Die Expedition. Axel Schade
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Shabbadag genoss den Anblick seiner Heimatstadt Terrarium im Morgenlicht. Er sah durch ein am Geländer der Dachterrasse montiertes Fernguck. Terrarium ist auf acht Hügeln erbaut. Auf sieben davon stehen in bunten Reihen kleine Häuser aus Holz. Der achte Hügel, der Griesberg war, ausgenommen vom Oberstübchen, unbebaut. Shabbadag suchte den Rambazambaweg auf dem Goldhügel. Dort wohnte er. Als er mit dem Fernguck das rote Dach der „Engelchen Flieg Grundschule“ entdeckte, musste er ein wenig nach links schwenken, dann fand er sein kleines Blaues Haus mit dem gelben Dach. Im Tal darunter befinden sich Firmen und Geschäfte. Die beliebte Einkaufsmeile, die Hastemalnemarkeystraße, zieht sich schnurgerade lang und breit durch das Tal. Es reiht sich Laden an Laden. Shabbadag erkannte KALINKA – Das Schuhhaus für Rechtsfüßer. Das Geschäft läuft seit seiner Eröffnung eher hinkend. Mit einem Bein steht Inhaberin Takko Zalando immer kurz vor dem Konkurs. Sie arbeitet hart für jeden Schniedi, den sie verdient. Frau Zalando hält sich dank einer „Gabe“ finanziell über Wasser. Sie ist eine, über die Stadtgrenze hinaus bekannte, „Seherin“! Sie liest in Schuhen und Handtaschen und sagt leichtgläubigen Damen auf diese Weise die Zukunft voraus. So erwirtschaftet Takko Zalando einen einträglichen Nebenverdienst.
Neben KALINKA befindet sich das WATTGUCKSTE Programmkino. Leicht zu erkennen wegen seiner markanten Leuchtreklame, die zu Werbezwecken an der Fassade montiert ist. Shabbadag wusste, dass in diesem Monat „A. Gent“ Filme auf dem Programm standen. Den musikalischen Spion mit der Lizenz zum Flöten, spielt Fischfried Otter. Rechts vom Kino findet man das Büro der „Gesellschaft zur Rettung Fischsüchtiger (GzRF)“. Dort kümmern sich Fachkräfte um Esssüchtige mit maritimer Störung. Die Lage des GzRF hielt Shabbadag für unglücklich, da es ans Fischgeschäft von Kalli Maris grenzt. Dann folgt der Schönheitssalon HUPENMACHER. Der ist auf dem ganzen Planeten bekannt für ästhetische Brustvergrößerungen und von Meisterhand gefertigte Dessous für Übergrößen. Der Inhaber, Heiner Hütte, kommt ursprünglich aus der Stahlbranche. Er ist gelernter Schmied und arbeitete jahrelang als Härter in einer Nippel Fabrik. Vom Nippelhärter zum Hupenmacher ist es nur ein kleiner Schritt und durch Fernstudium leicht zu erlernen.
Rechts vom HUPENMACHER reihen sich eine Briefkastenfirma, eine Scheinfirma und die Adonis Schickermann Abendschule für Nähen und Bastelkram, in den bunten Reigen der Handel treibenden. Nebenan die Redaktion der „SCHICKIMICKIMAUS“, das Modemagazin Nr. 1 auf Terra. Gefolgt vom Ladenlokal „Der letzte Schrei“. Dieses Modelabel gehört Strausselbert Eng. Ein Haus weiter befindet sich „Der Naturfreund“. Inhaber ist ebenfalls Strausselbert Eng. Von „Kanonenfutter“, der beliebten Marke für selbst kochendes Fertigessen, bis zum Energiegetränk „Zielwasser“, finden Wanderer und Camper dort, was zum Aufenthalt in der Natur benötigt wird. Das Geschäft liegt voll im Trend und läuft dementsprechend wie geschmiert. Es ist eine kleine Revolution, das Terraner Camping mögen, denn bis vor nicht allzu langer Zeit galt selbst simples Spazieren gehen auf Terra als obszön. Durch eine Jugendbewegung, die „Wandalismus“ genannt wurde, änderte sich vieles. Selbst das Dealen mit Spazierstöcken legalisierte man inzwischen.
Shabbadag schwenkte das Fernguck ein Haus weiter und sah die großen Schaufenster von IDEALL Reisen. Der alteingesessene Familienbetrieb ist Shabbadags Arbeitgeber. Das Reisebüro in der Hastemalnemarkeystraße ist das Hauptgeschäft. Im Gebäude befinden sich Büros und Personalräume sowie das firmeneigene Museum mit Restaurant. In der obersten Etage ist der Wartebereich für Reisende. Von dort betreten die Gäste die FLUGS Raumgleiter, die vom Dach starten. IDEALL ist der terranische Marktführer für Reisen aller Art ins Weltall und das Paralleluniversum. Ob Firmengründer Furzbold Schnodderig das ahnte, als er mit einem zweisitzigen Taxi - Pedalflieger anfing?
