TARZAN UND SEINE TIERE. Edgar Rice Burroughs

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TARZAN UND SEINE TIERE - Edgar Rice Burroughs

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      Nachdem Tarzan die ganze Küste der Insel durchstreift und von mehreren Punkten aus Vorstöße ins Innere unternommen hatte, war er überzeugt, das einzige menschliche Lebewesen auf der Insel zu sein.

      Am Tag, der dem Kampf mit Numa folgte, stießen Tarzan und Sheeta auf den Stamm Akuts. Beim Anblick des Panthers wandten sich die großen Affen zur Flucht, aber nach einiger Zeit gelang es Tarzan, sie zurückzurufen. Es war ihm in den Sinn gekommen, dass es ein interessantes Experiment sein müsste, diese beiden Erzfeinde aneinander zu gewöhnen. Seine Absicht den Affen mitzuteilen, fiel ihm trotz des beschränkten Wortschatzes, über den sie verfügten, nicht schwer. Schwieriger war es, den Panther davon zu überzeugen, dass er mit Tieren jagen müsse, die er sonst als seine Beute zu betrachten pflegte. Unter den Waffen Tarzans befand sich auch ein langer, fester Knüppel, mit dem Tarzan Sheeta auf die empfindliche Nase schlug, sobald das Tier Anstalten traf, sich auf seine neuen Bundesgenossen zu stürzen. So lernte auch Sheeta seine Lektion, und tagelang jagten Mensch, Panther und die großen Affen gemeinsam im Dschungel, erlegten gemeinsam ihre Beute und sättigten sich gemeinsam an ihr. Zuweilen trennten sich die Tiere für einen Tag von Tarzan, um ihren eigenen Instinkten nachzugehen, immer wieder aber fanden sie sich ein, um das gemeinsame Leben fortzuführen.

      An einem jener Tage war es, dass Tarzan durch die Baumwipfel zur Küste wanderte und von einem Paar scharfer Augen beobachtet wurde. Diese Augen gehörten einem dunkelhäutigen Krieger, der auf dem Hügel einer nahen Halbinsel versteckt lag und Tarzan beobachtete. Sekundenlang musterte der Schwarze die hellhäutige Gestalt verwundert, dann wandte er sich um und gab ein Zeichen. Gleich darauf blickte ein zweites Augenpaar auf Tarzan herab, dann noch ein anderes und noch andere, bis ein gutes Dutzend wilder Krieger erstaunt den Bewegungen des weißhäutigen Mannes folgte.

      Die Schwarzen lagen so, dass der Wind ihre Witterung nicht zu Tarzan trug; zudem wandte er ihnen den Rücken, so dass er nicht bemerkte, wie sie sich vorsichtig auf den Strand hin vorarbeiteten, auf dem er sich ausgestreckt hatte.

      Die Krieger waren hochgewachsen, ihre Gesichter waren grotesk bemalt, in den Haaren trugen sie bunte Federn, an Armen und Beinen schwere Metallringe. Einmal, am Fuß der Anhöhe, richteten sie sich behutsam auf, um geräuschlos weiterzuschleichen, wobei sie drohend die schweren Keulen schwangen.

      Sie hatten den ahnungslosen Tarzan fast erreicht, als sein Instinkt ihm sagte, dass er nicht mehr allein am Strand sei. Mit einem blitzschnellen Satz kam er auf die Beine und wandte sich seinen Gegnern zu, die mit erhobenen Knüppeln und gellenden Schreien auf ihn einstürmten.

      Rechts und links stürzten die Feinde getroffen zu Boden. Die übrigen zogen sich zurück und beratschlagten in sicherer Entfernung. Dann griffen sie wieder an; diesmal machten sie Gebrauch von ihren langen Kriegsspeeren. Sie waren zwischen Tarzan und dem Dschungel, es schien kein Entkommen für ihn zu geben.

      Aber Tarzan verlor nicht die Nerven. Im Gegenteil, ein breites Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht. Er legte den Kopf in den Nacken und stieß einen gellenden langgezogenen Schrei aus, der die Schwarzen zum Halten brachte. Sie musterten einander fragend, denn sie waren überzeugt, dass keine menschliche Kehle einen derart wilden Schrei hervorzubringen vermochte. Aber ihr Zögern dauerte nur Sekunden, dann rückten sie weiter vor. Wieder wurden sie durch Geräusche, die aus dem Dschungel drangen, aufgehalten. Die Schwarzen wandten sich um und erstarrten. Der Anblick, der sich ihnen bot, hätte auch tapferere Männer als die Wagambi erstarren lassen.

      In wilden Sprüngen setzten Dutzende von großen Affen durch den Dschungel und stürzten sich, hoch aufgerichtet und mit mächtigen Fäusten auf die breite Brust trommelnd, auf die entsetzten Wilden. Tarzans Tiere waren gekommen, waren seinem Ruf gefolgt.

