Schwesterkomplex. Mandy Hopka

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Schwesterkomplex - Mandy Hopka страница 2

Автор:
Серия:
Издательство:
Schwesterkomplex - Mandy Hopka

Скачать книгу

Meistens jedenfalls… Bis etwas geschah, was einem den Boden unter den Füßen wegzog und man es freiließ. Dieses kleine schwarze Etwas, was sich schnell zu einem großen Loch entwickeln konnte, von dem man glaubte, es niemals schließen zu können, aber irgendwie es dann doch – jedes Mal aufs Neue, schaffte, es zurück in sein Innerstes zu drängen. Auch ich hatte diese schwachen, schwarzen Momente. Vielleicht sogar mehr, als die meisten von euch. Ich sollte mich wohl erst einmal vorstellen, bevor ich euch weiter in meine Geschichte einleite. Ich heiße Jane Roth und bin eine ganz normale 24-jährige Frau, die in der Nähe von Dresden lebt. Also, nur um das jetzt Mal klarzustellen, ich bin wirklich normal. Ich besitze keine Superkräfte, unglaubliche Aura oder wahnsinnige Schönheit. Nein, die ganz sicher nicht, aber ihr müsst verstehen, dass ich eine von euch bin und nicht die Heldin dieser Geschichte.

      Meiner Geschichte.

      Es gibt nur einen Helden und dieser sollte männlich sein. Aber dazu komme ich noch früh genug.

       Jedenfalls bin ich und mein Leben eben ziemlich gewöhnlich. Wie jeder Durchschnittsbürger eben. Ich will jetzt auch nicht so rüber kommen, als wäre ich nicht zufrieden damit. Ich besitze zwar keine Markenklamotten oder kein teures Auto, aber das ist auch nichts, was ich wollte.

      So etwas Oberflächliches brauche ich nicht.

      Aber natürlich hätte ich gerne das, was Sie hat.

       Sie, meine liebe und engelsgleiche Schwester Jessica. Sie ist gut aussehend, intelligent und bekommt immer das, was sie will. Im Vergleich zu ihr, bin ich das reinste Mauerblümchen, nein, die reinste Nonne. Wer hätte denn auch nicht gern ein perfektes Aussehen? Ich meine, nicht einmal ein einziger Pickel hat sich in all den Jahren in ihr Gesicht verirrt! Wie machten diese Menschen das nur? Sie hatte eine so strahlend schöne Ausstrahlung, dass wohl selbst der Spiegel an der Wand ihr jeden Tag zurief, dass sie die schönste im ganzen Land sei. Jede Bewegung von ihr erinnerte mich an eine Balletttänzerin. Anmutig, bedacht und selbstsicher.

      Um für euch einen Vergleich zuziehen, ich bin da eher Goofy.

       Natürlich beneidete ich sie um ihre so schönen, blauen Augen, die zwar ziemlich kühl und bösartig blicken konnten aber dennoch ihre Intelligenz unterstrichen, die sich hinter ihrer Platin blonden Mähne verbarg. Natürlich verstand ich nicht, weshalb sie so viel Make-up im Gesicht trug, obwohl sie doch so eine verflucht, natürliche Schönheit besaß, um die sie mit Sicherheit viele beneideten.

       Ich verstand einfach nicht, weshalb sie sich ihre Brüste vergrößern hatte lassen müssen, obwohl ihr Körper auch schon vorher die perfekten 90-60-90 gehabt hatte. Nur, um es mal anzumerken, ich habe vielleicht gerade mal Körbchengröße A. Aber jeder war seines Glückes Schmied, nicht war?

      Obwohl wir doch dieselben Gene haben mussten, besaß sie so eine zierliche und kleine Statur, während ich mit meiner breiten Schulter, meinem nicht gerade flachen Bauch und meinem üppigen Po, mehr kurven hatte, als ein Formel 1 rennen. Klar, gegen den Heißhunger auf Schokolade konnte man etwas unternehmen, aber habt ihr schon mal eine Spätschicht geschoben, ohne dabei diese miesen Fressattacken zu bekommen? Habt ihr euch schon mal den Lobgesang eurer Eltern anhören müssen, die stundenlang nichts anderes taten, als meiner Schwester in ihren kleinen – aber sicherlich zuckersüßen, Arsch zu kriechen und ihr zu sagen, wie stolz sie auf sie waren? Mein Gott, wie sollte man das anders aushalten, als nebenbei ein paar Kekse oder Kuchen zu futtern? Ich will ja nun auch nicht lügen und sagen, ich sei Fett und dumm, aber verdammt, warum war sie nur so schlank? Warum ähnelten wir uns kein bisschen? Ich bewegte mich doch viel mehr als diese Tussi, die mit ihren mega High Heels, ihren knappen Röcken und den engen Shirts zu Vorlesungen gestöckelt war. Sie, die nichts anderes konnte, als ihr Gesicht in ein Kunstwerk zu verwandeln, hatte alles bekommen, was sie schon immer gewollt hatte – egal von wem. Sie brauchte nur mit ihren unechten Wimpern zu klimpern und schon lagen ihr alle Menschen zu Füßen. Woran das wohl lag? Vielleicht sollte ich aber weiter ausholen, damit ihr mich besser verstehen könnt?

