Robert Louis Stevenson - Gesammelte Werke. Robert Louis Stevenson

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Robert Louis Stevenson - Gesammelte Werke - Robert Louis Stevenson

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tragen: ›die Schuld aus Adams erster Sünde, der Mangel ursprünglicher Gerechtigkeit und die Verderbtheit meiner ganzen Natur‹: für die muß ich einstehen, und ich hoffe, man hat mich gelehrt, wohin ich mich um Hilfe wenden muß«, fügte ich hinzu; denn aus dem Aussehen des Mannes schloß ich, daß er um so besser von mir denken würde, je genauer ich meinen Katechismus kannte. »Doch was meine weltliche Ehre betrifft, so habe ich mir nichts vorzuwerfen, und die Schwierigkeiten, in die ich geraten bin, sind sehr gegen meinen Willen und (soweit ich es beurteilen kann) ohne mein Zutun über mich hereingebrochen. Das Schlimme ist, ich bin in politische Wirren verstrickt, von denen Ihr, wie man mir sagt, nichts wissen mögt.« »Schön, schön, Mr. David,« lautete seine Antwort, »ich freue mich, daß Ihr all das haltet, was Mr. Rankeillor von Euch verspricht. Und was die politischen Wirren anbetrifft, so habt Ihr vollkommen recht. Es ist mein Bemühen, jeden Verdacht zu vermeiden, ja mit alledem nichts zu tun zu haben. Die Frage ist nur,« fuhr er fort, »wie kann ich Euch, ohne von der Sache irgend etwas zu erfahren, helfen?« »Nun, Sir,« entgegnete ich, »ich schlage vor, daß Ihr an Seine Lordschaft schreibt, ich sei ein junger Mann von leidlich guter Familie und ansehnlichem Vermögen; beides trifft, wie ich glaube, zu.«

      »Rankeillors Wort bürgt dafür,« sagte Mr. Balfour, »und das genügt mir unter allen Umständen.«

      »Dann könntet Ihr noch hinzufügen (falls Ihr mein Wort dafür nehmen wollt), ich sei ein guter Kirchgänger und treuer Untertan König Georgs und in dieser Anschauung erzogen worden.«

      »Was Euch unter gar keinen Umständen schaden kann«, sagte Mr. Balfour.

      »Und ferner«, schlug ich vor, »könntet Ihr Seiner Lordschaft schreiben, ich käme in einer überaus wichtigen Angelegenheit zu ihm, die Seiner Majestät Dienste und Rechtspflege beträfe.«

      »Da ich von der Angelegenheit nichts erfahren soll,« erklärte der Gutsherr, »kann ich auch nicht für ihre Wichtigkeit einstehen. ›Überaus‹ wird daher gestrichen und ›Wichtigkeit‹ ebenfalls. Im übrigen kann ich mich ja so ausdrücken, wie Ihr es wünscht.«

      »Und dann, Sir,« schloß ich, ein paarmal mit dem Daumen über mein Genick fahrend, »dann wäre es mir noch sehr lieb, wenn Ihr an irgendeiner Stelle ein Wort zu meinem Schutz einfügen wolltet.«

      »Schutz?« echote er, »zu Eurem Schutz? Der Ausdruck wirkt ein wenig wie eine Dusche auf mich. Wenn die Angelegenheit gar so gefährlich ist, dann trage ich, offen gestanden, einige Bedenken, mich so mit einer Binde vor den Augen einzumischen.«

      »Ich glaube, ich könnte Euch in zwei Worten sagen, wo der Hund begraben liegt«, erwiderte ich.

      »Das wäre vielleicht das Beste.«

      »Nun, es handelt sich um die Appin-Mordaffäre.«

      Er hielt beide Hände hoch. »Gott im Himmel!« rief er. Nach dem Ausdruck seines Gesichtes und seiner Stimme zu urteilen, glaubte ich zunächst, ich hätte meinen Gönner verloren.

      »Ich will Euch erklären – –«, hub ich an.

      »Vielen Dank, ich will nichts mehr davon hören«, meinte er kategorisch. »Ich weigere mich in toto, noch etwas davon zu hören. Um Eures Namens und um Rankeillors willen und vielleicht auch ein wenig um Eurer selbst willen werde ich tun, was ich kann, um Euch zu helfen; aber ich will keine Einzelheiten wissen. Und es ist offenbar meine erste Pflicht, Euch zu warnen. Das hier sind kitzlige Angelegenheiten, Mr. David, und Ihr seid noch ein junger Mann. Hütet Euch und überlegt es Euch zweimal.«

      »Man sollte meinen, ich hätte es mir öfter überlegt, Mr. Balfour,« erwiderte ich, »und ich möchte Euch auf Mr. Rankeillors Brief aufmerksam machen, darin er (wie ich hoffe und glaube) mein Vorhaben billigt.«

      »Gut, gut,« sagte er und wiederholte nach einer Pause, »gut, gut! Ich werde tun, was ich kann.« Mit diesen Worten griff er zu Feder und Papier, dachte eine Weile nach und begann dann mit großer Bedachtsamkeit zu schreiben. »Wenn ich Euch recht verstehe, billigt Mr. Rankeillor Eure Absicht?« fragte er schließlich.

