Der Teufel von Tidal Basin. Edgar Wallace
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Читать онлайн книгу Der Teufel von Tidal Basin - Edgar Wallace страница 3
»Ich weiß es nicht«, erwiderte er kurz. »Wie heißt eigentlich Ihr romantischer Liebhaber?« fragte er dann. »Das haben Sie mir noch gar nicht gesagt.«
Sie war so nervös, daß sie die Fassung verlor.
Mike Quigley hörte sich ihren Zornesausbruch ruhig an.
»Ich wette, daß er sehr gut aussieht, wahrscheinlich besser als ich«, meinte er dann gelassen. »Sie sind wirklich töricht, Janice. Aber ich werde ihn schon treffen. Wo wohnt er denn?«
»Sie werden ihn nicht treffen!« Sie hätte am liebsten geweint. »Ich sage Ihnen nicht, wo er wohnt, und ich hoffe, daß ich Sie niemals wiedersehe!«
Sie übersah seine Hand und schwieg, als er ihr Gute Nacht wünschte.
Wütend eilte Mr. Quigley zur Fleet Street und schrieb einen heftigen Artikel über Weißgesicht. Aber all die Angriffe, die darin standen, galten eigentlich dem romantischen Fremden aus Südafrika.
2
Janice Harman war eine moderne junge Dame, die die Hemmungen früherer Generationen nicht kannte. Gleich bei der ersten Zusammenkunft hatte sie sich in Donald Bateman verliebt. Seine männliche Erscheinung und sein gutes Aussehen hatten es ihr angetan. Es war ein romantisches Abenteuer für sie, und ihre Phantasie begabte den Geliebten mit allen Tugenden und Vorzügen, die ein Mann nur haben konnte. Seine Bescheidenheit, seine Kraft, sein feiner Humor, seine kindlichen Ansichten über Geld und Finanzen und seine Naivität imponierten ihr. Er ordnete sich ihr in gewisser Weise unter und nahm ihr Urteil über Verhältnisse, Ereignisse und Menschen an, ohne etwas dagegen zu sagen, so daß sie sich geschmeichelt fühlte.
Vor allem fand sie seine Zurückhaltung außerordentlich taktvoll. Er hatte sie nur einmal umarmt, und er vergaß nie, daß ihre Bekanntschaft erst kurze Zeit dauerte. Das Wort ›Liebe‹ war noch nicht zwischen ihnen gefallen. Als sie sich das zweite Mal trafen, küßte er sie, und das berührte sie unangenehm. Er mußte es gemerkt haben, denn er versuchte es nicht wieder. Aber sie sprachen trotzdem davon, zu heiraten und ein gemeinsames Heim in Südafrika einzurichten. Er erzählte ihr von den Wundern des Schwarzen Erdteils, und sie unterhielten sich sogar über Kindererziehung.
Einen Tag nach ihrem Erlebnis im Howdah-Klub hatte sie sich zum Mittagessen bei Bussini mit ihm verabredet.
»Ist dein Geld gekommen?« fragte sie ihn lächelnd.
Er nahm seine Brieftasche heraus und zeigte ihr zwei Banknoten zu je hundert Pfund.
»Ja, heute morgen. Ich habe die beiden Scheine für meine kleinen Ausgaben eingesteckt – ich hasse es, in London ohne Geld zu sein. Aber wenn es heute morgen nicht gekommen wäre, hätte ich dich anpumpen müssen, Liebling. Was hättest du dann wohl von mir gedacht?«
Sie lächelte wieder. Männer benahmen sich in Geldsachen wirklich komisch. Zum Beispiel Michael. Sie hatte ihm gesagt, daß er einen kleinen Wagen haben müßte, aber er war direkt beleidigend geworden, als sie ihm Geld dafür leihen wollte.
»Hast du dich gestern Abend gut unterhalten?«
Sie verzog das Gesicht.
