Der verborgene Erbe. Billy Remie

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Der verborgene Erbe - Billy Remie Legenden aus Nohva 5

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trüben – Doch, wie kam sie hier her?«

      »Und zu welchem Zweck?«, fragte Bellzazar.

      »Sie ist wohl kaum ein Spion«, lachte Cohen. Er umschlang den Hals seiner Stute und drückte sie wieder an sich wie ein Kind seine Puppe. »Sie ist eine Freundin. Sie muss gewusst haben, wo ich bin. Wir sind verbunden, sie muss es fühlen.«

      »Wenn sie allein kam, ist sie auch unversehrt?«, fragte sich Desiderius. Er umrundete Galia und ließ dabei bewundernd die flache Hand über ihren starken Hals und die kräftige Flanke gleiten. Sie hatte stämmige Beine, große Hufe, einen langen Schweif und eine volle Mähne. »Sie ist prächtig, Cohen, wahrlich.«

      »Ich weiß.« Cohen klopfte ihr den Hals. In seinen Augen funkelte der Stolz eines Vaters, was Desiderius schmunzeln ließ.

      Diese Jäger und ihre Begleiter, dachte Desiderius amüsiert. Immer wieder verblüffte ihn diese seltsame Verbindung zwischen Tier und Mensch. Auch er liebte Wanderer, und Wanderer respektierte ihn, aber das war nicht mit dem zu vergleichen, was ein Jäger mit seinem Begleittier teilte. Diese Bindung war nicht in Worte zu fassen. Sie waren nicht Herr und Tier, sondern Freunde. Gefährten. Familie. Eins. Das hatte Luro einmal erklärt, und Desiderius hatte nie weiter nachgefragt. Mittlerweile ahnte er, was Luro ihm hatte sagen wollen, denn seit Cohen eine Verbindung mit dem Drachen in Desiderius hergestellt hatte, war nichts mehr, wie es einmal war. Sie gehörten jetzt zusammen. Ihre Gefühle und Gedanken waren unwiderruflich miteinander verflochten. Sie waren Eins, vor allem wenn Desiderius den Drachen herausließ.

      Bellzazar kam grinsend näher, als er Desiderius‘ grübelnde Miene richtig gedeutet hatte. »Sie wäre eine gute Gefährtin für Wanderer.«

      Über Galias breiten Rücken hinweg grinste Desiderius seinen Bruder an. »Sie hat die richtigen Qualitäten, um Wanderer gute Nachkommen zu schenken.«

      »Untersteh dich!«, wandte Cohen sofort ein. »Sie ist ein Kavalleriepferd, keine Zuchtstute. Ich lasse nicht zu, dass irgendein Hengst sie besteigt.«

      »Seit wann hat er solch Probleme mit dem Besteigen?«, fragte Bellzazar seinen Bruder.

      Cohen ließ die Schultern hängen und sah ebenfalls Desiderius an. »Ich bin versucht, deinen Bruder von der Brücke zu schubsen.«

      »Bitte, tu dir keinen Zwang an«, erwiderte Desiderius, während er damit fortfuhr, die Stute zu umrunden.

      Cohens Blick schnellte triumphierend zu Bellzazar zurück.

      In Abwehr riss Bellzazar die Hände hoch und ging drei Schritte rückwärts. »Ich spüre, es ist Zeit für mich zu gehen, ehe ihr euren bösartigen Plan noch in die Tat umsetzt. Alsdann, wir sehen uns beim Abendmahl, meine Damen …«

      »Ich werde dir heute noch mit irgendwas das Maul stopfen, Bellzazar«, drohte Cohen ärgerlich.

      Bellzazar lachte nur, als er sich zum Gehen wandte.

      »Wartet!« Desiderius entdeckte etwas in der vollen Mähne der Stute. Zunächst hatte er es für einen Knoten gehalten, den er mit den Fingern auszukämmen versuchte, doch dann hatte er das unverkennbare Knistern von Pergament vernommen. »Sie hat etwas im Haar.«

      Bellzazar drehte sich sofort mit neugierigem, ernsten Blick um.

      Verwundert kam Cohen auf Desiderius‘ Seite und besah sich an, was er aus der Mähne befreite.

