Von Bremerhaven bis Kiel. Wolfgang Max Reich

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Von Bremerhaven bis Kiel - Wolfgang Max Reich

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Titelseite

      Impressum

      Texte: © Copyright by

      Wolfgang Max Reich

      Umschlagsgestaltung: © Copyright by

      Wolfgang Max Reich

      Druck: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin

      Vorwort

      Die nachfolgenden Kapitel erzählen die Lebensgeschichte eines Jungen, der in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs, aber das Glück hatte in einem liebevollen Elternhaus aufwachsen zu dürfen. Nicht die materiellen Werte sind für das Glücksgefühl eines Kindes verantwortlich, sondern sich geborgen fühlen und die Liebe seiner Eltern verspüren, sind in der Regel der Garant dafür, sich später im Leben zurechtzufinden. Nicht der große Fernseher, oder die Urlaubsreisen ins ferne Ausland sind für das Wohl eines Kindes entscheidend. Vielmehr ist es die Zeit, die sich Eltern nehmen, um sich ihrem Kind zu widmen. Den Kindern im Spiel die Lust am Lernen vermitteln und ihren Durst nach Wissen zu befriedigen sind für die erfolgreiche frühkindliche Entwicklung mit verantwortlich. Aber lesen sie selbst wie mein Leben verlaufen ist.

      Wo alles begann

      Das Licht der Welt erblickte ich, am 15. Februar 1957, in Einswarden, einem Stadtteil von Nordenham an der Unterweser. Meine Eltern wohnten in einem alten ziemlich heruntergekommenen Haus direkt hinter dem Weserdeich. Der Wohnkomfort gegenüber heutigen Ansprüchen war erbärmlich. Die Toilette, ein Plumpsklo, befand sich außerhalb des Wohnbereichs auf dem Hof. Aber in den Nachkriegsjahren war das nichts Ungewöhnliches. Nach meiner Geburt nahm mein Vater die Stelle eines Küchenhelfers auf einem Auswandererschiff, der „Arosa Star“, an. Er pendelte nun zwischen Bremerhaven und New York. Meine Mutter hatte in die Ehe mit meinem Vater noch ihren Sohn Karlheinz aus erster Ehe mitgebracht. Karlheinz war 10 Jahre älter als ich. Aber in unserer Familie hatte der Begriff Stiefkind keine Bedeutung. Meine Eltern hatten uns beide gleich lieb. Und für mich war mein „Heinzi“, wie ich ihn liebevoll nannte, immer mein großer Bruder. Wenn mein Vater mit der „Arosa Star“ in Bremerhaven lag besuchten wir ihn auf dem Schiff, das dort an der Columbuskaje festgemacht hatte. Nach drei Reisen wollte mein Vater eine Arbeit vor Ort aufnehmen, um mit uns mehr Zeit verbringen zu können. Er fand eine Arbeit bei einer ortsansässigen Kohlenhandlung und Umzugsspedition. Ich war nun mittlerweile zwei Jahre alt. Es war ein wöchentliches Ritual: Am Sonntag wurde man schick angezogen und während meine Mutter den Sonntagsbraten zubereitete ging mein Vater mit mir spazieren. Unser Weg führte uns über den Weserdeich. Es machte mir immer besonders viel Freude. die großen Schiffe, die in Richtung Bremen fuhren zu beobachten. Außerdem führte der Weg noch am Zaun der „Weserflug“ vorbei und oft konnte ich dort große Flugzeuge vor ihrem Hangar stehen sehen. Unser Ziel war meistens der um 10 Uhr beginnende Gottesdienst in der Kirche.

      Bei einem dieser Spaziergänge trafen wir auf dem Weserdeich einen Bekannten meines Vaters. Wir begrüßten uns, und der Bekannte frug mich, ob ich ein Mädchen oder Junge sei. Hierzu ist anzumerken, dass ich einen blonden Lockenkopf hatte. Ich war, als damals 2-jähriger, in meinem Stolz gekränkt und verlangte darauf von meinem Vater das ich den Lockenschopf abgeschnitten bekomme. Mein Vater erfüllte mir diesen Wunsch und seitdem war es aus mit der Lockenpracht.

      Zu meinem dritten Weihnachtsfest kam die Mutter meines Vaters aus Halle an der Saale zu Besuch. Die Eltern meiner Mutter waren nach der Flucht aus Schlesien bereits verstorben. Aber an die Ereignisse zu meinem ersten Weihnachtsfest mit meiner Oma kann ich mich nur schwer erinnern. Alles was ich darüber weiß basiert auf Erzählungen meiner Eltern. Ich hatte ein Schaukelpferd aus Holz geschenkt bekommen, welches ich auch intensiv benutzt hatte. Aus den Erzählungen meiner Eltern weiß ich, dass ich mit nur zweimaligem schaukeln direkt vor dem geschmückten Weihnachtsbaum stand und die bunten Christbaumkugeln vom Baum gepflückt habe. Jedoch war ich wiederum so vorsichtig, dass keine der Kugeln zerbrach. Das war auch gleichzeitig die letzte persönliche Begegnung mit meiner Oma.

