Der verborgene Erbe. Billy Remie
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Читать онлайн книгу Der verborgene Erbe - Billy Remie страница 37
Schwerter fielen zu Boden, während sie allesamt versuchten, die Biester mit bloßen Händen von sich zu reißen. Allahad wurde zu Boden gerissen, der Schurke wehrte sich kreischend. Sein Adler stürzte mit einem Schrei hinab, ihm gelang es zumindest, einige Dämonen von seinem Herrn loszureißen. Luro strauchelte auch schon, er und Lazlo warfen sich wie wildgewordene Ochsen hin und her, doch auch ihr voller Körpereinsatz wehrte die Dämonen nicht ab.
Wexmell spürte, wie eines der Wesen durch seine Lederrüstung stieß und seine spitzen Zähne in seine Seite rammte. Er schrie schmerzerfüllt auf.
Melecay wirbelte wie ein bockendes Pferd herum, während sein gesamter Körper von schwarzen Wesen eingehüllt war. Er stolperte zwischen Karrah, Dainty, Janek und Iwanka hindurch und fiel beinahe über eine zwischen zwei Bäumen gespannte Hängematte, änderte jedoch im rechten Moment seine Richtung. Er packte mit seinen großen Händen grob zwei Dämonen, die ihre Krallen in sein Haar geschlagen hatten, und zerrte sie mit einem dunklen Brüllen, das tief aus seiner Kehle stammte, von seinem Kopf. Sie krallten sich so fest, dass er sich schlimme Wunden zuzog, während er sie von seinem Kopf zerrte, doch er ließ nicht locker und riss sie mit durchgedrücktem Rücken und mit dem Gesicht gen Himmel von seinem Körper. Sein Brüllen wurde lauter, bis es durch den Regenwald hallte.
Und urplötzlich versiegte der Schmerz.
Wexmell spürte es als erster. In dem Moment, als Melecays Brüllen im Lager erklang, und er die Dämonen zu Boden warf, lockerten auch alle anderen Wesen ihre Klauen. Wexmell fühlte, wie sie lockerließen, verwirrt und verängstigt, und schließlich von ihm abließen.
Überall um ihn herum plumpsten die kleinen, dunklen Wesen zu Boden und zogen sich zögerlich zurück. Ihre dunklen Augen blinzelten allesamt zu Melecay auf, der mit blutüberströmten Gesicht die Zähne zeigte und mit bebenden Nasenflügeln seine Wut kundtat. Seltsamerweise zeigten sich die Dämonen davon beeindruckt.
»Verschwindet!«, rief der Großkönig in seinem Zorn, »ihr widerlichen kleinen Bastarde, macht, dass ihr wegkommt!«
Sprachlos sahen sie dabei zu, wie die Dämonen erschrocken in den Wald zurückwichen, ihre aufgerissenen Augen erinnerten beinahe an verschreckte Kinder, die ein Monster sahen. Und dann hörten sie allesamt das Geflüster der dunklen Wesen.
»Ich kenne seine Signatur«, sagten mehrere im Chor. »Den Abdruck seiner Seele.«
Wexmell und seine Gefährten drehten sich umher, um zuzusehen, wie die Dämonen langsam im Unterholz verschwanden.
»Balthasar«, hauchten sie noch einmal, es klang fast ergebend, dann verschwanden sie so schnell, wie sie gekommen waren.
Einen momentlang, der Wexmell wie eine Ewigkeit erschien, herrschte verwundertes Schweigen im Lager. Er spürte, dass seine Wunden brannten, und fuhr sich unwillkürlich durchs Gesicht. Sein eigenes rotes Blut vermischte sich auf seinen Fingern mit dem schwarzen Blut der Dämonen. Seine Hand zitterte, als er sie betrachtete; er wischte sie an der Hose ab.
Melecay starrte ebenso verblüfft drein, wie alle anderen. Ein wenig Sorge war in seinem Blick zu erkennen.
»Was es auch war«, erhob Wexmell das Wort, weil niemand sich traute, etwas zu sagen, »es hat uns gerettet.«
»Aber was war es?«, fragte Luro argwöhnisch. Sein dunkles Haar war zerwühlt, und die Wunde an seinem Hals hinterließ einen feuchten, roten Striemen auf seiner Haut.
