Satan und Ischariot III. Karl May

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Satan und Ischariot III - Karl May

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      Ich hatte gethan, was ich in meiner hilflosen Lage vermochte, und wendete mich ab, um wenigstens nicht zu sehen, was ich leider hören mußte. Judith schien sich aus allen Kräften zu wehren; sie brüllte, als ob sie gespießt werden sollte. Als sie ruhig war, drehte ich mich wieder um, konnte sie aber nicht sehen, weil sie sich in die Kutsche geflüchtet hatte. Hinter derselben klang jetzt die Stimme Meltons hervor:

      »Der ›große Pfeil‹ mag mir noch einmal sagen, ob er sein Wort halten und die drei Gefangenen wirklich töten wird!«

      »Ich halte mein Wort; sie werden morgen eingemauert,« antwortete der Häuptling. »Nun aber mag das feige Bleichgesicht mit seiner Squaw, die nicht seine Squaw ist, dafür sorgen, daß wir sie nicht länger sehen, sonst nehmen wir ihnen noch mehr als das Haar allein!«

      Die Pferde wurden eiligst vorgespannt, die überflüssigen hinten angehängt; die beiden Kutscher sprangen auf den Bock, Melton stieg zu seiner Judith ein; dann setzte sich das Gefährt in Bewegung. Der Mensch, den wir drüben in Afrika und hier hüben gejagt hatten, entkam abermals, und wir sollten – lebendig begraben werden!

      Wir waren abgestiegen und lagerten im Grase. Die Komantschen hatten heute noch nichts genossen; sie sollten hier essen, ehe der Ritt nach dem Todesthale begonnen wurde.

      Es fiel mir nicht ein, die Hoffnung aufzugeben. Auf Gnade konnten wir freilich nicht rechnen; aber das uns bestimmte Schicksal sollte uns erst morgen werden, und bis dahin hatten wir wenigstens noch zwanzig Stunden Zeit. Und was kann in zwanzig Stunden alles geschehen!

      Von außen her rechnete ich freilich auf keine Hilfe. Wir mußten uns selbst helfen. Aber wie?

      Zunächst lag für uns eine Beruhigung in dem Umstande, daß man uns nicht unnötig vorher quälen zu wollen schien. Der Häuptling hatte gesagt und auch bewiesen, daß er uns achtete. Mehr konnten wir zunächst nicht verlangen.

      Auch wir bekamen zu essen. Es gab Fleisch, und die Portionen, welche wir erhielten, waren so groß wie diejenigen der Komantschen. Da man uns nicht wie Kinder füttern wollte, mußten wir selbst essen, und damit das möglich war, wurden uns die Hände nach vorn frei gegeben, dafür aber die Füße fest zusammengebunden. Natürlich wurde während dieser kurzen Zeit jede unserer Bewegungen scharf beobachtet. Dann wurden uns die Hände wieder auf den Rücken zusammengebunden.

      Dabei bemerkte ich, daß Emery, als er die Hände nach hinten legte, eine eigentümliche, wie horchende Miene machte. Er sah, daß ich das beobachtete, und sagte in deutscher Sprache:

      »Du sahst wohl, daß ich genau aufpaßte?«

      »Ja. Eigentlich hätte ich dies aber nicht bemerken sollen, weil es die Roten ebenso leicht sehen können; sie würden dann ebenso gut ahnen, wie ich es geahnt habe, daß du irgend eine geheime Absicht hast.«

      Da wendete sich derjenige Komantsche, welcher uns am nächsten saß, an den Häuptling und sagte diesem:

      »Die beiden Bleichgesichter sprechen in einer Sprache miteinander, welche ich nicht verstehe.«

      »Old Shatterhand mag sagen, was für eine es ist.«

      »Es ist die Sprache meines Landes und Volkes.«

      »Wo liegt das Land deiner Vorfahren?«

      »Über dem großen östlichen Meere drüben.«

      »Das ist doch England!«

      »Nein; mein Vaterland liegt noch viel weiter im Osten.«

      »Hat dein Volk Todeslieder, wie wir roten Krieger sie haben?«

      »Ja, Sterbelieder und Sterbegebete zum großen Manitou.«

      Art eurer eignen Sprache?«

      »Ja.«

      Da erhob er seine Stimme, daß alle es hören konnten, und sagte:

