Erfolgreich scheitern. Alexander Florin
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Erfolgreich scheitern - Alexander Florin страница 2
Schlimm ist es allerdings, wenn dieser Wille zwar in Ihnen schlummert, Sie ihn aber unterdrücken, verdrängen und nicht wahrnehmen wollen. Unbewusst werden Sie einiges richtig machen, das Bewusstsein wird jedoch stets versuchen gegenzusteuern. Durch diese uneinheitliche Herangehensweise steht Ihnen eine grandiose Niederlage bevor, die vom erfolgreichen Scheitern meilenweit entfernt ist.
Sie brauchen keine Psychiatercouch, nur Ehrlichkeit gegenüber sich selbst: Wollen Sie wirklich, wirklich scheitern? Was will Ihr Verstand – und was will Ihr Bauchgefühl? Nur wenn Sie beides in Einklang bringen, wobei der Verstand leichter zu überzeugen ist als der Bauch, werden Sie erfolgreich sein können.
Anna – wie unsere anderen Projektbeispiele auch – weiß bisher nur unterbewusst von ihrem Scheiterwillen, der unnatürlich stark ausgeprägt ist. Sie geht, wie wir anhand Ihrer weiteren Schritte sehen werden, zwar von einem Erfolg aus, macht aber instinktiv alles richtig, um erfolgreich zu scheitern.
Das, lieber Leser, ist Dein Vorteil: Du bist im Besitz dieser 50 goldenen Scheiterregeln und musst Dir nicht mühsam selbst erarbeiten, wie man erfolgreich scheitert; das verstößt zwar gegen Regel 27, ist aber in diesem speziellen Fall tolerierbar. In Ermangelung eines solchen Ratgebers können unsere vier Beispiele zu diesem frühen Zeitpunkt ihre wahrhaftige Einstellung noch nicht erkennen und folgen dem gesellschaftlich verordneten Erfolgsdruck. Aber Du, geneigter Leser, hast mit diesem Buch die Chance, bereits von Anfang an alles richtig zu machen.
2. Sie dürfen sich vom Scheitern nicht abbringen lassen
„Experts are clueless.“
Guy Kawasaki
Was auch immer passiert, ändern Sie Ihre Zielsetzung nicht, passen Sie höchstens die äußere Zielsetzung an Ihre Einstellung an, so wie es unsere Beispiele im Laufe der Arbeit getan haben. Eine solche Anpassung ist jedoch immer riskant und kann nur funktionieren, wenn das neue Ziel schon immer zu Ihren unbewussten oder unterschwelligen Zielen gehörte.
Ignorieren Sie vor allem sämtliche Unkenrufe, die Ihnen ein Scheitern vorhersagen. Was wissen solche Kleingeister schon? Es wäre die Mühe nicht wert, diesen Unken Ihre Ziele nahebringen zu wollen; überzeugen können Sie sie sowieso nicht. Wenn Sie schon nicht in der Lage sind, solche Negativisten umzustimmen – warum sollten dann gerade diese Pessimisten Sie umstimmen können?
Die Unken tarnen sich erfahrungsgemäß mitunter erschreckend geschickt und arbeiten mit scheinbaren Fakten, Beobachtungen, Berechnungen, Hinweisen, die Sie ablenken und umstimmen sollen. Gehen Sie gar nicht darauf ein. Hören Sie gar nicht zu. Fallen Sie idealerweise in eine katatonische Starre, sobald Ihnen jemand versucht Ihr Scheitervorhaben auszureden. Das schreckt die meisten von weiteren Versuchen ab, Ihnen Ihr Projekt madigzumachen. Auf diese Weise können Sie leicht Ihren Freundes- und Bekanntenkreis auf ein vernünftiges Maß reduzieren. Ausschließlich Personen, die unbedingt zu Ihnen halten und Ihrer Meinung sind, werden Sie umgeben, und störende Einflüsse bleiben von Ihnen fern (Kapitel 4).
Anna genoss die entstehende Ruhe sehr schnell. Anfangs war sie noch oft auf Partys gewesen und hatte Freunde und Bekannte getroffen. Doch diese offenbarten rasch ihre wahren Unkengesichter und hielten Anna davon ab, mit Elan ihr Vorhaben zu verfolgen.
Jan machte ähnliche Erfahrungen und beschloss, bis zur Eröffnung seines Ladens, den Kontakt zu anderen Schallplattensammlern zu meiden, diese hatten in Gesprächen immer mit Bedenken reagiert und seine Motivation untergraben.
3. Bleiben Sie immer ruhig
Gelassenheit und Ausgeglichenheit sind der Weg zum Erfolg.
Hektik und hastige Entscheidungen sind der Weg zur Niederlage.
