Die Expedition. Axel Schade
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Trotz des Faktums, dass es sich bei ihren Diagnosen allein um Phantasien zweier primitiver terranischer Höhlenmenschenkinder handelte, trafen die Jungs mit ihren infantilen Spekulationen den Kern der Sache, was ergo bestätigt: Kindermund tut Wahrheit kund! Jahrtausende später erwies sich mittels Radiokohlenstoffdatierung, dass D. Rex an einer genetisch bedingten Nussallergie litt! Und zwar nicht allein der „In den Wald Kacker“, sondern ausnahmslos alle Dennissaurus Rex!
Was für ein Segen, dass Waldoof der Namentänzer in der Nachbarschaft lebte! Hi, Fi, Mono und Stereo berichteten Waldoof vom D. Rex und dem Geschehenen. Waldoof erdachte daraufhin eine Methode, um den D. Rex im Kampf zu besiegen. Dazu entwickelte er einen Dennisprügel. Dieses flache Holz ist dem irdischen Cricket Schläger nicht unähnlich. Mittels des Dennisprügels schlug man eine Nuss in Richtung des Nüschels vom D. Rex. Traf die Nuss in den Nüschel, war es um den Saurier geschehen. Im Laufe der Zeit spezialisierten sich Terramenschen immer mehr und setzten sich letztendlich als Führungswesen durch.
D. Rex zog es vor, auszusterben. Nachdem sich D. Rex derart unsportlich aus dem Tagesgeschehen verabschiedete, merkten die Urterraner alsbald, dass etwas im Leben fehlte. Jetzt schlug die große Stunde des pfiffigen Poriss Pecka. Er dachte die Idee von Waldoof weiter und ersann das Dennis Spiel mit all seinen Regeln. Und nicht nur das. Poriss erdachte allerlei Nützliches mehr. Lasst uns einen Blick in sein Leben werfen: Poriss wusch sich und roch gut! Er war ein sauberer junger Mann, der aus der urzeitlich geprägten Sozialgemeinschaft auffallend herausstach. Sein Hang zur Körperpflege stempelte ihn zum absoluten Außenseiter in der archaischen Männerwelt. Alle Y-Chromosom-Träger seines Stamms verachteten Poriss deswegen. Die bekamen echt voll krass einen derartigen Hals auf ihn, Wahnsinn! Und als ob es nicht reichen würde, das Poriss der Körperpflege frönte, stellte sich im Laufe des Heranwachsens bei ihm Ungeheuerliches heraus. Poriss verfügte nicht im Mindesten über das geringste Talent zur Jagd! Das ging ja gar nicht! Doch, ging es! Und zwar Schlimmer! Er sammelte Beeren, Nüsse und Kräuter wie ein Mädchen und den Feierabend verbrachte Poriss damit, leise Lieder zur Laute zu singen. Wenn er nicht sang oder komponierte, experimentierte er mit Pasten. Das Zusammenrühren von Salben und Cremes betrachtete man im gesellschaftlichen Kontext der terranischen Urzeit mit skeptischer Zurückhaltung. Durch dieses unmännliche Verhalten rutschte er im Ansehen bei seinen Geschlechtsgenossen unten durch. Mit Vorurteilen behaftet, gleichgesetzt mit nebulöser Scharlatanerie und Zauberkunde, fristete Poriss ein einsames Leben am Rande der Öffentlichkeit. Ein von der Gesellschaft ausgegrenzter drogistischer Sonderfall!
Er machte den intellektuell unbelasteten Männchen Angst! Was die aber nie zugegeben hätten. Sie konnten nicht das Geringste mit dem fortschrittlichen Poriss anfangen. Wen wundert´s? Ein durchschnittlicher Urterraner konnte kognitiv nicht ansatzweise die Komplexität des Wortes „Fortschritt“ verarbeiten. Die wenigsten wären überhaupt imstande gewesen, „Fortschritt“ fehlerfrei zu grunzen. Bei diesen Halunken reichte die zerebrale Grundausstattung gerade einmal zur Befriedigung niedrigster Bedürfnisse, wie zum „über andere Leute herziehen“. Auf einer urzeitlichen Liste der unbeliebtesten „Sachen“, rangierte Poriss Pecka hinter unangenehmen Zeitgenossen wie D. Rex, Michaelstichmücken, Minipli, Wehzehente, Knallfroschweibchen, Fotzelot, Mösenmarder und Wasserhahn. Dass er niedriger als der Wasserhahn einsortiert wurde, galt zu damaliger Zeit als schlimmste Demütigung, die man sich vorstellen konnte. Dieser zynische Vergleich traf Poriss mitten in sein gutes Herz.
