Von Bremerhaven bis Kiel. Wolfgang Max Reich

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Von Bremerhaven bis Kiel - Wolfgang Max Reich

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ist.

      Die ersten Schuljahre

      Nun war es soweit. Mit einer bunten Schultüte in meiner Hand machten sich meine Eltern mit mir auf den Weg in die Volksschule Blexen. Dort

      angekommen sah ich zum ersten Mal meine zukünftigen Klassenkameraden. Nun wurden wir ganz offiziell von unserem Rektor, Herrn Hinrichs herzlich willkommen geheißen und es stellte sich heraus, dass Herr Hinrichs auch mein Klassenlehrer wurde. Nachdem wir noch unser zukünftiges Klassenzimmer gezeigt bekamen und ein Fotograf noch ein Einschulungsfoto gemacht hatte, war der erste Schultag auch schon wieder beendet und wir traten den Heimweg an. Am nächsten Tag, um 8 Uhr, war Unterrichtsbeginn. Um 7 Uhr wurde ich geweckt, Mama hatte schon das Frühstück vorbereitet und meinen Tornister gepackt und mit Pausenbroten bestückt. Auf meinem ersten Schulweg begleitete mich mein Vater und lieferte mich pünktlich im Klassenzimmer ab. Schnell hatte ich entschieden wo, und vor allem neben wem ich sitzen wollte. Nachdem alle eine Platz gefunden hatten wurde vom Lehrer ein Klassenspiegel angefertigt. Dann bekamen wir einen Stundenplan für unsere Eltern ausgehändigt. Nun wurden uns die bereits vorbestellten Schulbücher übergeben. Eine Lesefibel und ein Rechenbuch. Mit dem Hinweis die Bücher sorgfältig zu behandeln und zuhause mit Schutzfolien zu versehen. Herr Hinrichs, unser Klassenlehrer, war ein schon älterer, grauhaariger Mann. Er war ein väterlicher Typ, der eine gewisse Strenge ausstrahlte mir aber sofort sympathisch war. Er war sehr musikalisch und hatte zum Unterricht seine Geige mitgebracht und stimmte gleich ein altes Volkslied an. Wir sangen dann gemeinsam „Alle Vögel sind schon da“. Nach einigen kleinen Gesangseinlagen, und dem dazugehörigem Spiel auf der Geige war bereits das Eis zwischen Lehrer und Schülern gebrochen. Um uns alle besser kennen zu lernen, forderte er uns nun noch einzeln auf, etwas von Daheim und von unseren Eltern zu erzählen. Wir merkten gar nicht wie schnell die Zeit verging. Nach der dritten Schulstunde, um 11 Uhr, war unser erster Schultag schon beendet und wir machten uns auf den Heimweg. In Zukunft sah unser Schulalltag vor, dass unser Unterricht, Montag bis Freitag, in der Zeit von 8 bis 13 Uhr und am Samstag von 8 bis 11 Uhr stattfinden sollte. Das hatte zu Folge, dass unsere wöchentlichen Einkaufstouren nach Bremerhaven erst ein wenig später beginnen konnten. Jetzt nutzte meine Mutter auch häufiger meine Abwesenheit, um mit dem Bus, den einen oder anderen Einkauf in dem 6 Km entfernten Nordenham zu erledigen. Aber auch an diesen Tagen hatte meine Mutter für mich, wenn ich von der Schule heimkam, ein frisches Mittagessen zubereitet. Nach dem Essen wurden grundsätzlich erst meine Hausaufgaben erledigt. Meine Mutter kontrollierte dies strikt und erst nach Erledigung durfte ich zum Spielen nach draußen. Schnell hatte ich mich mit einigen Klassenkameraden angefreundet. Einige von ihnen wohnten ganz in unserer Nähe. Am Nachmittag trafen wir uns dann häufig zum Spielen. Morgens holte ich immer zwei meiner Schulkameraden von zuhause ab, um dann den Schulweg gemeinsam gehen zu können. Durch den Schulalltag merkte ich gar nicht wie schnell die Wochen, bis zu den ersten Herbstferien, vergingen. In unserem Neubaugebiet waren wieder Erweiterungen geplant. Die Baufirmen hatten inzwischen schon für die Errichtung weiterer Wohnblocks Baugruben ausgehoben und Kellerfundamente gegossen. Für uns Kinder, ins besonders für mich und meine Neugierde, war das besonders reizvoll. Trotz der Verbote der Eltern, zog es uns immer wieder in die Nähe dieser Baustellen. Außer einer Beschilderung, mit der Aufschrift „Eltern haften für ihre Kinder“ gab es keine Absperrung. Bauzäune, so wie sie heute üblich sind, wurden damals nicht aufgestellt. Am Wochenende, wenn die Arbeiten ruhten und keiner auf der Baustelle war zog es uns wie ein Magnet dorthin. Auf der angrenzende Koppel wurde von den Firmen Gerätschaften und vieles mehr abgestellt. Diese Koppel wurde durch einen Entwässerungsgraben geteilt. Nun kam ich auf die Idee man könnte doch einen alten rostigen dort abgestellten Kalkkübel als Kahn nutzen. Meine Spielkameraden fanden meinen Vorschlag gut und mit vereinten Kräften zogen wir den rechteckigen Kalkkübel auf den Wassergraben. Meine Idee hatte funktioniert. Der Kübel schwamm auf dem Graben und wir probierten aus, wie viele er von uns tragen würde. Schnell stellten wir fest, dass wir maximal zu zweit in den Kübel steigen konnten. Nun holten wir uns von der Baustelle noch zwei Reststücke einer Dachlatte. Abwechselnd bestiegen jetzt immer 2 von uns den Kübel und mit den Holzstaken versuchten wir den Kübel vorwärts zu bewegen. Das bereitete uns einen riesen Spaß. Wir fühlten uns wie richtige Kapitäne. Problematisch war immer das Ein- und Aussteigen, denn der Kübel drohte dabei mit Wasser vollzulaufen. Es kam wie es kommen musste. Nach mehrmaligen Umsteigen rutsche ich vom Ufer ab und trat ins Wasser. Der Graben war zum Glück nicht sehr tief, aber es reichte aus, um mir Nasse Füße zu holen. Das Wasser hatte meine Gummistiefel geflutet. Am Ufer zog ich meine Stiefel aus, um das Wasser auszuschütten. Mein erster Gedanke war, was erzähl ich daheim meinen Eltern. Meine Mutter bemerkte meine nassen Socken und die nassen Stiefel sofort. Nun musste ich beichten was passiert war. Meine Eltern waren von meiner ersten Seefahrt natürlich nicht begeistert und ich musste mir von meinem Vater die erste große „Standpauke“ abholen. Im Grunde aber waren sie beide froh das mir nichts passiert war.