Wenn Sie Ihr Projekt angefangen haben, wird es regelmäßig Situationen geben, in denen von Ihnen schnelle Entscheidungen gefordert sind. Auch wenn es Ihnen anfangs schwerfällt, treffen Sie keine schnellen Entscheidungen. Bleiben Sie immer ganz ruhig. Nur wenn Sie stets ruhig und gelassen bleiben, können Sie Entscheidungen in Ruhe überdenken. Wer sich dagegen auf die verbreitete Hektik einlässt, wird bald von seinen eigenen Entscheidungen überrollt.
Nehmen Sie es gleichmütig in Kauf, wenn andere ihre Gelassenheit nicht verstehen können und sie als „Arschruhe“ zu diffamieren versuchen. Bei all der Verantwortung, die Sie mit Ihrem Projekt übernehmen, können Sie es sich gar nicht leisten, auch nur für einen Moment in Hektik zu verfallen.
Sollte Ihnen die nötige Ruhe fehlen, können Sie sie sich selbst sehr schnell antrainieren: Machen Sie es sich zur unbedingten Angewohnheit, zwischen einer Frage und einer Antwort immer eine Nacht verstreichen zu lassen. Beantworten Sie eMails grundsätzlich erst am nächsten Tag, egal wie eilig der Verfasser behauptet, sein Anliegen beantwortet wissen zu müssen. Sammeln Sie Rechnungen und bezahlen Sie diese grundsätzlich erst am Tag ihrer Fälligkeit. Meiden Sie Entscheidungen oder komplizierte Fragen – wer von Ihnen rasche Entscheidungen oder Antworten verlangt, kann Ihnen nichts Gutes wollen. Selbstverständlich sind Sie bereit, die Entscheidung oder Antwort am nächsten Tag mitzuteilen, aber doch nicht sofort! Nach nur wenigen Wochen wird Ihr Umfeld an Ihre Ruhe gewöhnt sein und anerkennend wispern: „Ich würde wahnsinnig werden, wenn ich so ruhig leben würde.“
Jan war auf der Suche nach einem Ladenlokal. Er hatte zwei Gegenden ins Auge gefasst. Als er gerade in der einen war, erhielt er einen Anruf; da er noch nicht die komplette Ruhe gefunden hatte, trug er weiterhin sein Mobiltelefon mit sich herum. In der anderen Gegend würde gerade ein Geschäft frei, er müsse sich aber rasch entscheiden. Nun, Jan ließ sich keine Hektik verordnen und fuhr am nächsten Nachmittag dorthin. Als man ihm aber erklärte, dass er jetzt nur noch wenig Zeit hätte, sich für das Geschäft zu bewerben, es gebe viele Interessierte, machte er auf dem Absatz kehrt.
Josef hatte noch guten Kontakt zu seinem Professor an der Universität. Dieser bat ihn dringend zu einem Gespräch. Josef beriet sich ausführlich mit Mara, was der Professor wohl wollen könnte, und ging zwei Tage später hin. Wie er erfuhr, beabsichtigte ein Student, seine Diplomarbeit über Seitenstechen zu schreiben – dazu gehörten auch umfangreiche Laborarbeiten, die die Universität ermöglichen würde. Dies ginge aber nur, wenn er professionelle Unterstützung hätte, die Josef und Mara mit ihrem Vorhaben hätten beisteuern können. Der Student allerdings hatte sich inzwischen für Gelenkprobleme entschieden. Mara bedauerte ihn – wie kann jemand nur so überstürzt Entscheidungen treffen.
Auch bei Tom gab es zahlreiche Anlässe zur Ruhe-Bewahrung. Als der Test-Server bei ihm einmal abstürzte, blieb Tom ganz ruhig. Drei Tage später funktionierte der Server wieder. Hätte sich Tom bei der Reparatur beeilt, das Problem womöglich noch umgehend behoben, wer weiß, welche Schwierigkeiten sich noch eingestellt hätten.
Sie dürfen nie vergessen: Probleme sind Gotteswerk. Wenn Gott Probleme streut, dann will er die Menschen aufhalten. Wenn diese sich nicht aufhalten lassen wollen, gibt es neue Probleme, bis Gottes Zeitplan, die Menschen aufzuhalten, aufgeht. Warum sich also in Stress versetzen lassen? Lieber in Ruhe und Gelassenheit das eine Problem lösen und hoffen, dass Gott, bis man das Problem beseitigt hat, sich neue Opfer zum Ausbremsen gesucht hat.
Im Gottesplan ist immer ein Ausgleich vorgesehen. Wenn Sie eine Entscheidung schnell treffen müssen, gibt es immer (!) irgendwo einen Haken, den es zu entdecken gilt, der die scheinbar gute Entscheidung schnell in ihr Gegenteil verkehren kann. Deshalb lassen Sie sich nie auf Hektik und Stress ein, sondern sind in Ihrer Ruhe und Gelassenheit immer fähig, alles sorgfältig so lange abzuwägen, bis sich entweder die Entscheidung nicht mehr stellt oder Sie absolut sicher sein können, dass diese Entscheidung nur zu Ihrem Besten gereichen wird.