Überleben im Überfluss. Rob Kenius
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Wenn wir also Konservierungsstoffe zu uns nehmen, die Fäulnis und Pilzbefall verhindern sollen, indem sie Mikroorganismen abtöten, dann beeinträchtigen wir direkt dieses Mikrobiom im Darm. (Ärzte sagen Verdauungstrakt.) Die Verdauung wird langsamer und unvollständig.
Möglicherweise fehlen uns dann bestimmte Elemente oder Betriebsstoffe. Andere Bestandteile, die von den Darmkulturen hätten abgebaut werden sollen, sind in zu hohem Maße vorhanden. Das kann nicht gut ausgehen.
Konservierungsstoffe haben grundsätzlich nichts zu suchen in unserem Verdauungssystem.
Einer der Vorteile der modernen Konsumwirtschaft ist, dass wir neben dem Überangebot an Umsatzbringern eine Vielfalt von frischen Lebensmitteln vorfinden, die uns über die modernen Transportwege erreichen. Konservierungsstoffe sind von gestern.
Um den Nachteil von künstlichen Geschmacksverstärkern zu erkennen, erst einmal die Frage: Wozu sind Geschmacksverstärker da?
Sie dienen wie die Farbstoffe der Täuschung des Konsumenten. Etwas soll stärker schmecken als es ist. Eine Tütensuppe soll mehr nach Fleisch schmecken, als Fleisch drin ist. Ein Soße soll nach wertvollen Zutaten schmecken, die nur in Spuren vorhanden sind.
Warum ist das für den, der es genießt, ein Nachteil?
Es verfälscht den eigenen Geschmack und verhindert die Beurteilung der Inhalte von Lebensmitteln. Diese Beurteilung richtet sich bei Mensch und Tier instinktiv nach Geruch und Geschmack. Das natürliche Urteilsvermögen der Sinne wird durch chemische Zusätze gezielt überlistet oder ausgeschaltet.
Wer sich sehr an Geschmacksverstärker gewöhnt hat, braucht für alles, damit es ihm schmeckt, eine Soße, ein Ketchup, ein Pülverchen oder einen Spritzer aus einer Flasche mit Würz-Flüssigkeit. In diesen Produkten, zum drüber Streuen und drauf Spritzen, sind die fragwürdigen Bestandteile systematisch hinein gearbeitet und kombiniert, wahrscheinlich gleich in der höchsten erlaubten Konzentration und sie bringen den Markenherstellern hohen Gewinn.
Wir wollen daraus keine Wissenschaft machen. Ist uns die Liste der Ingredienzien eines Produktes zu lang, kaufen wir was anderes, das Angebot ist groß genug; am besten gleich frisches Gemüse und Obst plus Kartoffeln, Zwiebeln und Knoblauch, da sind (bis jetzt) weder Geschmacksverstärker noch Konservierungsstoffe drin.
Für diejenigen, die sich für gesundes Essen (auch vegetarisch und vegan) und die Zubereitung interessieren, hat der Autor bereits ein E-Book im Verlag Bärenklau veröffentlicht: Kochen ohne Buch.Infos und Leseproben hier: kritlit.de/kob/kob.htm
1.07 Zeit und Zeitvertreib
Essen und Trinken gehören zu den wichtigsten Lebensfunktionen. Wenn du Speisen selber zubereitest, dann hast du am Ende etwas auf dem Tisch, wo du jede Zutat genau kennst; du weißt wie es voher ausgesehen hat und wo es herkommt. Dieser genaue Überblick über die Zutaten ist effektiver, als der gehobene Konsum von Bio-Artikeln, bei denen heute in den entsprechenden Regalen auch schon Überfluss herrscht; insbesondere bei Tüten-Müsli, Nüssen, Süßigkeiten und Knabber-Artikeln.
Wenn du von natürlichen Substanzen ausgehst und das Essen selber zusammenstellst, kannst du dich schnell auf die eigenen Instinkte verlassen. Was gut riecht und gut schmeckt, ohne Geschmacksverstärker und künstliches Aroma, ist auch gut für deinen Körper.
Woher aber sollen wir die Zeit dafür nehmen?
Wer meint, zu wenig Zeit zum Leben und Überleben zu haben, kann sich die Zeit leicht bei der Unterhaltung, überwiegend beim Fernsehen, zurückholen; denn das meiste dort ist überflüssiger Zeitvertreib bei untätigem Herumsitzen.
