Frankreich mit allen Sinnen. Otto W. Bringer

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Frankreich mit allen Sinnen - Otto W. Bringer

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mittlerweile Dreiundfünfzigjährige. Tief erschüttert liess er sie frei. Und die noch lebenden Glaubensgenossinnen. Sie muss auf ihn wie eine Heilige gewirkt haben. Heimkehrerfrauen können das nachfühlen. Die von Bautzenhäftlingen auch, als die Mauer fiel.

      Zu den weißen Pferden fahren wir, in die Camargue. Der Naturpark lockt mit Tamariskenwäldern, vielen Tieren dieses wasserreichen Landstrichs. In den weit geöffneten Armen der Rhône. „Komm, ich will den Biber sehen.“ Nehme meine Kamera mit. Schieße einige der schönsten Fotos überhaupt. Rose winkt den Störchen zu, als sie abheben. Rose bückt sich zum Biber, der unseren Weg kreuzt. Rutsch flutsch ins Wasser entfleucht. Rose in Gelbgrünockergestreift inmitten gelbgrünockerstreifigem Schilf.

      Rosa Flamingos sind da zuhause. Nirgends sahen wir solche Heerscharen. Viele stehen auf einem Bein. Halten das andere am warmen Leib, damit es nicht friert. Wenn´s kühl ist. Mal links. Mal rechts. Solange sie leben. Auf welchem machen sie wohl Liebe? Ist das vielleicht ausschlaggebend für den Nachwuchs? Haben Linkssteher oder Rechtssteher größere Chancen?

      Les Saintes-Marie-de-la-Mer überlassen wir den Zigeunern. Den Gitan, spanischen Roma. Sie wallfahren zu ihrer Schutzpatronin Sarah. Dienerin der beiden Marien, die laut Legende dort landeten. Sarahs Gebeine fand man angeblich Mitte des 15. Jahrhunderts. Der Ort wurde Wallfahrtsstätte. Für Christen, vor allem für die tiefgläubigen Zigeuner.

      Sie kommen aus ganz Europa. In ihren amerikanischen Straßenkreuzern. Wohnmobilen. Die festliche Garderobe gewaschen, gebügelt am Haken. Vor der Reliquie ihrer Sarah zu beten. Die dunkelhäutige Statue noch schöner zu schmücken. Mit kostbaren Gewändern, Ketten und Ringen. Jedes Jahr muss sie noch bunter aussehen. Zeichen ihrer Liebe. Zeichen ihres Glaubens an ein Leben nach dem Tod.

      Rose: „Ich las, sie feiern danach ausgelassen Wiedersehen. Nach einem Jahr oder länger. Einig in der Vorstellung, ein auserlesenes Volk zu sein. Immer unterwegs. Nie zuhause. Wie die Juden. Die Nazis ermordeten die einen wie die anderen. Jeder Mai ist ein Auferstehungsmonat.“ „Möchte einmal ein solches Fest erleben. Ob es unser Bild von Romas korrigiert? Es soll zuletzt zu Tumulten und Schlägereien gekommen sein. Kein Wunder bei Unbehausten.“

      Grau gewordene weiße Pferde stehen gelangweilt unter den Persennings. Reiben ihre Hälse an den Brettern des Zauns. Wiehern selten. Wir haben diesmal keine Lust zu reiten. Oder kutschiert zu werden. Laufen lieber. Bewegen unsere automüden Glieder. Atmen die salzige Luft.

      AVIGNON – Sprit alle und keine Tankstelle.

      ,Sur le pont d´Avignon l´on y danse, l´on y danse tout en rond’. Rose singt ausgelassen, als wir von oberhalb auf die berühmte, halbfertige Brücke blicken. Schwenkt mich herum. „Getanzt hat man unter, nicht auf der Brücke wie im Lied. Bevor es ins Vergnügungsviertel auf der Flussinsel Barthelasse ging. Trotzdem komponierte einer das Lied: Auf der Brücke von Avignon lasst uns tanzen. Lasst uns tanzen alle im Kreis.“

Frankreich

      Jetzt schwenke ich Rose, drehe mich und sie im Kreis. Singe laut: „Sur le pont d´Avignon“. Rose stimmt ein. Leute bleiben stehen. Es sind Touristen. Hinter uns orgelt das Karussel. Kinder schreien vor Vergnügen. Auf den Pferdchen der sich unentwegt drehenden Insel. Mitten im Strom lachender, hungriger Besucher. Wir entdecken eine Restaurant-Terrasse. Alle dorthin. Tische eng an eng. Glück gehabt. Einer wird frei. Mit einem schönen Blick auf Kinderspaß und Erwachsene, die auf einen freien Tisch warten.

