Satan und Ischariot III. Karl May

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Satan und Ischariot III - Karl May страница 21

Автор:
Серия:
Издательство:
Satan und Ischariot III - Karl May

Скачать книгу

wahr zu sein, denn kaum hatte ich das Wort Alp gesagt oder wahrscheinlich nur gedacht, so fühlte ich die Last nicht mehr und ich konnte atmen. Ich wachte auf.

      Ah! Ich war nicht daheim, sondern hier in der Nähe des Canadian!

      »Winnetou!« rief ich.

      »Scharlieh!« antwortete er.

      Er lag neben mir. Ich wollte mit der Hand nach ihm greifen, konnte aber nicht, denn beide Hände waren mir am Gürtel festgebunden, und die Füße konnte ich auch nicht auseinander machen. Ich wollte den Oberkörper aufschnellen, fiel aber gleich wieder zurück, indem mir etwas den Hals zuschnürte; das war ein Strick oder ein Riemen.

      Träumte ich denn noch, oder war es Wirklichkeit? Ich sah über mir die Sterne, welche zu erbleichen begannen, und rund umher Gebüsch. Aber was war denn das! Da saßen zwischen den Büschen viele dunkle Gestalten und der Geruch des Fettes, welches ein so wichtiger indianischer Toilettenartikel ist, sagte mir, daß es Rothäute seien. Keiner bewegte sich; keiner sprach ein Wort.

      Es war mir wie im Traume, und doch sah ich ein, daß ich nicht träumte. Ich war gefangen und gefesselt, Winnetou ebenso. Der Englishman auch? Dem Stande der Sterne nach war es drei Uhr. Er hatte also die Wache gehabt.

      »Emery?« fragte ich.

      » Well!« antwortete er.

      »Also auch du!«

      »Ganz ordinär überrumpelt!«

      »Während der Wache?«

      »Leider! Kamen über mich wie aus der Erde heraus! Hatten mich beim Halse, bei den Armen und Beinen, hinten und vorn, hüben und drüben; drückten mir die Kehle zusammen, daß ich keinen Warnungsruf ausstoßen konnte!«

      »Wer?«

      »Indsmen.«

      Da erklang es neben mir:

      »Master Bothwell kann es Euch nicht sagen und Winnetou auch nicht; ich aber will Euch die Frage beantworten. Ihr befindet Euch in den Händen des Häuptlings Avat-Uh.«

      Avat-Uh heißt großer Pfeil, ein wegen seiner Grausamkeit berüchtigter und gefürchteter Komantschenhäuptling. Wenn wir uns in der Gewalt dieses Menschen befanden, so war wenig für uns zu hoffen. Gesehen hatte ich ihn noch nicht, doch wußte ich, daß er noch nicht alt war.

      Und wer hatte da neben mir gesprochen? Ich drehte den Kopf nach dieser Seite und sah ihn bei mir sitzen. Es war noch ziemlich dunkel, dennoch erkannte ich, daß er die Kleidung der Weißen trug. Aber ich hätte gar nicht nötig gehabt, mich nach ihm umzudrehen, denn ich kannte die Stimme zu genau; es war Jonathan Melton.

      »Ihr wendet Euch ab von mir?« lachte er: »Bin ich Euch denn gar so verhaßt, oder erkennt Ihr mich nicht? Sagt, wißt Ihr, wer ich bin?«

      Es wäre nicht nur lächerlich gewesen, zu schweigen, sondern auch unklug. Ich konnte von ihm doch Aufklärung über unsere Lage bekommen. Darum antwortete ich, aber keineswegs höflich:

      »Wer Ihr seid? Der größte Lump und Schurke, der mir im Leben begegnet ist!«

      »Das ist ein Vorurteil, ein ebenso großes wie ungerechtes Vorurteil, Sir. Ich bin ein ehrlicher Mann, besonders gegen Euch. Soll ich Euch das beweisen?«

      Ich antwortete nicht; darum fuhr er höhnisch fort:

      »Ihr werdet Euch hoffentlich freuen, mich als Ehrenmann kennen zu lernen. Ihr sollt gleich hören, daß ich die Wahrheit rede. Ihr gebt doch zu, daß ich Euch viel, sehr viel verdanke?«

