Landratten unterwegs auf der Donau. Bernd Majewski

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Landratten unterwegs auf der Donau - Bernd Majewski

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Sitzpolster sind vergammelt und feucht.

      Die angeblich neue Persenning ist undicht und grün-grau verschimmelt.

      Es ist jede Menge Müll in der Bilge.

      Unter den abgeschraubten Namensschildern “Oldi” – wie sinnig – kommt ein noch älterer Name “Meson” zum Vorschein. Das dürfte wohl der Name des Bootes gewesen sein, als es noch in Norwegen in den Fjorden herumschwamm.

      Der Trailer ist mit teilweise abgelösten Aufklebern verunziert, Farbe wurde verkleckert und nie abgeputzt.

      Es liegt viel Arbeit vor uns!

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      Dieses Jahr lässt uns der Winter nicht los. Es hatte wieder geschneit. Wir können bei 3 bis 5 Grad Celsius und Schnee nicht weiterarbeiten. Aber an Ostern wird es etwas besser.

      Als erstes bauen wir die Küchenzeile aus, da wir weder Gas noch einen Kühlschrank an Bord haben wollen. Gas ist uns zu gefährlich, ein Kühlschrank nimmt nur Platz weg und Rotwein trinkt man warm. Dann suche ich die Bilgenpumpe, denn wir sind ziemlich sicher, dass die defekt ist. Tests ergeben, dass das stimmt.

      Um sie auszubauen, muss der Bohlenboden herausgenommen werden. So eine Bilge zu reinigen ist wirklich eine äusserst schmutzige und unangenehme Sache. Neben dem Motor ist die Bilgenpumpe wohl das Wichtigste an Bord, denn wer möchte schon nasse Füsse bekommen, wenn das eindringende Wasser nicht umgehend wieder hinaus befördert wird.

      Schnell kann ich feststellen, dass es wohl zwei Gründe gegeben hat, warum die Pumpe defekt war. Einmal war der AblassSchlauch abgeknickt, so dass kein Wasser abgepumpt werden konnte und zum Anderen war Dreck in die Pumpe gelangt, da das Sieb fehlte.

      Sie wird ausgebaut und ich merke mir die Kabelverbindungen. Eine neue Pumpe wird gekauft und im Wassereimer ausprobiert. Natürlich habe ich zwischenzeitlich vergessen, welches Kabel an welche Stelle in der Lüsterklemme zu stecken ist. Ich bitte einen Freund um ein 12 Volt-Messgerät, was mir aber nicht recht weiter hilft. Erst unsere Tochter Elke bringt mich auf den richtigen Weg.

      Wir hatten einen sehr festen 19 mm Ablassschlauch gekauft, der zwar nicht mehr abknicken kann, sich aber nur mühsam auf die Pumpe stecken lässt.

      Wir machen die Schlauchenden im kochenden Wasser heiss und schaffen es, den Schlauch auf die Pumpe zu schieben. Leider klappt das bei der Auslassverbindung nicht. Der Schlauch passt einfach nicht auf die Auslassbuchse.

      Elke schneidet das Ende ein wenig ein und ich schiebe den aufgekochten Schlauch soweit es irgend geht auf die Auslassbuchse und befestige ihn mit einer Schelle.

      Alles scheint dicht zu sein.

      Da der Schwimmschalter schief sitzt, kann er nicht aufschwimmen und die Pumpe nicht einschalten. Der Kabeltausch war wohl auch nicht richtig, denn es fliegt bei´m Test die Sicherung raus.

      Es müssen neue besorgt werden.

      Dann denken wir noch einmal gründlich über die Kabelverbindungen nach und schliessen sie offensichtlich richtig an, denn als wir Wasser in die Bilge laufen lassen, schiesst ein kräftiger Strahl aus dem Boot, und zwar so kräftig, dass ein Boot, das irgendwann mal neben dem unseren liegen sollte, wohl unser Bilgenwasser abbekommen würde.

      Auch die Schlauchverbindung an der Auslassbuchse habe ich schließlich in den Griff bekommen.

