Anea. Wolfgang Greuloch

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Anea - Wolfgang Greuloch Level X

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es ein Kundschafter der Colds ist, wird es zergehen. Dann wissen wir es genau.“

      Und er schildert, wie dieser Test ausgeführt werden soll. Der Wortführer winkt einige Helfer herbei, der Priesterweise erteilt ihnen Anweisungen. Anea soll sich in eine Ecke setzen, wird ihr angedeutet. Die Heats fahren mit ihrer Diskussion und Unterhaltung fort. Niemand nimmt von dem unbekannten Wesen Notiz, bis eine Gruppe von mehreren Heats die Höhle betritt und dem Priesterweisen Bericht erstattet. Sie fordern Anea auf mitzukommen, führen sie durch verwinkelte Gänge, auch der Priester ist dabei, bis sie eine kleine Felsenkammer erreichen, die Anea betreten soll. Eine dunkle Kammer, die nur schwach durch einen Lichtschein aus einem Bodenkanal, der am Rand der Kammer entlangläuft, erhellt wird. Die Heats lassen Anea zurück, der Eingang wird knirschend verschlossen, Anea ist gefangen.

      Nach einer Weile wird der Schein aus dem Kanal heller, eine glucksende wabernde Masse drückt von außen in den Kanal und lässt den Inhalt steigen. Das Licht dieser zäh fließenden Masse wird immer heller, steigt aber nicht über den Rand der Rinne, umschließt die Standfläche von Anea. Das matte Licht dieses Stoffs erleuchtet die Höhle. Anea schaut in diese blassrote bis hellgelbe, blubbernde Masse. Sie kniet nieder, magisch angezogen von diesem Etwas, streckt die Hand aus und empfindet etwas Seltsames, etwas, das sie bisher nie wahrnahm. Etwas geht von diesem hellroten Brei aus, sie spürte es in der Hand, es ist gefährlich, es wird ihr schaden.

      Sie zieht die Hand zurück, die Wahrnehmung lässt nach. Sie streckt die andere Hand aus, das gleiche Ergebnis. Je näher sie diesem Brei kommt, umso stärker wird die Wahrnehmung von Gefahr. Sie legt die Hand wieder an den Körper. Bald nimmt sie die Gefahr am ganzen Körper wahr. Diese blubbernde Masse birgt nicht nur Licht, sie birgt noch etwas anderes, ihr Fremdes, etwas, was sie bisher nicht kannte.

      Die Wahrnehmung wird immer stärker, sie drückt von allen Seiten auf ihren Körper, ein unsichtbarer Feind, dem sie nichts entgegensetzen kann. Sie empfindet bereits eine Art Lähmung und ihr Instinct-File zwingt sie zur Bewegungslosigkeit.

      Das ist der Test.

      Aber was soll das Ergebnis sein?

      Anea ruft die Stimme.

      Sie bekommt keine Antwort. Sie sackt zusammen. Zum Hinlegen ist die Plattform zu klein; sie darf der grellen Masse nicht zu nahe kommen.

      Der Mantel!

      War das die Stimme? Nein, das war sie nicht. Der Mantel, jetzt darf sie ihn benutzen. Sie holt ihn aus der Tasche. Für die Heats ist alles an ihr Eins, sie können die Tasche nicht von ihrem Kleid unterscheiden. Mühsam streift sie den Mantel über, vorsichtig schlägt sie die Kapuze über den Kopf, legt die Arme auf die Knie und den Kopf darauf.

      Bald merkt sie die nachlassende Wahrnehmung der Gefahr. Der Mantel schützt sie. Langsam weicht das seltsame Empfinden, die von dem Licht ausgehende Lähmung lässt nach. Nach einiger Zeit wagt sie, in Richtung Kanal aufzublicken. Sie sieht, der Lichtschein ist schwächer geworden, die Masse fließt kaum noch, wälzt sich nur noch träge vorwärts, die Oberfläche weist dunkle Flecken auf, gibt kaum noch grelles Licht ab. Sie wartet und beobachtet, kann ungefährdet das Gesicht dem Strom zuwenden.

      Sie streckt vorsichtig die Hand aus, registriert die Wahrnehmung nur noch schwach. Die Masse im Kanal wird immer dunkler, die dunklen Flecken auf der Oberfläche haben zugenommen, bald geht nur noch ein schwacher Lichtschein von ihr aus, der gerade ausreicht, um in der Felsenzelle eine Orientierung zu ermöglichen. Anea faltet den Mantel zusammen und steckt ihn in die Tasche.