Kein Mensch braucht mehr als zwanzig Kriminalfilme in seinem Leben zu sehen. Es ist immer das Gleiche:
Erst geschieht ein geheimnisvolles Verbrechen, das so im normalen Leben nicht vorkommt, und dann wird dieser Fall, nach einigen Irrungen und Wirrungen, mit ein paar Schüssen, einer Autojagd, etwas Quälerei und einer verstümmelten Leiche, ganz am Ende vom Helden der Geschichte aufgeklärt. Der Täter ist ein anderer, als man anfangs gedacht hat. So etwas schaut man sich ab dem Alter von zwölf Jahren vielleicht zwanzigmal an und hat irgendwann genug davon.
Beim Volkssport Fußball genügen fünfzig Spiele auf dem Bildschirm. Erst braucht man zehn Spiele, bis man die Regeln versteht, dann zehn, die man mit Interesse verfolgt, weitere zwanzig sind vielleicht angesagt, wenn man eine Mannschaft favorisiert, zum Beispiel die Deutsche Nationalmannschaft oder FC Ingolstadt 04, und die letzten zehn Spiele schaut man sich nur noch an aus Geselligkeit, weil Familienangehörige oder Freundinnen dabei sind, die sich das partout anschauen möchten.
Wenn man die Dreißig erreicht hat, ist bestimmt genug Fußball in der Erinnerung abgespeichert. Alle möglichen Spielzüge, einschließlich Elfmeterschießen, Handabwehr auf der Torlinie und Schwalben, die der Schiedsrichter nicht bemerkt hat, all das hat man gesehen und es reicht fürs Leben. viel Bier trinken und Erdnüsse knabbern ist sowieso ungesund, man kann das aber auch haben, ohne auf den künstlichen Rasen zu starren.
Das Überflüssigste am Fußball sind übrigens die anschließenden Interviews, um die Zuschauer weiter auf der Couch festzuhalten. Die Interviews sind noch überflüssiger als Stadion-Reklame. Da wird nicht nur verhindert, dass die Leute selber Fußball spielen, was zu empfehlen wäre, sondern auch, dass sie über den Fernsehfußball nachdenken und miteinander reden.
Ohne Dauerfernsehen hat der Mensch jeden Abend zwei oder drei Stunden zur persönlichen Verfügung, in denen er sich für das Überleben im Überfluss fit machen kann, zum Beispiel beim entspannten Kochen von gesundem Essen. Das ist dann die Flucht aus der Überflüssigkeit der Fernsehunterhaltung in die Notwendigkeit des Überlebens bei guter Ernährung.
2. Die Medien-Massage
2.01 Unsichtbare Verbindungen
Neben dem Überfluss an Lebensmitteln verursacht der Überfluss an Information für die Menschen in der Überflussgesellschaft die größten Irritationen. Das Fernsehen wurde als Unterhaltungsmedium gerade schon erwähnt, es war lange Zeit für die meisten auch die beliebteste Nachrichtenquelle.
Dass sich die täglichen Nachrichten im Fernsehen aber in zwanzig Jahren ganz allmählich gewandelt haben, geht immer mehr Zuschauern auf. Junge Leute verstehen nicht mehr, warum ihre Eltern und Großeltern sich im Fernsehen informieren; denn längst ist der Punkt erreicht, wo diese Nachrichten für kritische Bürger uninteressant geworden sind.
Die Berichterstattung ist von oben gesteuert; sie begünstigt deutlich die Regierung und Parteien. (Nicht nur die regierenden Parteien.) Das fällt zunächst nicht so krass ins Auge, weil mehrere Parteien begünstigt werden und nicht nur eine Partei wie früher in der DDR und im Dritten Reich. Das Fernsehen hat sogar nachgeholfen, dass die FDP wieder Fuß fassen konnte. (Dahinter könnten Neoliberale Interessen stecken, die bekanntlich immer noch die Welt beherrschen.)
Alles, was gegen die Positionen des Mainstream Stellung bezieht, hat es schwer, in den Medien an die Oberfläche zu kommen.
Es braucht offenbar Massenproteste, aggressive Polizei im Großeinsatz und die Fotos von harmlosen Demonstranten in Freizeitkleidung, denen einem Block von Polizisten in Panzerkleidung gegenüber steht, oder immer wieder das Bild von Menschen, die vor Wasserwerfern fliehen wie Insekten vor der Giftspritze. So zeigt sich der Obrigkeitsstaat in Bildern, ohne dass offizielle Nachrichten aus Polizeiquellen die Situation umdeuten