      Dietlinde kümmert sich um die Kajüte. Auch dort steht Wasser in den Bugfächern. Die Schaumstoffe sind angeschimmelt und die Bezüge abgrundhässlich und feucht.

      Alles muss raus und erneuert werden.

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      Sie streicht das Boot innen weiss, den Aussenrumpf marineblau mit gelbem Wasserpass*. Die Polster bekommen neue Bezüge. Das Boot erhält ein Ankerfach im Bug mit Klappe. Wo vorher ein Fernseher (!) stand, baut sie ein abschliessbares Schränkchen für unsere wichtigen Unterlagen ein.

      * das ist die Linie, bis zu der das Boot maximal im Wasser liegt

      Man kann schon ahnen, dass es richtig schnuckelig werden wird.

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      Die Persenning wird abgenommen, geschrubbt und imprägniert. Aber leider lässt sie nach wie vor Wasser durch. Dietlinde schneidert eine Plastikabdeckung und befestigt sie auf dem Persenningdach. Das sieht nicht ganz so toll aus, garantiert uns aber ein trockenes Boot.

      Gleich nach Ostern wollen wir das Boot auf unserem Parkplatz drehen, was mit vielem Nachdenken und vorsichtigem Manövrieren schliesslich auch gelingt. Im Frühjahr in die Wiese zu fahren, ist problematisch. Man kommt oft nicht wieder raus, weil der Boden noch weich und rutschig ist.

      Dietlinde hat sich schon ein wenig auf das Fahren mit den zusätzlichen 1,6 Tonnen eingestellt.

      Dienstag nach Ostern fahren wir den Trailer samt Boot zu unserer Autowerkstatt. Der Trailer muss zum TÜV, ehe er umgemeldet werden kann. Das konnte Herr Z nicht leisten, da wir den Fahrzeugschein mitgenommen hatten.

      Der TÜV-Mensch findet offensichtlich keine wesentlichen Mängel, denn wir bekommen das “Baperl” anstandslos und können den Trailer nun ummelden.

      Wir konnten zwar auf Fotos sehen, dass es im Boot mal ein Herstellerschild mit allen technischen Daten, wie z.B. Angabe des Baujahres und der Typennummer, gegeben hat, aber leider hat es jemand abmontiert.

      Wer das wohl war?

      Manche Leute glauben, je älter das Boot, desto weniger ist es wert.

      Ganz wie beim Auto, aber wirkliche Oldies steigen im Wert, natürlich nur, wenn sie funktionieren.

      Uns interessiert sehr, wie alt das Boot nun wirklich ist. Z. meinte, so um die 25 Jahre herum, aber meine Recherche bei Volvo-Penta ergab, dass der Motortyp, mit dem unser Boot ausgestattet ist, nur bis 1975 gebaut wurden.

      Ich möchte herausfinden, ob die Myra 21 ein Liebhaberstück ist. Zu diesem Zweck habe ich mich ein wenig im Internet umgesehen. Und tatsächlich, die Myras werden noch in ganz Europa gehandelt.

      Weitere Recherchen beim Vorvorbesitzer ergaben, dass es Motorund Kühlprobleme gegeben hatte. Unsere Sorge, tatsächlich Schrott gekauft zu haben, wird immer größer.

      Ein gebrauchter Motor ist nicht unter 5000 € zu haben.

      Ein neuer kostet noch mehr.

      Niemand kann uns sagen, ob die Kühlungsmängel zwischenzeitlich behoben worden sind, denn bei der Probefahrt lief der Motor schliesslich.

      Aber so, wie wir das Boot und den Trailer vorgefunden haben, ist sicher, dass zumindest Herr Z nichts unternommen hat.

      Sehr viele Unsicherheiten!?

      So können wir keinesfalls auf die Donau!.

      Ich stelle mir vor, der Motor versagt und uns kommt ein grosser Schubverband * entgegen.

      Wir hätten keine Chance.

      * Lastkähne ohne eigenen Antrieb

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