Anea. Wolfgang Greuloch

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Anea - Wolfgang Greuloch Level X

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ein rufendes Heulen. Eines dieser vierbeinigen Tiere streift dicht an ihrem Versteck vorbei, sie sieht den schattenhaften Umriss und ein glühendes Augenpaar. Anea tastet nach ihrer Waffe, aber das Tier verschwindet schnell in der Finsternis.

      Mit der aufziehenden Dämmerung des neuen Tages verlässt Anea das Versteck und marschiert weiter. Auch die beginnende Berglandschaft ist trocken, kahl und steinig. Die Gipfel der ersten Erhebungen sind trist, von Steinfeldern bedeckt, die aus Brocken unterschiedlicher Größe bestehen, von schwarzen, perlartigen Steinchen bis zu Findlingen, der mehrere Male so hoch sind, wie sie selbst. In der Ferne ragen weiß gefleckte Gipfel empor. Die muss sie überwinden.

      Anea wandert weiter, überwindet verschiedene Höhen, kommt den fernen Bergen langsam näher. Dann spürt sie wie ein Schatten über sie hinweg gleitet. Sie schaut nach oben, aber sieht keinen dunklen Flecken im Himmel, der makellos blau über der Bergwelt liegt. Wiederum wandert der Schatten über sie hinweg, jetzt noch größer als vorher. Dann sieht sie den Verursacher, ein sehr großes fliegendes Tierwesen, das hoch über sie hinweg schwebt, die Schwingen weit ausgebreitet und majestätisch durch den Himmel gleitend. Es kann aber nicht eines der Tiere sein, die sie unterwegs träge in den kahlen Bäumen sitzend sah. Dieses Tier ist viel größer, weitaus aus größer als sie selbst.

      Das Flugtier wendet und kommt zurück, hält direkt auf ihren Standort zu, senkt seine Bahn, visiert sie an. Anea sieht die mächtigen Krallen an den Beinen des Tieres, die auf sie zielen, um sie zu packen und wegzutragen. Anea rennt zur Seite, sucht nach Schutz, aber sie steht auf einer kahlen Hochebene, in ihrer Nähe ist keine Deckung zu finden. Die Krallen kommen rasend schnell näher, im letzten Moment wirft sich Anea zu Boden und rollt zur Seite. Sie hört die Fänge des Flugtieres vorbei schwirren und den Luftzug der mächtigen Schwingen.

      Sie schaut dem Tier hinterher, das weiterfliegt, wendet und in die Höhe steigt. Anea weiß, das wird der nächste Angriff. Sie rennt los. Sie versucht, die Felsformation in der Ferne zu erreichen. Sie läuft so schnell sie kann, und sie kann sehr schnell laufen, packt den Pugio in der Tasche, zieht ihn aus der Scheide und hält ihn verteidigungsbereit in der Hand, während sie läuft. Sie schaut zurück, der Angreifer ist nicht hinter ihr; sie blickt in den Himmel, über ihr legt der Angreifer seine Flügel an und stürzt auf sie herab, wird schneller und schneller.

      Anea wird die schützenden Felsen nicht mehr erreichen, vielleicht hilft es ihr, im Lauf einen Haken zu schlagen. Als sie das nahe Rauschen des herankommenden Riesenvogels hört, dreht sie sich um, kalkuliert, wohin der Angriff zielt, springt zur Seite. Neben ihr schlagen die Fänge des Riesenvogels in den Boden. Obwohl das Tierwesen seinen Sturzflug kurz vor dem Boden durch Ausbreiten der Schwingen abbremst, werden Staub und Steine aufgewirbelt. Anea hetzt einige Schritte weiter, immer diese scharfen, gebogenen Krallen im Blick. Aber der Greif ist schnell, ändert sofort seine Richtung und umfasst Anea von hinten. Die Klauen eines Beines sind so riesig, dass sie Aneas Körper umschlingen, nicht verletzen, sie aber wie in einem Käfig gefangen ist.

      Der Greif breitet die Flügel aus, schlägt mächtig und steigt steil in die Höhe. Anea umklammert ihren Dolch, versucht die hornige Haut des schuppigen Fußes mit der vergifteten Seite der Schneide zu ritzen. Die Haut ist fest und hart, es gelingt ihr nur mühsam in die Hornhaut einzudringen. Es passiert nichts, der Vogel steigt und steigt, Anea wird weit in Himmel getragen. Sie sieht das ferne Ziel ihrer Wanderung, die weiß gepuderte Bergkette, die jetzt in weite Ferne rückt. Das Tierwesen umklammert sie, mit welchen Absichten weiß sie nicht, aber sie spürt die große Gefahr. Sie durchdringt die Hornhaut und schneidet tiefer in die Muskeln des Fußes, zieht den Pugio hin und her, wie eine Säge.

      Der Greif ändert die Richtung, fliegt von den Bergen weg. Und plötzlich werden seine Flügelschläge unregelmäßig, er wird langsamer, geht in einen Gleitflug über, verliert allmählich Höhe, gibt einen seltsamen krächzenden Schrei ab, die Schwingen schütteln hin und her, und das Tier verliert weiter an Höhe.

