Der Teufel von Tidal Basin. Edgar Wallace

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Der Teufel von Tidal Basin - Edgar Wallace

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steckte die Brieftasche wieder ein und faßte Janice dann plötzlich an den Schultern. In seinen Augen glühte ein Feuer, wie sie es noch nie vorher gesehen hatte, und sie erschrak ein wenig.

      »Wie lange sollen wir eigentlich noch warten?« fragte er leise. »Ich kann doch leicht das Aufgebot bestellen, dann heiraten wir sofort und sind in zwei Tagen auf dem Festland.«

      Sie machte sich von ihm frei und bemerkte erstaunt, daß sie zitterte.

      »Das ist unmöglich«, erwiderte sie atemlos. »Ich habe noch so viel zu tun, und ich muß doch zunächst noch in der Klinik bleiben, bis ich eine verläßliche Nachfolgerin habe. Es geht nicht, daß ich Dr. Marford einfach sitzenlasse! Und du hast auch einmal gesagt, daß du erst in einigen Monaten heiraten wolltest.«

      Er schaute sie lächelnd an.

      »Ich kann Monate, auch Jahre warten«, erwiderte er.

      Sie hatte abends nur eine halbe Stunde für ihn Zeit, aber er wollte trotzdem mit ihr essen gehen. Der Gedanke daran machte ihr keine besondere Freude. Sie sagte sich selbst, daß sie ihn liebe. Er war genauso, wie sie ihn sich wünschte. Aber Heirat – sofortige Heirat? Sie schüttelte den Kopf.

      »Mit welcher Bank arbeitest du eigentlich?« fragte sie plötzlich.

      Diese Frage überraschte ihn sehr.

      »Bank? Ach so, die Standard Bank – das heißt nicht eigentlich die Standard Bank, sondern eine Firma, die mit ihr in Verbindung steht. Aber warum interessiert dich das?«

      Sie wollte es erfahren, um ihm eine Freude machen zu können, aber davon sollte er noch nichts wissen.

      »Ich erzähle es dir später.«

      Er begleitete sie nach Tidal Basin und verbrachte den Nachmittag in verschiedenen Reiseagenturen, um Pläne und Prospekte durchzusehen. Er wäre gern in London geblieben, ebenso wie in vielen anderen Orten, die er hatte verlassen müssen. Inez lebte hier. Sie war eine Schönheit geworden. Er hatte sie wiedergesehen, obwohl sie nichts davon wußte. Sonderbar, wie sich Frauen entwickeln konnten. Früher war sie ein ungelenkes Mädchen gewesen, das ihm gar nicht gefallen hatte. Wie würde wohl Janice in ein paar Jahren aussehen? Im Augenblick war sie ja sehr schön. Aber sie besaß Eigenschaften, die ihm wenig gefielen. Freilich, eine vollkommene Frau gab es wohl überhaupt nicht!

      Als er sie heute an den Schultern faßte und ihr in die Augen sah, hatte er etwas anderes erwartet, als daß sie sich so erschrocken von ihm abwandte. Sie hatte ihre Scheu so offen gezeigt, daß er klugerweise im Augenblick nicht weiter in sie dringen wollte. Natürlich mußte er sie heiraten, aber eine Heirat in diesem Land war sehr gefährlich. Ein Zeitungsreporter war ihr Freund? Diese Leute haßte er ganz besonders, denn sie steckten ihre Nase in alle möglichen Dinge, die sie nichts angingen, und waren skrupellose Menschen. Und Reporter, die über Kriminalfälle berichteten, waren die allerschlimmsten.

      Er fühlte sich unbehaglich und beschäftigte sich wieder mit Inez. Von ihr wanderten seine Gedanken zu anderen Frauen. Was mochte wohl aus Lorna geworden sein? Tommy hatte sie wahrscheinlich wiedergefunden und ihr alles verziehen. Tommy war immer ein willensschwacher Mensch gewesen. Aber Inez ...!

      Am Abend speiste er mit Janice im Howdah-Klub. Der Überfall in diesem Lokal hatte bereits seine Folgen gehabt. Der Speisesaal war halb leer, und Gasso ging mit düsterer Miene auf und ab.

