Der verborgene Erbe. Billy Remie
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Читать онлайн книгу Der verborgene Erbe - Billy Remie страница 43
Desiderius spürte ein schmerzliches Ziehen im Unterleib. Er verzog angewidert sein Gesicht. »Das ist widerlich.«
»Nicht halb so widerlich wie ein alter Mann, der den jungen Burschen nachsteigt.«
Vergnüglich lachend legte Desiderius den Kopf in den Nacken. Als er Cohen wieder ansah, konterte er gelassen: »Vergiss nicht, dass du mit besagtem altem Mann das Bettlager teilst, mein schlaues Füchschen.«
Cohen strafte ihn mit einem eisigen Blick. »Götter, wie ich dich hasse!«
»Nein, tust du nicht.« Desiderius drehte ihm wieder den Rücken zu, er grinste wissend und arrogant in sich hinein. »Du liebst mich.«
»Ja, aber die Gefühle schwinden«, konterte Cohen.
Erschrocken drehte sich Desiderius wieder auf seinem Fass um. Cohen zuckte wieder überheblich mit den Achseln und drehte hochnäsig sein Gesicht fort.
Lachend fasste Bellzazar sich an den Bauch. »Oh das Schicksal führte mich zu einer ungünstigen Zeit zu Euch. Vergebt mir, dass ich vor der Versöhnung stören muss.«
Cohen brummte plötzlich. Er hielt sich den Magen und rutschte unbehaglich auf dem staubigen Boden hin und her. Als er Desiderius` ängstlichen Blick jedoch bemerkte, riss er sich zusammen und versicherte, es ginge ihm gut.
»Ich habe nur Hunger«, sagte er. Doch er log, das konnte Desiderius ihm ansehen. Er beschloss, nachher mit Cohen allein darüber zu sprechen. In diesem Zustand würde er Cohen nicht mitnehmen. Auch wenn sie eigentlich nicht auf Cohen verzichten konnten, war es Desiderius wichtiger, dass Cohen in Sicherheit war. Ein krampfender Magen auf dem Schlachtfeld wäre Cohens Todesurteil. Aber diese Diskussion ging nur sie beide etwas an.
Desiderius wandte sich an seinen Bruder. »Was gibt es denn?«
Doch Bellzazar beäugte zunächst, nachdem sein Lachen verklungen war, Cohen mit einem Blick, der Desiderius umgehend nervös werden ließ.
»Stimmt etwas nicht?«
Auch Cohen bemerkte, wie er gemustert wurde, und wurde hellhörig.
»Nein.« Bellzazar riss sich zusammen und schüttelte den Kopf. »Aber eine Hexe sollte sich Cohens Problem einmal anhören. «
Cohen sackte wieder gegen die Mauer. »Nicht, dass wir eine da hätten …«
»Deswegen wollte ich mit dir sprechen«, wandte sich Bellzazar an seinen Bruder. Aufmerksam sah Desiderius zu ihm auf. »Rahffs Verbündete ließen Hexen verfolgen. Magie könnte uns jetzt also einen entscheidenden Vorteil bringen, da er sie nicht nutzen kann. Es können nicht alle Hexen getötet worden sein, wir sollten unsere Bemühungen darauf verwenden, mindestens eine zu finden. Sei es nur, um unsere Verletzten schneller gesunden zu lassen.«
»Gut, dass du damit anfängst.« Desiderius legte den Wetzstein Beiseite und steckte das Schwert in die Scheide. »Wir kennen doch bereits eine sehr mächtige Hexe, die uns treu ergeben wäre. Karrah. Ihr Kind müsste längst geboren sein, vielleicht kann ich sie überreden, uns zu helfen. Sie muss ja nicht bleiben, nach dem Krieg kann sie zu ihrer Familie zurück.«
Bellzazar verspannte sich kaum merklich, doch Desiderius und Cohen fiel es auf. Sie runzelten verwundert die Stirne.
Bellzazar schien plötzlich empört: »Du willst eine frisch gebackene Mutter von ihrem Sohn trennen, der noch nicht einmal seinen ersten Winter hinter sich gebracht hat?«
Desiderius ließ ernüchtert die Schultern hängen, so hatte er das nicht gesehen.