      Vier Tage später. Nach Papstpalast und Rollands Drama ‚Pâques fleuries’ im Innenhof genug von Avignon. Dieses Jahr. Ein geänderter Geschäftstermin zwingt uns, sofort abzureisen. Fahren auf die Route du soleil in Richtung Lyon. Kurz vor Avignon Polizei. Lastwagenfahrer streiken. Sperren die ganze Bahn. Was nun, sprach Zeus? Der Tankanzeiger steht schon auf Rot. Noch achthundert Meter bis zur Raststätte. Die Shellmuschel leuchtet. „Ob sie uns durchlassen?“

      Nicht möglich. Der Polizeiwagen steht quer. Kurz hinter einer Ausfahrt. Wir müssen raus.

      Schnellstens in die Stadt. Eine Tankstelle finden. Die Straßen merkwürdig leer. Da, eine Tankstelle.

      Benzin ausverkauft. Fahren weiter. Irgendwo muss es doch Benzin geben in dieser großen Stadt. Fahren herum. Rechts, links. Ausverkauft. Hoffen auf ein Markenzeichen. Shell. Castrol. Avia. Egal. Der Zeiger rutscht schon unter den roten Strich. Bleiben stehen. „Ist die Not am größten, ist Gottes Hilfe am nächsten.“ Rose zitiert den Standardspruch ihrer Mutter, als wäre es ihr eigener.

      Quietsch! Türenschlagen. Hinter uns ein grauer, verbeulter Citroen. 2 CV, kleinste Klasse. Ein junger Mann: „Puis je vous aider?“ Kann ich Ihnen helfen? Fenster runter: „Où trouve´t on une station-service?“ Wo ist eine Tankstelle? „Suivez-mois s´il vous plait.“ Folgen Sie mir bitte. Fünf Wagen vor uns. Tank voll. Und ab die Post. Der kleine graue Citroen hupt. Wir hupen zurück. Drei- vier-, fünfmal. Erleichtert. Glück gehabt. Was nun?

      Die Karte zeigt Richtung Carpentras, Nyon in Burgund. Großer Umweg, aber leere Nationalstraßen. Die Ränder gemäht. Die weißen Rand- und Mittelstreifen unüberfahrbar. Auch in den Kurven. Klasse gemacht. Bergauf. Bergab. Durch Wald und Wiesen. Hin und wieder eine Ansammlung von Häusern, um ein Kirchlein. Kein Hotel. Es ist schon spät am Nachmittag. „Langsam werde ich nervös“ sagt Rose. Wenn nicht bald ein Hotel kommt, muss ich ins Gebüsch.“ Und wieder erfüllt sich Mamas Spruch. Sehen in der Ferne ein großes Schild. Kommen näher: ‚Hotel Bellevue’. Am Hang das Haus. Viele Autos davor. „Mon dieu, hoffentlich nicht ausverkauft.“

      Lege noch einen Zahn zu. Obwohl niemand hinter mir her ist. Lasse den Wagen stehen, wo er steht. Gehen hinein: „Avez-vous une chambre pour une nuit?“ Die nette Frau fragt nicht nach Namen und Adresse. Reichte uns den Schlüssel. Einen altmodisch langen am abgegriffenen Holzklotz mit blauer, kaum noch sichtbarer Zimmernummer. Zwölf.

      Der Campari draußen auf der Terrasse schmeckt uns wie lange nicht. Es klinkert das Eis. Es klinkern erleichtert die Gedanken. Betrachten die blühende Gartenlandschaft. Rekapitulieren die Jagd nach dem unverzichtbaren Stoff fürs Weiterkommen. Lachen erleichtert. Plaudern über die Relativität aller Dinge. Alles ist einfach hier. Das Restaurant. Das Menu. Das Zimmer. „Hier wird mir klar, wieviel wir uns leisten können. Und alles nichts ist, verglichen mit Rettung aus einer Brédouille. Im rechten Moment. Zufall nennt man das. Oder Nächstenliebe?“ Rose schaut mir in die Augen. „Wir sind ein schönes Stück weiter gekommen.“ Erkenntnisse dieser Art verschafft sie mir öfter als ich ihr. Bin glücklicher als gestern.

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