Edgar Allan Poe - Gesammelte Werke. Edgar Allan Poe

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Edgar Allan Poe - Gesammelte Werke - Edgar Allan Poe страница 9

Автор:
Серия:
Издательство:
Edgar Allan Poe - Gesammelte Werke - Edgar Allan Poe

Скачать книгу

er gründlich über die Seele im Irrtum. Du lieber Gott, die Seele ein Schatten. Die Seele ein Schatten! Ha! ha! ha! – he! he! he! – hu! hu! hu! Stell dir nur einmal einen frikassierten Schatten vor!«

      »Man stelle sich – hup! – einen frikassierten Schatten vor!« rief unser Held, dessen Geisteskräfte durch die tiefsinnigen Reden Seiner Majestät aufs äußerste angefeuerte wurden. »Man stelle – hup.–sich einen frikassierten Schatten vor. Nun, hol mich der Teufel! – hup! – hm! Als ob ich solch ein – hup! – Einfaltspinsel wäre! Meine Seele, Herr – hm!«

      »Ihre Seele, Herr Bon-Bon?«

      »Ja! mein Herr – hup! – meine Seele ist – –«

      »Was, mein Herr?«

      »Kein Schatten, zum Teufel nochmal!«

      »Wollten Sie vielleicht behaupten – – –«

      »Ja, mein Herr, meine Seele ist – hup! – hm! – ja, mein Herr.«

      »Hatten Sie nicht die Absicht, zu erklären – – –«

      »Meine Seele ist – hup! – besonders geeignet für – hup! – ein – – –«

      »Was, mein Herr?«

      »Stew.«

      »Ha!«

      »Soufflee.«

      »Oh.«

      »Frikassee.«

      »In der Tat.«

      »Ragout und Frikandeau – und nun paß auf, mein guter Bursch. Ich werde es dir zukommen lassen – hup! ein Handel.« Er klopfte Seine Majestät auf den Rücken.

      »Ausgeschlossen«, sagte letztere ruhig, und damit erhob sie sich. Der Metaphysiker starrte sie an.

      »Für den Augenblick bin ich genügend versehen,« sagte Seine Majestät.

      »Hu – up! – wa–as?« sprach der Philosoph.

      »Momentan ohne Pekunia.«

      »Was?«

      »Außerdem wäre es meinerseits sehr schofel – – –«

      »Mein Herr.«

      »Vorteil ziehen zu wollen – von – – –«

      »Hup.«

      »Ihrer gegenwärtigen widerlichen und unschicklichen Verfassung.«

      Der Besucher verbeugte sich und zog sich zurück – wie er dies bewerkstelligte, konnte nicht genau festgestellt werden –, der Metaphysik aber machte eine Anstrengung, eine Flasche nach »dem Schurken« zu schleudern, die dünne Kette, die vom Plafond herabhing, riß auseinander, und der Philosoph wurde durch die herabstürzende Lampe zu Boden gestreckt.

      Alle die tausend kränkenden Reden Fortunatos ertrug ich, so gut ich konnte, als er aber Beleidigungen und Beschimpfungen wagte, schwor ich ihm Rache. Ihr werdet doch nicht annehmen – ihr, die ihr so gut das Wesen meiner Seele kennt –, daß ich eine Drohung laut werden ließ. Einmal würde ich gerächt sein! Aber die Bestimmtheit, mit der ich meinen Entschluß faßte, verbot mir alles, was mein Vorhaben gefährden konnte. Ein Unrecht ist nicht bestraft, wenn den Rächer Vergeltung trifft für seine Rachetat; es ist auch nicht bestraft, wenn es dem Rächer nicht gelingt, sich als solcher seinem Opfer zu zeigen.

      Es muß vorausgeschickt werden, daß ich Fortunato weder mit Wort noch Tat Grund gab, meine gute Gesinnung anzuzweifeln. Ich fuhr fort, liebenswürdig zu ihm zu sein, und er gewahrte nicht, daß mein Lächeln jetzt dem Gedanken seiner Vernichtung galt.

      Er hatte eine Schwäche, dieser Fortunato – obschon er in anderer Hinsicht ein geachteter und sogar gefürchteter Mann war. Er brüstete sich damit, daß er ein Weinkenner sei. Nur wenige Italiener besitzen den wahren Kunstverstand. Sie begeistern sich meist nur für eine einzige Sache: für betrügerische Manipulationen gegenüber britischen und österreichischen Millionären. In der Beurteilung von Bildern und Edelsteinen war Fortunato, gleich seinen Landsleuten, ein unwissender Prahlhans, in bezug auf alte Weine aber hatte er ein ehrliches und sicheres Urteil. Hierin stand ich selbst ihm kaum nach; ich kannte den italienischen Wein gut und kaufte viel, sooft sich mir günstige Gelegenheit bot.

      Es war in der tollen Karnevalszeit, als ich an einem dämmerigen Abend meinem Freunde begegnete. Er begrüßte mich mit übertriebener Wärme, denn er hatte viel getrunken. Der Mann war maskiert. Er trug ein enganliegendes, zur Hälfte gestreiftes Gewand, und auf seinem Kopfe erhob sich die konisch geformte Narrenkappe. Ich freute mich so sehr, ihn zu sehen, daß ich gar kein Ende finden konnte, ihm die Hand zu schütteln.

      Ich sagte zu ihm: »Mein lieber Fortunato, es freut mich, dich zu treffen. Wie prächtig du heute aussiehst – außerordentlich wohl! Doch höre: ich habe ein Faß Wein bekommen, das für Amontillado gilt, und ich habe meine Zweifel.«

      »Wie?« sagte er, »Amontillado? Ein Faß? Unmöglich? Und mitten im Karneval?«

      »Ich habe meine Zweifel«, erwiderte ich. »Und ich war töricht genug, den vollen Amontillado-Preis zu zahlen, ohne dich erst zu Rate zu ziehen. Du warst nicht zu finden, und ich fürchtete, durch eine Verzögerung den ganzen Handel zu verlieren.«

      »Amontillado!«

      »Ich habe meine Zweifel.«

      »Amontillado!«

      »Und ich muß sie zum Schweigen bringen.«

      »Amontillado!«

      »Da du beschäftigt bist, werde ich Luchesi aufsuchen. Wenn einer ein kritisches Urteil hat, ist er es. Er wird mir sagen –«

      »Luchesi kann Amontillado nicht von Sherry unterscheiden!«

      »Und doch behaupten so ein paar Narren, daß sein Weinverstand dem deinigen gleichkomme.«

      »Komm, laß uns gehen.«

      »Wohin?«

      »In deine Kellereien.«

      »Nein, mein Freund; ich will nicht deine Gutmütigkeit ausnützen. Ich sehe, du bist beschäftigt. Luchesi –«

      »Ich bin nicht beschäftigt, komm!«

      »Lieber Freund, nein! Es ist ja nicht nur das, daß du etwas anderes vorhattest; du bist ernstlich erkältet. Die Kellergewölbe sind unerträglich feucht. Sie haben eine Salpeterkruste angesetzt.«

      »Laß uns trotzdem gehen! Die Erkältung ist nicht der Rede wert. Amontillado! Man hat dich betrogen; und Luchesi – der kann Sherry von Amontillado nicht unterscheiden.«

      Mit diesen Worten hing Fortunato sich in meinen Arm. Ich nahm eine schwarze Seidenmaske vors Gesicht, hüllte mich dicht in meinen Mantel und ließ es geschehen, daß mein Freund mich eilends zu meinem Palazzo geleitete.

      Die Dienerschaft war nicht zu Hause; der Karneval hatte

Скачать книгу