Der Wasserhahn ist ein optisch wundervolles Tier, mit herrlich schillerndem bunten Federkleid. Was jedoch eine täuschende Fassade darstellte, denn das Vieh besaß einen Charakter unter aller Sau! Den Wasserhahn nannte man auch Männerhasser. Das hinterlistige Mistvieh versteckte sich im Röhricht, schoss unvermittelt hervor, spuckte seinem Opfer mitten ins Gesicht und biss ihm anschließend heftig in den Sack. Beim Biss gaben seine winzig kleinen Zähnchen ein unangenehmes Gift frei. Der Sack schwoll davon auf die Größe einer überreifen Wassermelone. Alles andere als appetitlich.
Poriss rangierte also in der Hierarchie der Unannehmlichkeiten selbst hinter dem Wasserhahn. Er wurde Zielscheibe für Hohn, Spott und Wurfgeschosse. Heute würde man sagen, er wurde gemopst. Mehr als einmal wurden ihm Krebse, Skorpione oder Feuerameisen in den Lendenschurz gesteckt. Oder die Kerle bewarfen ihn mit Fäkalien. Kein schönes Leben für ein Höhlenmännchen!
Poriss besaß einen bemerkenswerten Sinn für Ästhetik! Trotz aller ihm offen entgegengebrachten Feindseligkeiten machte er sich stets Gedanken zur Verbesserung der Gesamtsituation. Er besaß viele Talente. Ich muss das unbedingt einmal ansprechen, es wird ja viel zu selten gelobt. Deswegen rufe ich es jetzt und hier laut hinaus: Poriss ist der Erfinder der Hochsteckfrisur! Jawohl! Mit Hilfe eines angespitzten Stöckchens, der Haarpune, befestigte er elegant seinen Haarknoten. Besonders zur Abendgarderobe sah das ganz entzückend aus. Eine Innovation des Poriss Pecka, die in gewissen Landstrichen immer noch Anwendung findet. Trotz solch epochaler Leistungen kicherten die hohlpratzigen Herren der Schöpfung über den Schöngeist. Er blieb ständiges Ziel ihres Spotts.
Doch es kam der Tag an dem Poriss sogar bei diesen maskulinen Dumpfbacken hohes Ansehen erwarb! Der Durchbruch gelang ihm mit Hilfe einer selbst angerührten Creme! Damit heilte er eine Analfissur am Hinterausgang des Häuptlings. Die schmerzhafte Verletzung zog sich Häuptling Furunkel bei der Jagd zu. Unachtsam setzte er sich auf einen fetten Kaktus. Das Stammesoberhaupt befand sich schnurstracks auf dem Weg in eine andere Welt!
Glaubten jedenfalls seine Männer, als sie ihn mehr tot als lebendig zur Wohnhöhle schleppten. Apathisch faselte er „Ich sehe Töne“, und „Ich rieche Stimmen“. Das betrachteten die muffelnden Hohlköpfe als eindeutiges Zeichen! „Die mächtige Ellis“ nahm bereits mit Furunkel Kontakt auf, um ihn über den Regenbogen ins Wunderland zu führen. Liebevoll lagerten sie ihren Häuptling wie einen nackten Säugling bäuchlings auf frischen Fellen. Als Nächstes holten einige Mannen geschwind den großen Spieß aus der Kammer und nahmen beim Häuptling Maß. Allzu lang sollte man Esswaren bei sommerlichen Temperaturen nicht herumliegen lassen. Das galt damals als allgemeingültige Regel. In weiser Voraussicht sammelten sie Knüppel für ein deftiges Feuerchen. Laut hallten die Schläge der Feuersteine durch die Behausung. Im Anschluss lungerte die tumbe Bande Arsch kratzend in der Höhle herum und wartete gelangweilt auf Furunkels Ableben. Langsam kam der große Hunger. Die Kerle holten Poriss in die Höhle. Ihm oblag im Klan die Aufgabe, die Verblichenen vor dem Grillen einzufetten. Poriss betrachtete Häuptling Furunkel und erkannte sofort die kolossale Chance, die sich bot. Er orderte feuchte Tücher und die Feder eines Wasserhahns. Nachdem ihm das Gewünschte geliefert wurde, zog er aus dem Stegreif eine dramaturgisch einwandfreie Schau für die anwesenden Blödköppe ab. Einleitend strich er bedeutungsvoll mit der Wasserhahnfeder auf dem Popo des Häuptlings hin und her. Andächtig brabbelte er bei seinem Tun geheimnisvolles, gänzlich unverständliches Kauderwelsch vor sich hin. Dabei rollte er fürchterlich mit den Augen und hampelte in schrägen Figuren vor den staunenden Primaten hin und her. Dann stierte Poriss, als sei er geistig mit einer anderen Welt verbunden, die Augen zu schmalen Schlitzen verengt, direkt in Furunkels verwundete Furche. Andächtig und mystisch mimend, beschwor er eine Formel, die den Höhlenterranern eiskalte Schauer über den Rücken jagte. Von Satz zu Satz lauter werdend sang er:
Einmal möchte ich La la la la!
Zweimal möchte ich La la la laa!!
Dreimal möchte ich La la la laaa!!!
Dein schöner weißer