Bildung,Benehmen,Erziehung:Mangelhaft. Hans Peter Jannsen
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gerichtet werden.
In diesem Buch soll es um eine „ kritische Beobachtung“ der heutigen Erziehung mit dem Ziel gehen, dem smarten Leser einige Erkenntnisse, Hinweise und Denkanstöße zu geben, ein „Nicht-Ratgeber“ deshalb, weil es fast für jeden noch so kleinen ( und vielleicht nicht so bedeutenden) Aspekt und jedes noch so winzige Fragment der Erziehung solche Ratgeber in Hülle und Fülle gibt.
Dieses Buch ist großenteils ein Resümee dessen, was wir in unserer fast 25jährigen Arbeit in Einrichtungen der Jugendhilfe und in Schulen; speziell einer Intensiv-Arbeit in einer familienersetzenden Jugendhilfeeinrichtung, lernen durften.
In vielen Begegnungen, Erlebnissen, Möglich- und Unmöglichkeiten im Erziehungsalltag und der sogenannten „pädagogischen Praxis“ hat sich so viel an Erlebtem aufgestaut, dass es irgendwann an der Zeit war, den „Dampf aus dem Kessel“ in gedruckte Form zu bringen.
Der Anstoß dazu war nicht die eigentliche Arbeit als Heimleiter, Erzieher und Betreuer, die im Grunde schon durch viel belastete Er- und Beziehungsarbeit geprägt ist, sondern das weit darüber hinausgehende, z. T. versagende Erziehungs-, Schul- und Bildungssystem sowie die immer öfter fehlende kompetente Erziehung am Individuum, die Auswirkungen in unserer veränderten Gesellschaft hinterlässt.
Selbstverständlich betrifft die hier dargestellte Problematik nicht ALLE Kinder, Eltern und Familien in unserer Gesellschaft. Sehr viele Eltern und Familien (er)leben in hervorragender Weise und auf unterschiedlichste Art eine gute, kompetente, förderliche und intelligente Lebens- und Erziehungspartnerschaft.
Allerdings ist ebenso eine große Anzahl von Eltern in Unsicherheit und Ungewissheit über die Richtigkeit und Wichtigkeit ihrer Erziehungsmethoden geraten. Viele Eltern weigern sich, ihre Erziehungskompetenz in richtiger Art und Weise anzuwenden, viele Eltern haben in gewisser Weise Angst vor Kritik ihres Erziehungsverhaltens, und viele „wagen“ es nicht, ihre Kinder zurechtzuweisen.
So behauptet z. B. der schwedische Buchautor und Psychiater David Eberhard in einem ZEIT-Interview (Nr. 11. v. 12.3.2015): „Die liberale Erziehung ist gescheitert“; beispielhaft führt er an, dass einige Restaurants in Stockholm mittlerweile Familien den Zutritt verweigert haben, weil die Kinder sich dermaßen daneben benehmen, Getränke verschütten, Herumschreien, bei Minustemperaturen die Türen öffnen etc., die Eltern jedoch daneben sitzen und nicht mal daran zu denken scheinen, einzugreifen! Zitat:
„Eltern verhalten sich nicht mehr wie verantwortungsvolle Erwachsene, sie stellen sich auf eine Stufe mit dem Kind, wagen nicht, ihm zu widersprechen, Grenzen zu setzen. Sie treffen keine Entscheidungen mehr und wollen cool und hip und rebellisch sein wie ihre Kinder.“
Und weiter auf die Frage: Woher kommt die Angst, dem Kind durch Erziehung und Strenge Schaden zuzufügen? Eberhardt: „Mein Eindruck ist, das kommt von zu viel ‚Experten‘.“
Andere Beispiele folgen: Warum im ach so kinderfreundlichen Schweden die Schulen im internationalen Vergleich soweit abgerutscht sind, warum Elternschaft kein Wert mehr ist und lediglich gleichberechtigtes Arbeiten der Partner als erstrebenswert gilt, warum Kinder nicht mehr auf Eltern und Lehrer hören und so weiter und so weiter. Negativbeispiel nach Negativbeispiel folgt, die komplette Katastrophe ist im Buch: „Kinder an der Macht – die monströsen Auswüchse liberaler Erziehung“ von David Eberhardt nachzulesen.