      Schön war es auch wenn Vaters Arbeitskollege Hein Bieber uns besuchen kam. Onkel Hein, wie ich ihn nannte, hatte immer etwas Spannendes für mich. Einmal kam er mit einem Motorroller zu uns und ich durfte mit ihm die Straße am Deich auf und ab fahren. Ein anders Mal durfte ich mit ihm vom Kohlenhof zum Bahnhof mit dem alten Pritschenwagen der Kohlenhandlung mitfahren und zuschauen wie er Briketts aus dem Selbstentladewaggon der Bahn verladen hat. Für einen kleinen Jungen, wie mich, war das ein großes Erlebnis. In diesen Zeiten wurden Freundschaften unter Arbeitskollegen noch ganz anders gepflegt als das heute der Fall ist. Das eine oder andere Mal führte uns unser sonntäglicher Morgenspaziergang auch in die Gastwirtschaft wo mein Vater sich mit Arbeitskollegen zum Frühschoppen traf. Zur Abwechslung wurde dann auch geknobelt. Ich war dann ganz stolz mit meinem Papa am Tresen zu sitzen. Während die Erwachsenen Lütt und Lütt beim knobeln tranken bekam ich ein sogenanntes Kinderbier, oder auch Malzbier genannt zu trinken. Egal wer beim knobeln eine Runde verlor spendierte mir eine kleine Tafel Schokolade. Damals gab es noch die kleinen Tafeln von der Größe einer Streichholzschachtel. Das hatte zur Folge, wenn ich mit dem Papa zum Essen nach Hause kam, dass ich die Taschen voller Schokoladentafeln hatte und meine Mutter sofort wusste, dass wir den Kirchgang geschwänzt hatten und dafür bei Fidel Wessels, so hieß der Kneipenwirt, eingekehrt waren. Worüber meine Mutter, gerade dann, wenn wir uns zum Mittagessen verspätet hatten, sichtlich verärgert war. Für mich überwog natürlich der Umstand, dass es eine extra große Portion an Schokolade gegeben hatte. Aber der vermeintliche Ärger war dann auch schnell wieder verflogen. Wenn auch mein Vater gelegentlich mit mir am Sonntag zum knobeln eingekehrt ist, so hat er jedoch nie das Haushaltsgeld vertrunken, sondern hat lediglich das Geld für die eine oder andere Überstunde ausgegeben. Die Lohntüte, die es ja damals noch gab, bekam auf Heller und Pfennig meine Mutter.

      Im Herbst war dann die Zeit zum Drachen steigen lassen. Allerdings wie heute ins Geschäft gehen und einen Drachen kaufen ging damals nicht. Mein großer Bruder hatte mir versprochen einen Drachen zu bauen. Ich wartete schon sehnsüchtig das er von der Schule heimkommt. Dann war es endlich soweit, er hatte sich im Papierwarengeschäft buntes Transparentpapier gekauft und in einer Tischlerei Leistenabfälle erschnorrt. Nun begann für mich das spannende Abenteuer. Heinzi baute für uns einen Drachen. Mit alten Drahtstiften wurde das Leistenkreuz fixiert und mit normaler Paketschnur umrundet. Jetzt wurde das Transparentpapier auf den Rahmen geklebt. Nun brauchte der Drachen noch einen langen Schwanz, dafür benutzte mein Bruder einfaches Zeitungpapier und schon war unser Drachen fast fertig. Aus Abfallholz baute mein Bruder noch eine Spindel für die Leine. Die Leine bestand aus Paketschnurresten und wurde dann auf die Spindel aufgewickelt. Dann bin ich mit Heinzi und unserem selbstgebauten Drachen auf den Weserdeich, direkt vor unserer Haustür, um ihn auszuprobieren. Der Wind blies an diesem Herbsttag recht ordentlich was uns zu einem riesen Spaß mit unserem neuen Drachen verhalf. Müde sind wir am Abend zu Bett gegangen und ich habe von neuen Abenteuern geträumt. Nun war ich bereits vier Jahre alt und war besonders stolz, wenn ich für meine Mutter kleine Besorgungen erledigen konnte. Ich freute mich, wenn meine Mutter mich zum Milch kaufen in die im Ort befindliche Molkerei schickte. Mit der kleinen Blechkanne und abgezähltem Geld marschierte ich los. Immer am Deich entlang am Ende rechts herum und schon bald hatte ich die ca. 1,5 Km bis zur Molkerei geschafft. Die Verkäuferin im Milchladen kannte mich schon und begrüßte mich freundlich, Sie befüllte meine kleine Milchkanne. Wir tauschten das abgezählte Geld gegen die befüllte Milchkanne und ich machte mich wieder auf den Heimweg. Man muss sich vorstellen, der Verkehr auf den Straßen, insbesondere auf der Straße, die ich benutzen musste, begegnete ich während meiner „Einkaufstour“ nicht einem einzigen Auto. Bei heutigen Verkehrsverhältnissen wäre meine Mutter ein solches Wagnis sicher nicht eingegangen.

      Trotz der beengten Wohnverhältnisse und der Ärmlichkeit, in der ich aufwuchs, habe ich mich immer wohlgefühlt. Aber es sollte sich bald etwas ändern. Meine Eltern bemühten sich schon seit längerer Zeit eine neue Wohnung zu

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