Heil mich, wenn du kannst. Melanie Weber-Tilse
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Lorraine schloss die Augen. Oh mein Gott, steh mir bei!, dachte sie bebend, ehe sie ihre Augen wieder öffnete, nach unten blickte und sah, was sie schon befürchtet hatte. Die Fruchtblase war geplatzt. Nein, nein, nein. Das konnte doch nicht wahr sein, oder? Seit etwas mehr als einer Woche erst arbeitete sie jetzt hier und schon stellte das Leben sie auf solch eine Probe.
Sie atmete mehrmals tief ein und aus, versuchte, sich zu konzentrieren. Schon ein einziges Stöhnen zerstörte die Illusion von Konzentration und Ruhe jedoch gleich wieder und Lorraine besann sich darauf, das sie handeln musste. Sie kletterte auf das Bett und setzte sich neben Susan.
Ohne weiter zu zögern, schob sie das weite Shirt von Susan etwas nach oben und griff nach dem Bund ihrer Hose. Wieder krümmte sich die Schwangere und gab einen lauten, wehklagenden Schrei von sich. »Es wird alles gut, es wird alles gut!«, sprach sie wie ein Mantra diesen Satz immer wieder vor sich hin. Sie war sich allerdings nicht ganz sicher, zu wessen Beruhigung sie das eigentlich tat. Vorsichtig entkleidete sie Susan und bedeckte sie mit der zweiten Decke, die die weitsichtige Emma eben mitgebracht hatte. Wo ist dieser verdammte Arzt, wenn man ihn braucht?, schoß es ihr durch den Kopf.
»Nehmen Sie ihre Hände von der Frau und stehen Sie ganz langsam vom Bett auf!«, ertönte in dem Moment eine dunkle Stimme in ihrem Rücken, deren Klang keinen Zweifel daran ließ, das die Worte todernst gemeint waren. Lorraine erstarrte. »Haben Sie gehört, was ich gesagt habe, Miss? Ich richte eine Waffe auf Sie, also sollten Sie besser tun, was ich sage!«
»Lorraine, es tut mir leid. Es hat geklingelt, und dann standen da diese beiden Männer und wollten zu Mr. Thompson. Ich wollte gerade erklären, das wir auf den Arzt warten, da schrie Susan und die beiden stürmten einfach an mir vorbei!«, konnte sie nun auch eine verzweifelt klingende Emma aus dem Flur vernehmen.
Rain warf einen letzten Blick auf Susan, die erschöpft die Augen geschlossen hatte und nicht wirklich mitbekam, was hier passierte. Dann hob sie langsam die Hände und richtete sich auf. »Hören Sie, wer auch immer Sie sind, Ms. Weatherbee bek ...«
»Gehen Sie vom Bett weg«, fiel ihr der Unbekannte ins Wort. Lorraine seufzte, trat einige Schritte vom Bett weg, und drehte sich dann um. Das erste, was ihr ins Auge fiel, war Emma, die mit blassem Gesicht an der Seite stand und zitternd ihre Hände knetete. Dann glitt ihr Blick weiter zu den beiden Männern, von denen einer die Waffe auf sie gerichtet hielt und sie misstrauisch ansah. Er trug einen Anzug, klassisch in schwarz mit weißem Hemd gehalten und sah ein bisschen aus wie ein Agent aus dem Film mit den Außerirdischen. Sein deutlich korpulenterer Begleiter hingegen trug zwar einen Anzug, aber unter der offensichtlich nur mit großer Anstrengung und noch dazu schief geknöpften Jacke prangte nicht nur ein großer Wohlstandsbauch, sondern auch ein buntgemustertes Hawaiihemd.
»Also nochmal. Mein Name ist Lorraine Baker, und ich bin Kindermädchen. Und diese Frau da«, sie nickte mit dem Kopf in Richtung Susan, »ist die Lebensgefährtin von Mr. Thompson und bekommt gerade ihr zweites Kind. Sollten Sie also nicht vorhaben, mich demnächst wegen unterlassener Hilfeleistung inhaftieren zu wollen, Sir ...« – sie warf dem Anzugträger mit der Waffe einen finsteren Blick zu – »... wäre es vermutlich besser, wenn Sie mich jetzt einfach helfen lassen!«
Der Blick des Mannes flackerte kurz unsicher, verschloss sich jedoch sofort wieder zu einer undurchdringlichen Maske.