      »Wenn ein tapfrer Krieger den Tod nahen sieht, so rüstet er sich darauf. Er gedenkt seiner Thaten und preist sie in der Weise seines Volkes. Die beiden Bleichgesichter sind tapfre Krieger; sie werden sterben und müssen von ihren Thaten in der Sprache ihres Volkes sprechen. Wir dürfen sie töten, aber ihre Seelen müssen wir ihnen lassen, damit die ›starke Hand‹ von ihnen in den ewigen Jagdgründen bedient werden kann. Stören wir sie also nicht, wenn sie in der Sprache ihres Volkes miteinander sprechen!«

      Das war denn doch eine große Nachsicht von einem, den ich für unnachsichtig gehalten hatte, eine Nachsicht freilich, welche nur die Folge seiner religiösen Anschauungen war. Nun konnte ich mich mit Emery nach Belieben unterhalten. Wir zeigten dabei so tiefernste Gesichter, als ob wir von nichts als dem uns bevorstehenden Tode sprächen.

      »Also,« fragte ich, »woran dachtest du vorhin, als mir dein Gesicht so auffiel?«

      »An ein Kunststück, welches ich einigemale gesehen und dann auch nachgemacht habe. Es heißt ›Der gefesselte Hexenmeister‹, und ich kam auf den Gedanken, ob es vielleicht möglich sei, es hier an den Mann zu bringen.«

      »Hm! Bilde dir nicht ein, die Leute hier durch irgend einen Hokuspokus zu täuschen!«

      »Es ist nicht ein Hokuspokus, sondern es handelt sich um zwei Kunstgriffe, die keinem Weißen und noch viel weniger einem Indianer auffallen würden.«

      »Muß es gezeigt werden, oder kann man es nach der bloßen Beschreibung begreifen?«

      »Zeigen ist besser, hier aber nicht möglich. Der Hexenmeister läßt sich mit einem Riemen oder Bande, einer Schnur die Hände auf dem Rücken zusammenbinden und ist dann imstande, sich der Fessel jeden Augenblick zu entledigen.«

      »Aber es kann leicht bemerkt werden?«

      »Nein, sondern sehr schwer. Die Hauptsache ist, daß man sich den Riemen erst selbst auf das linke Handgelenk legen darf.«

      »Das würde vielleicht nicht auffallen; man will dem Roten, der einen bindet, behilflich sein. Weiter!«

      »Paß auf! Man faßt den Riemen in der Mitte, legt das eine Ende über das linke Handgelenk und läßt es um dasselbe knoten. Während der, welcher fesselt, den Riemen fest anzieht, zieht man am andern Ende selbst auch mit, scheinbar, um den Knoten und die Schlinge doppelt fest zu machen, in Wahrheit aber wird der Knoten umgezogen, das heißt, er wird auf dem Riemen beweglich, läßt sich auf demselben hin und her schieben. Dies ist für den, der bindet, und auch für die Zuschauer vollständig unbemerkbar. Darauf hält man beide Hände auf den Rücken, um das andere Ende um das Gelenk der rechten Hand zu legen und zu binden. Dabei faßt man den rechten Rockärmel an, als wolle man ihn zur Seite halten, damit die betreffende Person besser binden kann. Dadurch werden die Hände mehr voneinander entfernt, und man behält Raum zum Aufziehen der Schlinge, während man zugleich Gelegenheit bekommt, den Riemen während des Bindens schroff anzuziehen. Nun kann sich jedermann, ohne das Geringste zu bemerken, von der Festigkeit der Fessel überzeugen, und doch ist es nun möglich, durch Aufschieben des einen oder andern umgezogenen Knotens bald die rechte und bald die linke Hand nach Belieben frei zu machen; man kann sie auch wieder fesseln und die Knoten zu jeder Zeit untersuchen lassen. Vermagst du dich hineinzudenken?«

      »Sehr leicht. Ich halte es für möglich, daß wir dem Kunststücke unsere Rettung verdanken.«

      »Ja, ich habe vorhin, als wir wieder gebunden wurden, gut aufgepaßt. Ich

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