Der verborgene Erbe. Billy Remie
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Читать онлайн книгу Der verborgene Erbe - Billy Remie страница 50
»Was sagt er?« Luro beugte sich nervös zu Wexmell. »Warum haben wir noch keine Zimmer?«
Wexmell hob eine Hand, um ihn abzuweisen. »Ich regle das, vertrau mir.«
»Was sagt der Mensch?«, knurrte der Wirt.
»Vergebung, er ist Söldner aus einem anderen Land«, entschuldigte Wexmell wieder in der Ländersprache des spitzohrigen Volkes. »Ich komme aus Nohva. Ich bin Händler. Wir kamen über Carapuhr hier her, um Handel zu treiben.«
»Über Carapuhr, sagt Ihr?«
Wexmell nickte. »Es war ein langer, gefährlicher Weg. Der König dort, wollte uns lieber töten, als durchlassen.«
»Wie seid Ihr ihm entkommen?«
»Wir erkauften uns die Erlaubnis, über die Grenze zu treten, mit Silber.« Wexmell fasste sich an die Brust und verneigte sich ergebend. »Wir sind nur hier, um unser Glück zu versuchen.«
Der Wirt beäugte sie voller Argwohn, es war schwer zu sagen, ob er einlenken würde. Seine geschürzten Lippen, die im Kerzenschein feucht glänzten, und die gewölbten Augenbrauen gaben Wexmell wenig Hoffnung.
Aber wo sollten sie hin, wenn sie nicht hierbleiben konnten, um auf ihren Kontakt zu warten? Sofern er denn überhaupt kommen würde. Wexmell befürchtete fast, er könnte erwischt worden sein. Vielleicht hat jemand Falsches die Botschaften, die Wexmell ihn in den letzten Wochen zukommen gelassen hatte, gelesen, und den Verrat aufgedeckt.
Vielleicht war das hier eine Falle …
»Ihr könnt im Stall schlafen, Essen kost extra!« Der Wirt wollte sie fortwinken.
Wexmell wollte sich bereits damit abfinden, als hinter ihnen erneut die Tür geöffnet wurde.
»Sie gehören zu mir.«
Die Stimme kam ihm kaum bekannt vor, viel dunkler und rauer, als er sie in Erinnerung gehabt hatte.
Verwundert drehte er sich um. Und war sprachlos gegenüber dem, was sich seinen Augen dann bot.
»Ich habe reserviert«, sagte der selbstbewusste Neuankömmling. Sein Gesicht wirkte wegen seiner kindlichen Züge sehr feminin, seine Augen waren groß und strahlend, seine Haut blass, wie eine unberührte Blüte. Er trug das haselnussbraune, lange Haar zu einem Knoten zusammengebunden auf dem Kopf, eine breite Strähne hing locker und keck an seiner linken Gesichtshälfte hinab. Sein Körper war klein und knabenhaft, was durch seine schneeweise Toga noch zur Geltung gebracht wurde.
Er trat mit zwei in prunkvollen Rüstungen steckenden Leibwächtern ein, deren Gesichter hinter bunten, hölzernen Masken verborgen blieben. Ein voller Beutel Silber wechselte den Besitzer und verschwand hinter dem Tresen.
Der Wirt nickte stumm.
»Lasst die Betten frisch beziehen«, verlangte der dunkelhaarige Elkanasai von dem demütig wirkenden Wirt. »Und bringt uns Essen und Wein an den Tisch, meine Gäste haben eine lange Reise hinter sich.«
»Wie Ihr wünscht, Mylord.«
In Elkanasai sagte man Mylord und Mylady, Wexmell hätte auch ohne Sprachkenntnisse gewusst, dass es in Nohva gleichbedeutend mit »mein Lord« und »meine Lady« war.
Kopfschüttelnd wandte sich Wexmell an seinen alten Bekannten, der sich mit einem breiten Lächeln zu ihm umdrehte.