      Bevor die Wagambi sich von ihrer Überraschung erholt hatten, sahen sie sich zwischen zwei Feuern. Zähnefletschend griffen die Affen von der einen Seite an, während Tarzan und Sheeta das Entkommen der dunkelhäutigen Krieger nach der anderen Seite verhinderten. Schwere Speere zischten durch die Luft, hier und da sanken Affen zu Boden, um sich nie wieder zu erheben, aber auch die Schwarzen zahlten schweren Blutzoll. In kurzer Zeit hatten die Wilden sich in alle Richtungen verstreut, aber von denen, die sich über die grasbestandenen Seiten des Hügels genähert hatten, war nur ein einziger Krieger am Leben geblieben.

      Dieser eine war Mugambi, Häuptling der Wagambi von Ugambi, und als er im dichten Dschungel verschwand, machte sich Tarzan an die Verfolgung. Hinter der Anhöhe entdeckte er den fliehenden Gegner, der mit langen Sätzen einem Kriegskanu, das auf den Strand gezogen war, entgegenjagte. Geräuschlos und wie ein Schatten folgte Tarzan dem entsetzten Krieger. Ein Gedanke war ihm beim Anblick des Kanus gekommen. Wenn die Schwarzen von einer anderen Insel oder vom Festland hierhergekommen waren, warum sollte er dann nicht ihr Boot benutzen, um damit in eine von Menschen bewohnte Gegend zu gelangen?

      Eine schwere Hand fiel auf die Schulter Mugambis, bevor ihm noch zu Bewusstsein kam, dass er verfolgt wurde. Er wandte sich um, um den Kampf mit seinem Gegner aufzunehmen, aber kräftige Hände umspannten seine Gelenke, und er wurde zu Boden geschleudert, bevor er noch den ersten Streich führen konnte.

      Tarzan wandte sich in der Sprache der Westküste zu dem am Boden Liegenden.

      »Wer bist du?«, fragte er.

      »Mugambi, Häuptling der Wagambi«, erwiderte der Schwarze.

      »Ich werde dir das Leben schenken«, sagte Tarzan, »wenn du mir hilfst, diese Insel zu verlassen. Wie lautet deine Antwort?«

      »Ich werde dir helfen«, sagte Mugambi. »Aber da du alle meine Krieger getötet hast, ist niemand da, der die Paddel führen könnte, und ohne Paddler gelangen wir nicht über das große Wasser.«

      Tarzan erlaubte seinem Gefangenen aufzustehen. Der Schwarze war athletisch gebaut, das schwarze Gegenstück zu der wohlgeformten Gestalt Tarzans.

      »Komm!«, sagte Tarzan und wandte sich in die Richtung, aus der die Geräusche des Festmahls erklangen, das die Affen hielten. Mugambi schreckte zurück.

      »Sie werden uns töten«, sagte er.

      »Sei ohne Furcht«, erwiderte Tarzan. »Sie sind meine Tiere.«

      Noch immer zögerte der Schwarze, Furcht stand in seinem Gesicht geschrieben. Aber Tarzan zwang ihn, sich auf den Weg zu machen, und trat Sekunden später mit ihm aus dem Dschungel. Beim Anblick der beiden Männer hoben die Tiere den Kopf und brüllten drohend, aber Tarzan trat furchtlos unter sie und zerrte den zitternden Wagambi mit.

      So, wie Tarzan die Affen gelehrt hatte, sich an die Gegenwart Sheetas zu gewöhnen, machte er ihnen nun klar, dass sie auch Mugambi in ihrer Nähe zu dulden hätten. Sheeta schien ihn nicht zu verstehen, es wollte ihm nicht in den Kopf, dass er einmal schwarze Krieger töten durfte, um dann wieder einen von ihnen zu verschonen. Aber da er schon gesättigt war, begnügte der Panther sich damit, um den erschreckten Mugambi herumzustreichen und seine funkelnden Augen knurrend auf den Schwarzen zu richten.

      Schließlich packte Tarzan Sheeta beim Nacken und schlug ihm fest auf die empfindliche Nase, die er dann gegen den schwarzen Krieger rieb.

      Bei diesem Anblick - ein Mann, der mit bloßen Händen eine der gefährlichsten Bestien des Dschungel züchtigt - traten Mugambis Augen fast aus den Höhlen. Hatte er bisher schon den hellhäutigen Mann wegen seiner Kraft und Geschicklichkeit bewundert, so wuchs seine Bewunderung nun zur Hochachtung, die ihm Tarzan fast als einen Gott erscheinen ließ.

      Sheetas Erziehung machte schnelle Fortschritte, und nach wenigen Stunden war Mugambi für ihn nur noch ein Objekt, dem er gelegentlich seine gelangweilte Aufmerksamkeit

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