Er war nie weg. John Valcone
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„Selbst gute Diktaturen vertragen keinen Diktator.“
– Gerd de Ley –
Finanzblase
„Scheitern vorprogrammiert“
Unternehmen greifen sich einen Euro und pumpen ihn mit Steroiden voll. Banker nennen es Hebelwirkung, Börsenmanager nennen es Spekulation und der ehrliche Bürger nennt es einfach nur völligen Wahnsinn.
Im 17. Jahrhundert spekulierte man in Holland auf Tulpenzwiebeln, zum Höhepunkt waren drei Tulpenzwiebeln so viel wert, wie ein gesamtes Haus. Spekulanten fürchteten jedoch, dass der Preis sprungartig fallen würde, weshalb diese wiederum ihre vorhandenen Tulpenzwiebeln schlagartig auf den Markt warfen, sprich sie verkauften. Nun schrumpfte das Preisleistungs-verhältnis aufgrund des größeren Angebots – erst langsam, dann fortlaufend schneller. Das Resultat? Die Spekulationsblase platzte. Jene, die rechtzeitig verkauften, erzielten natürlich immense Gewinnsummen. Doch jene, die auf eine weitere Gewinnsteigerung der Tulpenzwiebeln spekulierten, verloren ihr gesamtes Hab und Gut. Es war – wie so oft – nur ein Spiel auf Zeit.
Um eine Finanzblase oder auch Spekulationsblase genannt, (das Phänomen, das sich alle Jahrzehnte anschaulich und unaufhaltsam wiederholt) genauer erklären zu können, erkläre ich es Ihnen anhand eines einfachen Beispiels. Wir gehen von einem simplen Standpunkt aus: ich besitze ein Hotel.
Dummerweise wusste ich nicht, dass ich mein Hotel ausgerechnet in einer Gegend eröffnete, wo ausschließlich Obdachlose und Hartz-4-Empfänger leben, die mit hoher Wahrscheinlichkeit kein Geld bzw. zu wenig Geld besitzen.
Damit die Zimmer dennoch nicht leer stehen müssen, lasse ich meine Kundschaft anschreiben. Die Obdachlosen haben plötzlich ein Dach über den Kopf, wohnungslose Hartz-4-Empfänger leben auch wieder wie Menschen und ich verdiene Geld – wenn auch nur theoretisch, denn praktisch oder objektiv betrachtet, basiert der Gewinn ausschließlich aufgrund Schuldscheinen, die theoretisch nicht getilgt sind. Natürlich ist mein Hotel aufgrund meiner Firmenpolitik ab Tag-Eins vollständig ausgebucht und in Kürze fällt natürlich auch dem ortsansässigen Bankmanager auf, dass ich enorm hohe Gewinnzahlen verzeichne – wenn auch nur theoretisch. Der Gewinn basiert auf so genannten „Giralgeld“, das auf dem Computer, aber nicht in Form von Bargeld existiert. Natürlich kommt dann ein Treffen zwischen mir und dem engagierten Bankmanager zustande und dieser fragt selbstverständlich, wie ich in einem bekannten Obdachlosen-Viertel, solch enorme Gewinne verzeichnen könnte und ich antworte schlicht und einfach: Schuldscheine. „Brillant“ – denkt sich der Bankmanager und kommt auf die geistreiche Idee, das ganze System noch etwas gewinnbringender zu vermarkten. Wir erschaffen aus den vorhandenen Schuldscheinen ein Finanzprodukt, nennen das Ganze jedoch nicht einfach „Schuldscheine“, sondern „HB-Fond“ (Hotelbewohner-Fond) und verkaufen die Anteile an Interessierte. Wenn ein Schuldschein 1.000 Euro an Wert besitzt, so verkaufen wir diesen Schein für zum Beispiel 800 Euro und freuen uns über den Gewinn, während der Käufer bzw. Gläubiger sich damit zufriedengibt, sich die restlichen 200 Euro vom Hotelbesucher holen zu können, ganz nebenbei haben wir völlig unscheinbar das Risiko vollständig auf Gläubiger und Schuldner übertragen. Ich bin fein raus.
So, da das System in Kürze noch größere und höhere Gewinne verzeichnet, kommt nun auch die nächstgrößere Bank auf mich zu und erläutert, dass es noch weitaus sicherer zu bewerkstelligen sei. Wir nehmen einfach die Hotelbewohner, die zum Beispiel Hartz-4 beziehen oder Verwandtschaft besitzen, die man belangen könnte und bündeln diese in einen neuen Fond, bezeichnen und betiteln ihn noch sicherer und taufen das ganze einfach „RHB-Fond“ (Reicher-Hotelbewohner-Fond). Das geht dann aufgrund der enormen Gewinne über die Grenzen Deutschlands hinaus. Oder anders gesagt: Es geht voll durch die Decke. Irgendwann bemerken IWF und Goldman Sachs, dass hier richtig viel Geld an ihnen vorbeiläuft, was äußerst unüblich sein dürfte – spätestens jetzt, wäre wohl höchste Vorsicht geboten.
Nun steigen also auch private Landesbanken mit ein. Blackrock, Goldman Sachs, Deutsche Bank und Co. kommen zudem auf die grandiose Idee, einen noch weitaus sicheren Fond auf den Markt zu werfen. Man nimmt einfach ausschließlich die Hotelbewohner, die in Arbeit stehen und womöglich noch etwas erben könnten oder eine hohe Lebensversicherung besitzen, taufen das ganze „GSZ-Fond“ (Goldschatz-Zertifikat-Fond) und um es als wirklich sicher präsentieren und mit Höchstgewinn auf den Aktienmarkt werfen zu können, lässt man es von amerikanischen Rating-Agenturen als sicher bewerten.
Etwas kurz nebenbei erwähnt: diese „Rating-Agenturen“ machen nämlich tatsächlich genau das, was ihr Name bereits andeutet – sie raten.
Das wirklich Praktischste an solchen Agenturen liegt an der Tatsache, dass der Jene, der ein Produkt als sicher bewertet haben möchte, diese Agenturen selbst bezahlen darf. Und je mehr man bezahlt, desto mehr festigt sich auch der Grundgedanke bei den Agenturen, dass ein Fond oder Wertpapier durchaus sicher zu sein scheint. Die Bewertung „AAA“ kommt somit nicht aufgrund von wirtschaftlicher- oder ökonomischer Stabilität zustande, sondern aufgrund der zuvor vereinbarten Rechnung.
So, mit der neu erworbenen „AAA-Bewertung“ vertreiben nun die größten Banken und Kreditgeber den „sicheren“ Fond und alle steigen mit ein, alle investieren ihr Geld, all das Hab und Gut wird in Fonds investiert. Weil jeder plötzlich glaubt, der Weg zur ersten oder nächsten Million sei nun zum Greifen nahe bzw. nur noch eine Frage der Zeit. Plötzlich bringt man immer mehr medialen Zuspruch über den absolut sicheren Fond in Umlauf; Börsen- und DAX-Vertreter predigen davon, dass es gar keinen Grund dafür gäbe, warum der DAX bis zum Jahresende nicht die XY-Marke überschreiten sollte. Der Zuspruch greift ins Grenzenlose und alle scheinen mit steigendem Gewinn restlos zufrieden zu sein...
Bis eine winzige aber ausschlaggebende Veränderung