Der verborgene Erbe. Billy Remie
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Читать онлайн книгу Der verborgene Erbe - Billy Remie страница 42
»Warum?«, fragte Desiderius verwundert.
»Weil ein Streit um Eure Gunst entfachen könnte«, erklärte Aghi frech grinsend.
»Oh.« Desiderius wackelte mit den Augenbrauen. »Verstehe.«
Sie lachten miteinander.
»Hast du nichts zu tun?«, fauchte es von der Seite.
Plötzlich stand Cohen neben ihnen und blickte mit eisiger Feindseligkeit auf den verwunderten Stallburschen herab. Sein Schatten fiel wie eine Mauer zwischen sie. »Such dir eine andere Schwärmerei, Bursche, das Bett des Blutdrachen beanspruche ich allein.« Letzteres knurrte er wie ein Löwe.
Desiderius sah stirnrunzelnd zu Cohen auf, während Aghi sprachlos zwischen ihnen hin und her blinzelte. Es genügte, dass Cohen seine Augenbraue noch ein Stück weiter nach oben zog, damit der Junge rasch vom Fass sprang.
»Ja, Herr!« Er verbeugte sich zum Abschied. »Vergebung, Herr. Ich wollte nicht ... Vergebung.«
Als er außer Hörweite war, entspannte Cohen sich etwas, und ging an Desiderius vorbei, um sich im Schatten auf den Boden an eine kühle Mauer zu setzen.
Er sah gut aus, wenn er wütend war. Kaum bedrohlich, ehe wie ein junger Fuchs, den man mit einem Stock ärgerte, und der daraufhin zornig die Nase kräuselte und die Ohren anlegte.
»Ich ahnte ja nicht, dass du so eifersüchtig bist, Geliebter.« Desiderius nahm seine Arbeit wieder auf.
Cohen verschränkte die Arme vor der Brust. »Du hast mir ein Versprechen gegeben!«
»Vertraust du mir so wenig?«
»Ja.«
Lachend warf Desiderius ihm einen Blick zu, doch auch sein schiefes Lächeln konnte Cohen kein Schmunzeln entlocken. Eisig blickte das verbliebene rotbraune Auge in Desiderius‘ Gesicht.
Cohen war schwierig. Nie leicht zu besänftigen. Doch gerade diese Herausforderung reizte Desiderius jeden Tag aufs Neue. Manchmal ärgerte er ihn absichtlich, nur um zu streiten. Äußerte Bemerkungen, die Cohen eifersüchtig machten. Oder zog ihn damit auf, dass er den Göttern huldigte und zum Beten in die Kapelle ging. Er fand immer etwas, womit er Cohen irgendwie zur Weißglut treiben konnte. Wenn Cohen einmal sauer war, benötigte es einiges an Verführungstaktik und hinreißendem Charme, um ihn wieder froh zu stimmen.
Cohen konnte auch gelegentlich gut austeilen, sollte Desiderius es mal wieder übertreiben. Mehr als einmal war ein Streit in eine Rangelei übergegangen, weil Cohen sich, wenn er nicht mehr weiterwusste, gegen Desiderius warf und ihn niederringen wollte. Stets ließ sich Desiderius auf den weniger ernstgemeinten Kampf ein, lachte und versuchte, Cohen unter sich festzunageln. Cohen wusste, sich zu wehren, schlug ernsthaft zu, wenn Desiderius versuchte, ihn mit Küssen zu verführen, oder mit den Händen unter seine Kleidung zu gelangen.
Meist gewann Cohen doch wieder die Oberhand, aber wenn es soweit war, hatte Desiderius bereits genug Lust entfacht, um der Rangelei etwas Sinnliches einzuverleiben. So wurde aus ihren Streitigkeiten und Kämpfen häufig ein Inferno entfesselter Lust.
Hinterher war das gesamte Zimmer verwüstet, und Desiderius lag erschöpft und wie erschlagen, am Ende aller Kräfte auf dem Rücken, unfähig sich zu bewegen, bedeckt von Schweiß, aber selig grinsend.
»Es war nur eine harmlose Schäkerei«, beschwor Desiderius ihn nun, »benimm dich nicht wie eine betrogene Ehefrau, das steht einem Mann wie dir nicht gut zu Gesicht.«
Erneut schenkte er Cohen ein freches, schiefes Lächeln. Wieder prallte es wirkungslos an ihm ab.
