Turfschwindel. Edgar Wallace

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Turfschwindel - Edgar Wallace

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style="font-size:15px;">      »Aber das ist doch glatter Betrug«, unterbrach sie ihn.

      »Nein, das ist es nicht, das geschieht alle Tage. Beim Rennen selbst wird überhaupt nicht auf den Platz gesetzt, und die Quote, unter der die Buchmacher Rennen abschließen, richtet sich doch nach dem Geld, das auf das Pferd gesetzt wird. Triggers Transaktionen gewinnen daher immer unter sehr günstigen Bedingungen. Er hat jahrelang dazu gebraucht, bis er diese große Organisation aufgezogen und so viele Kunden gefunden hat, die ihn nicht betrügen. Der Haupthaken ist nämlich der, daß sie ihm fünfzig Prozent des Gewinnes einsenden müssen. Die Versuchung, das Geld zu behalten, ist sehr groß, aber er hat mit eiserner Strenge alle schlechten Leute ausgemerzt. Neue Kunden werden nur auf Empfehlung von alten, bewährten Mitgliedern seiner Organisation angenommen. Sie sind nach den strengsten Grundsätzen ausgesucht. Und auch seine Beauftragten sind durchweg zuverlässige Leute. Er zahlt ihnen sechs Pfund wöchentlich und einen ziemlich hohen prozentualen Anteil.«

      »Aber wenn nicht auf dem Rennplatz auf ein Pferd gesetzt wird, was macht es dann den Buchmachern aus?«

      Luke erklärte ihr, daß die meisten Buchmacher außer ihrer Tätigkeit auf der Rennbahn selbst auch noch große Wettbüros in London, Manchester, Leeds und anderen großen Städten unterhielten.

      »Bei der geringsten Andeutung, daß ein Pferd eine Transaktion von Trigger ist, wird sofort die Quote heruntergedrückt. Aber verlassen Sie sich darauf: Heraus kommt niemals etwas. Trigger ist an mindestens einem Dutzend Rennställen beteiligt. Er hat schon früher Tausende von Pfund für ein Pferd bezahlt, hat das Tier ein ganzes Jahr lang irgendwo in einem Rennstall trainieren und dann plötzlich für ein Rennen melden lassen. Es erschien auf dem Rennplatz stark bandagiert und gewann das Rennen als Außenseiter. Natürlich blieb die Quote sehr gering, da kein Mensch auf dem Rennplatz selbst darauf setzte. Die Leute glaubten, daß sich das Tier verschlechtert habe. Trigger meldet niemals unter eigenem Namen; dafür hat er seine Leute. Für ihn ist es immer leicht, solche Menschen zu finden.«

      »Lohnt es sich denn, eine derartig umständliche Organisation aufzuziehen?«

      Luke sah sie mit einem sonderbaren Lächeln an.

      »Ich hoffe, Sie verstehen so viel von Mathematik, daß Sie einem kurzen Rechenexempel folgen können. Nehmen wir einmal an, daß zweitausend Kunden im Durchschnitt je zehn Pfund auf das betreffende Pferd setzen – in Wirklichkeit wird bedeutend mehr gewettet. Und nehmen wir an, daß nachher die Quote von zehn zu eins für den Sieger gezahlt wird. Das macht eine Gewinnsumme von zusammen zweihunderttausend Pfund aus. Davon bekommt Mr. Trigger die Hälfte, also hunderttausend Pfund. Und seine Pferd gewinnen immer. Es wurde einmal ein Rennen in Folkestone abgehalten, bei dem sieben Pferde liefen. Später stellte sich heraus, daß alle sieben Trigger gehörten. Beweisen konnten wir das leider nicht, aber wir sind fest davon überzeugt, daß es sich so verhielt. Er hatte sie in dem Augenblick gekauft, als die Meldungen abgeschlossen wurden. Dann schickte er einen Vertrauten nach Folkestone, der auf drei der Pferde setzte, um die Wetten zu beeinflussen. Es ist ja erstaunlich, wie leicht sich Buchmacher beeinflussen lassen. Die drei Pferde wurden zu ziemlich niedrigen Quoten genannt, aber auf das Pferd, das das Rennen wirklich gewann, hatte niemand gesetzt. Es ging mit drei Längen Vorsprung durchs Ziel. Übrigens war es auch das einzige Pferd, das gut auf das Rennen vorbereitet war; die anderen hatte er einfach in der letzten Woche überhaupt nicht trainieren lassen. Er hat ein halbes Dutzend Trainer, die ihm aufs Wort folgen. Er selbst besitzt keine Pferde unter eigenem Namen. Der ›Jockei Klub‹ gestattet das nicht. Jeder Trainer, der ein Pferd von Trigger annimmt, wird sofort ausgeschlossen, und es wird ihm die Lizenz entzogen. – Wenn Sie fertig sind, wollen wir auf den Rennplatz gehen und einmal sehen, ob eine Transaktion von Trigger heute in Erscheinung tritt.«

      »Wird es heute sein?« fragte sie interessiert.

