Die heilige Geometrie der Metatron-Pyramide. Norbert Barthelmess
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Ich zog die Lederboxl, die ich von so einem alten Sack bekommen hatte an. Die Boxl reichte mir gerade über den Arsch und dazu das weiß gestreifte Opahemd, bei dem schon ein paar Knöpfe fehlten. Das Gesamtbild
schaute einfach zum Abschreien aus.
Ich bring mich um! Nein, ich bring sie um. Diese alte fette schwabbelige Schachtel, ich bring sie um! Ein Plan musste her und zwar schnell.
Gesagt, getan. Jeanshose, Lieblingspullover, Jacke in den Beutel hinein. Schwupps schmiss ich den Beutel aus meinem Fenster hinaus. „Ade Mutter!“ „ Komm noch mal her! Ich möchte sehen ob du das angezogen hast! Halt, die Turnschuhe passen nicht dazu! Sandalen anziehen! Und tschüss!“
„Ade!“ „ Halt lass sehen!“ „ Mutter, ich muss gehen!“ „ Ja, dann geh!“ Schnell nahm ich noch meinen Beutel, der draussen vor meinem Fenster lag, mit. In der Schule eilte ich sofort in die Toilette. Dabei begegnete ich dem Franz. „Hey was hast Du denn an? Schaut zum Schreien aus!“ und grinste sich einen ab. Keine Antwort von mir.
Ich zog meine Jeans und Pullover an und packte die Lederboxl und das Opahemd in den Beutel. Gelagert wurde alles in der Toilette.
Es war ein schöner Schulausflug. Meinem Mädchen kam ich auch näher. Als sich unsere Hände leicht berührten, fing es langsam zu schneien an.
Daheim angekommen. „Da bin ich wieder! Schön war's!“ „Warum hast Du Deine Turnschuhe an? Eine Woche Fernsehverbot!“ Ja danke Mutter. Trotzdem war es schön dachte ich mir.
In eigener Sache
Wenn ich heute zurückblicke, frage ich mich, warum ich immer die anderen entscheiden hab lassen. Der andere entscheidet was ich zu machen habe. Der andere entscheidet was gut ist, was böse ist, was falsch ist, was richtig ist, usw. und so fort. Ich sage zu mir, es gibt keine Anderen. Es gibt nur ein Du und Du.
Du entscheidest was richtig ist, und Du entscheidest was falsch für Dich ist.
Ich musste einfach lernen die Ruder selbst in die Hand zu nehmen. Denn ich bin mein eigener Meister meiner Realität. Eine Woche Fernsehverbot hat es mir eingebracht, dachte ich kurz vor dem einschlafen. Aber das war es wert.
Oh Gott! Ich stand mit meiner Lederboxl und den Sandalen im Tiefschnee. Ein Gelächter. Mit den Fingern zeigten sie auf meine Lederboxl, und meine Freundin zeigte einen Stock tiefer. Als ich schlotternd an mir heruntersah, sah ich die Bescherung. Mein Lederhosenstall stand offen. Mein Gott lass mich aufwachen. Ein Ruck und ich wachte schweissgebadet auf. Als ich mich so langsam wieder erholte, und an einschlafen nicht mehr zu denken war, fasste ich den Entschluss die Lederboxl muss weg. Weg aus meinem Leben. Aber wo verstecken? Ich vergrub sie unter meinen Klamotten im Kleiderschrank. Schnipp, schnapp und ab waren die Träger. Das muss reichen, dachte ich. Ab ins Bett und mit einem Lächeln schlief ich ein. Als ich am nächsten Tag von der Schule heimkam und mein Kinderzimmer betrat, hatte meine besoffene Adoptivmutter wieder mal eine Beschäftigung gefunden. Nämlich meinen Kleiderschrank umzubeugen, sprich vollständig zu entleeren.
Als ich meinen Kleiderschrank so ziemlich wieder eingeräumt hatte, fiel mir auf, dass meine liebgewonnene Lederboxl fehlte. Wo war sie denn? Oh wo war sie denn? Wie ein Donnern kam es von oben herunter, als sie von ihrem Schönheitsschlaf erwachte. Eine mächtige Baritonstimme erschütterte die angehauchte Finca. Unverfälscht meine liebgewonnene Mama. „Komm hoch!“ schallte es durch's Haus.
Wie ein Donnerschlag traf es mich. Würg, die Luft wurde knapp. Mein Genack zog ich ein als ich vor meiner mächtigen Pseudomama stand. „Was ist das?“ zeigte sie auf den Tisch. Ja dachte ich. Das ist meine Boxl ohne Träger. Der modische Schrei von mir etwas unbrauchbar gestaltet. „Wo sind die Träger?“ kam es aus ihrer lieblichen Kehle.