»Es war respektlos meiner Person gegenüber«, konterte Cohen knapp und wandte den Blick ab. Er starrte durch die Gegend, bereit, jeglichen weiteren Konkurrenten anzufauchen.
Desiderius stöhnte kopfschüttelnd über diese Eifersucht und zog den Wetzstein wieder über die Schneide der Drachenflügelklinge. Das Schwert lag quer über seinen langen Beinen, die unter dem schwarzen Leder in der Sonne allmählich unangenehm zu schwitzen begannen. Jedoch war sein Unmut nur Theater, denn er fühlte sich durch Cohens Eifersucht keineswegs gestört oder gar eingeengt. Er mochte es sogar, dass Cohen willig war, sein Revier zu verteidigen. Es schmeichelte Desiderius, und erhitzte zugleich sein Blut. Wie gerne er seine Pflichten vergessen hätte, um Cohen in den Ställen zu beweisen, dass er sich nicht vor Konkurrenz fürchten brauchte.
»Willst du jetzt die ganze Zeit da sitzen bleiben?«, fragte Desiderius amüsiert, jedoch ohne sich nach Cohen umzudrehen. »Wie ein Habicht, der sein Nest bewacht?«
»Ganz genau.«
Desiderius zuckte mit den Schultern. »Gut. Wenn es dich glücklich macht.« Er warf Cohen noch ein drittes Lächeln zu, das nicht erwidert wurde. »Allerdings bevorzuge ich es mehr, hinter deinem Rücken zu stehen, Liebster.«
Cohen drehte ihm das ungerührte Gesicht zu. »Du kannst mich mal.«
»Aber doch nicht vor allen Leuten!«
Cohen zeigte ihm eine anzügliche Handgeste, doch diesmal zuckte ein Schmunzeln in seinen verräterischen Mundwinkeln.
»Ich komme später darauf zurück«, versprach Desiderius herumalbernd, als er sich wieder umdrehte, um seine Klinge endlich zu Ende zu schärfen.
»Vielleicht habe ich heute keine Lust«, konterte Cohen trotzig.
»Auch gut. Ich weiß ja jetzt, wo ich Ersatz finde«, lachte Desiderius. »Aua! He!«
Ihn traf ein Dreckklumpen am Hinterkopf, der zerschellte und zu Boden rieselte, einige Bröckchen blieben in seinem dunklen Haar kleben. Mit verengten Augen sah er Cohen strafend an, der jedoch nur arrogant mit den Schultern zuckte, sodass seine Kettenrüstung klimperte.
»Na, na!« Bellzazar trat zu ihnen, das schwarze Hemd stand ihm bis zum Bauchnabel offen und gab die von vielen Kämpfen vernarbte Brust preis. »Rieche ich da etwa bereits Fäulnis im lieblichen Duft der naiven Verliebtheit?«
Cohen fasste ihn mit giftigen Blick ins Auge. »Hau bloß ab, Dämonenbrut.«
Zazar zog verwundert den Kopf zurück. »Und dabei habe ich noch nicht einmal begonnen.«
»Beachte ihn gar nicht, Zazar«, Desiderius blickte zu seinem Bruder auf, »sein Magen macht ihm wieder Probleme, da benimmt er sich leider stets wie ein Wesen der weiblichen Gattung in der unfruchtbaren Zeit ihres monatlichen Zyklus.«
Cohen riss schockiert den Mund auf. »Was?«
Desiderius drehte sich zu ihm um. »Wie? Das hast du verstanden?«
»Ich bin keine verblödete Dirne, du Arschloch!«, konterte Cohen. Der starre Blick und seine nach oben gekräuselte Lippen ließ Desiderius wissen, dass er kurz davorstand, ihn anzuspringen und zu Boden zu werfen. Wären sie jetzt in ihrem Zimmer und für sich alleine, hätte er es nur zu gerne darauf ankommen lassen. Er grinste und spitzte die Lippen zu einem Kuss.
Cohen verzog geradezu angewidert das Gesicht. »Nie mehr wieder. Küss doch deine zwanzig Stallburschen!«
»Bekomme ich die Erlaubnis dazu?«, fragte Desiderius geradezu erfreut.
»Natürlich!«,