      »Das kann niemand genau sagen, ich vermute es nur.«

      Er hatte jedoch Nachrichtenquellen, von denen sie nichts ahnen konnte.

      Bevor sie noch recht wußte, was geschah, hatte er sie in ein großes Auto verstaut, und sie fuhren zusammen zum Rennplatz. Sie hatte sich ganz seiner Führung anvertraut und fühlte sich in seiner Obhut etwas sicherer.

      »Der Wagen gehört nicht mir«, erklärte er, »sondern der Polizei. Wahrscheinlich ist er einem Gentlemanverbrecher abgenommen worden.«

      Sie interessierte sich für alles, was sie sah. Eine endlose Prozession von Autos bewegte sich langsam nach dem Rennplatz.

      »Sehen Sie, dort ist Ihr Freund«, sagte Luke und wies mit dem Kopf hinüber.

      Sie sah einen offenen Wagen, in dem zwei Herren saßen. In dem einen erkannte sie Goodie.

      »Der größere ist Doktor Blanter«, sagte er. »Früher hat er Menschen verarztet, jetzt macht er es mit Buchmachern ebenso, indem er ihre Einlagen auf der Bank amputiert und ihnen die Taschen leert.«

      »Was ist er denn?«

      »Er ist als gewerbsmäßiger Rennwetter bekannt. Auf jeden Fall macht er daraus kein Geheimnis und erzählt es selbst. Das heißt, er wettet bei Pferderennen und bestreitet damit seinen Lebensunterhalt. Er wäre längst bankrott, wenn Trigger nicht existierte. Der Mann hat einen Defekt – er kann sich nicht so weit beherrschen, daß er das Wetten auf der Rennbahn läßt. Und dabei versteht er nicht einmal etwas von der Sache. Trotzdem ist er jetzt ein reicher Mann.«

      Triggers merkwürdiges Unternehmen beschäftigte Edna Gray so sehr, daß sie kaum an etwas anderes dachte.

      »Aber die Buchmacher werden doch so große Summen nicht so ohne weiteres verlieren, ohne sich dagegen zu wehren?«

      »Wenn das jede Woche passierte, würden sie kaum existieren können. Aber Triggers Klugheit besteht ja gerade darin, daß er niemals mehr als acht bis neun solcher Transaktionen im Jahr vornimmt. Dieses Jahr kommt er bestimmt auf neun, denn die siebente Transaktion ist bereits angekündigt. Gewöhnlich läßt er ein bis anderthalb Monate verstreichen. So ist die Summe, die er aus den Rennen zieht, im Verhältnis zu dem Geld, das auf sämtlichen englischen Rennplätzen im Jahr umgesetzt wird, verhältnismäßig gering. Übrigens sind seine Kunden unverbesserlich, und wahrscheinlich setzen sie auch noch nebenher, so daß sich das für die Buchmacher in gewisser Weise ausgleicht. Für die Buchmacher ist es außerordentlich schwer, herauszufinden, wann der Schlag fallen wird, und noch viel schwerer ist es für sie, von ihren Kunden die betreffenden Wetten nicht anzunehmen. Im allgemeinen kann man es so auffassen, daß der Buchmacher nur ein Vermittler ist, der den Gewinnern das Geld ausbezahlt, das er von den Verlierern eingenommen hat. Je weniger Gewinne er auszuzahlen hat, desto größer ist sein Verdienst.«

      Luke sah zu Dr. Blanter hinüber, der mit tiefer, weitschallender Stimme zu seinem Begleiter sprach, Mr. Goodie saß mit geschlossenen Augen neben ihm; er mochte schlafen, aber ebensogut auch aufmerksam zuhören.

      »Dieser Goodie ist doch ein ganz merkwürdiger Mensch. – Übrigens kommt unser Freund Rustem sehr selten auf die Rennbahn.«

      »Gehört denn Mr. Rustem ...?«

      »Ja, der ist auch einer von der Bande, und zwar ihr juristischer Berater. In der Beziehung ist er sehr tüchtig. Deshalb hat Trigger ja auch noch keine falschen Schritte unternommen. Die Tatsache, daß alle noch auf freiem Fuß sind, beweist das.«

      Der Wagen kam bei dem ungeheuren Verkehr nur sehr langsam vorwärts, aber schließlich hielt er vor dem Eingang zu den Tribünen. Luke half Edna beim Aussteigen, bahnte sich einen Weg durch die Menge, und nach ein paar Minuten gingen sie über den weiten Sattelplatz, der bereits von Besuchern des Rennens bevölkert war.

      Edna

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