Hätte Wexmell nicht gewusst, dass er gerade von Dämonen attackiert worden war, wäre Luros Erscheinungsbild auch mit einer wilden Nacht mit Allahad zu verwechseln gewesen.
»Wir werden es nie erfahren«, tat Wexmell die Sache ab, er sah Karrah in die Augen, »weil der, der über die Dämonen Bescheid wusste, nicht mehr bei uns ist.«
»Wenn er sie nicht sogar geschickt hat«, erwiderte Karrah. Sie ließ den Schild fallen und wandte sich ab. »Kommt, ich heile eure Wunden.«
Lazlo hörte sofort auf ihren Ruf, er hielt sich den blutenden Arm, der von den Dämonen fast zerfetz worden war. Iwanka eilte an seine Seite und half Karrah bei der Versorgung.
Dainty trat hinter seinen noch immer verwunderten Gemahl und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Und wieder rettete Ihr unser aller Leben, mein König.« Er küsste Melecays Wange, und machte sich daran, die noch intakten Pfeile wieder aufzusammeln.
Wexmell drehte sich um und hob sein Schwert auf. Stiefel traten in sein Blickfeld.
Als er sich wieder erhob, starrte Allahad ihn entschuldigend an.
»Es tut mir so leid«, stammelte der Schurke. Bevor Wexmell ihm antworten konnte, dass er nicht böse war, machte Allahad auf dem Absatz kehrt und suchte einige Schritte außerhalb des Lagers die Einsamkeit. Luro folgte ihm umgehend.
Ein weiteres Donnergrollen ertönte am Himmel und machte sie taub für jegliche anderen Geräusche. Wexmell regte das Gesicht gen Himmel. Regen setzte urplötzlich ein, als gossen die Götter über ihren Köpfen Wannen mit Wasser aus. Die dicken Tropfen prasselten wie Fausthiebe auf sie nieder, und spülten rotes und schwarzes Blut von ihren Gesichtern.
»Allmählich verstehe ich, warum es Regenwald heißt.« Melecay trat neben Wexmell und hielt ebenfalls das Gesicht gen Himmel, schloss genüsslich die Augen. »Habt Ihr eine Idee, warum sie sich zurückzogen?«
»Nein. Und es ist mir auch gleich. Solange sie nicht wiederkommen, mache ich mir keine Gedanken darum.« Wexmell drehte sich zu ihm um. »Was auch immer es ist, was Ihr an Euch habt, die Dämonen fürchten es. Das kann uns nur zum Vorteil gereichen.«
»Ganz meiner Meinung.«
»Kommt, treiben wir sie zur Eile«, Wexmell wandte sich zum Lager um, »unser Kontaktmann erwartet uns gegen Abend.«
***
Allahad hockte zusammengesunken auf einem Baumstamm und starrte auf seine zitternden Hände. Der Regen prasselte auf seinen Nacken, seine Schultern und Haar, seine zottligen Strähnen klebten ihm im Gesicht, doch er scherte sich nicht darum.
»Was hast du getan?«
Genau diese Frage stellte er sich auch unentwegt, und die Schuld, die er fühlte, zerriss ihm fast das Herz. Oh Desiderius, es tat ihm so leid, dass er Wexmell nicht beschützte.
Als er nicht antwortete, schwang Luro die Beine über den Baumstamm und setzte sich an seine Seite. »Allahad?«
Beschämt schloss Allahad die Augen, bevor er leise sprach. »Ich habe gegen unseren Eid verstoßen und unseren Prinzen in Gefahr gebracht.«
»Aber warum?«, fragte Luro einfühlsam.
Allahad öffnete die Augen und sah ihn mit hochgezogenen Brauen an.
»Ach, Allahad!« Luro strich ihm über den Hinterkopf. »Du Dummkopf! Ich war doch nicht in Gefahr. Karrah war doch bei mir! Es war nur ein einzelner Dämon, aber Wexmell stand mehreren gegenüber …«
»Denkst du, das weiß ich nicht?«, schnauzte Allahad ihn an. Als er Luros enttäuschten Blick bemerkte, senkte er