Golf Mental - Denken & Handeln. Volker Bernhardt
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Golf Mental - Denken & Handeln - Volker Bernhardt страница 2
Ich gehöre zu den Menschen, die eher alles hinterfragen, systematisch und analytisch vorgehen. Durch dieses Verhalten möchte ich eingrenzen und möglichst viele Fehlerquellen und Sackgassen ausschalten. Ein typisches Verhalten für eine Person, die akribisch recherchiert und über empirische Untersuchungen nachweist, was funktioniert.
Natürlich braucht der Golfer die Unterstützung bei der der Machbarkeit, der Funktionalität von Golfschlägen, die eben dann nur funktionieren, wenn die physikalischen Gesetzmäßigkeiten von Schlägerbewegung zum Ball in Ordnung gehen. Jemand, der so arbeitet, versteift sich aber häufig in zu viel Mechanik und vergisst dabei, das Gelernte und Gekonnte auch fließen zu lassen.
Wie häufig bin ich schon auf die Übungswiese gegangen, habe ohne nachzudenken tolle Bälle geschlagen, bis ich bewusst etwas ändern wollte und schon lief nichts mehr rund. Wie abgerissen schien der wunderbare Fluss von Energie und Bewegung.
Dabei sind die Gefühle wichtiger als jeder Gedanke an Perfektion des Schlages, die vielleicht noch gar nicht erreicht werden kann. Ich beobachte das oft bei Kindern, die nach kurzer Zeit spielen können, weil sie aus einem reinen Bewegungsgefühl heraus den Schläger zum Ball bewegen, ihn zum Rollen oder Fliegen bringen und damit ein glückliches Gefühl erleben. Gerade das Fließen von Bewegung, diese Eleganz und Einfachheit, bewundern wir so bei den Profis, die das analytische Stadium hinter sich gelassen haben oder eigentlich nie dort gewesen sind. Ich habe jugendliche Spieler bis hin zum Profistadium begleitet und bis heute erkenne ich diese Spieler an ihren frühen Eigenheiten schon aus der Ferne. DieFähigkeit, des gefühlvollen Spiels istdann nur durch vieles Üben und Spielen feiner geworden, aber sie war zu Beginn bereits vorhanden und die Profisportler haben das Gefühl nie außer Acht gelassen. Sprechen Profisportler über diese fließenden Bewegungen, dann hört man häufig folgende Aussagen: "Es fließt wie Öl" - "Es sind keine Widerstände zu spüren" - "Es ist ein ganz weiches Gefühl" - "Alles fließt ohne Anstrengung" - "Ich glaube, eine andere Kraft übernimmt und steuert meine Bewegung".
Es geht also um intuitives Verhalten, ein eher unbewusstes Gefühl innerhalb des jeweiligen persönlichen Könnens.
Sie werden dieses Buch gekauft haben, weil Sie Ihr Golfspiel verbessern möchten. Das ist auch mein Hauptziel. Durch viele Versuche an mir selbst und gemeinsam mit meinen Schülern kann ich Ihnen Wege zeigen, mit welchen mentalen Einstellungen und welchem physischen Verhalten Sie besser intuitiv Golf spielen werden und häufiger den Genuss des Flows erreichen. Gutes Golfen steckt in jedem von uns. Mit dem aufgezeigten Weg werden wir es einfach heraus fließen lassen.
Intuition oder Ratio?
"Was könnte wichtiger sein als das Wissen?", fragt der Verstand.
"Das Gefühl und die Intuition", antwortet die Seele.
Der aus dem lateinischen stammende Begriff Intuition, wird vom Duden mit Eingebung, ahnendes Erfassen, unmittelbare Erkenntnis ohne Reflexion, verbunden.
Ratio ist ebenfalls lateinischer Abstammung und bedeutet: Vernunft, mit logischem Verstand.
In der Umgangssprache wird Intuition häufig mit dem bildlichen Ausdruck aus dem Bauch heraus in Verbindung gebracht und der Ratio mit einer logischer Denkweise.
Das eine muss das andere nicht ausschließen, wobei logisches Handeln meist Abwägungen von Pro oder Contra impliziert. Intuitionen sind dagegen Eingebungen, die ohne bewusste Abklärung als Gedanken in den Kopf schießen. Bei einer anstehenden Aufgabe ist häufig der erste Gedanke, so auch beim Golfspielen, meist der Richtige.
