Der Mensch auf dem Wasser - Kulturgeschichte der Schiffe. Jürgen Ruszkowski
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Eins der bekanntesten Capstan-Shanties ist der Sacramento-Song:
Vorsänger: The camptown ladies
sing this song,
Chor: and a hoodah
and a hoodah,
Vorsänger: the camptown race
track’s five miles long,
Chor: and a hoodah, hoodah day.
Voller Chor: Blow, boys, blow
for Californio,
there is plenty of gold
so I’ve been told,
on the banks of Sacramento.
Wie der Arbeitsrhythmus und Arbeitsvorgang die Struktur des Shanty bestimmen, so bildet der Arbeitsruf, wie zum Beispiel Way ay roll and go – haul away, boys, haulaway – away you heelow usw., seinen Kern, um den sich der übrige, immer wieder veränderte oder erweiterte Text rankt.
Wir kennen auch im Deutschen solche Rufe, die Verschiedenste Arbeiten, die in irgendeiner Form gemeinschaftlich verrichtet werden, begleiten; am gebräuchlichsten ist wohl das Hau-ruck!
Im Shanty gehört der Arbeitsruf zumeist zum charakteristischen Bestand des Chorsatzes. Wir finden ihn aber auch im Text des Vorsängers als Arbeitskommando: Oh! Haul away for the windy weather, boys, oder einfach: Haul the bowline, von der Mannschaft als Arbeitsruf, auf den sie ihre Tätigkeit ausführte, wiederholt: Haul the bowline, the bowline haul! Zum Liede wird dieser ständige Wechsel von gleichklingendem Arbeitskommando und Arbeitsruf durch eine sehr einfache Variation der zweiten Halbzeile des Vorsängers: for Kitty she’s my darling, Kitty lives in Liverpool, Liverpool’s a fine town usw. Wir haben hier die einfachste Form des seemännischen Arbeitsliedes vor uns. Sicher ist das Shanty als Liedgattung auch aus dem Arbeitsruf durch solche einfache Variation und Auffüllung entstanden.
Das Lied von der bowline gehört zu den ältesten der uns bekannten Shanties; es wird bis ins 16. Jahrhundert zurückdatiert. Aber nur noch einige wenige Lieder werden in so alte Tage der Seefahrt zurückreichen. Die weitaus meisten der uns überlieferten Shanties stammen aus dem 19. Jahrhundert, also der letzten großen Blütezeit friedlicher Segelschifffahrt auf den Weltmeeren. Und nicht nur aus dem seemännischen Bereich, wie uns der Arbeitsruf aus einem der beliebtesten Shanties zeigt: Roll the cotton down, rollt die Baumwolle hinunter. Denn hier handelt es sich ja um ein Lied aus dem Arbeitsgesang der nordamerikanischen Neger, die als Schauerleute in den Südhäfen der Vereinigten Staaten hauptsächlich Baumwolle verladen, also in den Laderaum der Schiffe hinunter rollen mussten. Vor allem den Winter über arbeiteten dort auch Seeleute, die sich dann im Frühjahr wieder anheuern ließen und dieses Lied wie viele andere aus dem Gesang der Neger mit auf die Segelschiffe nahmen.
Segelschiffe heute
Argentinisches Segelschulschiff LIBERTAD
SS „FRIDTJOF NANSEN“
https://de.wikipedia.org/wiki/Fridtjof_Nansen_(Schiff,_1919)
vom Herausgeber fotografiert
Die FRIDTJOF NANSEN ist ein stählerner dreimastiger Marssegelschoner mit Heimathafen Stralsund. Das Schiff wird seit 1991 vom Verein Traditionssegler FRIDTJOF NANSEN e. V. betrieben.
Im März 1919 auf der Werft Kalundborg Skibsværft als Frachtgaffelschoner mit Hilfsmotor gebaut, wurde das Schiff auf den Namen EDITH getauft. Auftraggeber des Baus war die Firma Frøede A/S. 1922 folgte der Kauf durch die Reederei P. F. Cleeman in Aabenraa (Dänemark), für die sie unter dem Namen FREDERIK FISCHER fuhr.
1927 gelangte das Schiff nach Deutschland. Unter dem neuen Eigner Kapitän M. P. F. Leistikow trug es den Namen GERTRUD II mit Heimathafen Arnis. Von Leistikow wurde das Schiff 1934 an Kapitän H. F. P. Morgenroth verkauft.
Die Hauptmaschine wurde 1936 nach einem Kollaps gegen ein Ausstellungsstück auf der Leipziger Messe von den Maschinentypen der Deutschen Werke mit 150 PS ausgewechselt. Der Einbau erfolgte auf der Schichau-Werft in Danzig.
Ab 1938 fuhr das Schiff unter Kapitän Hinnerk C. Jungclaus dreiundvierzig Jahre meist unter Maschinenkraft als Küstenmotorschiff über die Ostsee; die Reisen führen von Mecklenburg und Pommern nach Ostpreußen, Schweden, Norwegen und Finnland.
Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges lag der Schoner in Greifswald. 1944 wurde er für Flüchtlingstransporte (Unternehmen „Hannibal“) eingesetzt und rettete über 500 Flüchtlingen das Leben.
1952 wurde das Schiff auf 43,33 m verlängert. Bis 1953 fuhr es Koks und Briketts von Stralsund zu dänischen Häfen, danach diente es dem Transport von Futterkartoffeln und Getreide. 1981 erwarb Kapitän Hanns Temme als neuer Eigner die GERTRUD II, unter dem sie weitere fünf Jahre lang Ernteprodukte transportierte. Danach wurde sie 1986 als Lagerschiff in Arnis an der Schlei aufgelegt.
Im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme auf der Wolgaster Peene-Werft 1991 erfolgte der Umbau zum Dreimast-Marstoppsegelschoner mit Breitfock. Am 25. März 1992 wurde das Schiff auf der Peene-Werft von der Enkelin des norwegischen Forschers Fridtjof Nansen, Margret Greve, auf den Namen FRIDTJOF NANSEN getauft.
1992/93 machte das Schiff nach seiner Taufe und einer Probefahrt in der Ostsee seine erste lange Reise nach dem Umbau. Die Reise führte das Schiff von Deutschland aus über Frankreich bis in die Karibik. Von dort aus ging es zurück über die Azoren bis nach Island, wo das Schiff dann als internationales Jugendcamp der ICE-SAIL-Expedition von Arved Fuchs für Jugendliche aus 26 Ländern eingesetzt wurde.
Im Winterhalbjahr 1993/94 war das Schiff sieben Monate mit dem High-Seas-High-School-Projekt unterwegs. In diesem Zeitraum fuhr das Schiff von Deutschland aus durch den Englischen Kanal in Richtung Karibik. Von dort aus ging es durch den Panamakanal in den pazifischen Ozean nach Ecuador. Die nächste Etappe führte das Schiff dann mit den Schülern und einer internationalen archäologischen Gruppe zu den Galápagos-Inseln und von dort aus nach Costa Rica. Nach einem Zwischenstopp in Kuba ging es wieder über Bermudas und die Azoren zurück nach Deutschland.
Eine Galionsfigur am Bug erhielt das Schiff 1997 zur Kieler Woche.
vom Herausgeber 2000 fotografiert
Die Galionsfigur stellt einen Eskimo-Jäger mit einer Knochenharpune dar und wurde aus einem Ulmenstamm gefertigt. Im Sommer nahm das Schiff am Tall Ships' Race von Aberdeen über Trondheim und Stavanger