Mord und Totschlag in Chicago. Edgar Wallace

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Mord und Totschlag in Chicago - Edgar Wallace

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      »Schnauze!«

      Sie ließen jetzt die Stadt hinter sich und kamen durch eine verlassene Gegend, in der nur einzelne Baracken standen. Schließlich hielt der Wagen bei einem kleinen Gehölz, das direkt neben der holperigen Straße lag.

      »Raus mit Ihnen!« befahl der Mann hinter Red. Gallway gehorchte. Das Kokain wirkte jetzt nicht mehr, und er zitterte am ganzen Körper.

      »Was wollen Sie denn eigentlich von mir?« stieß er mühsam hervor. »Ich habe der Polizei bestimmt nichts verraten! Fahren Sie mich sofort zu Tony. Er wird Ihnen sagen ...«

      Die beiden nahmen ihn wieder zwischen sich und schleppten ihn in das Gehölz.

      »Wollen Sie mich etwa kaltblütig abknallen?« keuchte Red. »Hören Sie doch ...«

      Die Sicherung einer Pistole klickte. Gleichzeitig mit dem Schuss fiel Red auf die Knie und schwankte. Er hörte weder den ersten noch den zweiten Knall. Der Mann hinter ihm ließ die Pistole in die Tasche gleiten und steckte sich eine Zigarette an. Seine Hand zitterte nicht im geringsten.

      »Los, fahren wir zurück«, sagte er zu seinem Begleiter. Schon als sie am Stadtrand waren, stritten sie sich wieder herum, ob Kalifornien oder Columbia gewinnen würde.

      Der Fahrer sah das Polizeiauto als erster. Sowie er das Heulen der Sirene hörte, gab er Gas, daß ihr eigener Wagen einen Satz nach vorn machte.

      »Nimm das Maschinengewehr – unter dem Sitz!«

      Der Mann neben ihm kroch nach hinten, um seinem Freund zu helfen. Zusammen stießen sie die Mündung durch das hintere Fenster.

      »Die beiden Polypen müssen Kelly verständigt und die Beschreibung unseres Wagens durchgegeben haben«, knurrte der Mann, der Red erschossen hatte, und klemmte sich hinter das Maschinengewehr.

      Der Polizeiwagen kam näher.

      »Los! Gib's ihnen!«

      Rat-a-tat-a-tat-a-tat!

      Die Windschutzscheibe des anderen Wagens wurde zertrümmert. Er geriet leicht ins Schlingern, fing sich dann aber wieder und folgte ihnen in immer kürzerem Abstand. Die Polizeibeamten erwiderten jetzt das Feuer.

      Der Mann am Maschinengewehr stieß einen unartikulierten Laut aus und glitt zu Boden. Der andere packte die Waffe und drückte auf den Abzug. Gleich darauf gab es einen scharfen Knall, das Polizeiauto rutschte quer über die Fahrbahn und kam an einem Laternenmast zum Stehen. Ein Reifen war getroffen worden.

      »Sie sitzen fest!« rief der zweite Mann dem Chauffeur zu. »Ab jetzt, Joe!«

      Mit einem Blick streifte er die zusammengekrümmte Gestalt am Boden. »Kopfschuss«, knurrte er und kletterte auf seinen Sitz neben dem Fahrer zurück.

      Einige Zeit darauf waren sie schon wieder bei ihrem Baseballspiel, während der Tote hinter ihnen von einer Seite zur andern rollte.

      1 In den Vereinigten Staaten war es von 1917-1933 verboten, Alkohol herzustellen oder zu verkaufen.

      3

      Victor Vinsetti nahm eine recht außergewöhnliche Stellung in der Unterwelt von Chicago ein. Seit zwei Jahren war er der Unterhändler einiger großen Banden, die den Schmuggelbetrieb auf den großen Seen Kanadas aufrechterhielten. Seine Haupttätigkeit bestand außerdem darin, die vielen Streitigkeiten zu schlichten, die für gewöhnlich unter den Geschäftspartnern auszubrechen drohten.

      Er sah gut aus und stand in dem Ruf, zu Damen besonders höflich zu sein.