Sie gehen auf Ihren Ball zu und Ihr erster Gedanke ist: „Den spiele ich nun sicher links vor das Grün. Denn rechts ist Wasser, mit dem der Ball keinen Kontakt haben soll.“ Ihr Gegner liegt weiter vom Loch entfernt und schlägt seinen Ball auf das Grün, bevor Sie zum Zug kommen. Obwohl Sie eigentlich schon den intuitiven Entschluss gefasst hatten, den Ball rechtsseitig vor das Grün zu schlagen, fangen Sie an zu grübeln: "Mein Gegner könnte mit dem nächsten Schlag schon einlochen, dann würde ich das Loch verlieren, wenn ich selber noch drei Schläge benötige. Vielleicht sollte ich doch direkt über das Wasser an die Fahne spielen. Doch eigentlich schlage ich den Ball aus dieser Position doch meistens ins Wasser. Trotzdem: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt." Also direkt zur Fahne ist der rationale Entschluss, aber auch – blubb - ins Wasser ist das Ergebnis. Hätten Sie doch lieber Ihrem ersten Gedanken Folge geleistet, dann wäre Ihnen zumindest die Chance des Gleichziehens an diesem Loch offen geblieben. Hätte, wenn und aber gibt es aber bei diesem Spiel nicht. Schade, dass Sie Ihrer Intuition nicht gefolgt sind.
Es geht um einen Meter Putt, der das Spiel entscheidet. Geht er hinein, dann sind Sie Champion. Ein ganz einfaches Ding und Sie wissen, was zu tun ist. Hingehen und gerade in das Loch schlagen, ist der intuitive Gedanke. Sie sind voller Zuversicht, dieses auch tun zu wollen, doch während Sie über dem Ball stehen, schießt Ihnen der Gedanke durch den Kopf, den Schläger auch wirklich gerade zurück zu schwingen, damit der Ball auch rechtwinkelig getroffen werden kann. Die Gedanken verlieren sich somit im Rückschwung und vor lauter Kontrolle vergessen Sie, fest genug zuzuschlagen. Der Ball erreicht nicht einmal das Loch. Wie konnte das passieren? So ein einfacher Putt, den Sie eigentlich im Vorbeigehen ins Loch hätten schlagen können. Wieder hat das bewusste und kontrollierte Verhalten (Ratio) den erforderlichen Bewegungsfluss (intuitives Verhalten) gehemmt.
Sie befinden sich in einer langsamen Runde auf einem Par 3 Loch. Schon beim ersten Blick wissen Sie: Bei dieser Fahnenposition, brauchen Sie ein Eisen 5. Gerade gestern haben Sie sich wieder bewiesen, dass Sie mit diesem Schläger den Ball fast ins Loch geschlagen haben. Da sich noch Spieler auf dem Grün befinden, müssen Sie warten. Sie schauen immer gespannter auf das Grün und werden langsam unruhig. Plötzlich schießen Ihnen Gedanken durch den Kopf: "Heute schlage ich den Ball aber etwas weiter als gestern - Ein kleine Windbrise ist gegen mich - Die Spieler auf dem Grün waren mit ihren Bällen alle zu lang." Endlich können Sie loslegen. Nach den Gedanken, die Sie soeben hatten, entscheiden Sie sich statt des Eisens 5 für ein Eisen 6. Der Schlag bleibt kurz, geht in den Bunker vor dem Loch. Hätten Sie doch auf Ihre erste innere Stimme gehört, dann ....
Aber sicherlich kennen Sie auch das umgekehrte Gefühl. Schon vor der Schlagausführung wissen Sie, dass der anstehende Schlag gut wird. Manchmal wissen Sie intuitiv sogar, dass der lange Putt gleich im Loch verschwinden wird und ohne lange zu überlegen schlagen Sie. Intuitiv gedacht und schon ist der Ball im Loch.
"Logik dient dem Beweis, Intuition der Entdeckung." Henri Poincaré
In den meisten Fällen scheinen unsere rationalen Abwägungen den ersten intuitiven Gedanken nicht schlagen zu können. Mit dem "Siebten Sinn" oder in Blitzgedanken können wir häufig schneller Daten sammeln, als wir mit analytischen Datensammlungen in der Lage sind. Unser Körper ist viel fähiger, als wir immer wieder glauben, solange wir den Energiefluss der Sinneskanäle nicht durch bewusste Analysen hemmen. Besonders schlimm wird es, wenn wir schon viele Aspekte abgehandelt haben und kurz vor dem Schlag die Angst entsteht, doch noch wichtige Aspekte außer Acht gelassen zu haben. Jeder analytische Eingriff bedeutet ein Widerstand im Energiefluss und somit im erforderlichen Koordinationsfluss für komplexe Bewegungsabläufe wie der Golfbewegung. Es ist wie ein Stromkreis, der mit einem Dimmer ausgestattet ist, welcher bei stärkerem Aufdrehen den Widerstand (Bewegungsanweisungen) erhöht, bis nur noch schwaches bis gar kein Licht mehr leuchtet.
Geben Sie sich doch einmal die Anweisung, zu einem bestimmten Ort zu gehen und überlegen Sie dann, bevor Sie den ersten Schritt tun, wie sich der rechte Fuß in Relation zum linken zu bewegen hat und welcher Arm als erstes nach vorne schwingt. Mit diesem