      Um Kohlen und Briketts zu sparen hatte mein Vater durch Beziehungen zum Bauleiter seines Arbeitgebers eine LKW-Ladung mit Abbruchholz organisiert. Das Holz wurde vor dem Kellereingang auf die Straße gekippt. Das Holz hat uns nichts gekostet, aber nun musste es schnellstmöglich in handliche Stück zersägt und im Keller eingelagert werden, denn der Kellereingang musste wieder zugänglich sein. Mein Vater stellte seinen alten hölzernen Sägebock auf und schon ging es los. Ich half meinem Vater dabei. Vor dem zersägen der Balken befreiten wir diese noch von Nägeln, denn wir wollten auf keinen Fall das Sägeblatt der Bügelsäge beschädigen. Mein Vater fettete das Sägeblatt, in dem er es mit einer Speckschwarte einrieb. Am späten Nachmittag hatten wir, bis auf einen Rest, den mein Vater dann noch mit der Axt zu Splitterholz hackte, den Holzstapel zersägt und in alte Kohlensäcke verpackt. Jetzt nur noch die Säcke in den Kellerraum bringen und den Gemeinschaftskellerraum ausfegen und die Arbeit war geschafft. An diesem Abend bin ich todmüde ins Bett gefallen. Zusätzlich zu meinem Taschengeld von 1 DM in der Woche bekam ich vom Papa noch einen Obolus von 2,50 DM für meine Hilfe beim Holzsägen. Das Geld steckte ich sofort in meine Sparbüchse.

      Am Wochenende begann in Rodenkirchen das alljährliche Schützenfest und meine Eltern hatten beschlossen mit mir dort hinzufahren. Als sie mir von ihrem Plan erzählten war ich gleich begeistert. Wir fuhren mit dem Mittagszug vom Bahnhof Blexen nach Rodenkirchen. Dort angekommen mussten wir nicht weit gehen, denn das Jahrmarktgelände lag direkt hinter dem Bahnhof. Um 14 Uhr, nach dem ein großer Schützenumzug mit Spielmannszügen und bunt geschmückten Festwagen, die von Traktoren gezogen wurden den Festplatz erreicht hatten, wurde der Jahrmarktstrubel feierlich eröffnet. Nun begann unsere erste Runde über den Festplatz. Fasziniert betrachtete ich die vielen bunten Los-, Zuckerbäcker- und Losbuden, nicht zu vergessen die Vielzahl an verschiedensten Fahrgeschäften, sowie die großen Festzelte und Bratwurstbuden. Ich wusste gar nicht, wohin ich zuerst schauen sollte. Besonders aber hatte es mir eine Bude angetan. Diese Bude war innen wie eine Manege im Zirkus aufgebaut und ebenfalls befand sich Streu am Boden. Kreisförmig angeordnet waren eine große Anzahl kleiner Boxen, in denen jeweils eine Karotte lag. Die Boxen waren alle nummeriert. In der Mitte des Kreises befand sich ein Drahtkäfig, in dem sich ein Meerschweinchen befand. Nun wurden vom Schausteller Karten mit den Boxennummern verkauft. Das Glücksspiel ist leicht erklärt. Wenn die Nummernlose verkauft waren ließ man das Meerschweinchen laufen, durch die Karotten angelockt suchte sich das Meerscheinchen eine Box aus. In einer Spielrunde wurde es dreimal laufen gelassen und in der Box, wo es beim dritten Lauf blieb, markierte es die Siegernummer für den Hauptgewinn. Diese Bude war ständig so gut besucht, dass ich es schwer hatte einen guten Platz zu bekommen. Die Meerschweinchen wurden natürlich in kurzen Abständen immer wieder ausgetauscht, denn nur mit hungrigen Tieren funktionierte das Glücksspiel. Bei jeder Runde über den Festplatz mussten wir an diesem Spiel teilnehmen. Nach mehreren Versuchen hatte meine Mutter Glück und das Meerschweinchen lief in die für uns richtige Box und ich durfte mir etwas aussuchen. Meine Wahl fiel auf einen kleinen Plüschesel. Ich konnte es kaum glauben das wir tatsächlich gewonnen hatten. Nach mehreren Runden über den Platz gönnten wir uns eine Bratwurst. Meine Mutter versuchte sich später auch noch an der Losbude, aber außer einem Trostpreis, war ihr das Glück nicht hold. Wir hielten uns noch eine

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