      »Ja.«

      »Nun, ich bin eben darüber, Euch das alles ehrlich und rechtschaffen zurückzuzahlen, sogar mit Zinsen und Zinseszinsen. Ist das nicht hübsch von mir?«

      »Ich bin entzückt darüber!«

      »Nicht wahr? Ich dachte es. Ich will sogar noch rücksichtsvoller gegen Euch sein, als Ihr erwarten könnt. Ihr möchtet natürlich gern wissen, wie Ihr in Eure gegenwärtige Lage gekommen seid und was Ihr zu erwarten habt?«

      »Freilich.«

      »Nun also! Haltet mich aber nicht für dumm und unvorsichtig! Ich sage Euch die reine Wahrheit, weil ich überzeugt bin, daß ich mir damit nicht den geringsten Schaden thue. Eure abenteuerliche Rolle ist ausgespielt. Ihr könnt mich nicht mehr stören, denn Euer Testament ist gemacht! Ihr seid Gefangener des großen Pfeiles. Wißt Ihr, wer der Vater dieses Häuptlings war?«

      »Nein.«

      »Die ›starke Hand‹, welche Ihr ermordet und droben im Todesthale begraben habt. Dafür erwartet Euch der grausamste Tod, den es nur geben kann. Ihr werdet mit Winnetou, der damals dabei war, lebendig bei den Gebeinen des Toten begraben werden. Der große Pfeil hat es mir zugeschworen, und Ihr wißt, daß ein Indianer unter solchen Umständen einen solchen Schwur nicht bricht. Nun, Sir, wie ist Euch jetzt zu Mut?«

      »Mir ist sehr wohl.«

      »Schön; es wird Euch noch viel wohler werden. Also sterben werdet Ihr, langsam, in einem steinernen Grabe. Und da Ihr so große Freundschaft für mich hegt, so will ich Euer Ende verschönern, indem ich Euch die Gewißheit mit in die Hölle gebe, daß ich mich nach Eurem Tode hier auf Erden wie im Himmel fühlen werde. Ich will Euch noch vor Eurer Abfahrt die Freude machen, Euch zu gestehen, daß ich wirklich der bin, für den Ihr mich gehalten habt.«

      »Jonathan Melton, der Betrüger, und jener Tote in der Schlucht bei den Uled Ayar war der echte Small Hunter?«

      »Ja.«

      »Der Kolarasi war Euer Vater?«

      »Ja. Er hat ihn erschossen. Wir glaubten Euch dann in den Händen der Uled Ayun gut aufgehoben. Die dummen Kerle haben Euch aber entwischen lassen. Dennoch habt Ihr uns nicht eingeholt. Wir gingen unverzüglich nach Neu Orleans, wo uns seit langem hübsch vorgearbeitet worden war.«

      »Von Euerm Oheim?«

      »Ja. Er empfing die Depesche und die Briefe, und wir richteten uns darnach. Wir haben die Gelegenheit so eilig betrieben, daß Ihr dann auch hier das Nachsehen hattet. Ihr glaubtet zwar, die Sache schlau angefangen zu haben, müßt aber nun endlich einsehen, daß Ihr ein Stümper seid. Und was mir bei alledem die größte Freude macht, ist, daß ich Euch sogar bei Mrs. Silverhill den Rang abgelaufen habe. Es ist Euch wohl recht ans Herz gegangen, daß sie Euch damals den Korb gegeben hat?«

      »Wann?«

      »In der Sonora, wo Ihr so oft vor ihr auf den Knieen gelegen habt.«

      »Ich?« fragte ich, indem ich trotz der Lage, in welcher ich mich befand, hell auflachen mußte.

      »Ja, Ihr! Lacht immerhin; Ihr macht mich doch nicht irre. Wie hat Euer Gesicht gestrahlt, als Ihr sie dann in New Orleans wiedersaht!«

      »Gestrahlt? Mein Gesicht? Auch nicht übel!«

      »Ja. Ihr seid vor Entzücken geradezu närrisch gewesen!«

      »Wahrscheinlich bin ich da wieder vor ihr auf die Kniee gesunken?«

      »Natürlich, natürlich!

Скачать книгу