Töchter der Nacht. Edgar Wallace

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Töchter der Nacht - Edgar Wallace

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Selbstvertrauen hätte?«

      Sie erwiderte nichts darauf und legte nur ihre Hand in die seine. Schweigend gingen sie bis zum Tor.

      »Ich sehe Sie morgen noch«, sagte sie schließlich, ohne ihn anzuschauen. »Wollen Sie nicht nach Southampton an den Dampfer kommen und Abschied von mir nehmen?«

      »Eine glänzende Idee. Es wird mir zwar sehr schmerzlich sein, aber – ja, ich komme bestimmt. Ich fahre mit dem Zug hin.«

      »Warum wollen Sie uns nicht im Auto begleiten?« .

      »Das ist mir leider nicht möglich. Ich muß Sonnabend morgen in London sein. Aber ich fahre noch mit dem Zug um Mitternacht zur Hauptstadt, sehe dann ganz früh unseren Generaldirektor und nehme den Spezialzug zur Abfahrt des Dampfers. Gute Nacht.«

      Er reichte ihr die Hand, und sie sah sich um.

      Hinter ihnen stand der Reitknecht, der Jims Pferd am Zaum führte.

      »Gute Nacht«, sagte sie dann. »Aber bringen Sie morgen nicht Ihr Pferd mit.«

      »Kommen Sie mit Ihrer Schwägerin in die Stadt?« fragte er.

      »Das wäre möglich.«

      Er schwang sich in den Sattel, und Margot rieb die Nase seines Pferdes.

      »Jim«, sagte sie plötzlich, »wenn – wenn Sie ein großes Vermögen verdienen ... dann wollen Sie wohl irgend etwas Plötzliches, Unvorhergesehenes unternehmen?«

      Er neigte sich vor und legte seine Hand auf ihre Schulter. Sie schaute zu ihm auf.

      »Ja, es wird irgend etwas sein, woran kein Mensch denkt.«

      3

      Mr. Stephen Sanderson hatte einen dicken, umfangreichen Brief mit der amerikanischen Post erhalten und die halbe Nacht darüber gesessen und geschrieben. Er hatte die einzelnen Notizen verglichen, die er von Frank Camerons Freund erhalten hatte, und trug nun die einzelnen Daten in die Tabellen ein, die schon recht stattlich waren.

      Eine lange, mühselige Arbeit, aber es war nun einmal seine Liebhaberei. Er hatte Tausende von Zeitungen durchgelesen und Ausschnitte gesammelt, die sich mit Verbrechen befaßten, sowohl in England und Frankreich als auch in anderen Ländern. Vor allem kam es ihm darauf an, die Einbruchsmethoden der einzelnen Leute mit Verbrechen zu vergleichen, die noch nicht aufgeklärt waren, und nun hatte er eine Fülle neuen Materials aus New York erhalten. Er hatte so lange gearbeitet, bis der Morgen graute. Vor ihm lagen etwa ein Dutzend Photographien von Männern und Frauen auf dem Schreibtisch ausgebreitet, und er suchte alle möglichen Einzelheiten zusammen, um die große Reihe von Verbrechen aufzuklären, die miteinander in Zusammenhang standen. Nur eine oder zwei Tatsachen fügten sich noch nicht ins Ganze ein.

      Nachdem er vier Stunden geschlafen hatte, erhob er sich mit der Zuversicht, daß es ihm in Zukunft doch gelingen würde, die Sache ganz aufzuklären. Jim kam um zehn Uhr ins Büro und fand seinen Assistenten etwas übernächtig und bleich am Schreibtisch. Aber Sandersons Augen leuchteten, und er war so munter, wie ihn Jim noch nie gesehen hatte.

      Nach der Begrüßung wollte Jim ihn schon etwas fragen, aber er unterließ es, denn er betrachtete seinen Assistenten jetzt mit mehr Achtung.

      »Gibt es heute morgen etwas Besonderes?« erkundigte er sich, als er seinen Hut ablegte und seinen Mantel aufhing.

