Der verborgene Erbe. Billy Remie

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Der verborgene Erbe - Billy Remie Legenden aus Nohva 5

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Herr.«

      Cohen horchte sofort auf. »Ist es eine Stute?«

      Die Wache zuckte mit den Achseln. »Kann schon sein.«

      Bevor Desiderius begriff, was vor sich ging, eilte Cohen an ihm vorbei und ließ sie allesamt stehen.

      Fluchend, weil er nicht wusste, was eigentlich los war, eilte Desiderius Cohen nach. Bellzazar folgte ihnen auf dem Fuße.

      Je näher sie dem Tor kamen, je eiliger hatte es Cohen. Es wurde für Desiderius immer schwieriger, ihm zu folgen. Er bahnte sich mit Bellzazar im Schlepptau einen Weg durch die vielbeschäftigte Menge der Festungsbevölkerung. Knechte trugen Schwerter und Rüstungen vom Schmied und Schneider durch die Gegend. Bäuerinnen trugen überfüllte Eimer und Säcke mit Vorräten zu den Kasernen, wo sie für den Aufbruch aufgeteilt und verpackt wurden. Die wenigen Kinder, die Desiderius nur weiterhin duldete, weil sie die letzten Nachkommen seines Volkes waren, jagten Hunden hinterher, sodass sie geradezu gefährliche Stolperfallen bildeten. Desiderius fluchte verhalten, als er beinahe über einen Jungen fiel, der verschreckt von Dannen zog und von einer sicheren Ecke aus mit großen Augen zu ihm blickte, als erwartete er, Desiderius würde ihm nach eilen und im Genick packen um ihn zu rügen.

      »Du machst den Kindern Angst, mein Bruder«, lachte Bellzazar ihm ins Ohr.

      Desiderius konnte sich nicht damit aufhalten, er nickte dem Jungen zu, und hoffte, es würde reichen, ihn zu beruhigen. Dann versuchte er, Cohen wieder einzuholen, der sich gerade durch eine Wachpatrouille schob.

      »Cohen!« Desiderius eilte ihm nach, bahnte sich mit den Händen einen Weg durch die disziplinierten Wachen, die ihn erst ärgerlich ansahen, weil er ihre Schultern berührte, um sie auf die Seite zu schieben, jedoch aus dem Weg sprangen, als sie ihn erkannten, damit er ungehindert passieren konnte.

      Es gelang ihm, Cohen bis auf zehn Schritte einzuholen, dafür keuchte er allerdingst, weil sein Körper nicht für lange Laufereien durch die Mittagshitze gemacht war. »Cohen, warte! Was …«

      Kaum war das Tor in Sicht, rannte Cohen plötzlich los, als hätte jemand hilferufend seinen Namen geschrien.

      »Öffnet das Tor!«, rief er zu den Wällen hinauf, ehe Desiderius ihn aufhalten konnte. »Öffnet sofort das Tor!« Cohen warf sich dagegen. »Hört ihr nicht?«

      Keuchend – und seine schweren Muskeln verfluchend – kam Desiderius hinter Cohen an und trug den verwunderten Torwachen gelassen auf: »Öffnet das Tor.«

      Eine Welle der Bewegung ging durch die drei Wachen am Tor auf den Wällen. Umgehend gaben sie Befehle weiter, woraufhin sich knarrend die massiven, mit schwarzem Eisen verstärkten Tore öffneten.

      Desiderius fasste Cohen an der Schulter und musste ihn zurückziehen, damit er nicht von den sich langsam öffnenden Toren einfach Beiseite geschoben wurde.

      Er hielt Cohens zitternden, aufgewühlten Leib an den Schultern fest, während sie warteten.

      »Verrätst du mir, was hier los ist?«, fragte er Cohen ins Ohr. Er wusste nicht, was genau vor der Festung auf sie wartete, doch was es auch war, es war ihm fremd und konnte Cohen gefährlich werden. Deshalb hatte er an seiner Seite stehen wollen. Er würde Cohen nach der Sache, die vor einigen Wochen in der Nähe dieser Festung vorgefallen war, nie wieder irgendwo alleine hingehen lassen.

