Die Schlangentrommel. Ole R. Börgdahl
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Читать онлайн книгу Die Schlangentrommel - Ole R. Börgdahl страница 19
Rin Mura schaute kurz zu Gunnar auf und nickte. Dann wählte er auf seinem neuen Telefon eine Nummer, ließ es zweimal klingeln und legte wieder auf. Erik hatte die Kreuzung bei Grün erreicht und machte ein Überkopfwende.
*
»Was machen sie?«, fragte Nhean.
Sie hatten kurz hinter einem Schuttcontainer gehalten. Arun musste sich aus dem Seitenfenster lehnen, um den schwarzen Volvo zu sehen. »Die Frau ist wieder eingestiegen, Sie hat irgendetwas bei sich. Jetzt fahren sie wieder los.«
Nhean gab Gas. Dann beobachteten sie, wie der Volvo an der nächsten Kreuzung wendete und ihnen plötzlich entgegenkam. Arun duckte sich instinktiv. Nhean wartete, bis der schwarze Wagen einen größeren Abstand hatte. Dann wendete er noch vor der Kreuzung mitten auf der Straße.
Sie überquerten den Fluss, fuhren durch die Rostocker Innenstadt. Hinter den Wallanlagen bogen sie auf den Südring ab. Nhean ließ immer einige Fahrzeuge zwischen ihnen und dem Volvo. Arun holte den Schlangenkopfhammer hervor, klappte das Schlangenmaul auf und betrachtete die Injektionsnadeln. Nhean blickte kurz zu ihm.
»Du kannst doch jetzt nicht zuschlagen. Wir sollten warten, bis sie im Hotel sind.«
»Woher willst du wissen, dass sie hier übernachten?«, fragte Arun. Er ließ das Schlangenmaul zuschnappen.
»Das weiß ich natürlich nicht. Im Hotel oder wenn sie eine Pause machen. Wir müssen ihn alleine erwischen.«
»Die Leibwächter interessieren mich nicht«, sagte Arun. »Wir holen ihn uns einfach und fahren dann mit ihm fort. Wir müssen seinen Leibwächtern nur entkommen, dann haben wir alle Zeit der Welt.«
Nhean sah wieder zu Arun. »Sie sind zu dritt, wusstest du, dass es drei sind, hat er dir das erzählt, hat er dich gewarnt?«
»Ja, nein, er hat gesagt, dass der Angka mit der Trelleborgfähre kommt und er hat mir drei Auto-Kennzeichen genannt und das es eine schwarze Limousine, ein Volvo, sein wird. Und es hat alles gestimmt, eines der Kennzeichen hat gestimmt und es ist ein schwarzer Volvo.« Arun machte eine Pause. »Und ich habe den Angka sofort erkannt, er ist es, nach so vielen Jahren.«
»Was hat er dir noch gesagt?«, fragte Nhean. »Du hast doch länger mit ihm gesprochen. Ich habe doch gesehen, dass etwas nicht stimmt.«
Arun nickte bedächtig. »Der Angka will nach Berlin und wir sollen den Wagen nur verfolgen, an ihm dranbleiben, ohne aufzufallen. Wir sollen noch warten.« Arun sah Nhean jetzt direkt an. »Er will bestimmen, wann wir uns den Angka holen dürfen.«
»Und du vertraust ihm?«
»Ich weiß nicht.« Arun schüttelte den Kopf. »Es ist merkwürdig. So war es noch nie, bei den anderen haben wir immer sofort zugeschlagen, nachdem er mit uns Kontakt aufgenommen hatte.«
»Aber du willst dich nicht an seinen Befehl halten?«, fragte Nhean.
»Befehl?«, sagte Arun spöttisch. »Ich nehme von niemandem Befehle an, und am Ende entscheiden wir selbst, was wir zu tun oder zu lassen haben.«
Sie schwiegen einige Sekunden.
»Und was ist nun mit den Leibwächtern?«, wiederholte Nhean.
»Die Frau zählt nicht«, sagte Arun schnell.
»Glaubst du, sie gehört zu ihm?«
»Ich weiß nicht und es ist mir auch egal«, entgegnete Arun. Er beugte sich vor, um den Schlangenkopfhammer ins Futteral zurückzustecken.
