Turfschwindel. Edgar Wallace
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Turfschwindel - Edgar Wallace страница 5
»Er hat doch recht gehabt, Mr. Garcia.«
Er sah sie verständnislos an und begriff erst nach einer Weile, worauf sich diese Bemerkung bezog.
»Sind Sie Ihrer Sache auch sicher?« fragte er freundlich. »Meine liebe Edna, es ist nicht recht, wenn man sofort alle möglichen Schlussfolgerungen zieht. Dieser Herr, den wir auf dem Dampfer kennengelernt haben, war ein sehr angenehmer Gesellschafter, aber vielleicht hat er sich auch geirrt. Das ist doch möglich.«
»Ich habe einen sehr ungünstigen Eindruck von Mr. Rustem bekommen. Er ist kein angenehmer Charakter – aalglatt und gefährlich. Ich bin froh, daß er nicht mein Anwalt ist.«
Sie hatte ihrem Chauffeur einen Wink gegeben, und der elegante Rolls-Royce hielt geräuschlos an der Bordschwelle. Edna Gray stieg ein, und Mr. Garcia folgte ihr.
»Ich werde nach Berkshire fahren, um mir meinen Landsitz anzusehen«, sagte sie entschlossen. »Ich bin sicher, daß irgendein Schwindel dahintersteckt. Und dann fahre ich nach Doncaster. Kommen Sie mit?«
Er schüttelte den Kopf und zupfte nervös an seinem kleinen weißen Bart.
»Nein, mein Kind, ich muß nach Deutschland fahren, ich habe solche Sehnsucht, ›Vendina‹ wiederzusehen! – Vielleicht kann ich das Pferd zurückkaufen«, sagte er dann gut gelaunt. »Es war überhaupt nicht recht von mir, daß ich es verkaufte; aber damals haben mir alle zugeredet. Mein Trainer, mein Neffe und alle anderen sagten, daß ich unpraktisch sei und daß ich noch Bankrott machen würde. Die Summe, die man mir anbot, war auch so hoch, daß ich sie nicht gut zurückweisen konnte.«
Er seufzte schwer, denn er hatte ›Vendina‹ persönlich großgezogen, und nach Ansicht Alberto Garcias war dies das beste und wertvollste Pferd auf der ganzen Welt. Als er das Tier an ein deutsches Gestüt verkaufte, schwand damit die Hälfte seines Interesses am Leben.
»Man soll nicht sentimental werden, aber ich hätte das Pferd behalten und am Rennen teilnehmen lassen sollen.« Er sah traurig aus dem Fenster des Wagens. »Aber vielleicht kann ich die Stute zurückkaufen. Denken Sie, Edna, nicht ein einziges Mal haben sie mir etwas über das Pferd geschrieben. Ich weiß nicht, wie es ›Vendina‹ geht, ob sie die Reise gut überstanden hat, ob sie krank ist und ob sie erstaunt waren, als sie das schöne Tier sahen.«
Die Geschichte von ›Vendinas‹ Verkauf kannte Edna zur Genüge. Hätte ihr ein anderer dauernd davon erzählt, so würde sie sich gelangweilt haben, aber sie liebte diesen alten Mann, den besten Freund ihres verstorbenen Onkels.
»Haben Sie Mr. Luke wiedergesehen?« fragte er.
Sie schrak leicht zusammen, denn auch sie hatte im selben Augenblick an ihn gedacht.
»Nein, ich habe ihn nicht gesehen, seit wir das Schiff verließen. Wollen Sie mitfahren zu meiner Besitzung? Es ist nur eine Stunde. Vielleicht sind die Schlüssel dort.«
Er sah sie fast ängstlich an.
»Aber Edna, morgen ist doch auch noch ein Tag. Sie müssen mich nicht so zur Eile antreiben. Ich bin ein alter Mann und nicht an das furchtbare gehetzte Tempo der modernen Zeit gewöhnt. Vor allem muß ich nach Deutschland reisen ...«
Schließlich kam es zu einem Kompromiss. Sie speisten erst im ›Carlton‹ zu Mittag und fuhren dann zusammen nach Berkshire.
Gillywood Cottage konnte man von der Straße aus nicht sehen, denn das Gelände war von einer hohen roten Ziegelmauer umgeben. Die Straße bog im rechten Winkel ab, und von da aus führte ein breiter Weg direkt zu dem schmucken Haus. Die Zufahrt zu dem Grundstück war durch ein hohes Eisentor versperrt.