»Das könnte ich nicht gerade behaupten.«
»Dein Bekannter ist Zeitungsmann? Ich kenne einen Reporter von der ›Cape Times‹ – famoser Mensch ...«
»Michael war nicht schuld daran, daß der Abend so unglücklich verlief. Es war ein Mann, der eine weiße Maske trug ...«
»Ach so!« Er zog die Augenbrauen hoch. »Du warst ja im Howdah-Klub. Und Weißgesicht war auch dort, ich habe es heute morgen in der Zeitung gelesen. Ich wünschte nur, daß ich dabei gewesen wäre. Es ist mir rätselhaft, daß die Männer in diesem Land so fischblütig sind. Lassen einen frechen Räuber ohne weiteres entwischen! Einer von uns beiden wäre auf dem Platze geblieben, wenn ich in seiner Nähe gewesen wäre. Ihr Engländer habt zu viel Angst vor Feuerwaffen. Das weiß ich aus eigener Erfahrung ...«
Er erzählte ihr eine Geschichte von einem Goldsucherlager in Rhodesien, die ihn selbst in sehr günstigem Licht zeigte.
Während er sprach, kehrte er das Gesicht dem Fenster zu, und sie hatte Zeit, ihn zu beobachten. Sie betrachtete ihn jedoch nicht kritisch, sondern mit den Augen eines romantischen jungen Mädchens. Er war älter, als sie gedacht hatte. Vielleicht vierzig. Die kleinen Falten in den Augenwinkeln und ein härter Zug um den Mund deuteten es an. Sie wußte, daß er ein gefahrvolles Leben hinter sich hatte, und man konnte der Welt kein glattes, jugendliches Gesicht mehr zeigen, wenn man solche Strapazen durchgemacht hatte wie er. In der Wüste Kalahari hatte er Hunger und Durst gelitten, am Ufer des Tuliflusses hatte ihn ein schweres Fieber gepackt, und westlich von Massikassi ließen ihn seine Träger und Diener im Stich, so daß er allein und ohne Feuerwaffen von Löwen angegriffen werden konnte. Unter dem Kinn hatte er eine lange Narbe von der Pranke eines Leoparden.
»Heutzutage ist das Leben in Afrika nicht anders als hier in der Bond Street«, sagte er. »Es ist nichts Geheimnisvolles mehr daran. Ich glaube kaum, daß es noch einen einzigen Löwen zwischen Salisbury und Bulawayo gibt. Aber in den alten Zeiten passierte es, daß sie mitten auf der Chaussee lagen ...«
Sie hätte ihm stundenlang zuhören können, aber sie erklärte ihm, daß sie noch Pflichten in der Klinik habe.
»Ich werde hinkommen und dich nach Hause bringen – wo liegt die Klinik eigentlich?«
Sie beschrieb ihm die genaue Lage von Tidal Basin.
»Was ist eigentlich Dr. Marford für ein Mann?«
»Oh, er ist rührend gut«, erwiderte Janice begeistert.
»Dann wollen wir ihn nach Südafrika holen. Es gibt dort viel Arbeit für ihn, besonders bei den Negerkindern. Wenn ich die Farm kaufen könnte, die an die meine stößt, ließe sich das Haus dort leicht in ein Erholungsheim umbauen. Es ist eins der großen holländischen Farmhäuser, und ich selbst besitze eine schöne Wohnung, so daß wir die andere nicht brauchen.«
Sie lachte.
»Du scheinst immer mehr Land haben zu wollen, Donald. Ich werde noch an einen Agenten schreiben müssen, um nähere Einzelheiten über dieses begehrenswerte Grundstück zu erfahren!«
Er runzelte die Stirn.
»Hast du Freunde in Kapstadt?«
»Ich kenne einen jungen Mann dort, aber ich habe ihm nicht mehr geschrieben, seitdem er England verließ.«
»Hm!« Donald wurde ernst. »Wenn Fremde drüben Land kaufen wollen, werden sie meistens hereingelegt. Ich möchte dir einen Rat geben. Versuche niemals, in Südafrika Land durch einen Agenten zu kaufen, denn diese Menschen sind meistens Räuber. Eins ist aber sicher: Der Landbesitz in der Gegend von Paarl – dort liegt auch meine Farm – wird in ein paar Jahren das Doppelte wert sein. Die Regierung baut eine neue Eisenbahn, die gerade an der Grenze meines Landes vorbeikommt. Wenn ich ein Vermögen hätte, würde ich es bis auf den letzten Cent dort in Grundbesitz anlegen.«
Er nahm wieder die beiden Hundertpfundnoten aus der Tasche und betrachtete sie. Sie raschelten zwischen seinen Fingern.
»Warum bringst du das Geld nicht auf die Bank?«
»Weil