      Cohen schüttelte den Kopf, als wäre er zu aufgebracht, um eine Erklärung vorzubringen. Doch er versuchte es wenigstens: »Sie ist hier. Ich kann sie jetzt spüren.«

      »Wer?«, fragte Desiderius, darum bemüht, seine Ungeduld nicht erkennen zu lassen.

      »Galia!« Cohen rief das Wort nicht zur Antwort. Kaum hatte sich ein Spalt zwischen den Toren aufgetan, konnten sie das lange Pferdegesicht dazwischen erkennen, dass mindestens ebenso danach drängte, hineingelassen zu werden, wie Cohen hinauswollte.

      »Cohen, warte-«

      Aber er hatte sich bereits losgerissen und schlängelte sich mit klimpernder Kettenrüstung durch den Spalt. Herr und Tier fielen stürmisch übereinander her. Und wenn Desiderius daran dachte, welch tiefe Verbindung Luro zu seiner Nachtschattenkatze Marrah gehabt hatte, konnte er die Wiedersehensfreude sogar fast verstehen.

      Kopfschüttelnd lächelte er.

      »Darf ich dir einen Rat geben?« Bellzazar trat hinter ihn. Ihm war die Frechheit, die folgen würde, bereits in der Stimme anzuhören. »Du magst zwar dank deiner breiten Schultern und starken Arme ein großes Schwert führen können, doch wenn dich ein so kurzer Sprint bereits in Atemnot versetzt, sollten wir uns mal deiner Ausdauer zuwenden.«

      »Leck mich.«

      Bellzazar kicherte. »Gräme dich nicht. Du hast andere Qualitäten. Andererseits frage ich mich, ob du angesichts deiner geringen Ausdauer im Stande bist, einen Jungspund wie Cohen zu befriedigen.«

      »Immer wieder erstaunlich«, sagte Desiderius trocken, während er mit verschränkten Armen Cohen beobachtete, der die Arme um den Kopf der schönen braunen Stute schlang und die Wange an ihre Stirn lehnte. So glücklich sah man ihn selten lächeln, es erwärmte Desiderius das Herz.

      »Meine Unverfrorenheit?«, säuselte Bellzazar. Er hob eine Hand und fuhr mit einem Finger geradezu spielerisch über Desiderius‘ Nacken, um den Dreck zu entfernen, der noch von Cohens Wurfattacke übriggeblieben war.

      »Nein«, konterte Desiderius, »die Tatsache, wie sehr du auf mein Liebesleben fixiert bist.«

      Bellzazar lachte frech. »Was soll ich sagen? Dein Versagen ist meine Freude, Bruder.«

      »Hau ab«, knurrte Desiderius.

      Erneut kicherte Bellzazar. »Niemals.«

      Desiderius warf ihm über die Schulter einen nicht ganz ernstgemeinten genervten Blick zu, während auf seinen Lippen ein amüsiertes Grinsen lag.

      Dann ging er langsamen Schrittes zu Cohen, sehr darauf achtend, Bellzazar nicht zu zeigen, dass er noch immer schwer atmete.

      Liebevoll strich Cohen über den kräftigen Hals der stolzen Stute, sein Kopf lag an ihrer Wange, während er leise mit ihr flüsterte. »Ich habe dich so vermisst.«

      Desiderius und Bellzazar gesellten sich zu ihnen.

      »Sollen wir dich und deine neue Freundin alleine lassen?«, fragte Bellzazar scherzend. »Braucht ihr ein Zimmer? Oder genügt euch auch der Stall?«

      »Ignorier ihn«, sagte Desiderius zu Cohen, als er dicht hinter ihn trat.

      Cohen drehte sich zu ihm um. »Das hatte ich vor.«

      Die Stute betrachtete mit ihren großen braunen Augen Desiderius mit gesundem Argwohn. Sie hob zunächst den Kopf, um sich größer als er zu machen. Desiderius streckte langsam eine Hand nach ihr aus und gestattete ihr, zunächst daran zu schnuppern.

      Ihre riesigen Nüstern bliesen sich auf, warmer Atem traf auf seine Knöchel. Dann senkte sie stockend, als sei sie noch nicht gänzlich sicher, den Kopf. Erst als sie entspannt einen Huf einknickte, legte Desiderius ihr seine große Hand auf die Stirn und streichelte sie.

      »Das ist Galia«, erklärte Cohen. »Mein Begleittier.«

      »Das

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