»Nate?« Mr. Hawaiihemd hob seine Hand und legte sie vorsichtig auf die Waffe des anderen. »Ich denke, sie sagt die Wahrheit. Frauen schreien nun mal, wenn sie Babys bekommen!« Wie zur Bestätigung stöhnte Susan just in dem Moment gequält auf, und der Nate genannte senkte die Hand. »Es tut mir leid«, sagte er dann. »Wir haben den Schrei gehört, und es ist unser Job, erst einmal mit dem Schlimmsten zu rechnen.«
»Darf ich also jetzt, ohne das ich mit ner Kugel zwischen den Augen rechnen muss?« Mit zusammengekniffenen Augen starrte Lorraine den Anzugträger an. Dessen Mundwinkel zuckte einmal kurz belustigt, dann nickte er. Rain verschränkte die Arme abwartend vor der Brust. Als die Männer nicht reagierten, tippte sie zusätzlich mit dem Fuß auf den Boden. Tapp Tapp. Nach einigen Sekunden seufzte sie. »Darf ich die Herrschaften dann wohl hinaus bitten? Oder kennt sich einer von Ihnen mit Hausgeburten aus?« Sie blickte herausfordernd zwischen Mr. Hawaiihemd und dem Anzugträger hin und her.
Mr. Hawaiihemd riss die Augen auf, schüttelte dann fast panisch den Kopf. »Nein, das letzte Mal, als ich bei einer Geburt dabei war, mussten sich die Ärzte mehr um mich kümmern als um meine Frau. Ich bin raus!« Mit diesen Worten drehte er sich um und verließ fluchtartig das Zimmer. Nate, wie sein Kollege ihn genannt hatte hingegen, verstaute seine Waffe und zog ohne zu zögern sein Jackett aus. Dann begann er, seine Hemdärmel aufzuknöpfen und es die Unterarme hinaufzurollen. Überaus muskulöse Arme im Übrigen, wie Lorraine feststellte.
Fast hätte sie gekichert über ihre eigenen Gedanken, dann jedoch schüttelte sie den Kopf und wandte sich wieder zu Susan um, die ihre Augen mittlerweile wieder geöffnet hatte und sie fragend ansah. Rain griff nach ihrer Hand und drückte sie sanft. »Wohl zu oft CSI geschaut ...«, brummte sie. »Ich hoffe, das der nächste Herrenbesuch, der hier rein platzt, endlich der Arzt und Mr. Thompson sind.«
Nate trat an ihre Seite. »Also, was soll ich tun?«, erkundigte er sich. Lorraine hätte schwören können, dass dieser Kerl die Ruhe selbst war, obwohl eine Hochschwangere vor ihm im Bett lag und gerade ihr Kind bekam. Hilflos hob sie die Schultern.
»Oh, doch so viel Erfahrung, ja?«, hörte sie ihn murmeln. »Na, wie gut, dass wenigstens ich weiß, worauf es ankommt. Ich sage Ihnen, was Sie tun sollen.«
Rain biss sich auf die Lippe, drehte sich um und griff nach einigen der Handtücher auf dem Nachttisch. »Klugscheißer!«, flüsterte sie gepresst.
»Von Berufs wegen!«, vernahm sie seine spöttische Stimme von hinten.
Mit den Handtüchern drehte sie sich zu ihm und feuerte ihm einen giftigen Blick entgegen. »Wenn Sie mit den Händen nur halb so geschickt sind wie mit dem Mundwerk, sollte das hier ja ein Leichtes für Sie sein!«, fauchte sie.
Nates Augen blitzten sie an, er öffnete den Mund und wollte etwas erwidern, doch just in dem Moment packte Susan seine Hand und brüllte auf. Sofort besann sich Lorraine, wo sie eigentlich war, und sank auf das Bett. Dann schob sie die Bettdecke von Susans Körper herunter und griff nach ihren Beinen.
»Lorraine, Sie müssen versuchen, Susans Beine so anzuwinkeln, das wir gut an ... ähm .... alles herankommen.« In Nates Stimme schwang keinerlei Spott mehr, er war nun absolut ernst. Er löste sanft Susans Hand von seinem Arm, an dem man deutlich sehen konnte, wie fest sie zugepackt hatte. Er setzte sich ebenfalls auf das Bett, ihre Hand nun in seiner haltend. »Hören Sie, Ms. Weatherbee, wir werden unser Möglichstes tun, um Ihnen zu helfen. Aber wir müssen zusammenarbeiten, haben Sie verstanden?«
Susan nickte, ihre Augen spiegelten die nackte Panik wieder. »Ich bleibe hier sitzen und halte Sie. Brechen Sie mir meinetwegen alle Knochen und schreien Sie mich an, aber ... wir kriegen das hin, okay?«, sagte er vollkommen gelassen und sanfter, als man es im ersten Moment von ihm erwarten würde. Sofort wurde Susan ruhiger. Mit der freien Hand griff er sich ein weiteres Handtuch und wischte ihr sanft den Schweiß aus dem Gesicht, während sie ununterbrochen keuchte und sichtbar verkrampfte unter den Wehen, die durch ihren Körper jagten.
Rain tat indessen, wie Nate es ihr geheißen hatte, und winkelte Susans Beine an. Als ihr Blick nun zum ersten Mal zwischen diese glitt, keuchte sie auf. »Ich kann