BUSREISEN MACHEN GLÜCKLICH. Jens Bergmann
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Bei der Begrüßung und Information aller an Bord befindlichen Personen darauf hinzuweisen, dass bitte die gangseitig verschoben Schlafsessel vor dem Verlassen des Busses wieder zurückgeschoben werden, ist ein fast aussichtsloses Unterfangen. Was für den durchschnittlichen Busreisenden hingegen von größtem Interesse ist, sind folgende Dinge:
1. Wo ist die Toilette im Bus?
2. Wann gibt es Kaffee?
und
3. Gibt es mittags auch Würstchen am Bus?
Das heutige Tagesziel ist die Südtiroler Landeshauptstadt Bozen bzw. ein kleiner Ort ganz in der Nähe, den die wenigsten Leser kaum kennen werden und dessen Erwähnung somit nicht relevant ist.
Ohnehin handelt es sich nur um den Ort für eine Zwischenübernachtung bevor wir Morgen die Weiterfahrt zum italienischen Hafen von Genua antreten. Bis in den Raum Bozen liegen also noch gut 9 Stunden Fahrzeit vor uns, zuzüglich der Pausen. Die Ankunftszeit ist wie immer ungewiss, da die Verkehrslage auf der A 7 und A9, den Hauptverkehrsadern in Richtung Süden immer unkalkulierbar ist. Soviel auch zur allseits beliebten Frage – „wann sind wir denn wohl am Hotel?“
Auch wenn sich gewisse Dinge immer und immer wieder wiederholen – auf einer Strecke wie dieser, ist niemals alles gleich. Ständig neue Gäste sorgen für immer neue Erlebnisse, die Umstände für immer neue Erfahrungen wenn wir es einmal so nennen wollen. Aber, alles wird gut. Auch auf dieser Reise. Natürlich habe ich auch heute wieder Vorsorge getroffen und die Bordküche – sprich, die Kaffeemaschine schon vor der Abfahrt „angeheizt“. Wie auf jeder Reise dauert es auch heute nicht lange und die Frage aus dem Hintergrund ertönt: „Was riecht denn da so gut?“ Wie immer, kann ich diese Frage eindeutig einer Frau zuordnen. Es ist wirklich kurios – aber es sind immer die Frauen – niemals die Männer, die solche Fragen stellen! Lachen Sie bitte nicht, es ist so! Entweder gehören die zugehörigen Männer zum Typ „A“ – die sich nicht trauen, oder zu Typ „B“ die generell der Ehefrau das Wort überlassen und vermutlich auch im alltäglichen Leben so handeln und jegliche Wortführung und auch Entscheidungsfindung der Gattin überlassen, oder aber, es handelt sich sozusagen um Typ „C“, den bereits verstorbenen Ehemann, dessen Gattin nun die anteilige Hinterbliebenenrente auf geselligen Busreisen verjubelt, in einigen Fällen sicher die üppige Hinterlassenschaft geerbt hat und daher glaubt, sich einfach alles herausnehmen zu können. Auf „C“ komme ich später vielleicht noch zurück.
Wieder zur eigentlichen Fragestellung:
„Was riecht denn da so gut?“.
Kaum ist diese Frage in der, wie immer unüberhörbaren Lautstärke gestellt, so das auch die 6 Sitzreihen davor und 3 dahinter es mitbekommen haben, ertönt von der gegenüberliegenden Seite des Mittelganges – ich würde schätzen 2 Sitzreihen nach vorne versetzt – die Antwort: „Ach unser lieber Fahrer hat uns schon einen Kaffee gekocht“.
Wie immer bin ich zutiefst beeindruckt von der scharfsinnigen Beobachtungsgabe meiner Gäste, die stets in der Lage sind, einen Kommentar zur Lage abzugeben, so schwierig diese auch sein mag. Was würde ich nur ohne sie tun? All dies mag jetzt so klingen, als würde ich meinen Job nicht mögen. Nein, dem ist überhaupt nicht so, denn es gibt viele schöne Seiten und Erlebnisse. Aber auch darauf komme ich später genauer zu sprechen.
Vielmehr möchte ich dem Leser – vielleicht sind ja auch Menschen dabei, die schon viele Busreisen absolviert haben, mehr oder weniger regelmäßig – einen Spiegel vorhalten. Ich bin sicher, ansatzweise erkennen Sie vielleicht sich selber in der einen oder anderen Szene oder Situation wieder. Ja oder nein?
