Der verborgene Erbe. Billy Remie
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Der verborgene Erbe - Billy Remie страница 39
»Was hat sie vertrieben?«, fragte sich Allahad.
»Ich denke, es war Melecay«, vermutete Wexmell leise. »Sie hatten Respekt vor ihm, wie vor einem Meister. Ich glaube, Zazar hat einem Fürsten das sterbliche Leben geschenkt. Ich nehme an, er erschuf unseren Melecay.«
»Weshalb glaubst du das?«, fragte Luro verwundert.
Wexmell zuckte mit den Schultern. Allahad hatte das Gefühl, das Wexmell irgendetwas verschwieg, doch er drängte nicht, erfragte nichts, wollte Wexmell keine Zweifel entgegenbringen, da zurzeit so vieles das Herz des Prinzen belastete.
»Welche andere Erklärung könnte es geben?«, erwiderte Wexmell nachdenklich.
»Ist Zazar dazu im Stande?«, hakte Luro nach.
»Als Gott der Toten, gewiss doch.«
»Ist das schlecht für uns?«
»Nein.«
»Bist du dir sicher?«, mischte Allahad sich ein. »Und wenn Melecays Seele einst die Seele eines Fürsten war? Ist er dann nicht gefährlich?«
»Ganz und gar nicht.« Wexmell lächelte sie nacheinander an. »Wenn ich Recht habe, ist es ohne Bedeutung, denn durch die Widergeburt wurde die Seele gereinigt. Bellzazar hat vermutlich dadurch die größte Güte gezeigt, die mir je untergekommen ist. Er heilte einen Dämon von der Finsternis, und machte ihn neutral. Er gab einem von den Göttern bereits verurteilten Wesen eine zweite Chance auf ein sterbliches Leben. Und damit eine Chance auf eine bessere Nachwelt.«
Allahad dachte einen Moment darüber nach. Dann schüttelte er ungläubig den Kopf und flüsterte vor sich hin: »Bei den Göttern, ich wusste nicht, dass das überhaupt möglich ist.«
»Wenn Zazar einen Dämonenfürsten heilen konnte«, überlegte Luro und blickte Wexmell fragend an, »können wir dann Zazar heilen, wenn er, wie Karrah sagt, besessen ist?«
Wexmell schüttelte traurig den Kopf. »Nur, wenn Zazar es wollen würde.«
»Und das können wir unmöglich wissen«, warf Allahad ein.
Luro blickte gen Himmel und seufzte, während der Regen sein Gesicht wusch. »Die Götter mögen mich bewahren, aber ich vermisse Zazar.«
Allahad und Wexmell nickten unisono. »Ich auch«, sagten sie wie aus einem Munde.
Und wie Allahad ihn vermisste. Trotz aller Differenzen, waren sie dennoch irgendwie und irgendwann Freunde geworden. Ohne ihn hätte er die Liebe zu Luro niemals zugeben können, ohne ihn hätte Allahad niemals seine Frau und Söhne für ein besseres Leben loslassen können. Ohne Bellzazar wären sie alle gar nicht mehr am Leben.
Aber wo, bei den verfluchten Göttern, steckte Zazar nur?
9
Eiskaltes Wasser, frisch aus dem grauen Gestein des Gebirges, umschloss seinen schmerzenden Kopf, als er ihn in das Fass tunkte.
Den Schmerz der Kälte wegkeuchend, hob Cohen sein nasses Haupt wieder aus dem kalten Nass, Wasser tropfte von seinen dunklen Strähnen zurück in das Fass. Noch einen Moment lehnte er auf dem Rand und holte Luft.
Dann strich er sich mit einer Hand das kalte Wasser aus dem Gesicht, und die Haare aus der Stirn, während er sich erhob.
Die Kälte hatte ihm gutgetan und seine anhaltenden Kopfschmerzen zumindest soweit gelindert, dass er gerade laufen konnte. Sein Schädel fühlte sich an, wie von einem Pfahl durchbohrt, der ihm vom Haaransatz gerade nach unten den Kopf bis zu den Kiefern spaltete. Ein unerträglicher Druck machte sich hinter seinen Schläfen breit, seine Ohren dröhnten, ließen alle Geräusche um ihn herum gedämpft erscheinen, seine Sicht war getrübt und von einem Nebelschleier umgeben, und aus seiner Nase rann Blut.