»Die Frau könnte zu den Männern gehören«, meinte Nhean. »Sie könnte uns Probleme machen. Alle könnten uns Probleme machen.
»Was willst du, wir haben es doch bisher immer geschafft.« Arun holte jetzt eine der beiden Pistolen aus dem Handschuhfach, zog sie aus dem Holster.
»Die anderen hatten keine Leibwächter«, warf Nhean ein.
»Er hatte auch damals Leibwächter und wir werden ihn auch diesmal von seinen Leibwächtern trennen oder wir werden sie alle töten.« Arun klang entschlossen.
Nhean konzentrierte sich wieder auf den Verkehr. Sie folgten dem Volvo weiter Richtung Südstadt. Sie fuhren von der Hauptstraße. Sie hatten plötzlich nur noch einen kleinen Kastenwagen zwischen sich und der Limousine. Nhean ließ sich zurückfallen. Dann blinkte der Van und bog rechts ab. Der Volvo war keine zweihundert Meter vor ihnen. Der Wagen wurde langsamer. Erst jetzt sah Nhean den geschlossenen Bahnübergang. Der Zug war noch nicht durch. Es wäre zu auffällig gewesen, wenn Nhean mit zu großem Abstand gehalten hätte und er konnte weder rechts noch links abbiegen. Er fuhr weiter, blieb hinter der Limousine stehen. Sie waren allein. Arun sah sich um, niemand sonst wartete an dem Bahnübergang. Es dauerte zwei Sekunden, bis er den Entschluss gefasst hatte. Nhean ahnte, was sein Freund vorhatte.
»Gib mir meine Pistole.«
Arun zögerte eine Sekunde, nickte, holte das Holster mit der zweiten Waffe aus dem Handschuhfach und reichte es Nhean.
»Ich nehme mir den Fahrer und den Beifahrer vor.« Nhean zog die Pistole aus dem Holster, prüfte das Magazin und entsicherte die Waffe. »Wenn ich geschossen habe, dann musst du dich sofort um die Frau kümmern. Ich werde aufpassen, dass er uns nicht entwischt. Es muss aber schnell gehen, sehr schnell.«
Nhean hatte den Türhebel schon in der Hand, als der Zug vorbeidonnerte. Es dauerte zwanzig Sekunden. Der Bahnübergang war wieder frei, die Schranken blieben aber unten. Arun sah nach rechts aus der Gegenrichtung näherte sich ein Güterzug.«
»Jetzt!«, rief Nhean.
Er zog den Türhebel durch und wollte die Fahrertür gerade aufdrücken, als sein Blick in den Außenspiegel fiel. Es standen plötzlich zwei Fahrzeuge hinter ihnen. Der vordere stellte gerade den Motor ab. Der Wagen war voll besetzt.
»Was ist?«, fragte Arun, der Nheans Zögern bemerkt hatte.
»Verdammt!«, zischte Nhean.
Arun blickte sich um. Dann sah er wieder nach vorne und versank ein Stück in seinem Sitz. Das Rumpeln des Güterzuges nahm er nicht mehr wahr. Es dauerte fast fünf Minuten, bis sich die Schranken endlich öffneten. Der Volvo gab Gas, schoss davon. Nhean überquerte den Bahnübergang sehr langsam. Der Wagen hinter ihm hupte und überholte dann schnittig. Sie konnten den Volvo gerade noch sehen, als auch Nhean wieder schneller fuhr. Sie holten auf und sahen, wie die schwarze Limousine nach rechts in ein Industriegebiet einbog. Sie fuhren an mehreren Autohäusern vorbei, dann blinkte der Volvo erneut und fuhr auf das Gelände einer großen Autowaschstraße.
*
Erik passierte vor einem silbernen Subaru Forester das Hallentor der Waschstraße. Er rollte langsam durch die Sprinkleranlage. Die Flüssigkeit aus den Düsen schäumte, als sie auf Motorhaube und Windschutzscheibe auftraf. Es roch scharf nach Chemie. Der automatische Scheibenwischer setzte sich in Bewegung und schob Schaum und eine Dreckspur über die Windschutzscheibe. Sie erreichten den Waschplatz. Erik ließ die Scheibe der Fahrertür