      »Nach einigem Hin- und Herreden hieß er mich in Gottes Namen gehen«, antwortete ich.

      »Das ist der Name, in dem man eine Sache anfangen soll«, sagte Mr. Balfour und fuhr mit Schreiben fort. Nach einer Weile fügte er die Unterschrift hinzu, überflog noch einmal das Geschriebene und wandte sich dann wieder an mich. »Also hier habt Ihr Euren Empfehlungsbrief, Mr. David. Ich setze mein Siegel darauf, ohne ihn zu verschließen, und übergebe ihn Euch offen, wie es die Sitte verlangt. Da ich aber vollständig im Dunkeln tappe, will ich ihn Euch rasch einmal vorlesen, damit Ihr sehen könnt, ob Euch damit gedient ist:

      ›Pilrig, den 26. August 1751.

      Mylord, – Dieser Brief möchte Eurer Wohlgeneigtheit meinen Namensvetter und Verwandten, David Balfour von Shaw, empfehlen, einen jungen Herrn von untadeliger Herkunft und ansehnlichem Vermögen. Er hat des weiteren die wertvolleren Vorteile einer gottesfürchtigen Erziehung genossen, und seine politischen Grundsätze entsprechen ganz Eurer Lordschaft Wünschen. Ich genieße nicht Mr. Balfours Vertrauen, aber er hat, wenn ich ihn recht verstehe, Eurer Lordschaft eine Angelegenheit zu unterbreiten, die Seiner Majestät Dienste und Rechtspflege betrifft: Dinge, von denen bekannt ist, wie sehr sie Eurer Lordschaft am Herzen liegen. Ich muß noch hinzufügen, daß einige seiner Freunde des jungen Herrn Absichten kennen und billigen, und daß sie mit hoffnungsvoller Besorgnis deren Gelingen und Scheitern verfolgen.‹

      Und dann«, fuhr Mr. Balfour fort, »habe ich noch mit den üblichen Höflichkeitsfloskeln meine Unterschrift daruntergesetzt. Ihr seht, es ist von ›einigen seiner Freunde‹ die Rede; hoffentlich habe ich damit nicht zuviel gesagt?«

      »Durchaus nicht, Sir; meine Absichten werden von mehr als einem gebilligt«, entgegnete ich. »Und Euer Brief, für den ich Euch von ganzem Herzen danke, besagt alles, was ich mir nur wünschen kann.«

      »Ich habe hineingepreßt, was mir nur irgend möglich war,« erklärte er, »und soweit ich über die Angelegenheit, in die Ihr Euch mischen sollt, unterrichtet bin, kann ich nur Gott bitten, daß es genügen möge.«

      Mein Verwandter hielt mich noch zum Mittagessen fest, »um der Ehre des Hauses willen«, behauptete er; und ich glaube, ich legte den Rückweg um so rascher zurück. Ich hatte nur den einen Gedanken, auch den nächsten Schritt zu vollenden und mir damit jeden Rückzug abzuschneiden. Für einen Menschen in meiner Lage hatte eine derartige Geste, die der Unentschlossenheit und der Versuchung scheinbar einen Riegel vorschob, an sich schon etwas ungemein Verlockendes; um so enttäuschter war ich, als ich Prestongranges Haus erreichte und die Auskunft erhielt, daß er ausgegangen sei. Dies traf, glaube ich, für den Anfang und für die darauffolgenden paar Stunden auch zu; später war ich jedoch überzeugt, daß er nach Hause gekommen war und in einem der benachbarten Zimmer mit seinen Freunden tafelte, während man meine Anwesenheit wahrscheinlich ganz vergessen hatte. Wohl ein dutzendmal war ich nahe daran, wieder wegzugehen, und ich hätte es auch getan, wäre nicht das starke Verlangen gewesen, auf der Stelle meine Erklärung abzugeben, um mich dann mit reinem Gewissen schlafen legen zu können. Anfänglich beschäftigte ich mich mit Lesen, denn das kleine Arbeitszimmer, in dem man mich warten ließ, enthielt eine Menge Bücher. Aber ich fürchte, ich zog nur wenig Nutzen aus meiner Lektüre, und da die Dämmerung infolge des trüben Wetters früher als gewöhnlich einsetzte und mein Zimmer nur von einem einzigen kleinen Fenster erhellt wurde, war ich schließlich gezwungen, auch diesen Zeitvertreib (sofern es wirklich einer war) aufzugeben und den Rest der Zeit in überaus quälendem Nichtstun zu verbringen. Nur das Stimmengewirr im Nebenzimmer und die einschmeichelnden Töne eines Spinetts sowie einmal ein Lied, von einer Dame gesungen, leisteten mir gleichsam

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