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unser Schiff langsam die Schleppfahrt wieder auf. Nun galt es, den Fisch schnellstens von Deck auf das Förderband und damit zur weiteren Verarbeitung zu bringen.

      An Backbordseite standen die Fischarbeiter am Fließband und filetierten Rotbarsch und Kabeljau. Unterhalb dieses Laufbands waren Trichter angeordnet. Der geköpfte und filetierte Fisch wurde durch diese Öffnungen der Fischmehlanlage zugeführt. Im Maschinenraum war das gesamte Maschinenpersonal mit dem Binden und Schleppen von Fischmehlsäcken beschäftigt. Die Fischleber lieferte schließlich Lebertran. Die einzelnen Arbeitsgänge dazu sind mir nicht mehr genau in Erinnerung geblieben. (Tranofen im Dom – Raum an Steuerbordseite im Decksaufbau?) Die Filetstücke wurden in flachen Kartons tief gefroren. Im letzten Arbeitsgang kamen die Platten in größere Kartons, die dann in einem Tiefkühlraum gestapelt lagerten.

      Noch heute ist mir das Schuften über viele Stunden mit kurzen Unterbrechungen unter Bedingungen, die von überkommenden Seen, Kälte und rutschigem Deck durch Fischkot bestimmt war, gegenwärtig. Das Arbeiten an Deck war eine einzige Schinderei. Solange Fisch gefangen wurde, gab es kaum Schlaf. Schwerstarbeit im Rhythmus von 18 bis 20 Stunden und mehr. Das konnte auch bis zu 30 Stunden durchgehen. Um das alles irgendwie erträglich zu machen, kam mittels Tonband über Decklautsprecher Musik. Der damals gängige Schlager „Eine Reise ins Glück“ ist mir heute noch im Ohr. Dazu gab es hervorragende Verpflegung und unbegrenzt rabenschwarzen Kaffee. Ein gehöriger Schuss „Hochprozentiges“ war selbstverständlich. Es half uns über einiges hinweg.

      Unter Deck war gelegentlich auch einiges los. Auf Fischdampfern gibt es eben, wie überall in der Seefahrt, biedere, fleißige und friedfertige Fahrensleute. Ein paar besonders streitbare Gestalten gab es auch anderswo. Während meiner Fahrzeit auf diesem Schiff eben aber auch hier. War bei einigen Typen der notwendige Alkoholpegel erreicht, traten sie in Aktion. Auslöser der Randale war oft ein von ihnen geglaubtes schlechtes Fangergebnis. Das musste nicht wirklich zutreffen. Schon die Vermutung wurde zur Begründung der Rauflust. Gewissen Kameraden ging man dann besser aus dem Weg.

      An Bord gab es drei so genannte Führerfiguren, gegen die sich selbst die Schiffsführung kaum durchsetzen konnte. Es waren drei ungleiche Typen. Karl Meyer, genannt Kuddel, war ein mächtiges Schwergewicht, stark wie ein Bär, aber ausgesprochen gutmütig. „Kuddel“ stammte aus Hamburg-Finkenwerder, war etwa 1,75 m groß und mit seinen etwa 130 kg ein echtes Schwergewicht. Mühelos hob er die Vierzentnerkugeln (Bomber), die das Schleppnetz auf dem Meeresgrund halten, über ein Hindernis. Allerdings war er auch einfältig. Wurde er jedoch mal richtig wütend, was selten geschah, ließ er unter lautem Geheul seine Riesenfäuste auf die Back (Tisch) niedersausen und greinte laut. Wo er hinlangte, wuchs kein Seegras mehr. - Mit ihm habe ich mich angefreundet. ;-) Aufgrund meines freundschaftlichen Verhältnisses zu Kuddel, dem ich eingeredet hatte, dass ich seinen Kopf und er den Rest stelle, war ich auf der sicheren Seite des Lebens. Kuddel passte auf mich auf, wie auf seinen Augapfel. Kuddel hielt seine schützende Hand über mich. Er erklärte jedem Streithammel an Bord, dass man mich in Ruhe zu lassen hätte. Sein Spruch: „Den Jungen fasst mir keiner an!“, wurde ernst genommen. Hatte ich mal einen Kinnhaken erwischt, so zahlte Kuddel mit ganzem Einsatz zurück. Das war für die übrigen Matrosen stets eine willkommene Abwechslung. Doch alles hat seinen Preis im Leben. ;-) K. war der dritte Mann eines Trios an Bord, mit dem sich nicht einmal die Schiffsführung anlegte. Der „lange Fred“, nach eigenen Erzählungen ehemaliger Jurastudent und Strafgefangener und im Knast weitergebildet, galt als brutaler, intelligenter und gefährlicher Schläger. Der dritte Mann, Hasso, war ein im Gesicht völlig vernarbter Flaschenhals-Fighter und Hobby-Zuhälter. Letzterer war ein übler, stets schlecht gelaunter und streitsüchtiger Typ. Gern prahlte er mit Erlebnissen aus seiner Zuhälterzeit. Kämpfe mit Messern und abgebrochenen Bierflaschen hatten sein Gesicht gezeichnet. Auch die Maschinisten machten gelegentlich gern Randale. Gegen dieses so genannte Trio wagte keiner aufzumucken, und niemand legte sich mit dem Trio an.