Das kalte Wasser hatte die Blutung jedoch gestillt.
Der Schmerz hatte heute Morgen urplötzlich eingesetzt. In dem einem Moment aß er noch sein Frühstück und scherzte mit Desiderius, im nächsten Augenblick fuhr ein unsichtbarer Dolch in seinen Kopf.
Doch er war nicht allzu überrascht, denn seine Nacht war kurz gewesen. Abermals hatte ihm sein Magen Probleme bereitet, sodass es ihm den Schlaf gekostet hatte.
Wegen seines Zustandes hatte er auch nicht auf die Übungen mit Eagle bestanden, als der junge Airynn Erbe, geschäftig in seinen Gemächern über irgendwelchen Schriften und Büchern grübelnd verkündet hatte, er hätte am heutigen Tage keine Zeit für sein Kampftraining. Es gäbe dringlichere Angelegenheiten, denen er sich annehmen müsse.
Desiderius würde das gewiss nicht gutheißen, aber auch er würde lernen müssen, dass letztlich Eagle das letzte Wort hatte. Wenn der Prinz sich zwei Tage vor der Abreise weigerte, seine unzulänglichen Kampffähigkeiten zu verbessern, konnte Cohen ihn wohl kaum zwingen. Sie mussten allmählich alle lernen, dass Eagle ihr Herrscher war, nicht ihr Rekrut.
Cohen hatte schon länger das bedrohliche Gefühl, das Streit sich anbahnte, immer dann, wenn Desiderius den strengen Vormund heraushängen ließ, und Eagle zähneknirschend abwägte, ob er es wagen sollte, sich gegen seinen Freund zu stellen.
Vielleicht war es an der Zeit, gerade weil sie sich bald zu ihrer ersten Schlacht aufmachten, dass jemand Desiderius verständlich machte, dass er Eagle mehr Respekt zollen sollte.
Obgleich Cohen, und gewiss auch Eagle, wussten, dass Desiderius‘ Verhalten nichts mit Respektlosigkeit zu tun hatte. Er war streng, gewiss, jedoch weil er wusste, worauf es ankam. Für Cohen war sein Blutdrache der geborene Anführer, ein geborener General. Doch Desiderius trat Eagle gegenüber wie der Vater dem jungen Sohn. Leider auch vor den Augen der Soldaten, was Eagles Autorität untergrub. Desiderius tat es gewiss nicht aus Mutwillen, es lag in seiner Art, alles mit einer gewissen Strenge zu fordern, doch er musste schnell lernen, das Eagle sein Prinz war. Auch sein Freund, aber vor allem war er der Prinz, Königserbe und alleiniger Herrscher.
Cohen ahnte bereits, weshalb Desiderius keinen Gedanken daran verschwendete, denn er war es gewohnt, gleichgestellt mit seinem Prinzen zu sein, da er und Wexmell einst ein Liebespaar gewesen waren. Doch Eagle war nicht Wexmell, und für Eagle war Desiderius kein Gleichgestellter. Wenn Eagle Desiderius‘ Verhalten irgendwann zu weit ging, konnte das die Einheit spalten. Denn viele standen überwiegend hinter ihrem Blutdrachen, und zweifelten am Sohn der Verräterin, während die anderen in Eagle ihren Retter sahen.
Wenn sich diese Streitmacht entzweite, dann wäre alles umsonst gewesen. Nur gemeinsam waren sie vielleicht stark genug, Nohva zu befreien. Aber selbst mit vereinten Kräften war ihr Vorhaben nicht siegesgewiss.
Cohen wusste, dass irgendjemand mit den beiden sprechen sollte, doch er wusste nicht so recht, ob er der richtige dafür war. Zwar liebten Desiderius und er sich, aber auch bei Rahff hatte Desiderius seine eigenen Wünsche verfolgt, ohne Rücksicht auf Cohens Gefühle.
Ob Desiderius auf ihn hören würde, egal in welcher Sache, wagte Cohen zu bezweifeln. Und er wollte auch nicht so ein Gefährte sein, der seinen Liebsten zurechtwies. Desiderius sollte niemals das Gefühl haben, Cohen stünde nicht hinter seinen Entscheidungen, oder würde gar versuchen, ihn durch Liebesgeflüster zu manipulieren, wie Sevkin es bei Cohen getan hatte.
Nachdenklich setzte Cohen sich am