Edna Gray stieg aus und drückte gegen das Tor; es öffnete sich, und sie fuhren den Weg entlang. Nach fünfzig Metern machte der Weg wieder eine Biegung, und wieder stand der Wagen vor einem eisernen Gittertor. Dahinter sah man in einiger Entfernung das Haus, das mit seinen weißen Mauern und grünen Fensterläden einen freundlichen Eindruck machte. Das Tor war fest verschlossen, und sie klingelte deshalb.
Während sie wartete, sah sie sich erstaunt um. Die hohe Mauer war oben mit Stacheldraht und spitzen Eisen armiert, und am Ende der Mauer begann ein Drahtzaun, so daß das Haus wie in einem großen Käfig stand. Schwere eiserne Stangen sicherten die Fenster von außen. Man hätte denken können, es wäre ein Gefängnis und nicht ein Landhaus.
Aber die Sauberkeit und Ordnung im Garten mußte Edna bewundern. Die Wege waren vollkommen frei von Unkraut; der Rasen war gut und kurz gehalten. Links sah sie die Ecke des neuen Stallgebäudes, weiter hinten lag das ausgedehnte Heideland. Hier mußten auch die Perrywig-Höhlen sein, von denen ihr Onkel Donald soviel erzählt hatte. Wahrscheinlich lagen sie hinter den Hügeln versteckt. Weiter hinten mußte ein Dorf liegen, denn sie sah eine Kirchturmspitze.
Ein schönes Stückchen Erde! Longhall House konnte sie im Augenblick nicht sehen; eine große Gruppe von Nussbäumen, die die südliche Grenze der Gillywood-Farm bildeten, verbargen es.
Während Edna nach dem Haus hinübersah, öffnete sich die vordere Tür. Ein großer Mann kam auf das Tor zu, aber er machte es nicht auf. Er hatte einen runden, dicken Schädel und ein abstoßend häßliches Gesicht.
»Was wollen Sie?«
Man merkte, daß Englisch nicht seine Muttersprache war.
»Ich bin Miss Gray und möchte Mr. Goodie sprechen. Er hat die Schlüssel von Longhall House.«
Er betrachtete sie mit feindseligen Blicken. Allem Anschein nach fiel es ihm schwer, ihren Worten zu folgen. Schließlich schüttelte er den Kopf.
»Mr. Goodie ist nicht zu Hause.« Er machte eine Pause, denn es kostete ihn einige Anstrengung, sich auf Ortsnamen zu besinnen. »Er ist in Don-cast-ro.«
»Ach, Sie meinen Doncaster?«
Er nickte. »Si – ja, Doncastro.«
Sein Gesicht kam ihr bekannt vor; sie mußte diese abstoßenden Züge schon einmal gesehen haben.
»Ich bin die Eigentümerin dieses Landsitzes«, sagte sie dann auf spanisch. »Das ist mein Haus.« Sie zeigte zu den Nussbäumen hinüber. »Señor Goodie hat die Schlüssel.«
Er sah sie ungewiß an, aber sie konnte nichts aus seinem Gesichtsausdruck entnehmen.
»Der Patron ist fort, Señorita. Er ist nach Doncastro, um Pferde zu kaufen. Ich bin nur sein Diener und kann Ihnen keine weitere Auskunft geben.«
Er wandte sich dem Haus zu und schloß hinter sich die Tür.
Sie sah ihm ärgerlich nach, dann ging sie zum Auto zurück.
»Wer war denn der Mann?« fragte Garcia ungewöhnlich erregt. »Den kenne ich doch! Das war Manuel Concepcione! Der gemeine Kerl war früher auf meiner Estanzia. – Sah er nicht wie ein Spanier aus?«
»Ja, er sprach sogar spanisch. Meiner Meinung nach ist er ein Halbblut.«
»Es kann sehr gut Manuel gewesen sein. Der ist nämlich verschwunden, das heißt, ich habe ihn fortgejagt. Er ist ein ganz gefährlicher Mensch – ein Dieb, ein Verbrecher! Ich möchte nur wissen, wie der hierherkommt!«
Auch sie hielt es für einen sonderbaren Zufall. Sie hatte mit. dem großen, schweren Wagen gewendet