Ein weiterer alteingesessener Familienbetrieb, geführt in der dritten Generation, findet sich im nächsten Haus. Üller Utz betreibt in den Räumlichkeiten seinen Handel mit traditionellen, terranischen Waffen. Darunter eine sehenswerte Abteilung antiker Jagdwaffen. Die wird von Fachleuten und interessierten Laien sehr geschätzt. Üller Utz ist fachkundiger Sachverständiger, Gutachter und Meister. Seine filigrane Feinarbeit in eigener Werkstatt wird weithin gerühmt. Üller richtet verbeulte Blasrohre, spitzt stumpfe Pfeile und biegt so manchen geraden Bogen krumm. Als einer der letzten seiner Zunft beherrscht er das Handwerk des Büchsenmachers. Er stellt die Büchsen her, befüllt sie mit Fisch und drückt diesen die Augen zu, bevor die Büchse geschlossen wird. Ihm ist niemals ein Fisch ausgebüchst. Darauf ist Üller Utz sehr stolz. Neben seiner Arbeit ist Üller Utz als Trommler bekannt. Er haut in einer beliebten Band auf die Pauke. Die Gruppe heißt GUTEN – A – BAND.
Neben Üllers Geschäft finden Interessierte den Eingang zur Vertretung des Planeten HIOB. Dort sitzt der Hiobische Handelsbeauftragte Bobi Kar. Der Volksmund nennt sein Büro Hiobs Botschaft. Es folgt in der Häuserreihe das Museum für moderne Kunscht mit der Horst Emscher Dauerausstellung im 7. Stock. Sehenswert wegen der ausgestellten original RÜBENHAUBE und der ausdrucksstarken Installation - Brot-Auf-Strich-. Empfehlenswert sind profunde Führungen durch die Ausstellung mit Professor Dr. Joghurt Lööf, Dozent für „Irgendwas mit Kunscht“ an der Kackda Janethin Unität.
Shabbadag schwenkte das Fernguck an den Häusern entlang. Er sah Restaurants, Boutiquen, Blumenläden, Bäckereien, Eisdielen, Gaststätten, Kabaretts, Theater, und das Wichsfigurenkabinett der Madame Tussi. Die Hastemalnemarkeystraße endet auf dem „Großen Platz“. Der Große Platz wird vom Einkaufszentrum „Peters kleine Bretterbude“ eingerahmt. Das Einkaufszentrum erhielt seinen Namen zum Andenken an den ursprünglich hier ansässigen Zeitungsverkäufer Peter Klabottnik. Peter ging seinen bescheidenen Geschäften in einem ausrangierten hölzernen Gartenhäuschen nach. Aus diesen einfachen Anfängen wuchs der heutige Gesamtkomplex. Eigentümer ist Tai Kouhn, der seinen Besitz der Tatsache verdankt, das Peter Klabottnik ihm den Einstieg ins Geschäftsleben ermöglichte. Diesen Fakt würdigte Tai durch die Namensgebung.
Tai Kouhn erkannte bereits als Jugendlicher, dass mit der Reisefreudigkeit der Terraner Geld zu verdienen ist. Er baute einen Tisch vor Peters kleiner Bretterbude auf. Peter Klabottnik, der mehr breite als lange Gemütsmensch, gestattete ihm, einen Teil seines Grundstücks zu nutzen. Tai bot Waren feil, die Reisende für Ausflüge zur Erde benötigten. Die Reisenden konnten wählen, ob sie die Gegenstände erwerben oder mieten wollten. Anfangs spezialisierte sich Tai auf Asienreisen mit einem Schlitzaugenverleih. Später verlieh er Kimonos an Japanreisende. Führte die Reise in kalte Gebiete Japans, fanden die Damen in seinem Sortiment die traditionelle Kleidung sogar mit Heizung! Tai nannte sie Eskimonos. Das Geschäft lief gut, Tai Kouhn konnte eines Tages Peter Klabottnik die kleine Bretterbude abkaufen. Tai vergrößerte das Sortiment, sein Geschäft wuchs. Er baute an, gründete weitere Geschäftszweige. Schließlich wurde aus dem Straßenhändler der Kaufhauskönig von Terrarium. „Peters kleine Bretterbude“ ist inzwischen die wichtigste Adresse für terranische Reisende. Die Geschäfte boomen, da das Reisen immer beliebter wird. Davon profitiert gleichermaßen das Alfons von Quak Wellnesscenter. Das „Alfons“ ist im Schwuppdiwupp Weg Nr. 10 zu finden. Shabbadag schwenkte das Fernguck in die ungefähre Richtung. Das „Alfons“ liegt am Ende des nördlichen Bereichs des 40000 qm großen Außengeländes vom größten Hort im Ort. Die wilde Grünlandschaft ist kaum zu übersehen. Nach kurzem Suchen hatte Shabbadag das „Alfons“ im Visier.
Von der Dachterrasse des Oberstübchens ist der Ausblick auf Terrarium exzellent. Alles ist sehr gut zu sehen. Der Griesberg, auf dessen Hochplateau das Oberstübchen steht, ist der höchste Berg Terrariums. Die Stadt liegt einem hier zu Füßen. Fast jede Straße hat einen kleinen, von den Bewohnern selbst gestalteten gepflegten Park. Von hier oben betrachtet, sieht es bereits sehr einladend aus, doch wenn man erst einmal die Gemütlichkeit dieser kleinen Oasen aus der Nähe kennengelernt hat, will man nicht mehr woanders sein. Die Pflanzen der Parks setzen grüne Punkte zwischen die Gebäude. Man merkt kaum, das über 300000 Terraner in dieser Stadt leben.
Shabbadag schwenkte das Fernguck in Richtung Hafen. Einige Kutter lagen vor Anker. Die Eigner verdienen ihr Geld mit Fischfang. Der Fluss ist mit vielen unterschiedlichen schmackhaften Fischen gesegnet. Der Fischreichtum gewährt ganzjähriges Einkommen. Das meiste Geld