eine Lebensaufgabe geworden. Mehr als vierzig Jahre lang habe ich nicht verstanden, was das bedeutet, aber heute bin ich meiner Wahrheit etwas näher gekommen.
Der Weg dorthin war beschwerlich, aber auch so ereignisreich und damit voll von wertvollen Erfahrungen. Mir hat die Frage geholfen, wie sich der Tod anfühlt. Schon als Kind trieb mich diese Frage fast in den Wahnsinn, denn ich war eingesperrt in einen Konflikt und war in einem Dilemma. Auf der einen Seite hatte ich solche Angst vor dem Tod, dass ich oft als Kind sehr lebensmüde und depressiv wurde – was um mich herum keiner bemerkte. Aber Selbstmord war keine Option, es hätte mich dem Tod nicht nur näher gebracht, sondern ihn garantiert eintreten lassen, also genau das, wovor ich eben solche Angst hatte. Also was tun? Ich entschied mich zu leben und zu lernen und mit beiden Händen die „Blumen“ durchs Leben zu tragen. Die Blumen im Leben zu tragen, so besagt ein japanisches Sprichwort, bedeutet, dass man sich bei ihrem Anblick stets erfreut und somit dem Zustand des Glücks oder der Zufriedenheit mit sich selbst näher kommt. Also kurz und knapp gesagt: „Höre auf Owawe glücklich werden zu wollen. SEI es!“