      Schon als wir klein waren, hatte ich sie beneidet. Darum, dass sie die Schulschönheit gewesen war. Beliebt, gemocht und akzeptiert. Ich wurde vom ersten Moment an, der ersten Unterrichtsstunde meines Lebens schon gehasst und ausgegrenzt.

       Für mich war die Schule früher ein Ort gewesen, an dem es einzig und allein um mein Überleben gegangen war. Ich hatte mich zu Hause in meinem Zimmer verkrochen und Bücher gelesen, Videospiele gespielt, nur um mich davon abzulenken, dass ich am nächsten Tag wieder dort hin musste. In diese Hölle aus Fieser und grausamer Kinder. Freunde? Zu dieser Zeit hatte ich nicht einmal die Bedeutung von Freundschaft verstehen können. Wirklich echte Freunde fand ich erst in der Berufsschule. Davor war alles nur schwarz, leer und einsam. Kennt ihr das Gefühl, dass fünfte Rad am Wagen zu sein? Aus der Not heraus akzeptiert zu werden? Gott, wie ich diese Klassenfahrten und Gruppenarbeiten gehasst hatte. Oder gar den Sportunterricht! Horror pur für einen Außenseiter wie mich. Warum diese Kinder das getan haben? Wer weiß, vielleicht saß ich einfach am falschen Ort, hinter den falschen Menschen? Vielleicht war es aber auch nur mein Schicksal gewesen. Ihr kennt doch sicherlich diese Personen, um die sich immer alle scharren? Die der Mittelpunkt jeder Schulklasse sind, weil jeder zu ihm oder ihr gehören will. Na ja, genau so jemand war Sie. Der Mittelpunkt dieser Scheiß Welt, die in genau zwei Klassen aufgeteilt war. Verlierer und Gewinner. Loser und Champions.

      Glücklicherweise waren wir 4 Jahre auseinander und so hatte ich ihre Beliebtheit nicht lange ertragen müssen.

      Jedenfalls, gut für mich war ihr Wunsch, eine erfolgreiche Anwältin zu werden und damit haufenweise Kohle zu verdienen. Dieser Job passte zu ihr, denn Jess hatte wahrlich eine gute Intuition. Sie besaß eine gute Menschenkenntnis und die Fähigkeit, sich jeden gefügig zu machen. Damit stand ihr eine große Karriere bevor.

      Die Zeit verstrich und alles bewahrheitete sich.

      Jess arbeitete an ihrem Ruf und ich schaffte irgendwie meinen Abschluss. Suchte mir eine Lehre und verdiente mein eigenes Geld. Ihr ahnt nicht, wie froh ich damals gewesen war, von diesen Menschen endlich wegzukommen. Mit der Lehre begann auch für mich ein neues Leben. Tja und danach, weitere Jahre später, wohnte ich bereits in meiner eigenen Wohnung, während meine Schwester jeden Tag mit ihrem hübschen kleinen Neuwagen durch die Stadt fuhr. Wohlgemerkt von Mami und Papi gesponsert. Als würde sich die Prinzessin mit einem gebrauchten zufriedengeben … Hätte ich noch ein Jahr länger zu Hause wohnen müssen, hätte ich mir definitiv ein Beispiel an Hannah Baker genommen. Denn tote Mädchen lügen nicht. Aber so weit war ich noch lange nicht an dem Abgrund aus Selbsthass und Selbstmitleid angekommen, dass ich mich in eine Badewanne setzen und mir die Pulsader aufritzen würde. Ansonsten könntet ihr das hier ja auch nicht lesen, nicht war? Ich schweife ab …, wo war ich? Ach ja, ich hatte endlich meine Sachen packen und aus diesem Irrenhaus ausziehen können. Es war das Erste, was ich getan hatte, nachdem ich auch die Berufsschule absolviert hatte. Weit weg von meinen blinden Eltern, weit weg von dieser Angebertussi die mich ohnehin nur beleidigte und niedermachte. Jess hat sich wirklich zu einer Furie entwickelt, wenn ich nun an früher dachte. Ich liebe meine Eltern, wie könnte ich sie auch nicht lieben? Und ich weiß, dass sie auch mich – wenn auch auf ihre Art und Weise, liebten. Vermutlich wollten sie einfach nur schon immer mein bestes, so wie es über fürsorgliche Eltern eben tun. Aber ich war eben – Gott weiß warum, nie wie meine Schwester. Ich wollte von Anfang an mein eigenes Leben. Ich wollte unabhängig sein, nichts von ihnen geschenkt und finanziert. Das, was ich von ihnen immer nur gewollt hatte, war ihre Liebe und Zuneigung. Nein! Das, was ich von ihnen am meisten hören wollte, war das sie stolz auf mich waren. Aber warum sollten sie das auch sein? Ich wollte nicht studieren, wahrscheinlich hätte ich es dank meinem IQ auch ohnehin nicht geschafft.

      Vielleicht lag es auch einfach daran, dass es für mich in der Schule mehr ums Überleben gegangen war, als darum etwas zu lernen. Aber meine Schwester hatte den Weg vorgezeichnet und ich hatte ihr zu folgen. Leider tat ich dies eben nicht. Zum Unglück unserer besorgten Eltern.

      

Скачать книгу