Servus in Bhutan. Roland Reitmair
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Nach einiger Zeit ging‘s aber wieder. Die „Momos“ schmeckten gut.
Mit Tomatensoßen und solchen, die Chili dafür ausgaben, war ich ab sofort vorsichtig.
Thimphu und der zweite Eindruck
Das Frühstück sollte ich jeweils in der „swiss bakery“ einnehmen, hatte mir Gunther geraten. Ein Schweizer Zuckerbäcker servierte dort ausgezeichnetes Frühstück – von Omeletten und scrambled eggs über Brot, Toast, bis hin zu Süßspeisen gab es dort alles.
Am Weg dahin musste ich an einer Schule vorbeigehen. Ein kleiner Zwerg von vielleicht sechs Jahren trompetete im Kreis seiner Freunde: „Good morning Sir, good morning Sir“. Dann grinsten die Kinder, glucksten vor SPass und steckten die Köpfe zusammen. Einer von ihnen äffte mich nach und ging in großen Schritten hinter mir her. Wie im Film.
Die Unterrichtssprache ist neben Dzongkha vor allem Englisch. In Bhutan gibt es neun verschiedene Sprachen und wahrscheinlich noch einmal so viele Dialekte. Dzongkha und Englisch sind so etwas wie ein Kompromiss.
Als ich am nächsten Tag auch mittags in die Bäckerei des (touristenscheuen) Schweizers kam, war das Lokal voll mit Schülern und UNO-Voluntären, die sich zu Bon Jovi eine Art Burger hineinstopften und mit Pepsi „- ´cause it´s New York“, die Mittagspause zelebrierten.
Entlang der Hauptstraße durch Thimphu steht ein Geschäft ums andere, die meisten mit demselben Warenangebot und Preis. Dort und da gibt es geringfügige Qualitätsunterschiede.
Die Verkäufer sind meist fair und weisen einen darauf hin.
Handeln ist verpönt. „Wir sind keine Inder“, sagen sie.
Als zukünftiger „Buchhalter“ des Projektes vor Ort, musste ich natürlich auch zur Bank mich vorstellen.
Die EDV-Vernetzung gleicht fast jener von europäischen Banken.
Vom Geldinstitut ging ich dann Richtung Fluss. Dort standen wieder eher mittelalterliche Häuser ohne Fensterscheiben, Elektrizität oder fließendem Wasser. Gegensätze überall.
Hunde auch.
Ich gelangte zum Kino, wo irgendwelche Bollywood-Produktionen beworben wurden.
Die Straße hinauf – vorbei am Handycraft Emporium (wo feinste bhutanesische Handarbeit feilgeboten wird) und vorbei auch am Golfplatz – erreicht man nach wenigen Minuten den Tashichoedzong. Ein Bau wie eine Burg und seit 1952 permanenter Regierungssitz.
„Wenn Du dort noch weiter gehst, bis in den nächsten Ort… das ist Taba. Da wohne ich mit meiner Familie. Du fragst einfach nach Gunther, dort kennt mich jeder. Außerdem findest du meinen VW-Bus sicher schnell.“, hatte mich Gunther ermutigt ihn zu besuchen.
In Taba ist alles schon sehr ländlich, klein und ruhig.
Kinder spielen und tollen herum. Zeichnen Bilder in den Schlamm und warten dann, bis der nächste Regenguss sie wieder verwischt.
Gunther stellte mir seine beiden Ziehtöchter vor und seine Frau. Es gab Tee, dann nahm er mich mit zurück zum Hauptplatz, zu seinem „Druk Optical Shop“.
Später standen mir noch die offiziellen Wege bevor.
Ich stellte mich im Laison Office vor und setzte mich gleich einmal an den Office-Computer, weil mein Vorgänger geschrieben hatte, dass er noch wichtige Informationen für mich abgespeichert hätte.
Meinen Vorgänger hatte ich leider nicht mehr getroffen. Durch die endlosen Diskussionen, ob ein Nachfolger kommen soll oder nicht, befand er sich bereits außer Landes, bis ich eintraf. Das sollte sich später als großer Nachteil erweisen. Ich hatte nur seine geschriebenen Berichte und davon nur die Hälfte. Hier auf der Festplatte konnte ich trotz eifriger Recherche keine entsprechenden Dateien oder Berichte finden.
Danach besuchte ich noch das österreichische Koordinationsbüro – so etwas wie eine Auslandsvertretung Österreichs. Dieses Büro koordinierte ALLE österreichischen Projekte in Bhutan und war (ohne konsularische oder diplomatische Aufgaben) der Botschaft in Neu Delhi eng verbunden. Also so etwas wie eine Außenstelle für Entwicklungshilfe.
Der Leiter dieses Büros lebte mit seiner Frau und den Kindern in einem kleinen, feinen und sehr gemütlichen Haus in Thimphu, unweit des Büros. Wir sprachen kurz über das Projekt.
Seine zynisch-bissigen Anmerkungen zum Projektfortschritt passten gut zu Gunthers Ausführungen.
Ich durfte zum Essen bleiben – erst später, konnte ich diese zu wunderbarer Regelmäßigkeit ausartenden Einladungen richtig schätzen.
Wenn man aus Ura kommt, aus dem Projekt, ist es gar nicht so leicht, die „Lager-Scheuklappen“ abzulegen.
Der Büroleiter, seine Frau und die Kinder schufen aber die dafür nötige Atmosphäre.
Hier konnte man seinen Frust abladen, konnte sehr, sehr gut essen und bei Kaffee und Kuchen wieder zu einem normalen Lebensrhythmus finden.
Konnte alles, was in der Einsamkeit des „Hinterlandes“, in der bedrückenden Atmosphäre eines abgeschiedenen Projektes belastet, vergessen.
Die Tage vergingen viel zu schnell. Schon kam der Projektverantwortliche aus Ura zurück.
Wir hatten jeder noch einen Abend in Thimphu, bevor er wieder nach Hause, und ich endlich nach Ura fahren würde.
An diesem Abend brachte er mir eine weitere Sichtweise der Dinge näher.
Ein führ ihn fast nicht erwähnenswertes Detail am Rande war für mich höchst interessant: Jetzt hier in Bhutan eröffnete er mir, dass das Projekt „aufgrund von Unstimmigkeiten“ eventuell schon früher enden könnte, und dass somit mein Einsatz vorerst mit sieben Monaten befristet sei.
„Insgesamt muss ich aber vierzehn leisten – was ist mit dem Rest meines Staatsdienstes?!“
„Da wird sich schon was finden, wo Sie das abdienen können… vielleicht in Österreich, oder in einem anderen Projekt, wer weiß. Allerdings liegt das nicht in unserer Zuständigkeit“, meinte der für mich in dem Moment einfach nur zynische und überhebliche Mensch.
Nach meiner Reaktion versprach er mir wenigstens, mich so rasch wie nur möglich über die Entscheidungen zu informieren.
Dann widmete er sich wieder seiner Lieblingsbeschäftigung reden und erzählte vom Land und den Leuten, das er nun doch bei seinen Besuchen schon relativ gut kennengelernt habe.
Er erklärte, wie so ein Projekt zu laufen hätte, was noch nicht so gut lief und wie man der fremden Kultur zu begegnen hätte.
Vielfach wiederholte er nur, was Gunther und der Büroleiter erzählt hatten. Irgendwie langte es langsam, genug der Verhaltensregeln und Tipps.
Den Ausführungen folgte ich daher nicht mehr mit letzter Konsequenz, sondern stellte mich innerlich schon auf die Autoreise nach Ura ein.
Ich