      Nach erneuter Suche ging es weiter mit Kurs auf Neu-Fundland. Auch hier war uns das Fischerglück hold. Nach erneutem Fang war die Plackerei dann endgültig beendet. Alles war unter Dach und Fach und das Deck gereinigt. Nun steuerten wir die Bunkerstation an der Südküste Grönlands, nahe Kap Farvel an. Nach Treibstoffübernahme fuhren wir die Färöer an, um unsere Gastarbeiter nach Hause zu bringen. Alsdann ging es auf Heimreise mit Kurs auf Hamburg. Der letzte Seetörn verlief von einigen Sturmtiefs abgesehen ohne besondere Vorkommnisse. Immerhin hatten wir einen guten Fang gemacht, und die Stimmung an Bord war gelöst. Nach gut einer Woche liefen wir in den Fischereihafen Hamburg-Altona ein. Die Fangreise hatte insgesamt sechs Wochen gedauert.

      Ein guter Brauch nach gutem Fang war es, die Besatzung daran teilhaben zu lassen. Als besondere Anerkennung wurden Platten von tief gefrorenem Fisch an jeden einzelnen verteilt. Diese durften dann (nicht ganz legal) auch den privaten Aufkäufern, die sich regelmäßig bei einlaufenden Fischdampfern einfanden, angeboten werden.

      Der erste Landgang war damit gesichert und wurde ausgiebig wahrgenommen. Der Kapitän fuhr nach Hause, der Rest der Mannschaft aber suchte umgehend die erste Kneipe am Fischmarkt auf. Dann folgte der Gang zum Zahlbüro. Andere gastfreundliche Häuser wurden spätere Ziele.

      Nachdem das Schiff entladen und gereinigt war, blieb es stets insgesamt fünf Tage im Hafen. Danach fing alles wieder von vorn an.

      Landgänge nach einer sechswöchigen Fangreise waren also fünf Tage am Stück möglich, weil während der Zeit des Löschens kein Schiffsbetrieb stattfand. Selbst der Strom an Bord war während dieser Zeit ausgeschaltet. Also zog man, von der Schiffsführung abgesehen, fünf Tage und Nächte von Kneipe zu Kneipe durch St. Pauli und über den Fischmarkt. Geschlafen wurde, wie es kam - meist nur stundenweise.

      Kuddel, Hasso und Fred nahmen mich in ihre Mitte, weil sie mit mir, wie sie sagten, etwas Besonderes vorhatten. Wir marschierten schnurstracks zum bekannten Lokal „Silbersack“ in St. Pauli, um dort „Klarschiff“ zu machen. Hier hingen einige ehemalige Matrosen (inzwischen Schauerleute) herum, mit denen noch eine Rechnung offen wäre. Meine Aufgabe bestand nun darin, in das Lokal zu marschieren und mit einem dieser mir genau beschriebenen Männer Ärger anzufangen. Nach Androhung von Prügel sollte ich dann das Weite suchen - also durch die Schwingtür nach draußen flitzen. Das Trio würde dann meinen Verfolger abfangen, um mir zu helfen. Anschließend wollten sie das Lokal aufklaren. Ich hätte mich in der Kneipe „Schmales Handtuch“ auf der Reeperbahn bis zum Eintreffen meiner Retter niederzulassen. Falls ich mich jedoch weigern würde, hätte ich eine besonders unangenehme Seereise zu erwarten. Sie hatten mich überzeugt. Also sauste ich in die Pinte und erklärte dem mir beschriebenen Seemann, dass er seinen Hocker zu räumen habe, weil das der mir angestammte Platz sei. Dieser lachte nur und fragte, ob da jemand etwas gesagt habe. Daraufhin zählte ich laut bis zehn und riss ihm dann blitzschnell den Hocker unter dem Hintern weg, um sogleich wie ein geölter Blitz in Richtung Schwingtür zu sausen. Der Mann setzte sofort nach und lief in die Faust des hereinkommenden Kuddel. Wie es weiter ging, habe ich nicht mehr erlebt. Mein Weg führte mich schnurstracks zum „Schmalen Handtuch“. Ich wurde von den Dreien nach Ankunft hoch gelobt und den ganzen Abend freigehalten. Ich hatte nun meinen Stellenwert und war damit auf der sicheren Seite des Lebens.

      Monate später hatten wir im Nordatlantik nicht nur mit Sturm zu kämpfen. Hinzu kam kam eine Grundberührung mit einem unter der Wasseroberfläche schwimmenden Eisberg. Zum ersten Mal sah ich gestandene Fahrensleute kalkweiß und angstvoll. Mich beschlich dabei eine nicht näher beschreibbare Furcht, zumal wir an Deck und an den Aufbauten einen dicken Eispanzer hatten. Die Gefahr des Kenterns wurde ernsthaft diskutiert. Zwar kamen wir glimpflich davon, mussten aber nach Einlaufen Hamburg nach Löschung der Ladung umgehend in die Werft, um den Schaden nach Grundberührung begutachten zu lassen. Das sollte einige Wochen dauern. Ich musterte ab und kehrte der Fischerei für immer den Rücken, bevor ich begann, mich daran zu gewöhnen. Fortan fuhr ich nur noch auf Frachtschiffen.

      Die Kneipen am Fischmarkt und in St. Pauli

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