      »Die Sache hat mich ruiniert, Miss Harman«, sagte er ganz gebrochen. »Die Leute kommen überhaupt nicht oder ohne Schmuck, und ich liebe doch vornehmes Publikum, das auch den nötigen Schmuck trägt – allerdings nicht wie Miss Dolly!«

      »Ich hoffe, Weißgesicht kommt heute Abend wieder«, erklärte Donald mit einem ruhigen Lächeln.

      »So, das hoffen Sie auch noch?« fragte Gasso aufgeregt. »Das wäre mein vollkommener Ruin, dann könnte ich auf der Straße betteln gehen. Nein, so dürfen Sie wirklich nicht sprechen!«

      Janice lachte, und es gelang ihr, den nervösen Geschäftsführer wieder zu beruhigen.

      »Es ist allerdings heute Abend leer hier«, meinte Donald. »Aber ich glaube nicht, daß wir Weißgesicht sehen werden. Ich muß an die alten Zeiten in Australien denken. Dort hatten es sich mehrere Leute zur Spezialität gemacht, Banken zu plündern, und sie trugen auch weiße Masken. Sie haben sogar verhältnismäßig viel Geld erbeutet. Hast du einmal von den Furses gehört? Es waren Brüder – die gerissensten Spezialisten in ihrem Fach.«

      »Vielleicht ist er einer von ihnen«, sagte sie, ohne sich etwas dabei zu denken.

      »Wie meinst du?«

      Sie sah ganz deutlich, daß er erschrak. Das war eigentümlich, denn Donald Bateman fürchtete sich doch sonst vor nichts.

      »Das glaube ich nicht«, meinte er nach einer Pause.

      Als sie sich während des Essens gegenseitig neckten und harmlose Dinge erzählten, legte er plötzlich Gabel und Messer hin, und sie entdeckte wieder den furchtsamen Ausdruck in seinem Gesicht. Er schaute starr zu einem Herrn hinüber, und sie folgte der Richtung seines Blicks.

      Der schlanke, elegant gekleidete Mann, der mit einer kleinen Gesellschaft hereingekommen war, mochte etwa sechzig Jahre alt sein. Die Kellner eilten sofort auf ihn zu.

      »Wer – wer ist das?« fragte er und bemühte sich, gleichgültig zu sprechen. »Ich meine den Herrn dort mit den jungen Damen. Kennst du ihn zufällig?«

      »Ja – das ist Dr. Rudd.«

      »Rudd!«

      »Er ist der Polizeiarzt unseres Bezirks. Ich habe ihn schon oft gesehen. Er war auch schon in unserer Klinik. Ein unsympathischer Mensch. Er hatte nur abfällige Bemerkungen für unsere Arbeit übrig.«

      Sie wunderte sich, daß Donald so bleich geworden war. Nur allmählich kehrte die Farbe in sein Gesicht zurück.

      »Kennst du ihn denn?« fragte sie erstaunt.

      Er zwang sich zu einem Lächeln.

      »Nein, aber er erinnerte mich an jemand – an einen alten Freund – in Rhodesien.«

      Als sie beim Herausgehen am Tisch von Dr. Rudd vorbeikamen, verdeckte Donald den unteren Teil seines Gesichts mit seinem Taschentuch, als ob er Schmerzen hätte.

      »Hast du dich verletzt?« fragte Janice.

      »Nein, es ist nur ein wenig Neuralgie«, scherzte er. »Das kommt davon, wenn man Nacht für Nacht unter freiem Himmel im Regen liegt.«

      Er erzählte ihr dann eine Geschichte von einem Tropenregen in Nordrhodesien, der vier Wochen ohne Unterbrechung gedauert hatte.

      Sie trennte sich von ihm an der Tür ihrer Wohnung in Bury Street. Er war offensichtlich enttäuscht, denn er hatte erwartet, daß sie ihn einladen würde mitzukommen. Aber schön auf dem Rückweg zum Hotel tröstete er sieh. Er hatte ja für den nächsten Morgen ein Rendezvous verabredet – allerdings nicht mit Janice.

      3

      In seiner karg bemessenen Freizeit stand Dr. Marford gewöhnlich in seinem Sprechzimmer hinter den roten Kalikovorhängen, die den unteren

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