      Anea merkt, dass der Druck der Krallen nachlässt, sie spürt etwas Bewegungsfreiheit. Plötzlich kippt der Vogel zu Seite, trudelt ein Stück in die Tiefe, mit zuckenden Schwingen versucht das Tier eine ruhige Fluglage zurück zu gewinnen, zu spät, die Kontrolle über sein Flugvermögen entgleitet ihm, es trudelt in die Tiefe.

      Anea droht aus der Fänge zu rutschen, sie klammert sich fest, plötzlich ist sie über dem Körper, die Flügel schwirren um sie herum, ohne die Wirkung zu erzielen, für die sie gedacht sind. Das Tierwesen stürzt ab und Anea mit ihm. Rasend schnell kommt die Erde auf sie zu. Sie versucht, über dem Tier zu bleiben, um den Aufprall abzumildern, verliert den Dolch.

      Der Greif kracht mit dem Kopf zuerst auf die Erde, Anea landet halb auf dem Leib des Tieres, die Flügel zucken einige Male hektisch hin und her, schleudern sie zur Seite. Dann verendet das Tierwesen. Ausgelöscht durch das Gift an Aneas Waffe.

      Anea bleibt einen Augenblick liegen. Dann hebt sie den Kopf und betrachtet das Flugtier aus der Nähe. Es trägt ein Kleid, das ihr wie die Farne im Wald erscheint, nur feiner gestaltet und mit braunschwarzer Färbung. Der durch den Sturz unnatürlich abgewinkelte Kopf besitzt einen kräftigen Schnabel, dessen oberer Teil an der Spitze nach unten zeigt, und der Kopf trägt einen schimmernden Aufsatz, der die Farbe der untergehenden Sonne trägt. Das Auge, das sie sieht, ist leblos und kalt.

      Anea wendet sich ab, sie muss den Pugio suchen, er kann nicht weit sein, sie verlor ihn im letzten Moment des Sturzes. Sie zieht systematisch Kreise um das ausgelöschte Wesen, schließlich findet sie die Waffe, steckt sie ein und wandert weiter.

      Heats

      Als Anea den Bergkegel in der Ferne sieht, weiß sie, dass dieser Berg, der die anderen Erhebungen in seiner Umgebung deutlich überragt, ihr Ziel ist. Rauchschwaden treten aus seinen Flanken aus und steigen in die Höhe, so als wollte er eine Verbindung mit dem Himmel über sich schaffen. Ein dunkler Riese, wie ein Wächter über seine Nachbarn um ihn herum, der auch seine besondere Stellung belegt, weil er keine streifenförmigen weißen Felder auf seinem Rücken zeigt.

      Anea wandert weiter. Das Gelände vor ihr ist ohne Herausforderungen, trockensteinig und hügelig. Sie muss einen Umweg laufen, um zwischen zwei felsigen Bergkämmen hindurch zu kommen, aber das Ziel bleibt im Sichtfeld. Irgendwann steht sie am Fuß des Berges, schaut nach oben, die Rauchschwaden sind dichter geworden und hüllen den Gipfel ein.

      Sie muss da hoch. Es ist das Land der Heats, sie weiß es nun.

      Der Aufstieg führt über scharfkantige, dunkelbraune Steine von unregelmäßiger Größe, manchmal zu größeren Haufen zusammengepresst, die anders sind als die Steine in den Bergen vorher und auf der Hochebene, die sie durchquerte. Die Stiefel aus den Blättern des Clantusbaums schützen ihre Füße. Sie sucht aber auch Trittstellen, die ihr einigermaßen flach erscheinen und Halt bieten. Plötzlich speit eine Spalte eine Rauchfontäne aus. Sie verharrt. Ist das eine Gefahr? Ist das eine andere Art des Molochs, den sie schon erlebte? Der Rauch bleibt träge in der Luft hängen, es kommt Nachschub aus der Spalte. Sie wandert weiter, ändert aber ihre Richtung, umgeht diese Stelle.

      Anea weiß nicht, wie nahe sie dem Berggipfel ist, denn der Rauch kriecht den Berg hinab, ihr entgegen, es scheint, als wollte er sie am Aufstieg hintern. Bald ist sie vollständig in diesem grautrüben Nebel eingehüllt. Sie bleibt stehen, sie kann zwar noch einige Schritte weit sehen, aber etwas gemahnt sie abzuwarten. Sie hört Geräusche aus der Nebelwand, zischende, prasselnde, knisternde Laute. Der Nebel zieht zur Seite und gibt die Sicht auf drei schlanke, aufrecht stehende Säulen frei. Die Säulen scheinen aus dem gleichen dunkelbraunen Material zu sein, über das sie bisher gelaufen ist, sie sind größer als sie und bewegen sich jetzt. Sie sind es. Sie geben diese seltsamen Geräusche ab. Anea erkennt, die Säulen tauschen Informationen aus.

      Anea geht langsam näher und sagt:

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