      »Was …«, Cohen blickte ihn fragend an, » … soll das sein?«

      Desiderius zuckte mit den Achseln. Er wollte nicht länger raten und entrollte das Pergament ohne weitere Worte. Wie erwartet, befand sich eine Botschaft auf dem Papier, doch zunächst stand sie auf dem Kopf. Desiderius drehte sie um und las.

      Ihm stand der Mund offen, als er geendet hatte. Er war im ersten Moment nicht imstande, die Worte zu verstehen, wollte sie nicht verstehen.

      Wie betäubt schüttelte er den Kopf.

      »Was ist es?«, fragte Cohen, er versuchte, die Botschaft zu lesen und lehnte sich dabei immer weiter über Desiderius‘ Hände.

      »Bruder?« Bellzazar kam besorgt näher, er schien zu spüren, dass etwas Desiderius erschüttert hatte.

      »Die Botschaft ist für dich.« Desiderius gab den Brief schmallippig an Cohen weiter und drehte ihm umgehend den Rücken zu, weil er nicht sehen wollte, was sich anschließend in Cohens Gesicht abspielte. Er ahnte die Folgen der Botschaft bereits.

      Cohen las. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, als würde er mehr als einmal die Worte lesen und sich einverleiben.

      Wie betäubt hauchte er schließlich: »Er hat Sigha und die Kinder.«

      Bellzazar hatte sich über Cohens Schulter gelehnt und mit ihm gelesen. Er schüttelte frustriert den Kopf. »Und, ganz wie befürchtet, den besagten Hexenzirkel. Verfluchter Bastard!«

      Zazar schimpfte ungehalten.

      Cohen ballte eine Faust, sodass er den Brief zerknüllte. »Ich muss zurück.«

      Gequält schloss Desiderius die Augen. Sein Alptraum begann von vorne, denn schon wieder verließ ihn ein Youri für Frau und Kind.

      ***

      »Du gehst nicht zurück, basta!«

      Als die Worte im Raum erklangen, hätte Desiderius sich am liebsten auf Eagle gestürzt und in voller Dankbarkeit niedergeküsst.

      Cohen, bereits auf dem Weg zu Tür, nachdem er Eagle erklärt hatte, warum er umgehend aufbrechen musste, drehte sich mit offenem Mund wieder um.

      »Aber …« Cohen sah sich hilfesuchend nach allen Seiten um, doch weder von Bellzazar noch von Desiderius war Hilfe zu erwarten, selbst sein Freund Arrav wich seinem Blick aus. Er wandte sich wieder an Eagle, der mit dem Rücken zu ihnen stand und aus dem Buntglasfenster des Ratsraumes der Festung starrte.

      »Hast du nicht gehört, was ich sagte? Eagle! Rahff will Sigha zwingen, ihn zu heiraten! Er hat meine Kinder! Meine Frau!«

      »Ich habe dein Anliegen vernommen«, sagte Eagle ungewohnt streng. Er drehte sich um und sah Cohen unnachgiebig in das fassungslose Gesicht. »Und du hast meine Antwort darauf gehört. Ich kann dich nicht gehen lassen. Nicht jetzt. Wir werden über diese Sache reden, wenn wir die erste Schlacht geschlagen haben. An der Violetten Küste brauche ich dich, es ist nicht möglich für uns, auf deine Fähigkeiten zu verzichten.«

      Es war Cohen sehr deutlich anzusehen, dass er nicht glauben konnte, was er hörte. Als habe ihn jemand niedergeschlagen, gegen den er sich nicht wehren konnte, ließ er die Schultern hängen.

      Desiderius senkte stumm den Kopf. Er schämte sich, weil er absichtlich verheimlichte, dass Cohen vielleicht gar nicht am Kampf beteiligt sein würde. Nicht, wenn Desiderius nicht sicher war, dass Cohens Magen keine Probleme machte. Doch das stand nun ohnehin alles auf einem anderen Blatt, nicht wahr? Er hob eine Hand und kaute, ganz untypisch für ihn, geradezu ängstlich an seinem Daumennagel, weil er sich daran hindern musste, loszubrüllen. Es stand ihm nicht zu, Cohen anzuflehen, zu bleiben. Außerdem fürchtete er dessen Antwort darauf.

      »Es tut mir leid, mein Freund«, sagte Eagle etwas mitfühlender zu Cohen, »aber bedenke auch, wie lange die Botschaft brauchte, um

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