»Und wenn sie stirbt? Hast du das bedacht?«
»Du hast ja Recht. Meine Überlegung entstand aus Verzweiflung.«
»Sie könnte draufgehen und hinterließe ein neugeborenes Kind«, schimpfte Bellzazar mit ihm. »Du kannst sie nicht um Hilfe bitten. Verstehst du es noch immer nicht? Ich löste dieses verfluchte Band zwischen ihr und mir, damit sie endlich ein normales Leben führen kann, ohne an mich oder meine Angelegenheiten gebunden zu sein. Ich will sie nicht hier haben, ich will, dass sie ihr Leben so lebt, wie sie es für richtig hält. Ohne ständig das Bedürfnis zu haben, durch ihren Glauben an das Schicksal, mich irgendwie bremsen zu müssen. In unserer Nähe wird sie stets in Gefahr sein, das kannst du nicht wollen. So selbstsüchtig kannst selbst du nicht sein, Bruder.«
Den Kommentar seines Bruders nicht beachtend, fragte Desiderius diesen: »Und wo, denkst du, finden wir Hexen? Wenn sie verfolgt wurden, werden sie gewiss zu ängstlich sein, sich zu zeigen. Sie sind sicher gut versteckt, und trauen niemanden.«
»Ich bezweifle, ob Hexen tatsächlich so etwas wie Furcht empfinden.« Bellzazar schauderte. Obgleich er Hexen kein Vertrauen schenkte, wusste er jedoch um den Vorteil ihrer Magie.
»Das beantwortet nicht die Frage, wo wir anfangen sollen, sie zu suchen, falls noch welche leben.«
»Es gibt welche westlich des Gebirges, in den Wäldern der Schwarzfelsburg«, sagte Cohen plötzlich und stand auf. Er klopfte sich den Dreck von den Hosen, als er sich zu ihnen stellte und berichtete. »Sie nennen sich selbst den Hexenzirkel, und sagen für Opfergaben den Menschen ihre Schicksale voraus.«
Desiderius und Bellzazar sahen sich an.
Zazar zog die Augenbraune hoch. »Sieh mal einer an, dein Lustknabe ist ja tatsächlich zu mehr nütze, als dir den Schwanz zu streicheln.«
»Genug«, warnte Desiderius nun ernst, »sonst werde ich wütend.« Es war eine Sache, wenn er selbst Cohen provozierte, denn Cohen wusste, dass er es niemals ernst meinte. Aber er würde nicht gestatten, das andere Cohen zu nahetraten.
»Ich kann mich auch selbst verteidigen«, zischte Cohen ihn an.
Seltsam, dabei war Desiderius doch gerade auf seiner Seite gewesen. Aber Cohen war mindestens halb so stolz wie er, weshalb es nicht leicht war, ihn in Schutz zu nehmen, ohne ihn zu beleidigen.
Wie gesagt, Cohen war schwierig, aber genau deswegen liebte er ihn.
Bellzazar hob beruhigend die Hände. »Cohen weiß doch, wie ich es meine.«
Doch Cohen sah ihn ärgerlich an. »Weiß ich das?«
»Nun gut«, unterbrach Desiderius das unnötige Verschwenden von Atemluft, er wollte jetzt zum wesentlichen Punkt kommen. »Und wie erreichen wir den Hexenzirkel, um mit ihnen reden zu können, ohne dass Rahff etwas davon mitbekommt?«
»Wenn er sie nicht längst gefunden hat«, befürchtete Cohen.
»Herr?«
Sie drehten sich alle drei zu dem Mann um, der in Plattenrüstung in der Sonne stand, und sie dringlich anstarrte.
Die Wache vom Tor sprach zu Desiderius: »Ein reiterloses Pferd vor den Toren, Herr. Wir dachten, das wollt Ihr selbst sehen.«
»Das ist Wanderer«, seufzte Desiderius und winkte den Mann fort, »lasst ihn rein, er findet den Weg zu den Ställen selbst. Keine Sorge, er ist nicht wild.«
Doch die Wache zögerte. »Vergebung, Herr, doch Wanderer ist uns wohl bekannt.