      Zu seinem Unglück machte er den Fehler, sich in Kanada mit einer jungen Dame zu verloben, die sich nicht ohne weiteres abschütteln ließ, als er ihrer überdrüssig wurde. Sie verklagte ihn wegen Bruchs des Heiratsversprechens, und obwohl er mit Hilfe eines geschickten Rechtsanwaltes die Sache durch einen Vergleich beizulegen versuchte, wurde er zur Zahlung einer beachtlich großen Schadenersatzsumme verurteilt. Er zahlte, ohne mit der Wimper zu zucken. Viel schlimmer war es für ihn, daß er durch diese Sache seinen Posten als Agent verlor, was ihn um einen großen Teil seiner Einnahmen brachte.

      »Skandale liegen mir nicht«, erklärte ihm Tony Perelli, als die Angelegenheit zwischen ihnen zur Sprache kam. »Sie sind in Kanada jetzt bekannt wie ein bunter Hund, und das kann ich begreiflicherweise nicht gebrauchen.«

      »Das ist doch unsinnig«, entgegnete Vinsetti, für den allerhand auf dem Spiel stand.

      »Möglich. Das ist wenigstens Ihre Ansicht – ich denke anders darüber. Gehen Sie eine Zeitlang nach dem Osten und seien Sie froh, daß ich Ihnen nichts weiter nachtrage.«

      Er klopfte Vinsetti liebenswürdig auf die Schulter.

      Als er am Abend allein mit Minn Lee zusammensaß, unterhielt er sich eingehend mit ihr über den Vorfall. Sie saßen Seite an Seite auf einer breiten Couch; der Raum war matt erleuchtet vom Schimmer einiger bernsteinfarbiger Lampen.

      »Dieser Vinsetti läuft zu sehr den Weibern nach. Unentwegt diese Liebeleien und ähnlicher Unsinn.«

      »Ist denn Liebe Unsinn?« fragte sie lächelnd.

      Er schmunzelte. »Die Liebe zu dir natürlich nicht! Aber wo in der Welt findet man auch eine solche Frau wie dich?«

      Er streichelte vorsichtig ihre kleine Hand und schaute sie zärtlich an; dann ging er zum Klavier und spielte eine Stunde lang. Sie lauschte ihm hingegeben; er war ein hervorragender Pianist. Auch Geigenspielen konnte er virtuos, aber vor allem Klaviermusik war seine Leidenschaft.

      Als Tony zu Minn Lee zurückkehrte und sich an ihrer Seite niederließ, fing er noch einmal von Vinsetti an.

      »Der Junge ist tatsächlich ein wenig zu unbeständig – aber trotzdem war er mir sehr nützlich. Er konnte wenigstens wie ein vornehmer Mann auftreten und mit vornehmen Leuten verhandeln. Vielleicht überlege ich mir die Sache doch noch. Schließlich macht jeder einmal einen Fehler...«

      Ein paar Tage später hatte er Victor Vinsetti schon beauftragt, mit dem Polizeichef Kelly über die Freilassung eines Bandenmitglieds zu verhandeln, das die Polizei geschnappt hatte. Es war ein Triumph für Vinsetti, daß er den Mann durch seine geschickte Verhandlungstaktik freibekam.

      »Eigentlich hätten wir den Burschen ja hierbehalten sollen«, sagte Kelly, als er mit Harrigan die Sache besprach.

      »Vielleicht – vielleicht auch nicht«, erwiderte Sergeant Harrigan. »Meiner Meinung nach hat Perelli nur deshalb so viel Wert darauf gelegt, daß dieser Bursche freikommt, weil er fürchtet, man könnte dem Mann noch ein anderes Verbrechen zur Last legen. Heute morgen wurde Red Gallway gefunden – er ist von hinten niedergeknallt worden.«

      »Das war zu erwarten – der Mensch hat auch wirklich zu viel geredet. Übrigens, es ist zwar Zeitvergeudung, aber vielleicht besuche ich doch einmal Perelli.«

      »Wissen Sie, daß er eine neue Frau im Haus hat?«

      »Ja, ich weiß – Minn Lee, Mrs. Waite oder wie sie sonst heißt. Eines muß man Perelli schon lassen – er ist das, was es eigentlich gar nicht gibt: ein Gentleman Verbrecher. Eine nette Auswahl von Rohlingen hat er ja um sich versammelt,

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