      Bald danach läuft der Fels auseinander und gibt den Eingang frei. Ein matter Schein dringt von außen in die Zelle, der Erste Priesterweise betritt die Höhle.

      Joshua

      „Josh“, ruft Mom von unten die Treppe hinauf. Von oben dröhnt laute E-Musik herab. Als sie keine Antwort erhält, versucht sie lauter zu rufen, aber dadurch wird ihre Stimme nur schrill.

      „Josh, hörst du? Da ist ein Brief angekommen, eine Rechnung. Wir müssen über vierhundert Dollar nachbezahlen. Warum müssen wir so viel nachzahlen? Hast noch mehr Computer-Dingsda laufen als die letzten Monate? Wie sollen wir das bezahlen? Ich habe kein Geld übrig und die nächste Rente kommt erst in zwei Wochen.“

      Jetzt klingt Joshuas Mutter noch einen Ton schriller, fast kläglich. Oben wird die Musik leiser gedreht.

      „Mach die keine Sorgen, Mom. Ich werde das schon regeln, ich treibe das Geld schon auf“, ruft Joshua herab.

      „Schau dir doch wenigstens den Brief an, da steht noch etwas über eine Elektroinstallation“, bettelte die Mutter.

      Oben quietschen die Rollen eines Schreibtischsessels über den Boden, das Quietschen lässt auf ein altes Exemplar schließen. Polternd stampft Joshua die Treppe hinunter, ein schwergewichtiger junger Mann mit sympathischem, aber etwas schwammigem Gesicht.

      „Gib her“, sagt er nicht gerade freundlich zu seiner Mutter. Er hat sie gern, aber die Unterbrechung wegen diesem überflüssigen bürokratischen Kram ärgert ihn. Er liest den Brief. Nicht nur die Nachzahlung muss getätigt, sondern auch eine Überprüfung der Elektroinstallation vorgenommen werden, da der Stromverbrauch in den letzten Monaten immens gestiegen und die Elektroinstallation des Hauses schon sehr alt ist, und die Wahrscheinlichkeit eines Kurzschlusses mit folgender Brandgefahr nicht ausgeschlossen werden kann, schreibt der Energieversorger.

      Joshua stöhnt.

      „Auch das noch. Die sollen doch erstmal das Netz in Ordnung bringen, bevor sie die Haushalte aufrüsten. Alles nur Abzocke. Die kassieren die Stromkunden ab, um die Dividende erhöhen zu können.“

      „Ist es schlimm? Was wollen die machen?“, fragt seine Mutter besorgt.

      „Unsere Installation wird überprüft, ob sie noch den Vorschriften entspricht. Nichts Schlimmes, ist auch nicht schlecht. Wir bekommen noch einen Termin dafür.“

      Vielleicht wirklich nicht schlecht, denn Mom besitzt nur eine billige Feuerversicherung, die nicht zahlt, wenn die Elektroinstallation unzulänglich ist.

      „Wird das auch Geld kosten?“, fragt seine Mutter.

      „Ja. Die schenken uns nichts. Aber mach dir keine Sorgen, ich werde das Geld beschaffen. Mach dir keine Sorgen.“

      Die Mutter schaut ihren Sohn zweifelnd an. Er merkt das.

      „Das ist doch eine Kleinigkeit. Wenn nur alles so einfach wäre“, sagt er.

      „Es gibt aber jeden Monat Kleinigkeiten; Kleinigkeiten hier, Kleinigkeiten dort. Wir haben nie etwas übrig“, klagt sie.

      „Was wollen wir denn übrig haben? Auf der Bank verfällt das Geld. Oder andere pumpen es und können es kaum zurückzahlen. Da sind wir noch gut dran.“

      Mom hat den Eindruck, Joshua glaube an das, was er sagt. Sie glaubt nicht daran. Aber sie wird ihrem Sohn nie Vorwürfe machen, weil er keinem richtigen Job nachgeht, dabei hätte er das Zeug dazu, oder weil er immer Zuhause sitzt und von hier aus arbeitet, weiß der Teufel was, aber er verdient sein Geld, lebt nicht von ihrer Rente. Im Gegenteil, wenn er nicht einen Teil zu den Haushaltskosten beitragen würde, könnten sie das schon ziemlich heruntergekommene Häuschen nicht halten.

      Als würde Joshua die Gedanken seiner Mom erraten, drückt er sie beruhigend und geht dann mit dem Brief nach oben. Er schreibt

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