      »Nein, nichts. Das Geld für Mrs. Cameron und Mrs. Markham habe ich bereitgelegt.«

      »Gut. Aber sie hebt doch nicht etwa ihr ganzes Konto ab?«

      »Doch, aber ihr Guthaben ist gerade nicht sehr groß. Etwa zweitausend Pfund. Eine Kleinigkeit läßt sie stehen, weil sie wiederkommt. Ich erwarte Mr. Winter jeden Augenblick. Wollen Sie ihn auch sprechen?«

      »Wer ist denn das? – Ach, richtig, der Butler. Nein, ich möchte ihn nicht sprechen«, erwiderte Jim gleichgültig. »Wenn er mich sehen will, bin ich ja in meinem Büro.«

      Er ging in sein Zimmer, und Sanderson fuhr mit seiner Arbeit fort.

      Gleich darauf klopfte es.

      »Mr. Winter ist da«, meldete ein Angestellter.

      »Bitten Sie ihn herein.«

      Ein untersetzter, schwarzhaariger Herr mit freundlichem Blick trat ein, reichte dem Bankbeamten die Hand und setzte sich Sanderson gegenüber. Dann nahm er ein rotes Formular aus seiner Brieftasche und gab es Sanderson. Dieser prüfte es eingehend.

      »Nun, Mr. Winter, ich glaube, Ihre Lady ist in ziemlicher Aufregung wegen dieser Reise nach Amerika?«

      »Nein«, entgegnete Winter lächelnd, »deswegen regen wir uns in Tor Towers nicht besonderes auf. Das Leben hier war gerade nicht sehr kurzweilig. Soweit war ja alles in Ordnung, ich meine mit dem Essen und der Bequemlichkeit, aber man bekam nichts zu sehen, es war furchtbar tot.«

      »Wann werden Sie aufbrechen?«

      »Heute Abend fahren wir im Auto bis Bournemouth und gehen dann morgen früh an Bord.«

      »Nun, Sie haben jedenfalls eine sehr interessante Reise vor sich, Mr. Winter.«

      Der Butler rieb nachdenklich sein Kinn.

      »Das ist möglich, es kann aber auch anders kommen«, erwiderte er vorsichtig. »Ich bin noch niemals außerhalb Englands gewesen, und ich weiß nicht, wie ich mich mit diesen Amerikanern vertragen werde. Natürlich ist Mrs. Markham sehr gut; wenn sie alle so wären, ginge es vorzüglich. Aber ich bin noch niemals an Bord eines Schiffes gewesen – und da weiß man doch noch nicht so recht Bescheid wegen des Seegangs und so – ich bin ein wenig nervös.«

      »Ach, daran werden Sie sich bald gewöhnen.«

      Sanderson klingelte und reichte dem Angestellten den Scheck von Mrs. Markham. »Bringen Sie bitte den Betrag herein und zahlen Sie ihn in meinem Büro aus.«

      »Ich möchte Sie noch um einen Gefallen bitten«, sagte Mr. Winter mit leiser Stimme und lehnte sich über den Tisch vor. »Mrs. Markham ist ein wenig nervös und ängstlich wegen der Juwelen, die sie Ihnen zur Aufbewahrung übergab, und sie bat mich, daß ich mich überzeugen sollte, ob sie auch richtig eingepackt sind. Ich kann Ihnen gegenüber ja ganz offen sein – sie möchte wissen, ob sie tatsächlich noch hier auf der Bank sind.«

      Sanderson mußte lächeln.

      »Darüber braucht sie sich wirklich keine Sorgen zu machen. Die Juwelendiebstähle in der letzten Zeit haben sie wahrscheinlich ängstlich gemacht.«

      »Ja, das stimmt. Mylady sagt, daß sie schon einmal bestohlen wurde, während sie sich in den Vereinigten Staaten aufhielt, und das hat sie vorsichtig gemacht.«

      »Nun, da kann sie sich beruhigen.« Sanderson erhob sich und ging zur Stahltür an dem einen Ende seines Zimmers.

      Er machte sich mit zwei Schlüsseln daran zu schaffen; gleich darauf sprang die große, schwere Safetür auf, und er verschwand in der Stahlkammer.

      Wenige Augenblicke später kam er mit einem kleinen Paket in braunem Papier zurück.

      »Wollen

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