Orangen und Datteln. Karl May

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Orangen und Datteln - Karl May

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      Inhaltsverzeichnis

       Die Gum

       Djezzar-Bei, der Menschenwürger

       Assad-Bei, der Herdenwürger

       Hedjahn-Bei, der Karawanenwürger

       Behluwan-Bei, der Räuberwürger

       Christus oder Muhammed

       I.

       II.

       III.

       IV.

       Der Krumir

       Saadis el Chabir

       Abu 'l Afrid

       Ruhh es Sebcha

       Eine Ghasuah

       Abu djom

       Abu el mawadda

       Nûr es Semâ – Himmelslicht

       Nûr esch Schems

       Nûr el Hilal

       Nûr es Semâ

       Christi Blut und Gerechtigkeit

       Mater dolorosa

       Fatima Marryah

       Yussuf Ali

       Hussein Isa

       Es Salib

       Der Verfluchte

       I.

       II.

       III.

       Fußnoten

      Orangen und Datteln

      Reisefrüchte aus dem Orient

      Afrika! –

      Sei mir gegrüßt, du Land der Geheimnisse! Ich soll auf edlem Rosse deine kahlen, leeren Steppen, auf flüchtigem Dromedare deine gluterfüllte Hammada durchreiten, soll unter deinen Palmen wandeln, deine Spiegelung schauen und auf grünender Oase an deine Vergangenheit denken, deine Gegenwart betrauern und von deiner Zukunft träumen.

      Sei mir gegrüßt, du Land des Sonnenbrandes, des tropischen Pulses und des physischen Gigantentumes! Ich habe im eisigen Norden deine Wärme gefühlt, dem wunderbaren Klange deiner Märchen gelauscht und das ferne Rauschen der Psalmen vernommen, die deine überwältigende Natur zum Himmel braust. Da brandete das Meer der Springböcke über die Ebene; das Flußpferd weidete tief unter dem Wasser; der Wald brach unter den Tritten des Elefanten und des Rhinoceros; im Schlamme wälzte sich das Krokodil, und unter stacheligen Mimosen röchelte der schlafende Löwe. Mein Fuß war gefesselt, aber meine Seele eilte zu dir. Da donnerte die Büchse des Boeren; da erklangen die Speere der Hottentotten und Kaffern; schwarze Gestalten wanden sich im athletischen Ringen; Ketten rasselten; Sklaven heulten, und schwer beladen zog die Karawane nach Osten, das Schiff aber dem Westen zu. Im einsamen Duar erscholl der schmetternde Chor der Hariri; vom hohen Minaret rief der Mueddin zum Gebete; am Thore der Wüste knirschte der Sand zum Teyemmüm, und am fernen Bir beugten die Kamele ihre Kniee; die Söhne der Wüste wandten ihre Augen gen Aufgang, und der Dschellab sang sein frommes ›Lubbekka Allah hümeh, hier bin ich, o mein Gott!‹

      Sei mir gegrüßt, du Land meiner Sehnsucht! Jetzt endlich sehe ich deine Küste winken, atme die Flut deiner reinen Atmosphäre und trinke den süßen Hauch deiner Düfte. Deine Zungen sind mir nicht fremd, doch will kein Angesicht mir entgegenlächeln und keine Hand die meinige erfassen, aber vom grünen Strande herüber neigen sich die Palmenwedel, und die Höhen strahlen im freundlichen Glanze mir zu ihr ›Habakek, sei uns willkommen, o Fremdling!‹ – –

      Ich hatte in Australien den Emu und das Känguruh, in Bengalen den Tiger und in den Prairien der Vereinigten Staaten den Grizzly und den Bison gejagt. Drüben im ›far west‹ habe ich einen Mann getroffen, der sich ebenso wie ich aus reiner Abenteuerlust ganz allein in die ›finstern und blutigen Gründe‹ des Indianergebietes gewagt hatte und mir bei allen Fährlichkeiten ein treuer Freund und Maat geblieben war. Sir Emery war ein Engländer vom reinsten Krystalle, Stolz, edel, kalt, wortkarg, kühn bis zur Verwegenheit, geistesgegenwärtig, ein starker Ringer, ein gewandter Fechter, ein sicherer Schütze und dabei voller Aufopferungsfähigkeit, wenn sein Herz einmal freundschaftlichen Regungen zugängig geworden war.

      Neben diesen zahlreichen Vorzügen besaß der gute Sir Emery allerdings einige kleine Eigentümlichkeiten, die ihn sofort als Engländer charakterisierten und einen Fremden gar wohl abzustoßen vermochten; mir aber hatten sie keinerlei Störung, sondern im Gegenteile öfters eine kleine, allerdings heimliche und unschuldige Belustigung verursacht, und wir waren schließlich in New Orleans als die besten Freunde geschieden und hatten uns das Versprechen gegeben, uns wieder zu sehen. Das Rendezvous sollte – – in Algier stattfinden.

      Daß wir uns für Algier, für Afrika entschieden, geschah allerdings nicht ohne Gründe. Mein braver Bothwell war ebenso wie ich das, was man einen ›Weltläufer‹ zu nennen pflegt; er hatte fast alle Winkel der Erde durchkrochen, von Afrika aber im Süden nur die Kapstadt gesehen und im Norden das ›Gharb‹, wie der Araber die Küstenstrecke von Marokko bis Tripolis nennt, bereist. Natürlich lag ihm da der Wunsch nahe, auch das Innere dieses Erdteiles, die Sahara, den Sudan, kennen zu lernen; über Dar-for und Kordofan wollte er dann auf dem Nile zur Civilisation zurückkehren. In Algier lebte ein Verwandter von ihm, bei dem er früher einmal längere Zeit gewesen war, um das Arabische kennen zu lernen. Dieser, ein Onkel mütterlicherseits, war ein Franzose und Chef eines Handelshauses, welches sehr fruchtbringende Beziehungen zu dem Sudan unterhielt. Bei ihm, einem Mr. Latréaumont, wollten wir uns treffen.

      Was mich betrifft, so hatte ich mich während meiner Schülerzeit aus besonderer Liebhaberei auch mit der arabischen Sprache beschäftigt und während eines Aufenthaltes in Aegypten die darin erlangte, nicht gar zu große Fertigkeit möglichst zu vervollständigen versucht. Unser Zusammensein in der Prairie hatte treffliche Gelegenheit geboten, beiderseits in Uebung zu bleiben, und so ging ich mit dem Dampfer Vulkan, welcher der messagerie impériale gehörte, mit der beruhigenden Ueberzeugung von Marseille ab, daß es mir nicht schwer fallen werde, mich mit den Kindern der Sahara in ihrer Muttersprache zu verständigen.

      Afrika galt uns, wie ja auch einem jeden andern, als das Land großer, noch ungelöster Rätsel, welche uns genug des Interessanten und wohl auch Gefährlichen bieten würden; doch erfüllte uns besonders Eins mit erwartungsvoller Begeisterung: wie wir den Jaguar, den grauen Bären und den Büffel getötet hatten, so wollten wir unsere Büchsen auch an dem schwarzen Panther und dem Löwen versuchen. Emery Bothwell hatte mit einer

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