Die Zeit NR.22 v.28.5.2015 fragt in einer Serie über Intelligenz: “Was macht uns schlau?“
Hier einige Zitate:“ Wie schlau wir werden, entscheidet sich nicht erst in der Schule...die ersten Lebensjahre spielen eine entscheidende Rolle...diese Jahre sind Schicksalsjahre des Lebens...Wörter und Gesten, Lieder und Reime...ohne solches Hirnfutter kann sich unsere Intelligenz nicht richtig entwickeln..“ Soweit die ZEIT.
Diese Behauptungen decken sich absolut mit unseren Erfahrungen. Kein Kindergarten, keine
Schule, keine Betreuung vermag aufzuholen, wenn es hier elementare Versäumnisse gab oder
diese Zeit negativ geprägt war.
Der Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Therapeut Michael Winterhoff erarbeitet in seinem Buch: „Wie unsere Kinder zu Tyrannen werden“ in sehr kompetenter Weise, warum unter dem Deckmantel eines sogenannten „partnerschaftlichen Umganges“ Kinder überfordert werden und sich keine Struktur und Ordnung entwickelt; warum die Entwicklung, Kindern und Jugendlichen keine Grenzen mehr zu setzen, die auch wir seit Jahrzehnten in der Aufarbeitung dieser Entwicklungen verfolgen, nicht zielführend ist. Soweit, so schlecht.
Glücklicherweise gibt es noch eine große Mehrheit an Eltern ,die diese Problematiken nicht in ihrer Erziehung erleben müssen und denen es geschenkt ist, die Erziehung ihrer Kinder vernünftig und gut zu gewährleisten und sich nicht einer – oft auch noch durch Medien zementierten – Aufgabe von vernünftigen und angesagten Erziehungsprinzipien hinzugeben. Die Voraussetzungen in unserem Land könnten – zumindest theoretisch – kaum besser sein:
Als eines der reichsten Länder der Erde mit einem der besten Bildungs- und Gesundheitssysteme weltweit, mit höchsten Lebensstandards, hervorragender Infrastruktur und allgemeinen Lebens- und Umweltbedingungen können wir auf sehr viele Ressourcen und Annehmlichkeiten zurückgreifen. Gemessen an diesen Voraussetzungen und den vielen milliardenschweren Ausgaben des immer weiter wachsenden Bildungs- und Sozialetats, könnte man eigentlich erwarten, dass „Bildungserfolge“ wie gesteigerte Allgemeinbildung, gute Leistungen in Schule und Beruf, Erziehung etc. zu erwarten wären.
Das krasse Gegenteil scheint für große Teile der betroffenen Altersklasse der Fall zu sein. Noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg zeigen so viele Bildungsparameter absteigende Werte und so viele Kurven nach unten. Die Standards sinken praktisch mit jedem Einschulungs- bzw. Abschlussjahr. Ohne innovative, für beide Seiten (Eltern-Kinder/Schule-Schüler) verpflichtende Lebens-und Lernkonzepte, die eingeübt werden müssen, wird wohl dort keine befriedigende Situation entstehen.
Deutschland ist ein Land mit einem hohen und guten Bildungsstandard und sehr vielen Möglichkeiten zur Bildung: Ausbildung und Weiterbildung; reichlich vorhandene Maßnahmen zur Förderung, Beratung, Integration Erwachsenenbildung und was noch weiter genannt werden mag bieten sehr gute Möglichkeiten zur Anhebung des Bildungsstandards für alle Bevölkerungsschichten. Generationen haben dieses System zur Vorbereitung auf ihr späteres Leben nutzen können und Deutschland damit zu einem Land mit sehr hohem technischen Know-how, anerkannt in aller Welt, gemacht.
Mit der zeitgeistgeprägten Veränderung des sozialen Zusammenlebens ging gleichermaßen eine kolossale Veränderung in der Erziehung bzw. in der Sozialisation von Individuen einher. Oder, um das Pferd von hinten aufzuzäumen: Die veränderte Situation in der Erziehung bewirkte eine z. T. schleichende, z. T. sehr schnelle Veränderung in der Gesellschaft.
Aufgrund der gegebenen, von außen betrachtet im Vergleich zu den vergangenen Jahrzehnten immer besser finanzierten und situierten Bildungseinrichtungen möchte man meinen, es seien gute bis sehr gute Voraussetzungen für Betreuung, Bildung und Fortbildung in unserem Land vorhanden.
Ein