Professors Zwillinge in Italien. Else Ury

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Professors Zwillinge in Italien - Else Ury страница 4

Автор:
Серия:
Издательство:
Professors Zwillinge in Italien - Else Ury

Скачать книгу

Kinderstube ist im oberen Stockwerk. Von dort hat man einen herrlichen Blick aufs Meer und auf den Vesuv.«

      Suse riß die vor Müdigkeit schon klein gewordenen Augen wieder weit und entsetzt auf. »Auf den Vesuv, Vati? Der Vesuv guckt in unsere Kinderstube? Da schlafe ich nicht. Da graule ich mich ja tot!« Suse fing an zu weinen.

      »Mädels sind wirklich manchmal doof!« sagte Herbert im Brustton der Überzeugung, sich ganz als Mann fühlend, zum Vater. Er jagte mit dem lustig kläffenden Bubi den andern voran die weiße Marmortreppe hinauf, die ins obere Stockwerk führte.

      »Wir werden Suse in das Zimmer nach hinten in den Garten hinaus einlogieren, damit das Kind zur Ruhe kommt und sich nicht aufregt«, schlug der Vater vor.

      Suse wollte nichts mehr sehen, nichts mehr essen, nur ins Bett. Sie war todmüde. Als sie sich davon überzeugt hatte, daß der gefürchtete Vesuv von ihrem Fenster aus nicht sichtbar war, ließ sie sich wie ein kleines Kind von der Mutter abwaschen und zu Bett bringen. Kaum hatte sie noch Zeit, sich über das weiße Moskitonetz, das von der Decke herab das Bett umbauschte, zu wundern. Kaum dachte sie noch daran, ihrem Vati nach einem ganzen Jahr endlich wieder den Gutenachtkuss zu geben. Sie schlief noch vor ihrer Schwarzwald-Lotti, die steif und aufrecht auf einem Stuhle saß.

      Der Zwillingsbruder aber war noch höchst mobil. Er schnupperte mit Bubi, dem vierbeinigen, in allen Winkeln des neuen Hauses herum und ließ sich die von Teresina gekochten Makkaroni mit Tomatensoße und Parmesankäse herrlich munden. Er war von der Terrasse mit dem weiten Blick aufs Meer nicht ins Bett zu bekommen.

      Süß und schwer strömte der Blütenduft. Aus den dämmerigen Gärten, aus den ins Meer hinausgleitenden Fischerbarken klang heller Sang – o bella Napoli!

      2. Kapitel

      Ausgeschlafen

      Von lautem Geschrei wachten die Zwillinge am nächsten Morgen auf. Herbert, der nach vorn heraus schlief, wollte mit einem Satz aus dem Bett und ans Fenster. Aber er stieß auf einen merkwürdigen Widerstand. Irgendein weißes Etwas, in das er sich verwickelte wie die Fliege im Gewebe der Spinne. Was war denn das für ein dummes Netz? Träumte er noch? Kräftige Jungenhände zerrten an dem störenden Ding – ritsch – ratsch – da hing es in Fetzen. Herbert aber sprang verschlafen hindurch. Es war noch dunkel im Zimmer. Dichte braune Vorhänge wehrten dem Sonnenlicht den Eintritt. Soeben hatte Herbert noch von der Waldschule geträumt. Er fand sich noch nicht wieder zurecht in der Wirklichkeit. Wieso war es denn so finster in der Kinderstube? Es war doch sonst immer ganz hell, wenn er in die Schule ging.

      »Giorno – Mattina – Giorno – Mattina –«, klang das Geschrei von der Straße herauf.

      Nanu?

      Plötzlich zerriß auch der Vorhang, der den Jungen vom Traumland zur Wirklichkeit schied. Das waren italienische Laute – er war ja gar nicht mehr in Berlin – hurra – er war ja in Italien beim Vater!

      Der dunkle Stoffvorhang vor dem Fenster wollte nicht schnell genug, von ungeduldigen Jungenhänden gezerrt, zur Seite weichen. Ach, das war ja gar kein Fenster! Eine große Glastür war es, die hinaus zur Terrasse führte. Weißer Sonnenglanz lag über der weißen Terrasse. Blumen blühten. Vögel sangen und jubilierten da draußen.

      Aber die Glastür wollte nicht aufgehen, überall stieß Herbert heute auf unvorhergesehenen Widerstand. Der Mechanismus war anders, als er das von daheim her kannte. Er begann an der Tür aus Leibeskräften zu rütteln, während es von der Straße jetzt »limone – limone –« heraufschallte.

