Landratten unterwegs auf der Donau. Bernd Majewski
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Wir hätten es zwar gewagt, damit auf dem Starnberger See und auf dem Main-Donau-Kanal probeweise zu fahren und hätten hoffenlich festgestellt, dass da was nicht stimmt, aber nun ist klar, wir müssen mit dem Boot zu einer Volvo-Penta Werkstatt fahren und fachmännischen Rat einholen.
Glücklicherweise gibt es eine am Starnberger und eine amChiemsee.
Mit beiden habe ich telefoniert und beide meinten, dass man das wohl reparieren könne. Wasserpumpe defekt, oder Ventile dicht oder gar Sand im Motor, die Bandbreite der Möglichkeiten ist groß.
Erhebliche Zweifel bleiben.
Da wir bisher keine grösseren Investitionen getätigt haben, können wir uns die Motorinspektion erlauben und müssen die Renovierungsarbeiten nicht einstellen, sondern schrubben, schleifen und streichen erstmal weiter.
Am Donnerstag, den 27. April sollen wir pünktlich um 8 Uhr früh bei der Firma Angerer am Chiemsee vor der Tür stehen, um den Motor checken zu lassen. Wir sind gespannt.
Unsere Myra ist neu gestrichen, sie sieht schon richtig gut aus.
Die kleine neue Küche, die Dietlinde gebaut hat, ist installiert, die Bodenbohlen sind geschliffen und lackiert. Jetzt kommt die Entscheidung: Funktioniert der Motor oder nicht?
Donnerstag, den 27. April um 8 Uhr früh bei der ChiemseeVolvo-Werkstatt:
Um 7:30 Uhr ist der Monteur schon da und räumt herum.
>>Grüss Gott, ein wenig zu früh, oder?<<
>>Na, Na, passt scho.<<
Er ist offensichtlich informiert, dass wir kommen würden. Er bugsiert den Trailer trotz wenig Platz mit viel Erfahrung in die Halle, sammelt seine Werkzeugtaschen zusammen und los geht´s.
Wir dürfen zusehen.
Wir erklären ihm, was wir vorhaben und dass wir auf jede Information über den Motor angewiesen seien. Er findet das völlig in Ordnung.
>>Die Kühlung funktioniert also nicht richtig, oda? Schaun mer mal.
Oft sind Teile von den alten Impellern – das ist ein kleines Gummischwungrad, das das Kühlwasser befördert – im Schlauch stecken geblieben und man merkt es nicht.<<
Prompt.
Im Schlauch steckt tatsächlich ein Stück Gummi. Der Kühlwasserschlauch ist also verstopft, so dass die Kühlung schon deswegen nicht richtig funktionieren konnte.
So geht´s dann weiter. Der Kraftstofffilter ist versifft, im Tank steht noch Wasser und Schlamm. Z. hat schon wieder geschwindelt!
Wo der Monteur auch hinfasst:
Um diesen Motor hat sich schon lange keiner mehr gekümmert.
Immerhin stellt er schnell fest, dass unser Motor eine ZweikreisKühlung hat, was bei diesen Typen nicht üblich ist. Eine Zweikreis-Kühlung schont den Motor erheblich.
Wir beginnen die Daumen zu drücken, denn der Monteur reinigt, erneuert, brummt vor sich hin und meint:
>>Ois a bisserl schlampig, aber des werd scho.<<
Ich werde zum Dieselholen geschickt, denn der Diesel im Tank ist unmöglich zu gebrauchen. Ausserdem müssen mindestens 10 Liter im Tank sein, damit der Motor bei Schwankungen des Bootes keine Luft zieht, sagt der Monteur. Es regnet, aber die Tankstelle ist nicht weit.
Ich schütte die 10 Liter mit Schwung in den Tank. Der läuft über. Der Tank besteht aus zwei Kammern, die mit einem dünnen Rohr verbunden sind. Wenn man also die eine Kammer zu schnell füllt, kann der Diesel nicht schnell genug durch das Rohr in die andere Kammer fliessen. Also nichts mit Luftziehen bei Schwankungen. Man hatte sich eine einfache aber wirksame Lösung ausgedacht, dieses Problem zu umgehen.
Dietlinde und ich schrubben und putzen den übergelaufenen Diesel von Boot und Boden.
Wir haben wieder was gelernt.
Nach zwei Stunden stellt unser Monteur fest, dass die Umwälzpumpe nicht angeschlossen ist, die Kabel hängen lose herum. Wenn diese Pumpe nicht tut, kann die Kühlung nicht funktionieren.
Er schliesst die Pumpe an und siehe da, sie funktioniert einwandfrei. Sie saugt die vorhandene Kühlflüssigkeit vollständig ein.
Somit ist klar, dass der Motor ohne Pumpe gelaufen sein muss, denn er hatte im heissen Zustand die Flüssigkeit verbraucht. Es müssen drei Liter Frostschutz 50:50 nachgeschüttet werden, dann läuft der Kreislauf rund.
Schliesslich wird noch ein kaputter Thermostat diagnostiziert, der aber erst beschafft werden muss. Der Motor kann trotz fehlenden Thermostats zumindest kurzzeitig probelaufen.
Wir werden immer zuversichtlicher.
Alles was bisher nicht funktionierte, beruht lediglich auf Nachlässigkeit der Vorbesitzer.
Ein paar Teile, einige neue Schläuche, das scheint alles zu sein. Unser Monteur schaut sich noch die Getriebekupplung an, meint aber, die sei ganz ok. Er ersetzt schließlich den fehlenden See für die Kühlung mit einem Eimer Wasser.
Zündung ein und anlassen.
Die Kontrollleuchten für das Kühlwasser und den Stromkreis brennen.
Das ist aber auch alles. Keine Zündung.
>>Ja, mei, da muss wohl mal die Batterie geladen werden. Noch mal.<<
Der Motor dreht zweimal und springt dann an. Qualm und Kühlwasser spuckend, beginnt er warm zu laufen. Er schmatzt vor sich hin, spuckt ordentlich Kühlwasser hinten raus, was beweist, dass die Fehler behoben sind, wird warm, nachdem ein paar Mal Gas gegeben wird und läuft brummend rund.
Wow!.
Wieder ein Stück der Reise näher. Das wichtigste Teil nach dem Rumpf funktioniert einwandfrei.
Bei dicken Leberkässemmeln mit Kaffee fragen wir nochmal nach:
>>Der Motor ist ok, Sie brauchen da keine Sorge haben. Ich habe schon ganz andere Motoren gesehen!<<
Unser Monteur hatte übrigens an diesem Tag Geburtstag, wie wir später erfahren.
Bis zum Dienstag soll der Rest gerichtet werden. Dann steht tatsächlich eine fahrbereite, ca. 30 Jahre alte, schnuckelige Myra 21 vor unserem Tor.
Stolz nennen wir sie MS-Ismaning.
In Anlehnung an “stimmige” Grössenverhältnisse der MS–Europa oder MS-Deutschland, ist unsere MS-Ismaning ganze 6,70m lang, inkl. der Badeplattform, und 2,30m breit. Sie hat ca. 80cm Tiefgang, je nach Beladung und der 2 Zylinder-Dieselmotor verfügt über 25 PS.
Ist das nix?
Probefahrt
Wir hatten Schlimmes befürchtet.
Aber warum nicht auch mal Glück haben.
Wir können die erste Probefahrt planen.