„Die hat mir einer beim Ausflug gestohlen Mama!“ „Gestohlen! Die kann man nicht stehlen, die sind abgeschnitten! Raus mit der Sprache !“ „ Ja, die hat mir jemand abgeschnitten!“
„Einfach so!“ sagte Mama wichtig. „Ja, einfach so!“ sagte ich kleinlaut. „Morgen werde ich den Lehrer anrufen, und dann werden wir sehen!“
Oh Gott was habe ich eigentlich verbrochen? War ich früher vielleicht ein störrisches Rindvieh oder was?
In dieser Nacht brauchte ich lange bis ich einschlief. Ich stand wieder da mit meiner Boxl und den Sandalen im Tiefschnee. Alles lachte. Meine Freundin zeigte wieder mit dem Finger einen Stock tiefer und noch tiefer. Mein Blick folgte ihrem Finger. Als ich heruntersah, rutschte dieses Rindviehleder im Zeitlupentempo vom Arsch in Richtung Füsse und machte Halt am Ende meiner Sandalen. Ich war vollständig entblöst. Aufwachen! Schnell aufwachen! Und schweissgebadet war ich wieder in meinem Kinderzimmer bei meiner realen Lederboxl.
Am nächsten Tag kam die Abrechnung für das Nichtbefolgen meiner wuchtigen Pharaonin.
„Zieh Deine Lederboxl an, und dann komm in die Küche!“ Gesagt getan, ein Befehl ist ein Befehl und der muss befolgt werden. Als ihr Sklave habe ich es gelernt das zu befolgen. In der Küche angekommen, war mein Stuhl schon in Richtung Süden ausgerichtet. Somit wurde mein Allerwertester besser ausgeleuchtet. Der Federwisch, der auch spanisches Rohr genannt wird und meinen Arsch liebgewonnen hatte, war schon in Grundstellung. Ich legte mich über meinen Stuhl, der jedes Mal einen Krächzer von sich lies, wenn ich mich drauflegen musste. Dann ging die Prozedur los. 10 Schläge auf den Arsch, fehl gedacht. 10 Schläge auf die Oberschenkel zur Durchblutung und Stärkung der Muskulatur.
Ich kam mir vor wie ein Opferlamm. Ich war ein Opferlamm. In der Schule angekommen, natürlich mit Lederboxl ohne Träger, die ich bei jedem Schritt hochziehen musste, setzte ich mich schräg auf meinen Stuhl, damit es nicht so weh tat. Der Lehrer, der mich unbemerkt beobachtet hatte, kam auf mich zu. Er sah mit ernster Miene in meine Augen. „Du tust mir leid mein Junge.“ kam es über seine Lippen.
Später erfuhr ich, dass meine Mutter eine mächtige Rüge vom Jugendamt bekommen hatte. Mein Vater hatte anhängend an den Wohnblock sein Büro. Struppi unser Mischlingshund war die meiste Zeit unter dem Schreibtisch in diesem Büro.
Öfter musste ich Vater helfen Briefe einzukuvertieren. Dafür bekam ich auch Taschengeld.
Wenn ich an manchen Tagen nicht gut drauf war, und das war die Regel, übte ich Lampen zum Flackern zu bringen, was am Anfang überhaupt nicht funktionieren wollte. Ich muss dazu anmerken, dass ich ein Alter von 13 Jahren erreicht hatte. Ich stellte mir einfach eine bescheidene Situation vor, potenzierte diese Situation und mit Konzentration fing die Lampe zu flackern an und dann waren sie nach einer Weile kaputt. Vater sagte nur die Lampen taugen auch nichts mehr. Für mich war es zu der Zeit eine Befreiung von Aggressionen, in dem ich sie an Gegenständen abliess. Ich dachte wenn Du wüsstest lieber Vater. Ich fing an mir vorzustellen zu sterben, und wie es ist zu sterben.
Auf die Idee hatte mich ein Klassenkamerad gebracht. Der hatte wie ich eine sechs für eine Schulaufgabe in Mengenlehre bekommen. Am nächsten Tag war er tot. Er hat sich vor Vaters Auto, der Bürgermeister von diesem Ort war, das in der Garage stand, gelegt und das war's. Wir hatten erfahren, dass er mit seinem Sohn nicht zufrieden war und dass es für ihn peinlich war, dass sein Sohn in der Schule so schlecht war. Als wir Abschied von ihm nahmen und der Pfarrer seine heiligen Worte sprach und die Scheinheiligkeit den Höhepunkt überschritten hatte, wurde es mir schlecht. Ich möchte Ihnen noch eine Sache mitteilen, die für mich sehr unangenehm war.
V. und ich freuten uns auf diesen Fernsehabend. Meine Mutter lag schon im Bett und las ein Buch. Ich musste schnell auf die Toilette.