      Suse war inzwischen auch von dem Geschrei munter geworden. Wieso schlief sie denn heute am Fenster? Sie kam ja mit dem Kopf immer in die Gardine. Nach welcher Seite sie sich auch wandte, überall war die alte Gardine im Wege. Aber Suse besann sich nicht lange. Sie machte es so, wie sie es von klein auf im Dunkeln gemacht hatte. Sie rief aus Leibeskräften: »Mutti – Mutti!«

      Mutti hörte nicht. Das Schlafzimmer der Eltern lag auf der andern Seite des Hauses. Aber hell wurde es trotzdem in dem dunklen Zimmer. Die Tür zum Nebenraum, in dem Herbert geschlafen hatte, öffnete sich, und die Stimme des Bruders erklang tröstend: »Guten Morgen, Suse. Warum blökste denn so laut?«

      »An meinem Bett ist solche dumme Gardine, ich kann gar nicht raus. Und so finster ist es hier in dem alten Italien.« Suse hatte inzwischen bei dem vom Nebenzimmer hereinfallenden Tageslicht die neue Umgebung erkannt.

      »Die Gardine, das ist ja das Moskitonetz, Suse. Meins habe ich schon zerrissen. Komm, ich helf' dir.« So, nun war auch die Suse glücklich aus dem Bett heraus.

      »Der Fußboden ist ja so kalt!« Sie waren daheim trotz mütterlicher Vorhaltungen meist barfuß herumgelaufen, hatten sich nicht die Zeit genommen, erst in die Morgenschuhe zu schlüpfen.

      »Hier in Italien haben die Häuser Steinfußboden«, belehrte sie Herbert, der, trotzdem er genau so alt war, alles besser wußte als sein Zwillingsschwesterchen. »So, da sind deine Morgenschuhe. Und dann komm und hilf mir die Balkontür aufmachen. Die ist hier doll fest verschlossen.«

      Suse, die Geschicktere von beiden, hatte den fremden Mechanismus bald heraus, da sie nicht, wie der Bruder, mit Gewalt daran ging, sondern mit Überlegung.

      Ach, war das schon zu dieser frühen Morgenstunde herrlich warm auf der sonnenbeschienenen Terrasse. Über seltsame Bäume, die sie nicht kannten, blickten die Kinder neugierig hinweg auf die Straße. Eine Herde meckernde Ziegen, die von einem braunen Hüterbuben die Straße entlang getrieben wurde, war das erste, was sie erblickten. Dunkelhäutige, halbwüchsige Jungen mit Zeitungen liefen dazwischen, auf und ab, noch immer laut schreiend: »Mattina – Giorno – Giorno – Mattina.« Ein Wagen mit gelben Früchten schob sich langsam den Fahrdamm entlang, während der kleine Verkäufer ohne Atempause »limone – limone« ausrief.

      »Ob das Limonade heißt?« überlegte Herbert.

      »Die Früchte sehen eigentlich wie Apfelsinen aus«, meinte Suse.

      »Es sind aber Zitronen«, kam eine Stimme von irgendwoher.

      Ja, woher denn? Die Zwillinge sahen sich erstaunt um. Ach, da mündeten ja noch mehr Glastüren auf die Terrasse hinaus. Und an einer derselben stand der Vater, das ganze Gesicht mit Seifenschaum beschmiert, denn er rasierte sich gerade. »Schlagsahne« pflegte Suse, als sie noch klein war, den Seifenschaum immer zu nennen.

      »Vati – liebes Vatichen – wie schön, daß wir wieder bei dir sind!« Da flog die warmherzige Suse auch schon zärtlich auf den Vater zu. Sie empfand das Wiedersehensglück heute aufs neue.

      »Nicht so ungestüm, Wildfang, sonst schneide ich mich. Na, haben meine beiden Hemdenmätze gut in der neuen Heimat geschlafen?« Der Vater strahlte über das seifenschaumige Gesicht vor Freude, daß er seine Zwillinge wieder hatte.

      »Ja, Vati, bloß das olle Moskitonetz muß abgenommen werden. Da findet man sich ja gar nicht im Bett zurecht. Ich habe meins schon abgerissen«, erklärte Herbert. Er hatte für alles Neue ringsum mindestens solch Interesse wie für den Vater.

      »Na, du bist tüchtig«, schmunzelte der Vater. »Wenn ihr kein Netz habt, könnt ihr gar nicht schlafen. Denn da stechen euch die Moskitos und Zanzare.«

      »Sind das Mücken, Vater?« Herberts Interesse für alles, was krabbelte und flog, erwachte.

      »Ja, mein Junge. Eine Stechmücke, die hier in den südlichen Ländern

Скачать книгу