»Vom Sklaven zum Lord?« Wexmell lächelte zurück. »Das ist ein großer Aufstieg.«
»Ich muss Euch enttäuschen, Wexmell, ich bin nur der Buchhalter, mein Onkel ist der Lord«, er konnte mit dem lächeln gar nicht mehr aufhören. »Es ist so schön, Euch endlich wiederzusehen!«
»Die Freude ist auf meiner Seite, Ashen.« Wexmell breitete die Arme aus, und sie umarmten sich voller Freude lachend.
Ashen schien ihn gar nicht mehr loslassen zu wollen.
»Ihr habt Euch kaum verändert«, bemerkte er. »Aber Euer Bart gefällt mir.«
Wexmell lachte. »Ich werde ihn etwas besser pflegen müssen, fürchte ich. Aber du!« Er packte Ashens Schultern und hielt ihn mit etwas Abstand zu sich, um ihn in Augenschein nehmen zu können. »Bei den Göttern, sieh dich einer an, du bist ein Mann geworden!«
»Und was für einer«, murmelte jemand hinter ihnen. Wexmell war zu verblüfft, um Luro oder Allahad herauszuerkennen. Wer es auch war, der jeweils andere schlug ihm strafend gegen die Schulter.
Ashen lachte beinahe verlegen. »Es ist ja auch eine ganze Weile her.«
»Viel zu lang, wie es scheint«, bemerkte Wexmell. Verdammt, er war wirklich alt geworden – wie Desiderius sagen würde –, wenn die, die er als Kinder kannte, bereits groß und erwachsen waren.
Ashen hielt Wexmells Arme weiterhin fest, doch sein Blick wanderte über ihn hinweg, um die anderen zu betrachten.
»Ihr müsst Karrah sein«, bemerkte er, »ich hielt und fütterte Euch, als Ihr noch ein Säugling wart.«
Karrah nickte stumm, es schien ihr peinlich zu sein. Grinsend legte Allahad ihr den Arm um die Schultern und drückte sie an seine Seite, damit sie sich nicht so entblößt vorkam.
Freudig lächelnd bemerkte Ashen auch Allahad und Luro. Als er die anderen – Janek, Dainty, Melecay, Lalzo und Iwanka – betrachtete, nickte er ihnen freundlich zu, hinterher war immer noch reichlich Zeit, alle miteinander bekannt zu machen.
Es lag etwas Dringliches in Ashens Blick, als er weitersuchte. Verwunderung zeichnete sich auf seinem sanften Gesicht ab, als er nicht fand, was er suchte.
Er blickte Wexmell fragend an.
Wissend, welche Frage auf eine Antwort drängte, ließ Wexmell Ashens Arme los und trat mit gesenktem Kopf einen Schritt zurück.
Ashen runzelte seine Stirn. »Wo ist Euer Drache, Gefährten? Wo ist Desiderius?«
Keiner schien gewillt, ihm zu antworten. Luro und Allahad blickten mit der gleichen Trauer wie Melecay und Karrah zu Boden, die anderen taten es ihnen aus Respekt vor ihren Gefühlen gleich. Es lag wohl an Wexmell, diese Frage zukünftig zu beantworten, wann immer sie ihnen gestellt werden mochte.
Ashen spürte die düstere Stimmung, seine Augen betrachteten Wexmell sorgenvoll. »Ihr würdet niemals ohne ihn reisen.«
Wexmell hob seltsam gefasst den Blick, was vermutlich daran lag, dass er sich immer noch wie betäubt fühlte, wenn er daran dachte. »Nein, würden wir nicht. Er ist tot.«
Ashen wurde noch blasser, als es sein natürlicher Hautton ohnehin schon war. Er griff sich an die Kehle und rang offensichtlich nach Fassung.
»Ermordet von unseren Feinden«, erklärte Melecay wütend, seine Lippen wurden schmal, sein Kiefer mahlte. »Sie werden dafür bezahlen.«
Doch Ashen hatte nur Augen für Wexmell, als wüsste er aus tiefsten Herzen, welchen Schmerz