Etwa alle 2 – 3 Stunden steuere ich mit unserem Bus eine Rastanlage an. So auch heute Morgen zur ersten Pause des Tages und zur ersten Pause auf unserer 6 Tage-Reise. Deshalb nehme ich das Mikrofon zur Hand um zu informieren, wann wir die Fahrt fortsetzen werden und, dass bitte die Sitze vor dem Verlassen des Busses in die Ausgangsposition zurückgestellt werden. „Wenn alle Gäste den Bus verlassen haben, besteht für sie die Möglichkeit, H I N T E N an der Bordküche einen frischen Kaffee oder Tee zu bekommen“
Dann lege ich das Mikrofon wieder beiseite und beobachte den Lauf der Dinge. Hektisches Treiben um mich herum, während ich auf meinem Fahrersitz verweile. Jeder möchte zuerst Entdecker und Eroberer der sanitären Anlage an der Rastanlage südlich von Kassel sein und die Raucher, denen es ja verboten ist, ihrem Laster im Bus zu frönen, haben Zigarette und Feuerzeug bereits zündfertig parat und fiebern dem Ausgang entgegen, während mich einige aussteigende Gäste im Vorbeigehen fragen „wann fahren wir denn weiter???“.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich auf eine weitere, phänomenale Erscheinung zu sprechen kommen. Jeder Reisebus hat 2 Ausstiege, 2 Türen. Würde der außenstehende Beobachter nun vermuten, dass sich der Teil der Gäste, deren Sitzplätze sich hinter dem hinteren Ausstieg befinden, sich eben jener hinteren Tür bedienen würden zum Verlassen des Fahrzeugs, so irrt er gewaltig! Von ganz hinten eilen ein paar Damen ganz nach vorne, während Gäste aus dem vorderen Sitzbereich unentschlossen sind und es sogar dazu kommt, dass sich Ehepaare trennen. SIE steigt vorne aus, ER hinten. Diese Verhaltensweise wird wohl für immer ein ungelöstes Rätsel der Menschheit bleiben.
Der tumultartige Aufbruch zum Verlassen des Busses hat sich gelegt und ich bin gerade im Begriff aufzustehen, da sammeln sich schon die ersten Gäste an der vorderen, geöffneten Tür, schauen mich erwartungsvoll an und fragen mich, „bekommen wir hier den Kaffee???“
Ich schließe also für den Bruchteil einer Sekunde meine Augen, atme tief durch und fahre gedanklich zur nervlichen Beruhigung durch einen Kreisverkehr, um mich sofort nach hinten – nach h i n t e n zur Bordküche zu begeben, eben jenem Ort, an dem sich auch unsere Kaffeemaschine befindet, die diesen angenehmen Geruch in den zwei Stunden zuvor verbreitet hat, durch den frischen Kaffee, den der liebe Fahrer für alle gekocht hat (original Wortlaut einiger Mitreisender!) Eine der großen Herausforderungen steht nun ins Haus - oder in den Bus?
Eine Schlange von etwa 30 Damen und Herren wartet auf die Kaffeeausgabe! Diejenigen unter Ihnen, die mit „Asterix und Obelix“ vertraut sind, stellen sich bitte bildlich die Ausgabe des Zaubertranks am großen Kupferkessel des Druiden Miraculix vor.
Wie der Zufall es will, steht ganz vorne an jene Dame, die so charmant die Frage durch den Bus klingen ließ - „was riecht denn da so gut?“ Diese Stimme hat sich zumindest für heute eingeprägt. „Junger Mann, ich hätte gern einen Kaffee. Und dann noch einen für meinen Mann. Aber nicht jetzt. Der ist noch aufm Klo!“
Gut. Also zunächst einen Kaffee für die Dame. Höflich wie ich bin, frage ich selbstverständlich „mit Milch oder Milch und Zucker?“ und bekomme darauf eine klare Antwort – „Ne, ne, einfach so, nen schwarzen Kaffee…(Pause von 3 Sekunden)…………mit etwas Milch…(Pause von 4 Sekunden)… und vielleicht tun se etwas Zucker rein, aber nicht viel, höchstens zwei Würfel“
Eine dreiviertel Stunde später ist unsere Pause beendet. Alle Gäste sichtlich erholt und erleichtert im wahrsten Sinne des Wortes. Frischer Kaffee ist aufgesetzt für die nächste Pause und der angefallene Müll entsorgt. Man stelle sich vor, dass auf die Länge unseres Busses 4 Abfalleimer verteilt bereit stehen. Trotzdem findet sich im Sitznetz, sozusagen an der Rückenlehne des vorderen Nachbarn, die eine oder andere Bananenschale und die Hälfte der „abgepellten“ Mandarinenschale hat durch das grobmaschige Netz, dem Gesetz der Schwerkraft folgend, bereits den Weg zum Fußboden gefunden. Doch all das ist auf einer Busreise normal und